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Allen&Heath XONE:23 Test

Allen&Heath XONE:23 Zweikanal DJ-Mixer im bonedo.de-Test: Ein guter Battlemixer gilt als die ideale Waffe im Zweikampf, wenn man den gegnerischen DJ mit superschnellen, aus den Fadern geschossenen Scratch-Salven in die Schranken weisen möchte. Allen&Heath XONE:23, seines Zeichens leicht modifizierter Nachfolger des XONE:22, ist so ein Vertreter, doch bevor wir uns diesem Pult widmen, etwas zur Begriffsklärung und Historie: Die Bezeichnung „Battlemixer“ steht umgangssprachlich für einen kompakten Zweikanal-Mischer, den vor allem Scratch-Virtuosen zwischen ihre hochkant aufgestellten Turntables quetschen. DJ und Set sollen dabei eine kompakte Einheit bilden, schließlich gilt es vor allem beim Beat-Juggling, seinen Mixer und die Schallplatten blind dirigieren zu können.

Allen_and_Heath_XONE_23_1_teaser


Erste Battlemixer wie der Gemini Scratch-Master entsprachen zwar in ihrer Größe und ihrem grundsätzlichen Layout den Ansprüchen der „kratzenden Fraktion“, aber es fehlte ihnen die regulierbare, scharfe Crossfader-Kurve, die den Fader samt vollem Signal schon nach einer Minimalbewegung öffnet. Das träge Gleitverhalten beim Cutting trainierte zudem ungewollt so manchen Oberarm. Erst Modelle wie der Vestax PMC-05 oder auch der Technics SH-EX 1200 eröffneten den Vinylisten neue Perspektiven. Verschleißfreie Crossfader, wie beim Ecler HAK 360 und Rane TTM56, perfektionierten die Battlemixer weiter, denn sie flutschten nicht nur besonders leichtgängig, sondern versprachen darüber hinaus eine unbegrenzte Lebensdauer.
Die Cornwaller Mixer-Schmiede Allen&Heath ist ebenfalls kein Neuling in diesem Marktsegment und möchte sich mit ihrem jüngsten Spross XONE:23 (355 Euro UVP) der Konkurrenz aus den Häusern Ecler, Reloop, Pioneer, Numark und Vestax stellen. Ob der Mixer mit seinen scratch-typischen Ausstattungsmerkmalen, einem Effekt-Loop, analogen Kanalfiltern und der Möglichkeit, bis zu vier Stereoquellen gleichzeitig einzuspielen, tatsächlich die Herzen der Turntablisten erobern könnte, erfahrt ihr in diesem Testbericht.

Details

Im Allen&Heath Paket finde ich neben dem gut verstauten Testmuster, das ein stattliches Gewicht von 2,7 Kilogramm an den Tag legt, und noch ein separates Netzteil mit jeweils einem Kaltgerätekabel für englische und deutsche Steckdosen und eine englische Bedienungsanleitung samt Blockdiagramm – für Technik-Nerds, die dem XONE gern „unter die Haube“ schauen wollen. Der kompakte Brite ist in der Battlemixer-typischen Double-Panel-Bauweise zusammengeschraubt, daher lässt sich die Faceplate, für einen schnellen Fader-Wechsel im Verschleißfall oder für ein Fader-Upgrade, unkompliziert mit wenigen Handgriffen lösen. Den silberfarben hervorschimmernden Schrauben hätte indes ein dunkles Finish besser gestanden, denn es würde den optischen Gesamteindruck des Pultes aufwerten. Davon abgesehen punktet der Mixer mit stimmigem Design, Übersichtlichkeit und Logik: Das Schwarz des Gehäuses wird partiell durch weiße Beschriftungen und Design-Elemente durchbrochen. An den Seiten prangt der Allen&Heath Schriftzug, an der Front die Mixer-Bezeichnung nebst zwei Kopfhörerbuchsen im 3,5- und 6,3-Millimeter-Klinkenformat. An der Rückseite funkeln einem vergoldete Cinch-Buchsen entgegen.
Sehr begrüßenswert ist die klare Linie bei der Anordnung der Anschlüsse: Je ein Paar Phono- und Line-Eingänge (Cinch) liegen links und rechts direkt hinter den Kanälen. In ihrer Mitte sitzen vier Cinch-Buchsen für den FX-Loop respektive die Send-Return-Schleife. Sie komplettieren zusammen mit dem Netzschalter die obere Reihe des Anschlusspanels. Darunter reihen sich die Netzteilbuchse und die drei separaten Ausgänge aneinander. Die Saalbeschallung erfolgt über den Master (zwei XLR-Buchsen), für das Monitoring oder die direkte Beschallung der Kanzel sind zwei Cinch-Buchsen vorgesehen (Booth) und zum Aufzeichnen des Sets empfiehlt sich der obligatorische Record-Signalpfad, ebenfalls in Stereo-Cinch. Zu guter Letzt wäre noch die große Erdungsschraube für die Massekabel der Schallplattenspieler zu nennen. Blicke ich auf die Bedienoberfläche, fällt mir zunächst die stylische Form der massiven, zwei Millimeter dicken, aus kratzfestem Stahl gefertigten Faceplate auf. Sie weist an den Außenflanken vier Aussparungen auf, die es mir ermöglichen, den Mixer mit einem Rack oder Tisch zu verschrauben.

