alter.audio timetosser Test

Praxis

Ich klemme den timetosser zunächst einmal an die Send/Return-Ausgänge des DJ-Mixers. Power on und schon erstrahlt die Rhythmuswürfelmaschinerie in leicht zu adaptierenden funktionsabhängigen Farben. Das Handbuch dokumentiert dies ausführlich.

Sobald das Gerät eingeschaltet ist, beginnt auch der Audiobuffer vollzulaufen und ihr könnt die Slices über die obere Tastenreihe gemäß eurer ausgewählten Step-Length triggern. So lassen sich im Handumdrehen Build-ups und Re-Beats generieren oder „Loop-Rolls“ abfeuern.

Dabei fungiert der Timetosser wie ein Delay und es kommt nach dem Triggern der Steps zu einer entsprechenden Verzögerung des Echtzeitsignals am Output, das über die Null-Taste (oben links mit dem Kreis) zurückgesetzt werden kann bzw. muss, um wieder 100 % live zu sein. Auf der anderen Seite lassen sich so auf zwei Mono-Kanälen auch subtile Variationen generieren.

Obendrein bietet der timetosser eine Reverse-Funktion an, die das gepufferte Material rückwärts abspielen lässt. Mute ist sowohl als on/off als auch temporär (Slice + mute) möglich.

alter.audio timetosser im Praxischeck
Audio Samples
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timetosser example timetosser dual mono submix

alter.audio timetosser Synchronisation

Timetosser lässt sich über den „Beat-Finder“ sowie über MIDI-Clock oder Gate/Clock synchronisieren. Zweimaliges Tippen der Metronom-Taste setzt den Beatcounter zurück. Während der Analyse leuchtet die Beats-Taste orange und gibt grünes Licht, sobald  sie das Tempo der Musik erkannt hat. Das interne Tempo wird dabei auch über den MIDI-Ausgang ausgegeben.

Erreicht den „Zeitwürfler“ ein MIDI-Start-Befehl, leuchtet die Taste blau und blinkt im Takt, ein Stopp-Befehl reaktiviert den Beat-Finder. Mehrmaliges Antippen setzt einen Multiplikator. Die Gate-Sync-Funktion lässt sich identisch verwenden, reaktiviert den Beatcounter jedoch zwei Sekunden ohne Signal. Das Gerät verfügt über eine MIDI-Out Re-Sync-Funktion, sodass man mittels Shift + Tap eine MIDI-Stopp-Message, direkt gefolgt von einem Start-Befehl, abfeuern kann. Timetosser sendet im Standalone-Modus MIDI-Clock- und Note-on/off-Befehle auf Kanal 1. Im Plug-in-Modus (dazu später mehr) fungiert der Anschluss als USB-zu-MIDI-Ausgang.

Man ist also ziemlich flexibel mit dem alter.audio Effektgerät aufgestellt, denn so lassen sich Decks plus Instrumente wie Synthesizer und  Trommelmaschinen, weitere FX-Units oder Grooveboxen synchronisieren, der timetosser in diversen Szenarien vor oder zwischenschalten, auch als Insert am Mixer-Bus oder in einer Submix-Gruppe etc.

Fotostrecke: 3 Bilder alter.audio timetosser kann am Send/Return des Mischpults angedockt werden, der Beatcounter errechnet das Tempo

Die allgemeine Latenzzeit soll laut Hersteller 0,3 Millisekunden betragen und ich finde, das Timing ist tight und absolut live-tauglich, was separate Line- und Return-Signale auf dem Master-Out im Test belegten. Wichtig noch: Ihr solltet den MIDI- oder Sync-Eingang anschließen, bevor der Timetosser hochgefahren wird, da Hot-Plugging wohl (noch) nicht zuverlässig funktioniert, der Hersteller ist aber bereits an einer Lösung dran, die mit einem der nächsten Firmware-Updates präsentiert werden soll.  

