Aguilar AG700 Test

Mit der Einführung der AG-Serie schlug Aguilar eine neue Richtung ein, denn in den Amps wurden damals erstmalig in der Firmengeschichte keinerlei Röhren verbaut. Die beiden Modelle AG500 und AG500SC sind mittlerweile etwas in die Jahre gekommen und stehen im Schatten der sehr erfolgreichen Tonehammer-Tops, die noch deutlich leichter und kompakter konstruiert sind als die etwas betagten AG-Modelle. Mit dem brandneuen AG700 kommt nun wieder mehr frischer Wind in die AG-Serie der netten New Yorker. Das kompakte Top wurde mit einem aktuellen Class-D-Modul von ICE-Power ausgestattet und soll laut Hersteller den klaren Sound und die dynamische Bandbreite der legendären AG500-Modelle liefern.

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… kaum von den Vorgängermodellen zu unterscheiden.

Details

Rein optisch kann man den neuen AG700 nur schwer von seinen AG-Vorgängern unterscheiden. Er ist mit den Abmessungen von 305 x 77 x 229 mm insgesamt zwar etwas kleiner als der AG500SC. Das grundsätzliche Design in elegantem Schwarz inklusive der hochglänzenden Frontplatte und den weißen Beschriftungen hat Aguilar bei seinem jüngsten Sprössling jedoch beibehalten. Beim Gewicht wird der Unterscheid zwischen den beiden Generationen hingegen sehr deutlich, denn der neue AG700 bringt dank aktueller Class-D-Technik und Schaltnetzteil gerade mal 2,2 kg (!) auf die Waage – der legendäre AG500SC ist mit 8 kg noch deutlich schwerer.

Fotostrecke: 3 Bilder Rein optisch ist das neue AG700 …

Auf der Höhe der Zeit befindet sich der AG700 aus der New Yorker Amp-Schmiede selbstverständlich auch in Sachen Ausstattung, denn er beinhaltet sämtliche Features, die man von einem modernen Basstop erwartet. Links auf der Front parkt ein Klinkeneingang zum Anschluss des Basses. Mit einem kleinen Schalter kann die Eingangsempfindlichkeit um 10dB reduziert werden, falls ein pegelstarker Aktivbass zum Einsatz kommt.
Darauf folgt die Klangzentrale des AG700, die sich aus einem Vierband-Equalizer mit den entsprechenden Reglern für Bässe (40 Hz), Tiefmitten (300 Hz), Hochmitten (800 Hz) und Höhen (4 kHz) und zwei zusätzlichen EQ-Presets mit den Bezeichnungen “Deep” und “Bright” zusammensetzt. Der Deep-Taster hebt alle Frequenzen unterhalb von 250 Hz um 6 dB an und der Bright-Taster boostet das Spektrum oberhalb von 3 kHz ebenfalls um 6 dB.
Die rechte Hälfte der Front ist beim AG700 für den Master-Regler und eine Reihe von Anschlüssen reserviert, die man bei den meisten Amps eher auf der Rückseite vorfindet. Neben den Klangreglern sitzen die Send- und Return-Klinken des seriellen Effektweges, und rechts vom Master-Regler befindet sich der symmetrische DI-Ausgang in Form einer XLR-Buchse. Der Ausgang kann mit einem Pre/Post-Schalter vor oder hinter den Equalizer geschaltet werden, und zur Beseitigung von Nebengeräuschen steht ein Groundlift-Schalter zur Verfügung.

Fotostrecke: 5 Bilder Das AG700 verfügt über eine angenehm übersichtliche Frontplatte.

