AKG C 214 Test

Das Mikro klingt wirklich gut

Ok, liebe Vocaleros, haltet noch kurz inne, ich möchte noch eben etwas zum Handling sagen. Handling, bei Mikrofonen? Ja, so ähnlich halt. Dass sich das Mikro sehr einfach in die Spinne setzen und bombenfest arretieren lässt, hatte ich ja bereits anfangs erwähnt. Sitzt das C 214 aber einmal in der Halterung, lassen sich die beiden Schalter für PAD und Filter nicht mehr wirklich komfortabel bedienen, es ist zwar möglich, aber eben nicht mehr bequem. Da man aber kein endloses Gewinde lösen muss, um das Mikro aus der Halterung zu nehmen, sondern eben nur eine kleine Drehung am unteren großen Ring, lässt sich über dieses kleine Manko quasi hinwegsehen.
So, jetzt können wir dem AKG-Logo endlich die angestaute Luft entgegenschmettern. Und was sich da aus den Monitoren im Regieraum auf den Weg zu meinen kleinen Öhrchen macht, zaubert mir doch glatt ein entspanntes Lächeln ins Gesicht. Wollt ihr´s kurz? Ok. „Das Mikro klingt wirklich gut.“ Zu kurz? Na gut, es geht auch detaillierter – beschwert euch aber nachher nicht.

Mikrofontest: Alice, weibliche Stimme
Mikrofontest: Alice, weibliche Stimme
Audio Samples
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AKG – weiblich, 10 cm Referenz – weiblich, 10 cm AKG – weiblich, 40 cm Referenz – weiblich, 40 cm AKG – weiblich, 10 cm (HPF)

Harmonisches Gesamtbild bei allen Stimmen

Um das ständige „Sänger/Sängerin“-Spiel abzukürzen, eines vorweg: Das C 214 harmonierte in unserem Test gleichermaßen gut mit männlicher wie weiblicher Stimme. Die Vocals wurden klar und deutlich übertragen, kein Frequenzbereich fiel dermaßen aus der Reihe, als dass er das Signal vermatscht oder undifferenziert gemacht hätte. Es fällt sofort auf, wie neutral und positiv unauffällig dieses Mikro klingt. In den unteren Mitten würde man sich vielleicht hier und da etwas „mehr“ wünschen, da es hier teilweise ein wenig verhalten klingt, aber es wird immer noch genügend übertragen, um in diesem Frequenzbereich später beim Mix vernünftig „klangregeln“ (ihr könnt auch „EQen“ sagen) zu können. Ansonsten werden die Mitten sehr gut aufgelöst, sodass alle Nuancen des Stimm-Signals gut nachvollziehbar sind. Für meine letzte Sicherheit habe ich mir dann auch noch mal eine Akustikgitarre genommen und die Membran des C 214 in Schwingung versetzt – mein Eindruck der Vocal-Session wurde bestätigt. Auch bei der Akustikgitarre wurden alle Feinheiten des Signals sehr gut übertragen.

Audio Samples
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AKG – männlich, 10 cm Referenz – männlich, 10 cm AKG – männlich, 40 cm Referenz – männlich, 40 cm AKG – männlich, 10 cm (HPF)

Die Verwandtschaft zum C 414 ist hörbar

Erinnert ihr euch an den Präsenzanstieg im Frequenzgang ab ca. 8 kHz, den ich am Ende der Details erwähnt hatte? Diese Präsenzanhebung ist definitiv hörbar, und zwar meistens im positiven Sinne. Das Signal erhält dadurch eine gewisse Leichtigkeit und einen edleren Charakter in den Höhen, was natürlich auch der Durchsetzungskraft im Mix zugute kommt. Etwas Vorsicht ist dadurch aber auch bei Zischlauten (S-Laute, etc.) geboten, hier kann es auch schnell zu scharf oder spitz klingen – dies merkt man natürlich besonders bei einem sehr geringen Abstand zum Mikrofon. Und wo wir gerade beim Thema Abstand sind, kümmern wir uns doch gleich um den Nahbesprechungseffekt. Dieser ist beim C 214 definitiv ausgeprägt vorhanden, liegt aber frequenzmäßig eher etwas höher, sodass Popp-Laute nicht übermäßig übertragen werden. Verstanden…? Gut, ich versuche es noch mal zu verdeutlichen. Ist euer Abstand zum Mikro (Druckgradientenempfänger) ca. 10 cm oder weniger, werden die unteren Mitten und Bässe verstärkt übertragen. Beim C 214 betrifft dies die Bässe aber nicht so stark, sondern eher die unteren Mitten, und da diese ja vom Grundcharakter her etwas verhaltener sind, ergibt sich kein unnatürlicher „Ich klebe vor deinem Ohr und bin gleich drin“-Sound. In Sachen Dynamik kann ich dem AKG-Mic ebenfalls gute Noten geben – auch mit lauten Signalen geht das C 214 genügsam um und fährt nicht zu sehr in die Kompression, der Sound bleibt offen. Das Hochpass-Filter verrichtet seinen Job so, wie man es sich wünscht – es senkt den Pegel ab der Einsatzfrequenz (in diesem Fall 160 Hz) ab, lässt den restlichen Sound aber unberührt. Schlechte Filter ziehen häufig gleich ganze Frequenz-Familien in den Abgrund und der Gesamtklang ist dann schnell total verbogen und löchrig – hier nicht.
Ich möchte mal dort enden, wo ich begonnen habe, nämlich bei der Klärung des Verwandtschaftsverhältnisses vom C 214 zum C 414. Sind die beiden nun blutsverwandt oder hat sich ein „Kuckucks-Ei“ eingeschlichen? Nein, keine Panik, das C 414 hat gute Gene, die das 214er definitiv geerbt hat. Ganz deutlich wird das bei der erwähnten „positiven Unauffälligkeit“ und der Präsenzanhebung in den Höhen. Das sind beides Charaktereigenschaften, die man schon seit vielen Jahren vom C 414 kennt. Oder um es mit den Worten von Hans Meisers und Bärbel Schäfers Erben (also diesen mittaglichen Intelligenz-Allergiker-Dompteuren) zu sagen: „Nach Auswertung der DNA-Proben gilt die Vaterschaft somit zu 99,995% als erwiesen.“ Danke, Anke, und bis zum nächsten Lügendetektortest auf diesem Sender … sorry, ich meinte, bis zum nächsten Mikrofontest auf bonedo.de.

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Profilbild von Christof

Christof sagt:

#1 - 25.09.2011 um 11:17 Uhr

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Welches Mic wurde für als Referenz für die Vocalaufnahmen verwendet? Mir gefallen die Referenz-Tracks sehr gut!

Profilbild von banjogit

banjogit sagt:

#2 - 29.10.2013 um 18:03 Uhr

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Reicht Drehringbefestigung aus, um das Mikro auch kopfüber betreiben zu können? Bei mir ist es so, dass der Drehring zwar greift und das Mikro mit einer gewissen Spannung hält, er geht aber nicht in die Arretierung. Dafür ist das Mikro an der Stelle wohl zu dick.

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