Ampeg BA300 Test

Eine turbulente neuere Vergangenheit und viele Gerüchte sind mit der Traditionsmarke Ampeg verknüpft, die wie kaum ein anderer Hersteller von Bassverstärkern mit Assoziationen wie Tradition, Lautstärke, Kraft, Sound, Urgewalt und Rock ’n Roll verbunden ist. Nicht zuletzt verstand man zumindest als Europäer auch das „Made in USA“ als zuverlässiges Gütesiegel für Qualität und Service. 2005 gelangte Ampeg in die Hände des Finanz- und Investorenkonsortiums Loud Technologies Inc., auch Eigner von Firmen wie Mackie, Crate, EAW, Tapco, Alvarez und Weiteren. Und schon kurze Zeit später geschah das, was oft geschieht, wenn plötzlich ausschließlich Zahlen die Welt regieren: Die Produktion wurde nach Fernost verlegt, einige der besten und innovativsten Entwicklungen eingestampft und Verträge mit internationalen Partnern gekündigt, um weiter Kosten einzusparen. Hinzu kommen geschäftliche Tücken wie der strategische Rückzug Loud Technologies‘ von der Börse NASDAQ im März 2009 und Gerüchte über eine hohe Verschuldung.

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In Zeiten wie diesen sind gute Ideen gefragt. Ob es letztlich eine gute Idee war, die Produkte mit dem legendären Namen ausschließlich in China oder Vietnam fertigen zu lassen, sei dahingestellt – auch USA-Ampegs gaben in der Vergangenheit hin und wieder den Geist auf, nachdem sie den Laden verlassen hatten. Tatsache ist: Ampeg existiert nach wie vor und noch immer werden neue Produkte entworfen und produziert. Was bislang stets überzeugte, war der Sound. Deshalb sind wir umso mehr gespannt, wie sich der Bass-Comboverstärker BA300 von Ampeg „Made in China“ bewährt und was ihn von seinen älteren Geschwister aus den Vereinigten Staaten unterscheidet.

Details

Als Combo mit 300 Watt liegt der BA300 aufgrund seiner Maße und seines Gewichtes von knapp 27 Kilo im gesunden Mittelfeld. Er lässt sich noch recht gut alleine am Griff an der Oberseite tragen, oder noch besser zusammen mit einem Kollegen an den beiden seitlichen Klappgriffen, und im Kofferraum eines Kleinwagens verstauen. Mitgeliefert werden zudem vier steckbare Rollen zum Anbringen an der Unterseite, eine Maßnahme, die auf ebener Strecke den Transport erheblich erleichtert. Das Gehäuse im Retrolook wirkt robust und gut verarbeitet, lediglich für die Verschraubungen der Rückseite und der Hochtonregeleinheit werden sehr kleine Schrauben verwendet. Ob die in der Lage sind, der Belastung beim Umfallen während des Transports standzuhalten, ist fraglich. Die Ecken sind mit Metallkanten geschützt und der Combo ruht nach Abnahme der Rollen stabil auf soliden Gummifüßen. Alle Elemente der Vorstufe und der Rückseite sind versenkt angebracht und auf diese Weise gut geschützt. Unser Testmodell des BA300 ist mit zwei 10“ Lautsprechern bestückt, optional ist das Modell jedoch auch mit einem 15“ Speaker erhältlich.

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VORSTUFE
Der BA 300 hat zwei Klinken-Instrumenteneingänge mit unterschiedlichen Eingangsempfindlichkeiten (0 dB und -12 dB). Der 0 dB-Input ist für Bässe mit passiver Elektronik ausgelegt, der -12 dB Input für aktive Elektroniken. Allerdings hat man den Eindruck, dass der 0 dB-Input sehr tolerant gegenüber hohen Eingangspegeln ist und durchaus auch aktive Bässe verkraftet oder zusätzlich angeschlossene Booster. Falls der Eingang dennoch übersteuern sollte, warnt eine LED.Die Eingänge können per Mute-Schalter stumm geschaltet werden, wobei diese wie alle anderen bei Ampeg im traditionellen Vintage-Design gehalten sind.Ein zuschaltbarer und im Threshold von -6 dB bis -30 dB regelbarer Opto-Kompressor sorgt bei Bedarf für ein ausgeglichenes Dynamikverhalten.Direkt daneben liegt das Herzstück der Vorstufe, die Klangregelung nebst Volume- und Master-Volume-Regler. Zum Einsatz kommt eine einfache Dreiband-Klangregelung, deren Regelbreich bei den Center-Frequenzen 40 Hz für den Bass, 400 Hz für die Mitten und 10 kHz für die Höhen ansetzt, die dann jeweils um 18 dB angehoben oder abgesenkt werden können. Als weitere Klangmodifikatoren bietet der BA300 die Ampeg-typischen Druckschalter „ultra hi“ (Boost bei 8 kHz um +9 dB) und „ultra lo“ (Boost bei 40 Hz um +9 dB).

