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Applied Acoustics Systems (AAS) Ultra-Analog VA-3 Test

Applied Acoustics Systems ist bekannt für Produkte, die Physical Modeling verwenden. Neben dem Vintage E-Piano Lounge Lizard EP-4 und Strum GS-2 mit modellierten Guitar-Sounds und -Riffs sind es insbesondere die AAS-Synthesizer, die seit Jahren stetig weiterentwickelt werden und in der DAW so einiger Producer täglich mitspielen. Es sind vier Instrumente: der Modular aufgebaute Multiphonics CV-1, der Chromaphone 3 mit einem Fokus auf synthetisierten perkussiven Naturklängen, das Streicher-Ensemble String Studio VS-3 und der Ultra Analog VA-3, den wir in diesem Test besprechen. Abgesehen vom Multiphonics CV-1 sind sich diese Physical-Modeling-Instrumente ziemlich ähnlich, der wesentliche Unterschied liegt beim Synthese-Modul.

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Der Ultra Analog VA-3 ist ein Profi-Synth, zu dem AAS noch eine günstigere „Light“-Version bietet: „Ultra Analog Session“. Sie verzichtet auf die vollständige Parametrisierung der Klangerzeugung und des Effekt-Racks. Zudem fällt die mitgelieferte Library erheblich kleiner aus und manche Sound-Expansion-Packs sind nicht kompatibel. Vom Lounge Lizard und Strum GS-2 sind ebenfalls Light-Versionen zu bekommen.

Details

Ultra Analog VA-3 erzeugt zwei separate Klänge simultan

Das ist ein gutes Konzept: Der Analog-Modeling-Synth von AAS bietet gleich zwei einzelne Layer, die sich jeweils im Detail samt Effekte und Arpeggiator programmieren lassen. Auf der optisch ansprechenden Home-Seite sind die frei zuweisbaren Macro-Regler platziert und auf der Settings-Seite lassen sich die Macros beliebigen Midi-Controllern zuordnen, mikrotonale Skalen anwählen und andere globale Einstellungen vornehmen. Der erfahrene Synthesist dürfte sich mit diesem Software-Instrument schon innerhalb kurzer Zeit wohlfühlen.

Der VA-3 versteht sich als Performance-Instrument und erlaubt Controller-Zuweisungen und auch die Verwendung mikrotonaler Skalen.
Der VA-3 versteht sich als Performance-Instrument und erlaubt Controller-Zuweisungen und auch die Verwendung mikrotonaler Skalen.

Editor-Bereich orientiert sich an klassischen Analog-Synthesizern

Er ist in drei Bereiche unterteilt, die für beide Layer verfügbar sind: Modes, Synth und Effects. Bei den Modes trifft man wie erwartet auf Unisono, Glissando, Keyboard Split und auf einen Arpeggiator, der sich anhand eines 16-Schritt-Musters rhythmisch programmieren lässt. Vier Macros ermöglichen die Zuweisung von Parametern, die mit der Controller-Zuordnung auf der Home-Seite korrespondiert.

Für rhythmische Animation ist die 16-Step-Programmierung des Arpeggiator willkommen. Layer A und B können gleichzeitig mit unterschiedlichen Arpeggiator-Musiker auftrumpfen.
Für rhythmische Animation ist die 16-Step-Programmierung des Arpeggiator willkommen. Layer A und B können gleichzeitig mit unterschiedlichen Arpeggiator-Musiker auftrumpfen.

Im Synth-Bereich liegen die beiden Oszillatoren mit einem überschaubaren Angebot an klassischen Wellenformen (Sine, Saw, Square, Noise) plus Sub-Oszillator und der Option einer harten Synchronisation. Vielseitiger ist das Filtermodul. Es besteht aus zwei Multi-Mode-Filtern (Tief-/Hoch-/Bandpass, Bandsperre, Formant etc.), die sich parallel oder in Reihe schalten lassen. Noise-Generator, LFO und Hüllkurven sind natürlich ebenso vorhanden. 

