Apogee Boom Test

Praxis

Aufbau des Apogee Boom

Damit das Apogee Boom vom Fleck weg betrieben werden kann, liegt ein USB-Kabel bei. Auf der einen Seite des Kabels ist ein standardmäßiger USB-C-Stecker. Auf der anderen Seite befindet sich eine interessante Adapterkombination, die einen fest mit dem Kabel verbundenen USB-A-Adapter hat. So kann dieser nicht verloren gehen. Damit der Apogee Boom auf glatten Flächen nicht umherrutscht, sorgen an der Unterseite zwei großflächige Gummifüße für guten Stand. Dass sich der Kopfhörerausgang des Apogee Boom auf der Rückseite des Geräts befindet, ist für mich ein kleiner Minuspunkt. Denn wer das Audio-Interface unterwegs nutzen möchte und dabei Kopfhörer einsetzt, wird dafür stets hinter das Gerät greifen müssen. Außerdem werden durch die Unterbringung auf der Rückseite des Geräts beim Einsatz von In-Ears wichtige Zentimeter bei der Kabellänge eingebüßt. Gut schneidet dagegen der Dynamikumfang des Kopfhörerausgangs ab, der mit 117 dB(A) ordentlich ist.

Apogee Boom USB-Kabel Adapter aufgesteckt
Fotostrecke: 3 Bilder Das aufgesteckte Adapterstück des USB-Kabels ist fest mit ihm verbunden.

Software-Installation für das Apogee Boom

Vor dem ersten Einsatz des Apogee Boom steht zunächst ein Firmware-Update an. Um das Update zu installieren, muss das USB-Kabel abgesteckt werden. Wird der Steuerknopf des Audio-Interfaces beim erneuten Anstecken dauerhaft gedrückt gehalten, startet das Firmware-Update. Nach weniger als 120 Sekunden ist der Vorgang auch schon abgeschlossen und das Gerät auf dem neusten Stand. Dass das Update erfolgreich war, seht ihr spätestens beim Blick in das Control Panel des Audio-Interfaces. Hier werden die zentralen Parameter des Geräts angezeigt und zur Auswahl gestellt.

Fotostrecke: 5 Bilder Falls ein Firmware-Update bereitsteht, macht der Apogee Boom darauf aufmerksam.

Apogee Control für das Boom

Nicht zu verwechseln mit dem Control Panel ist die Mixer-Software „Apogee Control“. Sie bietet eine komfortable Oberfläche, die im klassischen Stil analoger und digitaler Mischpulte aufgebaut ist. Mit ihrer Hilfe lassen sich die verschiedenen Kanäle des Apogee Boom steuern, inklusive Bus-Zuordnungen und Features wie Pad und Phasendrehung. In übersichtlichen Sektionen organisiert und treffsicher bezeichnet, werden die Steuerungsmöglichkeiten des Apogee Boom hier gut strukturiert angeboten. Je nach Signalart, die am zugewiesenen Hardware-Eingang eines Kanals anliegt, kann für diese der passende Bezugspegel per Preset gewählt werden.

Sehr praktisch ist, dass sich für das Kopfhörer-Monitoring per Bus-Wahl relativ frei wählen lässt, an welchem Punkt des Signalflusses es ansetzen soll. Dadurch erhält der Nutzer viel Kontrolle. Das gilt auch für die Möglichkeit, beide Mixkanäle zu einem Stereopaar zu verbinden, wenn die beiden Eingänge für eine Stereoquelle genutzt werden. Gerade der Arbeit mit kleinen Monitoren, wie etwa bei Laptops, kommt das Feature entgegen, die Mix-Kanäle ausblenden zu können. Seine flexible Mix-Software ermöglicht aber auch das Hinzumischen von Loopbacks aus laufenden Software-Titeln. Das wiederum kommt Streamern entgegen.

