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AKG Crown PCC160 Test

Von allen heute erhältlichen Grenzflächenmikrofonen hat dieser Testkandidat, das AKG Crown PCC160, vermutlich die längste Geschichte.

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Denn seine Wurzeln reichen bis in die Anfangstage der auch PZM (Pressure Zone Microphone) genannten Schallwandler. Erste Prototypen wurden Ende der Siebzigerjahre hergestellt, das Design wurde vom US-amerikanischen Pro Audio-Hersteller Crown gekauft und im Jahre 1980 erstmals in Serie produziert.
Das neuartige Konzept mit nach unten gerichteter Kondensatorkapsel sorgte für phasenrichtige Klangübertragung mit schlanken Bässen aber sehr natürlicher Abbildung. Tontechniker fanden schnell Einsatzbereiche, in denen die neuen Mikros den bekannten Konstruktionen überlegen waren. Dazu zählte die Aufnahme von Flügeln, aber auch Gitarren und Schlagzeuge profitierten klanglich. Es gibt sogar Berichte von Percussionisten, denen eine „Grenze“ auf der Brust befestigt wurde. Im Jahre 2000 wurde Crown von Harman übernommen, die Mikrofone wurden in das Portfolio der ebenfalls zur Firmengruppe gehörenden Marke AKG integriert. Wie sich das reichhaltig ausgestattete PCC160 an Sprache, Gitarre und dem Drumset schlägt, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Form follows Function

Heutige Grenzflächenmikrofone haben meistens eine flache, leicht verrundete Form, die an eine Mischung aus Computermaus und Plattfisch erinnert. Nicht so das AKG PCC160. Das Funktionsprinzip wird hier schon optisch deutlich, denn der Schallwandler besteht aus einer etwa acht mal 17 Zentimeter messenden Grundplatte, auf welche das Gehäuse mit der Kapsel und den technischen Innereien aufgesetzt wird. Beide Teile sind aus Metall gefertigt und lassen dasTestobjekt nahezu unzerstörbar erscheinen. Eine seitlich eingelassene Mini-XLR Buchse stellt die Verbindung zum mitgelieferten, 4,6 Meter langen Kabel her. Auch eine Tasche sowie eine Anleitung samt technischer Daten gehören zum Lieferumfang. Wer das PCC160 fest an einer Wand oder auf einem Tisch installieren möchte, findet dafür auf der Gehäuseunterseite zwei Bohrungen. Technisch spannender ist der jedoch der dreistufige „Bass Tilt“-Schalter. Neben der Neutralstellung gibt es hier nicht nur die Möglichkeit, tiefe Frequenzen herauszufiltern (Cut), sie lassen sich über die Boost-Stellung auch anheben.   

Fotostrecke: 2 Bilder Kantiges Profil: Blick auf die seitliche Mini-XLR Buchse

Der Low Boost hebt das PCC160 von der Konkurrenz ab

Technisch handelt es sich bei dem PCC160 um ein permanent polarisiertes Kondensatormikrofon, welches das Schallgeschehen in Form einer halben Superniere aufzeichnet. Eine Superniere richtet noch stärker als eine Niere und sorgt damit auch für eine höhere Unempfindlichkeit für seitliche Einstreuungen und damit Feedback. PCC steht übrigens für Phase Coherent Cardioid, was soviel bedeutet wie phasenrichtig arbeitende Nierenkapsel. 50 bis 18000 Hertz gibt AKG als nutzbares Frequenzband an, der Blick auf das entsprechende Diagramm zeigt einen recht glatten Verlauf mit sanft abfallenden Bäseen unterhalb von 150 Hertz sowie der typischen Erhöhung im Präsenzbereich um 5000 Hertz. Allerdings besitzt das PCC160 ja auch noch den EQ-Schalter, welcher in beide Richtungen relativ hoch ansetzt. Ein echter Tiefbass-Boost ist also nicht zu erwarten, denn der Peak liegt bei aktiviertem Switch bei guten 200 Hertz. Mit 22 mV/Pa ist das Mikro relativ empfindlich, was seiner Auslegung als Bühnenschallwandler entgegen kommen dürfte. 22 dB Eigenrauschen sind ein guter Wert. 

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Praxis

Das PCC klingt direkt und straff, der EQ-Schalter ist hingegen fummelig

Im praktischen Einsatz zeigt sich, dass das AKG Crown PCC160 durchaus zu den Allzweckwaffen im Bereich der Grenzflächenmikros gehört. Zunächst simuliere ich mit dem Kollegen Nick Mavridis eine Gesprächssituation an einem rechteckigen Holztisch. Der EQ-Schalter steht auf der Flat-Position, zumindest nach einigem Gefummel, denn aus irgendeinem Grund haben die Crown-Techniker den versenkten Switch so im Gehäuse eingelassen, dass sowohl in der Cut- als auch der Boost-Position kein Platz mehr zwischen ihm und der Bodenplatte bleibt. Das Zurückschieben in die Mitte ist beim Testexemplar also ein Geduldsspiel und ich frage mich, warum man den Gehäuseausschnitt nicht zwei Millimeter weiter gestaltet hat. Kommen wir nun zum Klang. Obwohl Sprache nicht zu den Kernkompetenzen des Mikrofons gehören soll, können sich die Ergebnisse hören lassen. Das gesprochene Wort kommt relativ natürlich daher, wobei der leichte Peak in den oberen Mitten zu einer verstärkten Präsenz führt. Als Vergleich haben wir – neben anderen Grenzflächenmodellen – auch ein Audio Technica U851R aufgenommen, welches vom Hersteller ebenfalls als Allrounder beworben wird. Es ist jedoch gute 100 Euro günstiger als das AKG.  

