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Audeze MM-100 Test

Audeze MM-100 im Praxis-Check

Der mehrtägige Praxistest erfolgte an den folgenden Kopfhörerverstärkern:

Als Referenzkopfhörer zum klanglichen Vergleich kamen die offenen Studiokopfhörer Focal Clear Mg Professional und AKG K812 zum Einsatz. Beide Modelle haben das gleiche Anwendungsspektrum, sind preislich aber deutlich oberhalb des Audeze Kopfhörers angesiedelt. Erst kurz zuvor hatte ich den neuen Sennheiser HD 490 Pro im Review. Dieser direkte Konkurrent (ähnliche Preisregion / als Basisvariante sogar günstiger) steht mir zwar leider nicht mehr zum unmittelbaren Vergleich zur Verfügung, allerdings habe ich den Klang quasi noch im Ohr, um hier und jetzt sagen zu können, dass beide Kopfhörer definitiv in der gleichen Liga spielen und einen vergleichbaren Wiedergabecharakter besitzen.

Die klangliche Beurteilung erfolgte anhand vertrauter Produktionen, Produktionsbestandteile und Signalgeneratoren in Logic Pro.

Anwendungsbereich

Der Audeze MM-100 wird als Kopfhörer zum professionellen Mixing und Mastering beworben. Aufgrund der offenen Bauweise eignet sich das Audeze Modell erwartungsgemäß nicht für den Aufnahmeraum bei übersprechungssensiblen Mikrofonierungen sowie die mobile Verwendung in einer lauten Umgebung. Dank seiner geringen Impedanz gewährleistet der MM-100 dennoch eine souveräne Wiedergabe an mobilen Abspielgeräten wie meinem iPad (samt 3,5mm-Adapter aus “Privatbesitz”).

Kabel
Der MM-100 verzichtet auf einen 3,5mm-Adapter für den Kopfhörerausgang.

Wie klingt Audezes günstigster Mixkopfhörer?

Der Audeze MM-100 zählt definitiv zu den Kopfhörern, auf die man sich als Profi bei kritischen Beurteilungen und Maßnahmen in Mix und Mastering verlassen kann. Nach meiner Einschätzung aus Reviews vergangener Jahre steht er den mir bekannten und teilweise wesentlich teureren Modellen des Herstellers in nichts nach. Dass erstklassige Profi-Tools keine Unsummen kosten müssen, hat zuletzt auch der Sennheiser HD 490 Pro bewiesen.

Frequenzabbildung

Der gesamte Übertragungsbereich ist homogen austariert und wird ohne auffällige Ausprägungen und Maskierungen dargeboten. Der tonal einwandfreie Bass geht tief hinunter und transportiert Druck, soweit dieser auch im Mix vorhanden ist – ohne diesen Bereich zu beschönigen (oder zu verschlimmern). Die Mitten klingen transparent und natürlich in den Kontext eingebettet. Im direkten Vergleich zum Focal Clear Mg Professional sind die unteren Mitten etwas zurückgenommen, was ich weder als besser oder schlechter bewerten würde. Gegenüber dem AKG K812 hat der Audeze-Kopfhörer mehr Präsenz in den oberen Mitten, was ich als Vorteil gegenüber der Referenz aus Wien (Bj. 2014) empfinde. Ohne jegliche Penetranz beleuchtet der MM-100 diesen für Gesangsstimmen und Soloinstrumente wichtigen Frequenzbereich zur präzisen Beurteilung und Bearbeitung. Typisch für einen Magnetostaten ist die feine Auflösung der hohen Frequenzen. Quantitativ ordnet sich die Höhenwiedergabe in die goldene Mitte meiner beiden Referenzkopfhörer und macht damit alles richtig!

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20.09.2023
4,5 / 5
5 / 5

Dynamik & Raumabbildung

Transienten und Impulse gelangen authentisch und konturiert ans Ohr, sodass tontechnische Maßnahmen problemlos durchzuführen sind. Die Raumabbildung und Lokalisation einzelner Mixbestandteile kann man ebenfalls als gelungen bezeichnen und entsprechen den Anforderungen an ein professionelles Abhörwerkzeug. Dass hier aber nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, zeigt der deutlich teurere Focal-Kopfhörer mit seiner fast dreidimensionalen und organischeren Räumlichkeit. Gewisse Qualitätsunterschiede gibt es dann doch, was die hohe Praxistauglichkeit des günstigeren Magnetostaten aber keinesfalls in Frage stellt! Weiterhin muss man dem Audeze MM-100 zugutehalten, dass die Stereobühne, vergleichbar mit meinen AKG- und Focal-Referenzen, nicht so überbreit ausgeprägt ist wie bei manch anderen Mitbewerbern. Ein dezentes Crossfeed-Processing an meinem Phonitor mini erweist sich dennoch als vorteilhaft und steigert das natürliche Raumempfinden.

Audeze MM-100 im Test

Tragekomfort

Der Tragekomfort zählt nicht zur traditionellen Paradedisziplin üppiger Magnetostaten, da die verbauten Magnete in vielen Fällen in einem höheren Gesamtgewicht resultieren als bei der Konkurrenz mit dynamischen Treibern. Mit 460 g (ohne Kabel) trifft dies auch auf den MM-100 zu, als schlecht würde ich den Tragekomfort dennoch nicht bewerten. Das weiche Kopfband sollte sich jeglicher Kopfform ohne die fast schon obligatorischen Druckstellen herkömmlicher Kopfbügel anpassen.

Auch die dicken Ohrpolster mindern den beherzten Anpressdruck der Ohrmuscheln soweit, dass auch längere Hörsessions problemlos zu bewältigen sind. Einen interessanten Effekt bieten die kühlenden Ohrpolster. Sie vermindern ein übermäßiges Aufheizen der Ohren trotz des nicht sehr atmungsaktiven Kunstleders. Auch wenn ein ausgeprägter Wohlfühleffekt und die Luftigkeit diverser Mitbewerber in offener Bauweise ausbleibt, so kann man dem Audeze MM-100 dennoch einen zufriedenstellenden Tragekomfort bescheinigen.

Eigenwillige Lösungen zur Größenanpassung kennt man bereits von Audeze. Im Falle des MM-100 hängt man das mehrfach gelochte Kopfband über zwei Schrauben an jeder Seite des Bügels. Hier wird nichts unnötig verkompliziert – gut so! Im Zusammenspiel mit der flexiblen Gelenkkonstruktion zur Aufhängung der Ohrmuscheln passt sich der Audeze Kopfhörer meiner Kopfform hervorragend an.

Anpassung
Flexible Gelenkkonstruktion und simple Größenanpassung des gelochten Kopfbandes

Die Wahlmöglichkeit zum Kabelanschluss an der linken oder rechten Ohrmuschel bewerte ich als weiteres Komfortplus. Ein Kopfhörerkabel, das ständig im Weg baumelt, kann während der Arbeit ganz schön nervig sein.

Alternativen zum Audeze MM-100

Als alternative Modelle in offener Bauweise zum Mixing / Mastering, fallen mir in erster Linie Studiokopfhörer mit dynamischen Treibern ein. Die genannten Kopfhörer befinden sich grob in der gleichen Preisregion und bieten seitens der Wandlertechnologie meines Erachtens eine gleichwertige Wiedergabequalität.

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