Ganz rechts auf der Front finden wir schließlich den Mute-Schalter zum Stummschalten aller Ausgänge und zwei LEDs mit den Bezeichnungen “Status” und “Operate” – die Status-LED leuchtet, wenn der Amp eingeschaltet wird, und die Operate-LED erlischt, sobald die Mute-Funktion betätigt wird.
Damit sind wir mit den Features des neuen Aguilar-Sprösslings auch schon fast durch, denn für die Rückseite bleiben nur noch einige wenige Anschlüsse. Hier hat Aguilar den Tuner-Output zum Anschluss eines Stimmgerätes und natürlich die beiden Speakon-Buchsen für die Verbindung mit den Boxen untergebracht. Seine volle Nennleistung gibt der Amp sowohl im üblichen 4-Ohm-Betrieb mit einer 4-Ohm-Box oder zwei 8-Ohm-Boxen als auch im 2,67-Ohm-Betrieb mit drei 8-Ohm-Boxen oder einer Kombination aus einer 8-Ohm und einer 4-Ohm-Box ab. In Sachen Kompatibilität mit möglichen Boxenkombinationen kann der Aguilar AG700 also schon mal ordentlich punkten, denn er zeigt sich hier flexibler als so mancher Konkurrent.

Fotostrecke: 4 Bilder Auch die Rückseite wurde sehr übersichtlich gestaltet.

Praxis

Im Werbetext verspricht Aguilar eine temperaturgesteuerte Kühlung des Amps durch zwei Flüster-Lüfter. In der Praxis sieht das jedoch so aus, dass beide Lüfter ungefähr zehn Minuten nach dem Einschalten ihren Betrieb aufnehmen und diesen – unabhängig von der Belastung – solange verrichten, bis man den Amp wieder ausschaltet. Zudem ist das Lüftergeräusch aufdringlich genug, um beispielsweise im Studio oder zu Hause beim Üben als störend empfunden zu werden. Es handelt sich also scheinbar um zeitgesteuerte Lüfter, die ich beim besten Willen nicht als flüsterleise bezeichnen kann. Schade, von einem Boutique-Amp in der Preisklasse des AG700 kann man durchaus den Luxus eines nebengeräuscharmen Betriebs erwarten – andere Hersteller machen es auf diesem Sektor ja vor. Damit bin ich mit den Kritikpunkten in diesem Test allerdings schon durch, denn in allen anderen Disziplinen hat mich der AG700 auf ganzer Linie überzeugt!
In Sachen Leistung verspricht Aguilar keinesfalls zu viel – die Nennleistung von 700 Watt erscheint mir absolut realistisch und entspricht in etwa dem Wert, den andere Hersteller angeben, die das gleiche Class-D-Modul in ihren Amps verbauen. Dementsprechend liefert der AG700 ausreichend Leistung für Gigs in großen Veranstaltungsorten, und die hohe Klangqualität des Class-D-Tops bleibt auch bei extremen Lautstärken weitestgehend erhalten. Der neue Aguilar-Head setzt zudem die Nuancen im Spiel blitzschnell um und vermittelt so ein sehr direktes und dynamisches Spielgefühl. Die Performance des eleganten Topteils aus New York ist wirklich überzeugend!

Die Firma Aguilar aus New York hat sich einen festen Platz im Olymp der Bassverstärkung erarbeiten können!
Die Firma Aguilar aus New York hat sich einen festen Platz im Olymp der Bassverstärkung erarbeiten können!

Nicht weniger beeindruckend sind auch die Sounds, die mithilfe des klar strukturierten und einfach zu bedienenden AG700 möglich sind. Im ersten Audiobeispiel hört ihr den Grundklang des AG700 ohne EQ-Eingriffe, für die Aufnahme habe ich ein passiven Jazz Bass verwendet.

Audio Samples
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Flat-Einstellung

In meinen Ohren lieferten die Amps aus AG-Serie immer schon den neutralsten und ausgewogensten Sound von allen Aguilar-Modellen, und das nehme ich auch beim neuen AG700 so wahr. Klar, der Sound wurde mit einem satten Bassbereich und den Aguilar typischen, seidigen Höhen schon etwas auf Gefälligkeit getrimmt, ich höre aber keine Überbetonung in den Mitten und der Amp klingt insgesamt sehr detailreich, transparent und offen.
Für schnelle Klangveränderungen stellt der AG700 zwei EQ-Presets zur Verfügung, die mit nur einem Tastendruck aktiviert werden können. Beide Presets wurden mit Geschmack und Sinn für Praxistauglichkeit abgestimmt – mit aktiviertem Deep-Taster wird der Sound voller und runder, ohne zu dröhnen, und das Bright-Feature sorgt bei Bedarf mit einer ordentlichen Höhenanhebung für zusätzliche Präsenz im Sound. Wenn beide Taster gedrückt sind, produziert der AG700 einen moderaten Scoop-Sound, der im Bandkontext bestens funktioniert.

