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AKG Perception Wireless 45 Vocal Set ISM Test

Praxis

Fertigung und Usability

Der Handsender HT45 hat einen leicht ergonomischen Plastikschaft, dadurch liegt das in satiniertem Schwarz gehaltene Gerät gut und sicher in der Hand. Dazu trägt auch die ganz leicht angeraute Oberfläche bei. Der Drahtgeflechtkorb des Mikrofons macht aufgrund seines kantigen Abschlusses einen sehr stabilen Eindruck. Das ist für ein Live-Mikrofon natürlich nicht unerheblich. Falls Sänger/innen auf der Bühne versehentlich mit dem »Kopf« des Handsenders an Schlagzeug- oder Mikrofonstativen anecken, sind hier sicher nicht zwangsläufig Dellen zu erwarten. AKG hat Design und Funktionalität an dieser Stelle wirklich toll verbunden. Dafür gibt es schon mal einen Pluspunkt.
Weniger gut gelöst ist die Umsetzung des Kanal-Displays. Es ist lediglich 0,5 x 0,5 cm klein und recht tiefliegend. Außerdem verfügt es über keine Hintergrundbeleuchtung. Unter Live-Bedingungen könnte das Ablesen deshalb schwierig werden. Noch dazu, da es von einer stark spiegelnden, konvexen Plastikscheibe verdeckt wird. Die Unterbringung des Kanalwahlschalters ist aus meiner Sicht leider nicht ganz optimal gelöst: Wer sich regelmäßig die Fingernägel schneidet, dürfte es schwer haben, den filigranen Grat der Gummilasche ohne Probleme anheben zu können. Ich brauchte jedenfalls mehrere Anläufe, um zum Kanalwahlschalter und dem sich darunter befindenden Gain-Schalter zu gelangen.
Die Batterie-LED ist dagegen mittig angebracht und deshalb jederzeit gut im Blick. Der „On/Mute/Off“-Schalter ist recht tief angebracht. Das verhindert ein versehentliches Betätigen des Schiebereglers für die Signalunterbrechung. Das leichtgängige Batteriefach des HT45 befindet sich im unteren Bereich der Mikrofonrückseite. Erwähnenswert ist hier, dass der AKG-Handsender nur wenig »gefräßig« ist und mit einer einzigen AA-Batterie auskommt. Die mitgelieferte Mikrofonklammer macht einen bühnentauglichen Eindruck, erlaubt jedoch ausschließlich das Einschieben, nicht aber das Einstecken des Mikrofons.      

Funk- und Signalqualität

Um auf Arbeitspegel zu gelangen, erfordert die Ausgangsleistung des SR45 in unserem Test (weibliche Vocals auf Speech-Level) am nachfolgenden Preamp eine Anpassung von etwa +17 bis +19 dB. Mit Griffgeräuschen hat das HT45 in unserem Test zu vernachlässigende, aber vorhandene Probleme. Hand- oder Armbewegungen quittiert das Mikrofon mit einer dezenten Geräuschkulisse. In unserem Test »groovt« die Sängerin nur leicht im Takt mit. Dennoch sind die Griff- und Bewegungsgeräusche in allen Audiobeispielen mehr oder weniger deutlich zu hören.
Das Herstellen der Verbindung zwischen Handsender und stationärem Empfänger funktioniert kinderleicht und zuverlässig. Die Dauer des Verbindungsaufbaus überzeugt mich dagegen nicht so recht. Eine Verzögerung von fünf bis sechs Sekunden vom Einschalten des Senders bis zur erfolgreichen Signalübertragung kann unter Live-Bedingungen schon eine Herausforderung darstellen. Zudem ist nicht nur beim Einschalten der Mute-Funktion ein leichter Knackser zu vernehmen, sondern auch beim Weiterschalten von der „Mute“- in die „Off“-Funktion des Schiebereglers(!).

Klang

Überzeugender ist das Pegelverhalten des Mikrofons. Dieses habe ich in einem Testaufbau geprüft, in dem das Audiosignal von AKG HT45 und AKG SR45 von einem Focusrite Platinum Voicemaster Pro vorverstärkt und mittels eines RME Fireface 800 gewandelt und in die DAW geführt wurde. Dabei zeigt sich, dass schon ein Abstand der Sängerin von 30 cm zur Mikrofonkapsel für einen deutlichen Pegelabfall sorgt. Wird das Mikrofon in einem Winkel von 45° jenseits der Hauptachse besungen, ist ein verhältnismäßig geringer »Abfall des Pegels« festzustellen. Das gilt vor allem für die Nahbesprechung. Das deutet auf eine relativ »breite« Nierencharakteristik hin. Für ein Bühnen-Mikrofon ist das naturgemäß nicht ganz unproblematisch, stellen doch Übersprechungen durch andere Instrumentensignale für den FOH-Mixer eine echte Gefahr dar. Andererseits sollte dies dem Tonverantwortlichen in einer Livesituation aufgrund des schon beschriebenen »Pegelabfalls« bei entfernteren Schallquellen nicht allzu viele Übersprechungs-Sorgen bereiten.
Bei naher Mikrofonierung wirkt der Klang des HT45 recht basslastig. Während im Bereich der tiefen Frequenzen und unteren Mitten ein satter Nahbesprechungseffekt festzustellen ist und auch der für Gesangssignale so wichtige Bereich zwischen 1 und 3 kHz prägnant herübergebracht wird, erscheint das »Top End« klanglich ein wenig verwaist. Zwar dringen Zischlaute einigermaßen brillant hervor, wirklich »offen« oder gar »luftig« klingt das HT45 beim Close-Miking jedoch nicht. Ausgewogener wird der Sound bei einem mittleren Abstand von ca. 15 cm. Ohne Nahbesprechungseffekt überzeugt mich das HT45 mit einem im schönsten Sinne mittenbetonten Frequenzbild, das viele Gesangsstimmen zweifellos gut aussehen bzw. klingen lassen sollte.

Audio Samples
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Vocals (weiblich, 5 cm Abstand, On-Axis) Vocals (weiblich, 15 cm Abstand, On-Axis) Vocals (weiblich, 5 cm Abstand, 45° Off-Axis) Vocals (weiblich, 15 cm Abstand, 45° Off-Axis) Betätigen des „Mute“-/„Off“-Schiebereglers Bedämpfung der Griffgeräusche beim AKG HT45

Die Testaufnahmen entstanden mit einem Sender/Empfänger-Abstand von etwa 5,50 m. Jenseits eines wahrnehmbaren geringen Grund-»Brizzelns« waren während dieses Tests keine Signal-Aussetzer oder ‑Beeinträchtigungen festzustellen. Für einen »Härtetest« wurde eine weitere Sender-Empfänger-Einheit eines anderen Herstellers parallel betrieben. Dabei zeigte das AKG Wireless-System keine auffällige Anfälligkeit für Intermodulations-Störungen.

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