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Keeley Neutrino V2 Envelope Filter Test

Mit dem Keeley Neutrino V2 Envelope Filter präsentiert Effekt-Guru Robert Keeley die zweite Version seiner Interpretation des Mu-Tron III, eines ursprünglich nicht bloß für Gitarristen entwickelten Effekt-Klassikers der Firma Musitronics. Nicht wenige Vertreter dieser Effektgattung berufen sich auf den Klassiker aus dem Jahr 1972 und auch beim Wortspiel in der Produktbezeichnung macht Keeley keine Ausnahme. Ein komplett analoger Aufbau sowie ein optisch arbeitender Filter sollen laut Hersteller für einen besonders weichen und vokalen Effekt sorgen. Wir werden sehen, wie funky es wird.

Keeley_Neutrino_V2_TEST


Envelope Filter (auch Envelope Follower, Auto Wah oder Touch Wah genannt) erzeugen eine Filterhüllkurve, deren Grenzfrequenz mithilfe des Eingangssignals beeinflusst werden kann. Das klingt kompliziert, ist für uns Gitarristen aber ganz einfach zu erfassen, wenn wir uns die Funktionsweise eines herkömmlichen Wah-Wah-Pedals vorstellen. Statt mit einer Fußbewegung lösen wir hier mit dem Anschlag und der Attack einer gespielten Note eine Wah-Funktion aus, die mit dem Ausklingen wieder in ihre Ursprungsstellung zurückkehrt. Die Intensität der Wah-Bewegung wird dabei nur mit der Anschlagsstärke der rechten Hand gesteuert. Andere Parameter wie Richtung, Klang und Empfindlichkeit regelt man am Pedal.

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Details

Das Pedal sitzt in einem weißen Metallgehäuse mit den Maßen 57 x 109 x 29 mm und ist mit 227 Gramm eher ein Leichtgewicht. Die fest mit dem Gehäuse verschraubten Ein- und Ausgangsbuchsen liegen an den Seiten, der Anschluss für das Netzteil an der Front. Das Neutrino hat eine Stromaufnahme von 25 mA und kann mit einem Standard 9V-Netzteil betrieben werden, dessen Spannung intern auf 18 Volt verdoppelt wird. Ein Batteriebetrieb ist ebenfalls möglich.
Das Pedal ist komplett analog aufgebaut, besitzt einen True Bypass, ist „Made in the USA“ und, wie von Keeley gewohnt, hochwertig und robust gefertigt.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit Version 2 des Keeley Neutrino stellt Effekt-Guru Robert Keeley seine überarbeitete Interpretation des Mu-Tron III vor.

Bei Inbetriebnahme des Pedals fallen einem als erstes zwei an der rechten Seite versenkte Bedienelemente auf. Hinter der Eingangsbuchse befindet sich ein kleiner Schalter mit der Aufschrift „DIR“. Hier wird festgelegt, ob sich die Filterkurve bei einem Eingangssignal öffnet oder schließt; man könnte auch sagen, ob das Wah-Wah-Pedal nach vorne oder nach hinten bewegt wird.
Vor der Eingangsbuchse ist wiederum ein kleines Trimmpoti eingelassen. Es kann mit einem handelsüblichen Kreuzschlitzschraubendreher verstellt werden, regelt den Ausgangspegel und stellt neben dem Design die wichtigste Neuerung gegenüber der Vorgängerversion des Neutrino dar.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anschlüsse sind auf die beiden Gehäuseseiten und die Stirnseite verteilt.

Beim Gedanken an ein eng bestücktes Pedalboard und den Einsatz von Winkelsteckern dürfte hier schnell klar werden, dass der Hersteller diese zwei Regelmöglichkeiten als feste Presets im Sinne von „set it and forget it“ vorgesehen hat.
Ebenfalls zur Voranpassung an den eigenen Geschmack und das jeweilige Instrument dient ein kleiner Wahlschalter auf der Oberseite (LO/HI). Hier kann festgelegt werden, ob die Filterkurve sich stärker auf die tiefen oder die hohen Frequenzen auswirken soll.
Alle anderen Bedienelemente sind im Grunde genommen klassisch gewählt. Gain regelt die Eingangsempfindlichkeit und bestimmt, wie viel Anschlagsstärke benötigt wird, um den Filtereffekt auszulösen. Ein Rasterpoti in der Mitte schaltet zwischen Low-Pass (Tiefen werden betont, Höhen beschnitten), Band Pass (Tiefen und Höhen werden beschnitten, Mitten betont) und High Pass (Höhen werden betont, Tiefen beschnitten). Schließlich kann am Peak-Regler noch die Filterfrequenz bzw. Resonanz eingestellt werden, was sich auf die grundsätzliche Intensität und Schärfe des Effekts auswirkt.
Dann wollen wir doch mal sehen, wie viel 70s-Vibe das Neutrino versprühen kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberseite ist mit drei Potis, einem Mini-Schalter zur Voranpassung und einem stabilen Fußschalter bestückt.
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Praxis

Zum Einsatz kommt das Pedal zunächst vor einem clean eingestellten Amp mit einer PRS-Style-Gitarre. Als erstes sollte man natürlich das Output-Level des Pedals so einstellen, dass es dem Bypass-Signal entspricht. Durch die Frequenzverbiegungen des Signals ist das allerdings gar nicht so einfach zu beurteilen. Zudem fehlt es dem seitlichen Trimmpoti konstruktionsbedingt an einer Skala zum Ablesen des eingestellten Wertes, und die Bedienung mit dem Schraubenzieher ist doch recht umständlich.
Nach dieser ersten Hürde wird man allerdings direkt nach Inbetriebnahme mit sehr lebendigen und gut reagierenden Auto-Filter-Sounds belohnt. Die Anpassung von Gain und Peak an das Instrument und den Verstärker ist schnell erledigt und ab dann steht eindeutig der Spaß im Vordergrund.
Als Erstes füttern wir das Pedal mit einem Funk-Riff im Single-Coil-Betrieb. Wir hören dasselbe Riff im LO-Range-Modus nacheinander mit Low Pass-, Band Pass- und High Pass-Filter. Der Gain-Regler steht auf 13 Uhr, Peak auf 14 Uhr und der DIR-Schalter zeigt nach vorne.