Klassisch aufgebaut und das Herzstück des VA-3 ist der Synth-Bereich mit zwei Oszillatoren.
Klassisch aufgebaut und das Herzstück des VA-3 ist der Synth-Bereich mit zwei Oszillatoren.

Solide ist auch die Effektsektion. Sie besteht aus fünf Blöcken und stellt bewährte Standards bereit: Equalizer, Kompressor, Delay, Distortion, Chorus, Flanger, Phaser, Wah Wah, Notch Filter, Guitar Amp, Tremolo und Reverb. Die Effekte klingen durchweg ordentlich und sind ein wichtiger Part fürs Sounddesign.

Für die allermeisten Synthesizerklänge ist das Angebot auf der Effects-Seite mehr als genug und auch klanglich mehr als passabel.
Für die allermeisten Synthesizerklänge ist das Angebot auf der Effects-Seite mehr als genug und auch klanglich mehr als passabel.
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PRAXIS

Was bedeutet „Ultra Analog“ klanglich?

Bei einem solchen Produktnamen stellt man sich auf einen krassen „Vintage-Sound“ mit diesem nostalgisch-warmen und enorm lebendigen Charakter ein. Der Ultra Analog schlägt aber überraschenderweise in eine andere Richtung. Es sind nicht die klassischen Pads, Synthbässe oder jumpigen Brass-Klänge, die beim ersten Anspielen positiv auffallen. Der Ultra Analog VA-3 punktet vielmehr mit einem eher klaren, kühlen und prägnanten Gesamtsound, der beim Mixing für Transparenz sorgt. Besonders klasse sind natürlich die Stack-Kreationen, wenn also zwei einzelne Sounds kombiniert und per Effekte garniert und Arpeggiator belebt werden. So etwas ist unter den virtuell-analogen Software-Synths leider viel selten zu erleben. Die insgesamt zwölf Audio-Demos, die einige dieser gelungenen Layer-Sounds zeigen, offenbaren seinen modernen Klangcharakter. Mit diesem frischen Hybrid-Sound passt dieser VA-Synth also weniger zu Retro als zu moderner elektronischer Musik.

In der Factory Library finden sich zwar viele Presets, aber nur wenige Sounds, die den Ultra Analog VA-3 so richtig glänzen lassen.
In der Factory Library finden sich zwar viele Presets, aber nur wenige Sounds, die den Ultra Analog VA-3 so richtig glänzen lassen.

Die mitgelieferte Sound Library ist zwar durchaus üppig, kann aber qualitativ eher als „durchwachsen“ bewertet werden. Mich haben leider nur relativ wenige Presets sofort begeistert oder gar inspiriert. Je nach Musikstil wird man entweder seine eigene Patches kreieren, was sich mit diesem Software-Synth gut bewerkstelligen lässt, oder man kauft sich ein paar von den rund 16 Sound Packs, die AAS auf der Webpage anbietet. Ein Pack enthält meist über 100 Presets. Bei einem Preis von regulär 39 US-Dollar ist dieser leider kein Schnäppchen, es gibt aber Special Offer für alle Packs.

Audio Samples
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„Attack Poly“ „Bell Arp“ „Desolate“ „Calm Perc“ „Land Space“ „Extra Sugar“ „The Other Side“ „Post-apocalyptic“ „Weightless Tines“ „Resonation“ „Oxygen“ „Wave Bits“

Wie lässt sich der Ultra Analog VA-3 bedienen?