Fotostrecke: 4 Bilder Allen&Heath XONE:23 mit außergewöhnlich designter Faceplate.

Vom grundsätzlichen Layout her bietet die Kommandozentrale keine Überraschungen. Gut so, schließlich sollte jeder Handgriff auch im Dunkeln sitzen. Interessant ist allerdings der zweite Signalpfad pro Kanal, denn so können bis zu vier Quellen gleichzeitig über die beiden Kanäle abgespielt werden. Vor allem für Samples oder Loops ein großer Bonus. Jeder Zug hält daher gleich zwei Gain-Regler bereit, dazu Equalizer und einen Linefader mit 50 Millimetern Länge. Sämtliche Regler des Dreiband-EQs rasten in der Zwölf-Uhr-Position ein und die griffigen Kappen verraten durch ihre fühlbare Nabe die eingestellten Positionen. Dazu gesellt sich der Crossfader samt Kurvenschalter. Links vom neungliedrigen LED-Levelmeter, das die Cue-Signale der beiden Kanäle visualisiert, ordnet sich die Mikrofonsektion (XLR) mit ihren „Stellschrauben“ für Level, Höhen und Tiefen ein. An der rechten Flanke logieren die Drehknöpfe für Master-, Monitor- und Headphone-Volume einschließlich „Cue-Mix“ zum stufenlosen Mixen des Master/Preview-Signals unter dem Kopfhörer.
Das Highlight des XONE:23 ist für mich die Filtersektion mit ihrem separat aktivierbaren Tief- und Hochpassfilter, das sowohl in seiner Frequenz (20 Hz – 20 kHz) als auch in der Resonanz (mild – wild) regelbar ist. Sie hebt sich durch die gummierten, von der Haptik sehr hochwertigen Pads vom Rest des Mixers ab. Zudem kann ein externes Effektgerät über die Taste „EXT-ON“ eingeschleift werden. Das lässt einen in der Summe und unter Berücksichtigung des Straßenpreises von unter 300 Euro natürlich aufhorchen, doch gilt dies auch für die klanglichen Aspekte? Also genug des visuellen Rundgangs – lasst uns den Mixer mit diversen Sound-Quellen koppeln.

Fotostrecke: 5 Bilder Zwei Gain-Regler ermöglichen das Einspielen eines Phono- und eines Line-Signals auf einem Kanal. Gut für Samples und Loops.
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Praxis

