Ortofon LH-2000, LH-4000 und LH-6000 Test

Die dänische Firma Ortofon bietet neben einer Heerschar an Tonabnehmern diverse Headshells in nahezu allen Preisklassen an. Von 39 bis 479 Euro kosten die insgesamt sieben Systemträger, von denen wir drei zum Test vom Hersteller erhalten haben. Das zweitgünstigste Modell, das LH-2000, für 69 Euro ist ein solider Systemträger, der sich auch sehr gut für die prominente 2M-Serie eignen soll. Das LH-4000 mit einstellbarem Azimuth ist das nächste Headshell in der Preishierarchie und wechselt für 95 Euro den Besitzer. Last but not least sei das 6000er erwähnt, das für 99 Euro so gerade noch mit einem zweistelligen Preis durchgeht. Auf der Hersteller Homepage wird das LH-6000 für die Cadenza-Serie empfohlen. 


Ob das mittlere Preissegment der dänischen Systemträger keinen Vergleich mit der Konkurrenz scheuen muss, erfahrt Ihr im folgenden Testartikel.

Details

Der Lieferumfang der dänischen Systemträger fällt bei allen drei Produkten eher minimal aus. Das 2000er ist das günstigste aus dem Testfeld, kommt aber immerhin auf zwei Schraubensätze samt Muttern. Sowohl das LH-4000 als auch das LH-6000 müssen mit einem Tonkopfschraubensatz auskommen, der dann aber dafür aus Messing hergestellt wurde. Das 4000er kommt on top mit einem Inbusschlüssel, der für die Justage des Azimuths zwingend benötigt wird. 
Alle Montageschrauben kommen bei Ortofon in einem Kunststofftütchen unter, Muttern oder Unterlegscheiben befinden sich nicht im Lieferumfang! Bei der japanischen Konkurrenz (aktuell Jelco, früher Nagaoka) erhält man eine kleine Kunststoffbox, in der zwei mattschwarze oder silbergraue Inbus-Schraubensätze aus Stahl samt Muttern und Unterlegscheiben enthalten sind, ein passender Inbus-Schlüssel darf hier natürlich auch nicht fehlen.
Für meinen Geschmack ist die Auswahl an verschiedenen Längen hinsichtlich der Tonkopfschrauben recht dürftig, zumindest beim LH-4000 und beim LH-6000, bei denen nur jeweils ein Schraubenpaar beigelegt wird. Die Schlitzschraube findet zudem im Allgemeinen nur noch sehr selten Anwendung, aber insbesondere bei HiFi-Tonabnehmern. Ich benutze bei Neuinstallationen ausschließlich Inbusschrauben aus Edelstahl auf Magnesium-Headshells, was zwei klare Vorteile hat: 
Zum einen sitzt der Schraubendreher sattelfest in der Schraube und kann nicht abrutschen. Darüber hinaus geben die beiden Werkstoffe Magnesium und Edelstahl ein eindeutiges haptisches Feedback, wenn die Schraube festsitzt. Und nach „fest“ kommt direkt „ab“. 
Die verwendeten Werkstoffe bei den vorliegenden Headshells, Aluminium beim LH-2000 und LH-4000 sowie Magnesium beim LH-6000, sind hervorragend, nur hätte ich mir im Angesicht der Preise bessere Montageschrauben gewünscht.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Lieferumfang des LH-2000: Das Headshell selbst und 2 Paar Schrauben

Alle drei Headshells machen auf mich einen hochwertigen Eindruck, gute Materialien mit guter Verarbeitung und ansehnlichem Finish – das kann man von den weltweit etablierten Dänen aber auch erwarten. Bei allen drei ist der Fingerbügel vormontiert und die Leadwires (Headshell-Kabel) stecken bereits korrekt auf den vier Pins der Systemträger. By the way: Da habe ich aber schon weitaus hochwertigere HS-Kabel gesehen, die zum Lieferumfang von Produkten aus Fernost gehörten.

Fotostrecke: 6 Bilder Ein Blick unter das Headshell …

Etwas seltsam finde ich die Tatsache, dass bei keinem der Ortofonschen Headshells ein Antiresonanzring vormontiert ist. Es befand sich auch kein einziger Gummiring in den Verpackungen, was ich ehrlich gesagt noch nie erlebt habe. Es werden aber zwingend welche benötigt, ansonsten geht das Headshell ohne einen Schwingungsdämpfer in den Tonarm über oder mit viel Pech lässt sich das Headshell ohne Gummiring gar nicht richtig fixieren und es schlackert regelrecht. So oder so müssen in so einem Fall welche angeschafft werden. Für meine Installation habe ich mir welche aus meiner großen Phono-Kiste geschnappt, was sonst noch nie vorgekommen ist. In meiner Erinnerung sitzen Antiresonanzringe immer auf den Systemträgern, nie am Ende eines Tonarmrohrs. 

Fotostrecke: 4 Bilder Ein SME-Zapfen beim LH-2000 und kein Antiresonanzring (!)