Control-Software
Fotostrecke: 5 Bilder Die Software Apogee Control zeigt alle Steuerungsmöglichkeiten des Boom auf einen Blick an.

Symphony ECS Channel Strip

Der Symphony ECS Channel Strip gehört als Plug-in mit zum Lieferumfang und kann im Effektbereich der beiden Eingangskanäle des Mixers „Apogee Control“ eingesetzt werden. Die Rechen-Power für die Echtzeitbearbeitung übernimmt dabei ein integrierter DSP. In den drei Sektionen seines Channel Strip-Plug-ins kann ein vierbandiger Equalizer eingesetzt werden. Er verfügt über ein High- und ein Low-Shelf-Filter sowie einen High-Pass und eine semi-parametrische Mittenregelung. Außerdem gibt es hier einen Kompressor mit drei festen Ratio-Stufen. Zwar sind seine Attack- und Release-Zeiten nicht frei wählbar. Dafür lässt sich aber das Dry/Wet-Verhältnis regeln. Auf diese Weise kann der Kompressor beispielsweise im LA-Style eingesetzt werden, also mit starker Signalkomprimierung parallel zum Originalsignal. Außerdem hat der Channel Strip ein Autogain-Feature integriert, das eine manuelle Pegelanpassung zwischen den Effektbereichen überflüssig macht. In der „Ausgangsstufe“ des Plug-ins kann neben der Lautstärkeregelung auch noch das Signal mit Verzerrungen angereichert werden.

Channel FX
Fotostrecke: 3 Bilder Im Effektbereich des Mixers kann der Apogee Channel FX aktiviert werden.

Damit die verschiedenen Klangbearbeitungen des virtuellen Channel Strips möglichst gut aufeinander abgestimmt sind, wurde das Fein-Tuning der Bereiche in Zusammenarbeit mit dem renommierten Mix-Engineer und Producer-Legende Bob Clearmountain umgesetzt. Kompatibel ist die zum Boom gehörende Software übrigens mit Rechnern ab Windows 10 oder macOS 10.5. Auch im Zusammenspiel mit der Control 2-Software auf einem iPhone oder iPad Pro ab iOS 15 kann das Audio-Interface samt FX-Plug-in gesteuert werden. Einsteigern kommt die Auswahl an Presets entgegen, die der Channel für verschiedene Mix-Situationen bietet. Was bei den Presets aber auffällt ist, dass sie ausschließlich auf das Mixen von Musik ausgerichtet sind.

Hier wäre es zeitgemäß und besser auf die Zielgruppe ausgerichtet, wenn auch verschiedene Voreinstellungen für Podcasting und Vlogging geboten würden. Zumindest Presets für klassischen Broadcast-Sound mit einem dynamischen und mit einem Kondensatormikrofon sollten meiner Meinung nach vorhanden sein, wenn der Channel Strip in Verbindung mit einem Audio-Interface für Streamer, Vlogger und Youtuber ausgeliefert wird. Im Test wundert mich auch eine Warnmeldung, die bei der allerersten Auswahl eines Presets auftaucht und die – sagen wir einmal – „vielfältig interpretierbar“ ist (siehe Screenshots). Wie die Praxis zeigt, kann sie aber getrost übergangen werden.

Kopfhörer und Monitor-Outs nicht parallel nutzbar

Beim Handling des Apogee Boom fällt auf, dass der Kopfhörerausgang und die Ausgänge für Monitorlautsprecher nicht simultan genutzt werden können. Wird der Stecker eines Kopfhörers eingesteckt, werden die Lautsprecherausgänge automatisch stummgeschaltet. Das mag man mögen oder nicht. 