Der wahre Clou der Klangregelung ist jedoch der Style-Drehschalter, mit dem man zwischen fünf EQ-Presets wählen kann:  

1:    – 25 dB Absenkung bei 500 Hz
2:    – 12 dB Absenkung bei 500 Hz
3:    Flat (ohne Frequenzbearbeitung)
4:    Hi-Shelve; +5 dB Anhebung ab 2 kHz aufwärts
5:    Low-Cut; – 6 dB Absenkung ab 50 Hz abwärts

Im folgenden Beispiel kann man die fünf unterschiedlichen Sounds der EQ-Styles im Playback nacheinander hören. Bemerkenswert ist dabei, dass alle Presets direkt und sinnvoll verwendbar sind und kein Sound nutzloses Gimmick ist. Die Unterschiede im Playback sind subtil, aber wahrnehmbar, obwohl nur ein Lautsprechersignal abgenommen wurde.

Mit dem Regler für das Mastervolumen und dem Netzschalter endet auch schon die Auflistung der Bedieneinheiten an der Oberseite.

Rückseite

Die Regeleinheit auf der Rückseite beginnt links mit der Standard-Netzbuchse, gefolgt von einem seriellen Mono-Effektweg mit Klinkenaus- und -eingang.

Es folgt die Line-Out Abteilung mit einem Klinkenausgang, der ein unsymmetrisches Signal für Effektgeräte oder weitere Verstärker liefert und ein XLR-Ausgang für die symmetrische Weiterleitung des Line-Signals an Mischpult oder Aufnahmegeräte. Ein Levelregler passt dabei die Signalstärke beider Ausgänge stufenlos an. Weil das Signal erst hinter der Eingangsröhre abgegriffen wird, hat man selbst im Pre-Modus letztlich eine integrierte Röhren-DI-Box. Ein Groundliftschalter ist ebenso vorhanden wie die Wahlmöglichkeit „Pre/Post“ für die Entscheidung, ob das DI-Signal vor oder hinter der Klangregelung und dem seriellen Effektweg ausgeleitet werden soll.

Gleich neben den beiden Tastern findet sich ein Tuner-Ausgang, der sinnvollerweise auch dann aktiv ist, wenn oben der Mute-Schalter aktiviert ist.

Etwas weiter unterhalb dieses Paneels liegen die Kühlrippen zur Wärmeableitung bei hoher Beanspruchung der Endstufe. Wiederum eine Etage tiefer befinden sich zwei Reflexöffnungen und in der Mitte zwischen diesen ein Regler zum stufenlosen Einpegeln des integrierten Hochtonhorns.

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Praxis

Reden wir also nicht lange um den heißen Brei herum: Üblicherweise hat man eine gewisse Erwartungshaltung, wenn man sich für einen Ampeg entscheidet. Denn jahrelang hat man sich an einen Trademark-Sound gewöhnt und insbesondere an einen, der – sofern er einem grundsätzlich gefällt – niemals langweilig wird. Wer also genau das vom BA300 erwartet, der wird positiv überrascht sein! Bass direkt in den Amp, Klangregelung linear, auch den Style-Schalter auf Position 3, also linear, und es gibt absolut nichts zu meckern. Hat man sich anfänglich darüber gewundert, warum ein Combo heutzutage noch so groß und schwer sein muss, dann wird spätestens jetzt klar, dass sich das Schleppen lohnt.

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Der Sound klingt voll und warm und die Klangregelung wirkt in gut ausgewählten Frequenzspektren. Beispiel 2 zeigt den linearen Sound über einen Sadowsky P/J-Bass, abgenommen ausschließlich über ein Shure SM57, das bereits sehr authentisch den Klangeindruck wiedergibt, den man erhält, wenn man direkt vor dem Amp steht.

Audio Samples
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Beispiel 2: Standard-Sound

Der integrierte Kompressor funktioniert gut, wenn auch nicht vergleichbar mit teueren Studiovarianten, aber auf jeden Fall besser als die meisten Bodentreter seiner Art. Jedenfalls verrichtet er seine Arbeit pumpfrei und das Signal wirkt dynamisch zahmer, wie das nächste Beispiel zeigt, bei dem beide Bässe mit dem Kompressor eingespielt wurden.