Interessant zu wissen: Die Modus-Taste blinkt im Standalone-Modus grün, solange der Audiopegel in eben diesem Bereich ist. Rot signalisiert einen zu hohen Eingangspegel. Nützlich. Geht aber noch besser:  Shift+ Mode nutzt die gesamten Tasten als LED Kette zur Visualisierung des L/R-Eingangspegels

Hier gut zu sehen: timetosser kann die gesamten Tasten als Aussteuerungsanzeige nutzen

Die Hartplastik-Tasten lassen sich ziemlich gut spielen und haben trotz ihres eckigen Formfaktors eher einen Arcade-Charakter, als den von Maschine/MPC-Pads – das ist stimmig und gut so. Nebenbei bemerkt machen sie mit ihrer Rand- und Hintergrundbeleuchtung auch aus optischem Betrachtungswinkel eine gute Figur, geheckspoilert durch die gelungene Symbolik. Der Workflow ist straight-forward. Die unterschiedlichen LED-Zustände und das visuelle Feedback sorgen für Überblick.

Fotostrecke: 4 Bilder Shift-Farbzustände am alter.audio timetosser

Vorprogrammierte Sequenzen

Eine weitere tolle Funktion für das Re-Beating und Sound-Shuffling verbirgt sich hinter den vorprogrammierten Sequenzen. Diese lassen sich aufrufen, indem der Anwender die entsprechende Step-Length-Taste gedrückt hält und dann eine der oberen Tasten betätigt. So können laut Hersteller bis zu acht vorprogrammierte Sequenzen pro Step-Length abgerufen werden, beispielsweise Kombinationen aus Slice-Trigger, Mute und Reverse.

Bei sechs unterschiedlichen Step-Length (inklusive Triolen) käme man so auf bis zu 48 vorprogrammierte Patterns. Der Praxischeck ergab allerdings, dass nicht alle Tasten belegt sind. Es wäre in diesem Zusammenhang super, würde der Hersteller via Firmware-Update einen Pattern-Recorder oder einen separat downloadbaren Pattern-Editor, der das Anlegen eigener Muster ermöglicht, bereitstellen.

alter.audio timetosser Plug-in meets Ableton

Auf der alter.audio Website ist ein zusätzliches DAW-Plug-in verfügbar, das der Hardware hinsichtlich der Bedienelemente quasi 1:1 nachempfunden ist. Das VST-Plug-in ist Teil des „Timetosser Software Installer“-Pakets, verfügbar für Mac ab Version 10.11 und Windows 64 Bit ab Version 7.

Das Handling ist simpel. In Ableton wird das Plug-in in eine Audiospur gezogen und bietet dann den gleichen Workflow wie der Standalone-Modus. Ohne angeschlossene Hardware funktioniert dies allerdings nicht.
Bis zu acht Instanzen lassen sich in der DAW platzieren und können via Shift bequem von der Hardware aus selektiert werden. Außerdem lassen sich über einen zusätzlichen MIDI-Track die eingespielten Parameter aufnehmrn und wieder abspielen. Im Plug-in-Modus funktionieren die MIDI-Anschlüsse als USB-to-MIDI-Interface und können via DAW genutzt werden, folglich lassen sich auch Externa synchronisieren. Schöne Sache.

Fotostrecke: 5 Bilder alter.audio timetosser Plug-in meets Ableton

Was noch?

Manch einer könnte es durchaus als etwas schade empfinden, dass der Hersteller entgegen der ersten Prototypen im finalen Produkt keine Cinch-Buchsen mehr verbaut, denn das wäre für Line-taugliche Turntables oder Zuspieler mit Cinch-Line-Out im Direktanschluss vielleicht interessant, allerdings würde man mitunter zwei Units im DJ-Setup benötigen, sodass der Klinkenausgang für den Send-Return eines DJ-Pults oder ein Insert in meinen Augen die bessere Lösung darstellt, zumal auch die viele relevante Klangerzeuger somit problemlos genutzt werden können. Sicher, im Low-Budget-Bereich der DJ-Mixer sind oftmals weder Send/Return noch symmetrische Outputs zu finden, doch ist dies bei einem Straßenpreis von knapp unter 400 Euro für den timetosser wohl auch nicht das Fokussegment.

Auch darf man hinsichtlich der Konkurrenzsituation nicht vergessen, dass moderne Mediaplayer wie Denon SC6000 oder Pioneer CDJ-3000 bereits Slicing an Bord haben, nichtsdestotrotz ist dies natürlich eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, um auch mit älteren CD-Playern Slicing-Effekte hinzubekommen, geschweige denn mit Turntables. Und man ist durch die Standalone-Funktion mit MID, Beatcounter und Gate/Clock respektive der Nutzbarkeit an Groovebox, Synth und Co. sowie dem zusätzlichen Plug-in für die DAW breit aufgestellt.

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