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Mehr Informationen

In Anbetracht der Tatsache, dass sich beispielsweise die 48V-Phantomspannung für den Einsatz von Kondensatormikrofonen via Software aktivieren/deaktivieren lässt, hätte ich mir eine vergleichbare Möglichkeit auch für das Stummschalten-Feature der Monitorausgänge gewünscht. Von Vorteil ist dagegen die Möglichkeit das Boom per Direct Monitoring nutzen zu können. Wer das Audio-Interface fürs Streaming einsetzen möchte, kann außerdem auf eine Loopback-Funktion zurückgreifen. Routing und Mix hierfür gelingen mithilfe der „Apogee Control 2“-Oberfläche mühelos.

Test: Wie klingt das Apogee Boom?

Die Preamps des Apogee Boom liefern einen klaren und direkten Sound, der auch dem Signal dynamischer Mikrofone eine gewisse Brillanz in den Höhen verleiht. In den Audiodemos hört ihr beispielsweise ein Shure SM58, das mit der Vorverstärkung des Boom ein Klangbild liefert, das für viele Vocal-Aufnahmen vollkommen in Ordnung geht. Noch deutlicher wird der „feinsilbrige“ Klang der Preamps im Zusammenspiel mit einem Kondensatormikrofon, das an sich schon eine feine Höhenzeichnung hat. In unserem Test ist das ein Brauner Phantom C. Fest steht, wer einen warmen Sound sucht, ist beim Boom an der falschen Adresse. Denn hier regiert nüchterne Detailabbildung. Um die Qualität von DSP-Signalbearbeitung samt Presets zu testen, wiederhole ich die Gesangspassage mit dem Kondensatormikrofon stelle euch ein Audiobeispiel des Presets „Vox male“ bereit. Hierbei tritt vor allem die deutliche, aber „musikalische“ Kompression des Audiosignals in Erscheinung.

Audio Samples
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dynamisches Mikrofon, dry Kondensatormikrofon, dry Kondensatormikrofon, FX Gitarre, dry Gitarre, FX

Und selbstverständlich muss auch der Anschluss von Instrumenten mit passiven Tonanbehmern getestet werden. Die Gitarre, die hier zum Einsatz kommt, ist im Tele-Style gehalten und arbeitet mit Alnico-5-Tonabnehmern, die für einen Vintage-Sound sorgen. Hier zeigt sich, dass der Preamp des Boom den Sound deutlich feiner, dünner und weniger voll klingen lässt als die Gitarre beispielsweise mit cleanem Sound an einem Combo-Amp tönt. Auch hier mache ich eine Stichprobe der DSP-Presets und wähle die Voreinstellung „Guitar Spanky“. Die bereitgestellte Signalbearbeitung schafft es dabei ohne weitere Tweaks sowohl das Attack als auch den Sustain-Anteil so anzuheben, dass das Gitarrensignal auf Anhieb an Qualität gewinnt und Recording-ready erscheint.

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Le Chef sagt:

#1 - 10.11.2022 um 16:21 Uhr

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Hi…. Ich arbeite mit dem Boom nun seit 3 Wochen. Das ist ein ordentlicher Testbericht. Interessanterweise verliert der Autor aber kein Wort über die wirklich herausragend klingenden Wandler des Boom. Gerade da unterscheidet es sich für mich ganz deutlich von der Konkurrenz bis 400€. Hatte schon Interfaces von Motu, Audient, Black lion Audio, Focusrite etc. Alle klingen anständig. Das Boom aber in allen Belangen einfach deutlich besser. Mehr Details, bessere Höhen, trockenere Bässe und deutlich mehr Dynamik. Das hört man meiner Meinung nach unmittelbar und ist wie ich finde auch keine Frage des Geschmacks. Die Steuerung des DSP Channel Strip auch über das IPad ist im Vergleich zur Konkurrenz ebenfalls fast einzigartig in dieser Qualität. Die Verarbeitung ist an Front und Rückseite sicher nicht top notch, da gebe ich dem Autor recht und den Kopfhörer Out hätte auch ich lieber an der Frontseite gesehen. Dennoch empfinde ich die Gesamtwertung etwas merkwürdig.

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