Praxis

Die drei Headshells aus dem Norden schmiegen sich allesamt dank neuer Antiresonanzringe nahtlos an das Tonarmrohr meines DJ-Turntables, ein Pioneer PLX-1000. Für den Testaufbau habe ich ausschließlich ein 2M Bronze von Ortofon und eigene Montageschrauben verwendet. Hierbei zeigt sich, dass das LH-4000 der vielseitigste Systemträger unter den mir vorliegenden Testprobanden ist und das nicht nur, weil sein Azimuth verstellbar ist. 
Aufgrund seiner Länge von 51,9 mm und der Anordnung seiner beiden Langlöcher kommt das LH-4000 auf einen maximalen Montageabstand von 45,6 mm, was bei dem vorliegenden PLX-1000 ausreicht, um insgesamt auf die geforderte Systemlänge (gemessen vom Gummiring bis zum Abtaster) von 54 mm zu kommen. Bei der Verwendung des LH-2000 und des LH-6000 komme ich auf eine Systemlänge von maximal 52 mm, was zum Beispiel für einen Technics 1210 MK2 oder einen Pioneer PLX-500 absolut in Ordnung, aber in meinem Fall 2 mm zu kurz ist, so dass die Nadel nicht an der Stelle in die Rille eintauchen würde, die der Hersteller aber dafür vorgesehen hat, was zweifellos nachhaltig zu hörbarem Abrieb führen wird. 
Man könnte sowohl das LH-2000 als auch das LH-6000 prima für meinen alten Vestax PDX 2300 MK2 Pro verwenden, der eine effektive Systemlänge von 50 mm benötigt. Das LH-6000 macht an meinem Vestax eine sehr gute Figur, leider habe ich aber kein Bild davon gemacht, empfehlen möchte ich das an dieser Stelle aber auf jeden Fall! Leider ist die Tonarmbasis meines PDX ein wenig verzogen, so dass sich hierfür am besten wieder das LH-4000 eignen würde, weil man den Fehlwinkel mit der Azimuth-Schraube zufriedenstellend kompensieren könnte.

Fotostrecke: 6 Bilder Das LH-2000 lässt sich wie auch das …

Bei keinem der hier getesteten Systemträger kommt es aufgrund des Eigengewichts zu Schwierigkeiten oder zu Anpassungsproblemen. Die Ergonomie ist für mein Dafürhalten beim LH-4000 am besten. Der groß dimensionierte, geschwungene Fingerbügel ist angenehm zu packen, ebenso beim LH-6000, hier aber nicht ganz so ausgeprägt wie beim kleineren Bruder. Einzig die Ergonomie des LH-2000 ist eine, an die ich mich nur schwer gewöhnen könnte. Der angeschweißt anmutende gerade Finger-„Knüppel“ fühlt sich doch recht ungewöhnlich, aber dabei auch nicht wirklich vertrauenerweckend an. Das ist aber mein ganz persönlicher Eindruck, den ich aber hier natürlich erwähnen möchte.

Fazit

Mit dem LH-2000, dem LH-4000 und dem LH-6000 bietet der prominente Hersteller Ortofon sehr solide Systemträger für HiFi-Tonabnehmer unter 100 Euro an, die allesamt mit hochwertigen Materialien und sehr guter Verarbeitung aufwarten. Alle drei Headshells kommen im individuellen Design-Gewand daher und bieten aufgrund ihrer Form und der geraden Kanten großartige Orientierung bei der Justage eines Tonabnehmers. Verwunderlich ist die Tatsache, dass die dänische Firma den Systemträgern keine Antiresonanzringe beigelegt hat und Headshell-Kabel von eher durchschnittlicher Qualität vormontiert sind. Auch die mitgelieferten Schrauben für die Montage wirken auf mich, als wären sie ein bisschen „aus der Zeit gefallen.“ Dennoch können die eben genannten Wermutstropfen nicht den Gesamteindruck trüben, den die drei Headshells bei mir hinterlassen. Eine klare Kaufempfehlung gibt es von mir für das LH-4000, das mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis bei größtmöglicher Flexibilität unter den Testprobanden auftrumpfen kann und sich 4,5 Bewertungssterne ans Brevier heften kann. Der LH-2000 geht mit 3,5 Sternen aus dem Test, der LH-6000 mit 4 Sternen, was auch den Durchschnitt für die Gesamtbewertung ausmacht.

Technische Spezifikationen
    Ortofon LH-2000
    • universelle Tonabnehmermontage
    • Material: Aluminium
    • Länge: 50,3 mm
    • Breite: 20 mm
    • Mounting Distance max.: 43,4 mm
    • Mounting Distance min.: 35,3 mm
    • Gewicht ohne Schrauben: 15,5 g
    • Farbe: Schwarz
    • Preis: 69 Euro
    Ortofon LH-4000
    • universelle Tonabnehmermontage
    • Goldkontakte
    • verstellbarer Azimuth
    • Material: Aluminium
    • Länge: 51,9 mm
    • Breite: 19,1 mm
    • Mounting Distance max.: 45,6 mm
    • Mounting Distance min.: 39,5 mm
    • Gewicht ohne Schrauben: 14,3 g
    • Farbe: Schwarz
    • Preis: 95 Euro
    Ortofon LH-6000
    • universelle Tonabnehmermontage
    • Goldkontakte
    • Material: Magnesium
    • Länge: 47,5 mm
    • Breite: 19,1 mm
    • Mounting Distance max.: 42,4 mm
    • Mounting Distance min.: 36,6 mm
    • Gewicht ohne Schrauben: 13,5 g
    • Farbe: Schwarz
    • Preis: 99 Euro
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