Die Phono-Eingänge verbinde ich mit meinen SL-1210 M5G und einen der beiden Line-Eingänge mit einem CD-Player. Die Beschallung der Genelec Aktivboxen erfolgt via XLR. Mein weiteres Testbesteck ist ein Korg Kaoss Pad als externes Effektgerät, ein Shure SM58 Mikrofon und ein Sennheiser HD25. Dann noch schnell das Netzteil mit dem Kaltgerätekabel zusammenstecken und die beiden Enden an den Mixer und die Steckdose anschließen und es kann losgehen. Nach dem Einschalten signalisiert mir der Mixer seine Betriebsbereitschaft, indem er alle beleuchteten Elemente einmal durchläuft.
Zunächst überprüfe ich den Kopfhörerausgang. Mein Eindruck: druckvoll, rauscharm und verzerrungsfrei. Damit fährt der XONE:23 einige wichtige Wertungspunkte ein. Ein noch größeres Interesse weckt das Mastersignal: Im Leerlauf ist kaum Grundrauschen zu vernehmen, mit einem Vinyl-Signal beschickt ist der Sound linear, dynamisch und klar. Bei einem Headroom von +20 dB (Studiostandard) und für einen Mixer dieser Preiskategorie „ganz großes Ohrenkino“. Beeindruckend.
Beim Öffnen des Up-Faders fällt mir eine gewisse Schwerfälligkeit auf. Mag sein, dass dies auch irgendwie Geschmackssache ist, denn manch einer mag einen hohen Gleitwiderstand zum smoothen Einblenden, der andere bevorzugt einen leichtgängigen Fader, den er schnell aufziehen kann. Viel wichtiger ist mir jedoch der Gleitwiderstand des Crossfaders. Das hier verbaute Modell flutscht zwar recht leichtgängig über die Regelstrecke, aber da der Proband ja bereits für den Umbau auf einen Innofader vorbereitet ist, sollte man meiner Meinung nach ruhig ein paar weitere Euro für dieses Tuning berappen. Wieso? Nun, auch die Crossfader-Kurve beeinflusst maßgeblich den Erfolg der Fader-Cuts im Scratcher-Leben. Der Testkandidat bietet mir diesbezüglich zwei Modi an, und zwar einen weichen für das sanfte Überblenden von Track zu Track und einen zweiten, harten Modus. Im Scratch-Mode gelingen messerscharfe Cuts allerdings nur, wenn es die Flankensteilheit der Fader-Curve zulässt und hier ist die Klinge des XONE:23 leider etwas stumpf, denn der Fader öffnet erst nach circa zwei Millimetern, was im Vergleich zu manch anderen Battlemixern zu spät ist. Hier dürfte das Innofader-Tuning dann Abhilfe schaffen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Curve-Switch beeinflusst die Flankensteilheit der Fader-Kurve: Scratch oder Mix-Mode.

Mit dem dreifarbigen Level-Meter lassen sich die Cue-Signale der beiden Kanäle optisch bestens angleichen, sofern an jedem Channel nur ein Signal anliegt. Sind beide Inputs am Kanal aufgerissen, summieren sich die Pegel, allerdings lassen sich diese nicht separat am LED-Meter anzeigen, wodurch ein Nachjustieren der Verstärkung für Input 1und 2 beziehungsweise 3 und 4 nur akustisch möglich ist. Ein Umschalter wäre hier die Lösung. Ebenfalls vermisse ich auch einen Switch für die Phono-Line-Umschaltung, denn so könnte man beispielsweise auch beim Auflegen mit einem DVS-System wie Serato DJ oder Traktor Scratch alle Kanäle belegen. Immerhin senden die Turntables über den DVS-Amp Line-Signale und somit bleiben die Phono-Eingänge dann unbelegt.
Beim Mixen fordern mich die Tiefen-, Mitten- und Höhenregler des Dreiband-EQ zu einem Schraubduell heraus, einerseits in Bezug auf ihre tolle Haptik, andererseits was meinen „Spieltrieb“ angeht, denn die Kill-EQs löschen die einzelnen Bänder der jeweiligen Frequenzen komplett aus. Getoppt wird dies vom Hoch- und Tiefpassfilter mit seinen Frequenz- und Resonanzreglern, mit denen selbst bizarre Sounds generiert werden können. Ist das HPF oder LPF jedoch über die Filter-Taste am Kanal aktiviert, lässt sich ein leichtes Grundrauschen nicht leugnen, das vor allem bei einem komplett gefilterten Signal auffällt. Im Eifer des Gefechts sollte man auch tunlichst darauf achten, welche Einstellung der Frequency-Regler gerade einnimmt, schließlich wirkt ein Highpass bei 20 Hz nicht, der Lowpass dagegen filtert das Signal komplett. Daher ist beim schnellen Umschalten zwischen den beiden Varianten stets die Frequenzeinstellung zu kontrollieren.