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LO-Range Filter Check -> off/on (Single Coils)

Die Filterbänder unterscheiden sich deutlich und sind durchaus praxistauglich gewählt. Lediglich der Low Pass wirkt etwas muffig und ist vielleicht eher für Bässe oder Keyboards geeignet.
Als Nächstes hören wir nun den Halstonabnehmer als Humbucker im HI-Range-Modus. Durch den höheren Output und die zunehmende Schärfe wurden Gain und Peak jeweils auf 12 Uhr zurückgedreht.

Audio Samples
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HI-Range Filter Check (Humbucker)
Nahezu alle Sounds des Neutrino V2 sind praxistauglich und klingen stets lebendig und inspirierend.
Nahezu alle Sounds des Neutrino V2 sind praxistauglich und klingen stets lebendig und inspirierend.

Auch hier ergeben sich sehr ansprechende und inspirierende Sounds. Ob sich der High Pass im HI-Modus im Bandgefüge noch durchsetzen wird, ist fraglich, als Effektsound taugt er aber allemal.
Allerdings kommt spätestens hier das Bedürfnis auf, am Output-Volume-Poti nachzuregeln, da die Kombination aus höheren Frequenzen mit milderem Peak doch deutliche Pegelunterschiede mit sich bringt.
Im nächsten Bespiel geht es wieder in den Single-Coil-Betrieb. Wir bleiben im HI-Range-Modus, steigern die Empfindlichkeit mit Gain auf 15 Uhr und „entschärfen“ den Peak auf 9 Uhr.

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Low Peak Chords (single coil)

Wunderbar dynamisch und unaufdringlich gibt sich das Pedal in dieser Einstellung. Die Filterbewegung schwebt eher über dem Signal und lässt sich mit dem Anschlag der rechten Hand sehr fein dosieren.
Nun soll auch der DIR-Schiebeschalter an der Seite auf seine Funktion geprüft werden. Die sich schließende Filterbewegung bedarf zunächst einer kleinen Eingewöhnungsphase, da sie sich dynamisch anders verhält und auf den ersten Blick nicht die typischen Hörgewohnheiten bezüglich des Wah-Wah-Sounds bedient. Am überzeugendsten klingen hier kurze Noten, da sie schnell eine synthieartige Dynamik entwickeln

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DIR Down Synth-Sounds

Schlussendlich darf sich das Neutrino noch vor einem verzerrten Amp beweisen. Im LO-Range-Modus soll der Bandpass-Filter die Mitten betonen. Gain steht auf 15 Uhr, Peak auf 9 Uhr. Der Ausgangspegel wurde bewusst erhöht, um die Vorstufe des Amps etwas mehr zu übersteuern. So ergeben sich tolle Auto-Wah-Sounds, die das Signal im Mix nach vorne bringen und bei Bedarf auch boosten können.

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Auto-Wah-Boost vor verzerrtem Amp (off/on)
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Fazit

Robert Keeley ist mit dem Neutrino V2 eine authentische Zeitreise in die 70er Jahre gelungen. Nahezu alle Sounds des kompakten und tadellos verarbeiteten Pedals sind praxistauglich und klingen stets lebendig und inspirierend. Die zwei Range-Modi sorgen für zusätzliche Vielfalt und mit dem regelbaren Output-Volume hat Keeley ein sehr sinnvolles Feature gegenüber der Vorgängerversion etabliert. Punktabzüge gibt es allerdings für die Positionierung des besagten Volume-Potis, dessen Bedienung auf einem engen Pedalboard mit Winkelsteckern fast unmöglich wird. Der Preis liegt im Vergleich zu den Mitbewerbern dieser Effektgattung recht hoch, ist aber angesichts der gebotenen Qualität noch vertretbar.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • saubere Verarbeitung
  • kompakte Größe
  • authentische Sounds
  • vielfältige und inspirierende Regelmöglichkeiten
  • Output-Volume-Poti
Contra
  • Position/Bedienbarkeit des Output-Volume-Poti
Artikelbild
Keeley Neutrino V2 Envelope Filter Test
Für 119,00€ bei
Das Keeley Neutrino V2 Envelope Filter ist ein gelungenes Update mit authentischen Sounds und vielfältigen Regelmöglichkeiten.
Das Keeley Neutrino V2 Envelope Filter ist ein gelungenes Update mit authentischen Sounds und vielfältigen Regelmöglichkeiten.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Keeley Electronics
  • Modell: Neutrino V2 Envelope Filter
  • Typ: Envelope Filter und Auto-Wah
  • Herkunft: USA
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzteil
  • Regler/Schalter: Gain, Filter Band Selector, Peak, Range, Dir, Output Vol.
  • Stromversorgung: 9V-Netzteil (nicht im Lieferumfang) oder Batterie
  • Stromaufnahme: 25 mA
  • Abmessungen: 57 x 109 x 29 mm (BxTxH)
  • Gewicht: 227 g
  • Ladenpreis: 219,00 Euro (Februar 2020)
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