Audio Samples
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Beispiel 3: Compressor

Während viele moderne Basssounds vor allem auf bestimmte Mitten verzichten, ist es Ampegs Stärke, Mitten mit ausreichender Wärme zu liefern. Eine typische Eigenschaft der Marke, die der BA300 ebenfalls sein Eigen nennt.

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Beispiel 4: Jazz-Sound

Wer mehr in Richtung Fusion gehen möchte, erreicht dies durch stärkeres Hinzuregeln des Hochtöners und speziell mithilfe der Style-Einstellungen 1 und 2. Auf diese Weise sollte nahezu allen Soundanforderungen Genüge geleistet sein. In puncto Leistung wirken die 300 Watt satt und dürften für die meisten mittelgroßen Anwendungen ausreichen. Leider bietet die Endstufe nicht die Möglichkeit, eine zusätzliche Lautsprecherbox anzuschließen. Andererseits hätte ein Parallelbetrieb mit externer Box auch zur Konsequenz, dass die interne Ohmzahl höher gewählt werden müsste, und dies ginge auf Kosten der Leistung im Stand-Alone-Betrieb.

Vielleicht klingt es langweilig, wenn beim Test eines Ampeg-Amps immer der Sound über alles andere gelobt wird. Aber solange Ampeg weiter Verstärker baut wie bisher, dann ist es eben genau dieser Sound, der den Unterschied macht. Man findet wenig Innovatives im BA300. Er ist ein Combo-Bassverstärker im mittleren Preisniveau; nicht gerade leicht, aber tragbar; nicht gerade klein, aber verstaubar; nicht gerade die Neuheit auf Erden, aber im Prinzip alles, was man als Bassist braucht … denn er hat den Ton, und es ist und bleibt der Ton! Wer also weder Platz noch Kraft hat, einen SVT samt Box durch die Welt zu karren, der kann im BA300 eine Chance entdecken, doch nicht auf Ampeg verzichten zu müssen, wenn es nicht gerade „Rock am Ring“-Bühnen zu beschallen gilt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • klassischer, warmer Ampeg Röhrensound
  • Röhren-DI-Out
  • regelbarer Hochtöner
  • 5-fach Style-Schalter (fest eingestellte EQ-Presets)
  • Tragegriffe oben und seitlich
  • mitgelieferte, steckbare Transportrollen
  • (Threshold) regelbarer Optokompressor
  • simple, effektive Bedienung
  • Tunerausgang
  • hohe Leistung
Contra
  • keine Möglichkeit, eine externe Box anzuschließen
  • teilweise sehr schwache Verschraubungen
Artikelbild
Ampeg BA300 Test
Für 498,00€ bei
BA300-210_Top
Facts
  • RMS Ausgangsleistung: 300-Watt Class-D
  • Lautsprecher (Tiefton): 2 x 10“
  • Lautsprecher (Hochtontreiber): 1 x Hochtonhorn, regelbar
  • Vorstufenröhre: 1 x 12AX7
  • Klangregelung: 3-Band EQ (40Hz, 400Hz, 10kHz, jeweils -/+ 18dB regelbar)
  • Mittenschalter: „Style“ 5-fach Wahlschalter
  • • 1: -25dB cut @ 500Hz
  • • 2: -12dB cut @ 500Hz
  • • 3: flat
  • • 4: + 5dB Boost @ 2kHz aufwärts
  • • 5: -6dB Cut @ 50Hz abwärts (Low Cut)
  • Ultra High Schalter: +9dB Boost @ 8kHz
  • Ultra Low Schalter: +9dB Boost @ 100Hz
  • Variabler Kompressor: Threshold und on/off
  • Line Out/DI Out: Röhrengepufferter symmetrischer XLR und unsymmetrischer Klinkenausgang mit Level Control, Pre/Post EQ Schalter und Groundlift
  • Effekt Weg: Mono/Seriell
  • Rollen: steckbar
  • Maße (B x H x T in cm) 53,9 x 54,6 x 40,6
  • Gewicht: 27 kg
  • Preis: 1.069,- Euro (UVP)
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Steve sagt:

#1 - 21.11.2013 um 06:11 Uhr

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Sound okay, obwohl man bedenken sollte, dass von einer popeligen Röhre kein SVT Sound zu erwarten ist. Die Verarbeitung geht so allerdings gar nicht! Ich hatte irgendwann das Komplette Amp Panel in der Hand... Bin ihn an einen Liebhaber losgeworden aber das war trotzdem richtig uncool. Würde ich auf keinen Fall nochmal kaufen und mit Sicherheit auch niemandem empfehlen.

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