Wer den Ultra Analog VA-3 auskosten möchte, kommt an einer intensiveren Bedienung nicht herum. Hier punktet das skalierbare GUI mit einer ansprechenden Retro-Optik. Man gewöhnt sich schnell an die Oberfläche, wenngleich der Editor bei den Synth-Parametern optisch ein wenig überladen wirkt. Die beiden Layer lassen sich gut bearbeiten und die Einstellungen untereinander kopieren. Offenbar gibt es aber keine Möglichkeiten, beide Layer gleichzeitig zu bearbeiten, was etwa bei Filter- und Hüllkurven-Parametern durchaus sinnvoll ist. Mit dem Browser kommt man gut zurecht. Man kann bestimmte Sounds zielstrebig nach Soundkategorien aufspüren. Dank Layer Browser lassen sich einzelne Layer aus verschiedenen Presets laden und schnell kombinieren. Leider gibt es keine separate Liste für Presets, die man als Favorit markiert hat.

Was gibt es zu verbessern?

Für das nächste Update lautet unser Wunsch: „Mehr davon!“ Vor allem bei den Wellenformen. Im Oszillator-Bereich könnten noch so einige VCO-Wellenformen ergänzt werden. Dabei dürfen es ruhig auch digitale Varianten sein, wodurch der hybride Charakter des VA-3 nochmal besser zur Geltung käme. Auch in der LFO-Sektion würden zusätzliche Wellenformen mehr an rhythmischer Abwechslung bringen. Ein MPE-Support würde dem künftigen VA-4 auf jeden Fall guttun.

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Fazit

Der Ultra Analog VA-3 hat eine besondere Rolle. Er liefert vor allem Sounds, die man von den üblichen VA-Synthesizern nicht bekommt oder zumindest nicht erwartet. Stark ist er sowohl bei Layer-Sounds samt Effekt-Setting als auch bei klaren und prägnanten Sounds.
Wer klassische Moog-Bässe, satte Oberheim-Bläser oder warme Roland-Flächen sucht, fährt mit den bekannten hochwertigen Emulationen besser. Als Ergänzung oder Alternative ist der Ultra Analog VA-3 aber allemal ein guter Tipp. Ob das allerdings die regulären 179 Euro wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Am besten startet man mit dem Ultra Analog Session für rund 50 Euro und gönnt sich bei Gefallen das Upgrade auf die Profi-Version. Natürlich gibt es auch eine Demo-Version für PC und Mac zum Probieren und auch die nächste Sales-Aktion mit halbierten Preisen wird kommen.
Hinter dem Horizont geht es weiter: Der AAS Ultra Analog VA-3 ist ein leicht schillernder und dabei sehr praktischer Lieferant virtuell-analoger Sounds, den man auf dem Schirm behalten sollte!

PRO
  • zwei Layer gleichzeitig nutzbar
  • eigenständiger, moderner Sound
  • simple Bedienung
  • viele Expansion Packs
CONTRA
  • etwas zu hoher Preis
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FEATURES
  • Virtuell-analoger Software-Synthesizer
  • Zwei Sounds gleichzeitig spielbar (Layer, Split)
  • Zwei Oszillatoren, Suboszillator, Sync
  • Multimode-Filter
  • Multi-Effekt-Rack
  • Vier Performance Macros
  • Mikrotonale Skalen
  • Factory Library mit über 1.200 Presets
  • 16 optionale Sound Expansions erhältlich
  • Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10 (64 Bit), Mac OS X (64 Bit) ab 10.11
  • Online-Aktivierung
  • VST2/3, AU, AAX, NKS, Standalone
PREIS:
  • 179,– EUR (Straßenpreis, Thomann, 2.11.2021)
  • Produktseite: https://www.applied-acoustics.com/ultra-analog-va-3/
  • Thomann Link: https://www.thomann.de/de/applied_acoustics_systems_ultra_analog_va_3.htm
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • zwei Layer gleichzeitig nutzbar
  • eigenständiger, moderner Sound
  • simple Bedienung
  • viele Expansion Packs
Contra
  • etwas hoher Preis
Artikelbild
Applied Acoustics Systems (AAS) Ultra-Analog VA-3 Test
Für 179,00€ bei
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