AKG Perception 200 Test

Praxis

Bei unseren Vocal-Aufnahmen im Studio ist uns sofort aufgefallen, dass das Perception 200 in den Höhen etwas matt klingt, beinahe so, als wäre es obenherum „beschnitten“. Zumindest hier macht sich also die Höhenanhebung aus dem Frequenzgang-Diagramm nicht bemerkbar. Dadurch wirkt auch der Gesamt-Sound dieses Mikrofons nach oben hin etwas unausgewogen. Bei Sängerinnen fällt das gar nicht so sehr auf, da bei den meisten weiblichen Stimmen von Natur aus mehr Höhen im Signal sind und es dadurch automatisch etwas frischer wirkt. Bei männlichen Vocals verhält es sich vor allem dann anders, wenn der Sänger eine eher sonore Stimme hat.
Ein weiteres merkwürdiges Phänomen tat sich im unteren Mittenbereich auf, der irgendwie ein wenig dröhnte; ein Dröhnen, das sich unabhängig vom Signal zeigte, und wie eine Mikrofongehäuse-Resonanz oder etwas Mechanisches klang – jedenfalls nicht zu fassen und ganz schwer zu beschreiben. Seltsam ist nur, dass sich diese „Dröhn-Frequenz“ im Bereich um 300Hz ansiedelt. Wir erinnern uns, dass die Einsatzfrequenz des LowCut-Filters genau da liegt und sie mir bei der technischen Beschreibung ja eigentlich schon etwas hoch angesetzt vorkam. Tja, was soll ich sagen, hier schließt sich der Kreis wieder. Schaltet man nämlich das LowCut-Filter ein, verbessert sich auch das Dröhnen merklich, es nimmt deutlich ab. Unterm Strich klingt das Mikrofon bei aktiviertem Filter deutlich ausgeglichener, aber nicht wie befürchtet zu dünn, zumindest nicht bei Vocals.

ACHTUNG AUFNAHME! Jetzt wird es für das AKG Perception 200 ernst.
ACHTUNG AUFNAHME! Jetzt wird es für das AKG Perception 200 ernst.

Die Mitten klingen generell warm und weich, dadurch aber leider auch ein wenig undifferenziert. Gute Noten verdient sich das AKG Perception 200 im Dynamikverhalten: Auch wenn das Signal, das an der Membran ankommt, noch so laut ist, macht das Mikro nicht unangenehm zu. Es scheint lauten Pegeln eher mit einer Art Laissez Faire, nach dem Motto „mir doch egal, wie laut es ist“, zu begegnen. 
Wenn die Klangbeurteilung hier unter Umständen ein wenig negativ rüberkommt, sollte man das Ganze doch relativieren. Zuerst einmal ist da der Preis: High-End-Sound kostet eben meist auch High-End-Geld. Des Weiteren ist mir selten ein Großmembran-Kondensatormikrofon untergekommen, das so massiv und robust verarbeitet ist wie das Perception 200! Es ist nicht nur zu 100% livetauglich, es bekäme auch – wenn wir denn einen hätten – eindeutig den „Roadtauglichkeits“-Orden. Bei aller Kritik sei gesagt, dass wir das Mikrofon hier im Vergleich mit den sieben anderen Testkandidaten sehen und hören, und das bedeutet natürlich nicht, dass man außerhalb des Vergleichstests nicht vernünftig mit ihm arbeiten könnte.

Hinweis zu den Audio-Files:

Die Aufnahmen wurden im Tonstudio unter professionellen Bedingungen durchgeführt. Um die Eigenschaften genau erkennen zu können, solltest du mit hochwertigen Kopfhörern oder über ein gutes Lautsprechersystem abhören. Das Referenzmikrofon ist ein Neumann TLM-127 bei den weiblichen Vocals und ein Neumann TLM-103 bei den männlichen Vocals – beide Neumann-Mikrofone sind für ihre hohe Qualität und ihren unaufdringlichen Charakter bekannt.

Audio Samples
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weibliche Vocals, ohne LowCut weibliche Vocals, mit LowCut weibliche Vocals, Referenzmikrofon
Audio Samples
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männl. Vocals, 10cm Abst, o. LowCut männl. Vocals, 10cm Abst., m. LowCut männl. Vocals, 30cm Abst., o. LowCut männl. Vocals, Referenzmikro, 10cm Abst männl. Vocals, Referenzmikro, 30cm Abst
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