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AKG Crown PCC160, Sprache Audio-Technica U851R, Sprache

Eine typische Bühnensituation beschreibt die nächste Teststation, bei welcher der Kollege Michael Krummheuer mit seiner Dreadnought Gitarre als Schallquelle fungiert. Das PCC160 liegt einen Meter entfernt auf dem Fußboden, der EQ ist flat. Hier spielt der Testkandidat seine Stärken voll aus, das Signal ist kräftig und ausgewogen, der Schub in den oberen Mitten sorgt für eine angenehme Direktheit. Dabei ist das Mikrofon tatsächlich erst sehr spät zu Feedback zu bewegen, sofern man es nicht durch falsche Ausrichtung provoziert. Als Vergleich kommt hier wieder das U851R zum Einsatz, welches etwas milder und runder klingt, sowie ein High End Modell von Schoeps, das BLM03C. Dieses hängt das AKG in allen Belangen ab, kostet jedoch auch das Dreifache. 

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AKG Crown PCC160, Gitarre Audio-Technica U851R, Gitarre Schoeps BLM 03C, Gitarre

Als Schlagzeuger interessiert mich natürlich auch, wie sich unser Testobjekt im perkussiven Bereich macht. Zwei PCC160 stehen mir leider nicht zur Verfügung, sonst hätte ich die Methode mit zwei, Rücken an Rücken positionierten, Exemplaren als Overhead-Konfiguration ausprobiert. Aber auch als Mono-Raummikro, etwa 80 Zentimeter auf dem Boden vor meinem Yamaha Recording Drumset positioniert, kann das gute Stück überzeugen. Mittig und präsent, aber auch detailreich geht es zu Werke. Mit eingeschaltetem Bassboost wird es hingegen etwas bollerig und schwammig, was bei der Centerfrequenz auch kein Wunder ist. Für diesen Einsatzbereich empfiehlt es sich also, den EQ-Schalter in der Neutralstellung zu belassen und die Tiefbässe von einem anderen Mikro oder (in Maßen) nachträglich mit einem externen EQ beizusteuern. Die relative Bassarmut des PCC160 macht es auch in der Bassdrum nicht unbedingt zu einem alleine zu nutzenden Mikro. In den Mitten und im Attack liefert es jedoch einen transparenten Ton, der sich mit einem Subkick-Mikro zu einem detaillierten und „kompletten“ Bassdrumsound verbinden kann. 

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AKG Crown PCC160, Bassdrum, solo AKG Crown PCC160, Bassdrum, im Kit AKG Crown PCC160, Boost, Bassdrum, solo AKG Crown PCC160, Boost, Bassdrum, im Kit Audio-Technica U851R, Bassdrum, solo Audio-Technica U851R, Bassdrum, im Kit AKG Crown PCC160, FOK, solo AKG Crown PCC160, FOK, im Kit AKG Crown PCC160, FOK, Boost, solo AKG Crown PCC160, FOK, Boost, im Kit Audio-Technica U851R, FOK, solo Audio-Technica U851R, FOK, im Kit
Präsent klingendes Bühnen- und Instrumentalmikro: Das AKG Crown PCC160 (rechts, links: Schoeps, Mitte Audio-Technica)
Präsent klingendes Bühnen- und Instrumentalmikro: Das AKG Crown PCC160 (rechts, links: Schoeps, Mitte Audio-Technica)
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Fazit

Das AKG Crown PCC160 hat seine Wurzeln in den Anfangstagen der Grenzflächentechnologie. Eine extrem stabile Konstruktion und die gute Ausstattung machen es zum rückkopplungsunempfindlichen Workhorse, wenn es um den Einsatz auf Bühnen geht. Aber auch im Studio macht es eine gute Figur bei Sprache, der akustischen Gitarre und als Drumset-Raummikro. Klanglich ist es straff und präsent ausgelegt, tiefe Bässe sind seine Sache hingegen nicht. Daran ändert auch der dreistufige „Bass Tilt“Schalter nichts, dessen Centerfrequenz eher in den unteren Mitten liegt und daher mit Bedacht in die Boost-Stellung gebracht werden sollte. Dieser Schalter ist beim Testmikrofon zudem nur mit Mühe zu bewegen, was zu Punktabzug bei der Praktikabilität führt. Im Vergleich zur Konkurrenz liegt es mit einem Straßenpreis von knapp 400 Euro am oberen Ende der Preisskala. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • straffer, präsenter Klang
  • sehr unempfindlich gegenüber Rückkopplungen
  • extrem stabil verarbeitet
  • gut ausgestattet
Contra
  • Boost EQ nicht für alle Quellen geeignet
  • fummeliger EQ-Schalter
  • relativ teuer
Artikelbild
AKG Crown PCC160 Test
Für 429,00€ bei
Crown_AKG_PPC_160_totale_Test_4
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Crown (AKG)
  • Bezeichnung: PCC160
  • Wandlerprinzip: Kondensator, Grenzfläche
  • Richtcharakteristik: halbe Superniere
  • Impedanz: 150 Ohm
  • Frequenzgang: 50 Hz–18 kHz
  • Finish: schwarz
  • Ausgang: Mini-XLR
  • Abmessungen : 17,0 x 8,0 x 2,0 cm (B x L x H)
  • Zubehör: Anleitung, Kabel (4,6 m), Tasche
  • Herkunftsland: China
  • Preis: € 399,– (Straßenpreis am 28.1.2020)
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