Audio Samples
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XONE:23 Lowpass-Filter XONE:23 Highpass-Filter

Wer seine Musik nicht nur durch ein Filter jagen, sondern weiteren Einfluss auf den Sound nehmen möchte, dem steht der „FX Loop“ zum Einschleifen externer „Klagveredler“ zur Verfügung. Der Filter-Button sendet, so aktiviert, das Signal des jeweiligen Kanals an den Effektor. Dazu muss ich lediglich den Send-Ausgang mit dem Eingang meines Effekt-Gadgets „Korg Kaoss Pad“ verbinden, dessen Ausgang den modifizierten Sound über den Return-Eingang ins Pult zurücksendet. Ein Hieb auf die Taste EXT-ON schaltet den Effekt schließlich zu.
Zum Schluss komme ich noch kurz auf den Mikrofonkanal zu sprechen, der leider nur im XLR-Format und nicht als Klinkeneingang vorliegt, meiner Stimme aber dank der getrennten Höhen- und Tiefenregelung von plusminus 10 dB ausreichend Spielraum für verschiedene Klangnuancen liefert. Auf eine Talkover-Funktion wurde hier verzichtet, was mein Gesamtfazit aber in keiner Weise beeinträchtigt. Doch bevor es soweit ist, möchte ich noch erwähnen, dass in Kürze ein XONE-Modell mit der Bezeichnung „23C“ erhältlich sein wird, das mit einer integrierten USB-Soundkarte nebst DJ-Software (Mixvibes LE) aufwartet und mit einem potenziell verlinkten XONE:K2-Controller interagieren kann. Es dürfte allerdings auch gut 100 Euro teurer sein.

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Fazit

Mit dem XONE:23 liefern Allen&Heath einen Battlemixer aus, der in den Punkten Qualität, Verarbeitung und Klang für mich in der Oberliga spielt. Das robuste Gehäuse ziert eine stylische Faceplate aus kratzfestem Stahl, bis zu vier Signalquellen, davon zweimal Phono, sind gleichzeitig mischbar, das Gerät verfügt über Total-Kill Dreiband-EQs pro Kanal und offeriert zudem separat auf die Kanäle abfeuerbare Low- und Highpass-Filter mit regelbarer Frequenz und Resonanz. Obendrein bietet der FX-Loop die Möglichkeit, ein externes Effektgerät einzuschleifen. Auch die Anschlüsse und Einstellmöglichkeiten für das Mikrofon und die Kopfhörer befriedigen professionelle Ansprüche. Besonders ist dabei die getrennte Höhen- und Tiefenregelung für das Mikrofon zu nennen. Gemischt wird über smoothe Up-Fader oder dem leichter gleitenden, mechanischen Crossfader. Seine von weich auf hart umschaltbare, von Scratch-Nerds bevorzugte Kurve öffnet allerdings erst nach circa zwei Millimetern, was für schnelle Cuts nicht flott genug ist. Daher sollten Scratch-DJs am besten gleich auf Innofader umrüsten. Dennoch kann man beim XONE:23 meiner Meinung nach getrost zugreifen, denn er liefert in der Summe „großes Ohrenkino“ und seine „Crossfader-Schwäche“ ist ja auf Wunsch durch einen Fader-Tausch korrigierbar, wenn man es denn überhaupt für nötig hält. Wer mit einem integrierten USB-Interface liebäugelt, möchte indes vielleicht noch auf das bald anstehende Modell XONE:23C warten.

Pro:
  • Sehr hochwertige Verarbeitung
  • Sehr robustes Gehäuse
  • Ausgezeichneter Klang
  • Geringes Grundrauschen
  • Vier Stereoquellen gleichzeitig abspielbar
  • Hoch- und Tiefpassfilter mit Frequenz- und Resonanzregler
  • FX-Send/Return
  • Für Innofader vorbereitet
Contra:
  • Crossfader öffnet etwas spät
  • Leichtes Rauschen beim Filtereffekt
Allen&Heath XONE:23 Zweikanal DJ-Mixer
Allen&Heath XONE:23 Zweikanal DJ-Mixer
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