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Mit Deep-Preset Deep & Bright
Die 700 Watt Leistung des AG700 sind durchaus wörtlich zu nehmen!
Die 700 Watt Leistung des AG700 sind durchaus wörtlich zu nehmen!

Ein ähnlicher Effekt lässt sich natürlich auch mithilfe des Vierband-EQs am Amp erzeugen. Für den folgenden Slapsound habe ich die Bässe und die Höhen geboostet und gleichzeitig die Hochmitten bei 800 Hz etwas abgesenkt. Der Equalizer kann sehr feinfühlig dosiert werden und erlaubt auch drastischere Eingriffe. Durch die außerordentlich geschmackvolle und praxisorientierte Abstimmung aller Bänder bleibt die Bedienung aber trotzdem kinderleicht. Hier kommt wirklich jeder schnell zum gewünschten Ziel!

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Bass-Boost, Treble-Boost, HiMid-Cut, Slap

Im letzten Clip geht es in die entgegengesetzte Richtung – für einen runden und warmen Vintage-Sound wurden hier die Bässe und die Tiefmitten deutlich angehoben, und mit dem Höhenregler habe ich gleichzeitig den oberen Frequenzbereich stark abgesenkt.

Audio Samples
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Bass-Boost, LoMid-Boost, Treble-Cut

Fazit

Mit dem AG700 hat man bei Aguilar die AG-Serie wieder auf der Stand der Zeit gebracht – er ist kleiner und leichter als seine Vorgänger und verfügt zudem mit satten 700 Watt über deutlich mehr Leistungsreserven. Klanglich bleibt sich die New Yorker Amp-Schmiede auch mit ihrem neusten Class-D-Top treu, denn der AG700 liefert den Aguilar-typischen satten und geschmeidigen Sound, den viele Bassisten sehr schätzen. Preislich liegt der elegante und hochwertige konstruierte AG700 mit etwas über 1000,- Euro im Boutique-Bereich – dafür kann man allerdings im Grunde auch eine nebengeräuschfreie Betriebsmöglichkeit ohne nervende Ventilatoren erwarten, wie ich finde. Dem guten Sound tut das freilich keinen Abbruch, und mit den hervorragend abgestimmten EQ-Features bietet der Amp die nötige Flexibilität für den Einsatz in sämtlichen Musikrichtungen. Die klar strukturierte Front ermöglicht zudem eine einfache Handhabung sämtlicher Features im oftmals hektischen Livebetrieb.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • transparenter Wohlfühl-Sound
  • effektiver Equalizer
  • überzeugende Performance (realistische Leistungsangabe)
  • 2,67-Ohm-Betrieb möglich
  • sehr klar strukturierte Front (einfache Bedienung)
  • ordentliche Verarbeitungsqualität
Contra
  • deutliches Lüftergeräusch nach ca. zehnminütigem Betrieb
Artikelbild
Aguilar AG700 Test
Für 1.149,00€ bei
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… mit seiner edlen schwarzen Optik …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Aguilar
  • Modell: AG700, Bass-Top mit Solid-State Preamp und Class-D Endstufe
  • Herstellungsland: USA
  • Leistung: 700 W @ 4 Ohm, 250 W @ 8 Ohm, 700 W @ 2,67 Ohm
  • EQ: Bass: +/- 17 dB @ 40 Hz, Low Mid +/- 15 dB @ 300 Hz, Hi Mid +/- 14 dB @ 800 Hz Treble: +/- 14 dB @ 4 kHz, Deep +6dB 3 kHz
  • Ein/Ausgänge: Klinke Input, Effekt Send/Return, Balanced XLR Out (Pre/Post EQ), Tuner Out Klinke, 2 x Speaker Out
  • Sonstiges: Zwei temperaturgesteuerte Lüfter
  • Maße: 305 x 77 x 229 mm (H x B x T)
  • Gewicht: 2,22 kg
  • Preis: 1.062,- Euro (Ladenpreis im Mai 2018)
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... kaum von den Vorgängermodellen zu unterscheiden.

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