Mackie Element EM-91C Test

Das Mackie Element EM-91C in diesem Testbericht ist ein Studiomikrofon. Gut, das ist keine Weisheit, wenn man sich alleine das Titelbild ansieht.

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Dennoch lässt dieser Umstand aufhorchen, dass Mackie nun auch unter die Anbieter von Mikrofonen gegangen ist. Diese News schlug auf der NAMM 2020 ein wie eine Bombe. Nachdem Mackie sich einen Namen als Hersteller preiswerter, aber wirklich guter Analogpulte gemacht hat (Hoch lebe das 8-Bus!), wurde das Portfolio stetig erweitert um Studio– und PA-Lautsprecher, Monitor-Controller, Kopfhörer und sogar Kabeltester. Die Sache mit den Mikros war also nur noch eine Frage der Zeit.
Mit dem Exemplar des Mackie Element EM-91C ist uns eines der ersten weltweit erhältlichen neuen Studiomikrofone zugekommen. Eines der Hauptargumente für den Kauf ist ganz profan sein geringer Preis: Mit nur 79 Euro ist das 91C zum Testzeitpunkt in den einschlägigen Shops gelistet. Was kann man für diesen Preis erwarten?

Details

Bewährtes, einfaches Konzept

Mir sind schon vor Jahren die Umschreibungen für Mikrofone ausgegangen, die nach dem gleichen Prinzip wie das Mackie EM-91C aufgebaut sind: Es ist simpel aufgebaut und bietet nur das Nötigste. Keinerlei Bedienelemente, keinerlei Besonderheiten. Die Abwesenheit von Außergewöhnlichkeiten macht Equipment zwar nicht gerade interessant, ist aber für preiswerte Mikrofonen absolut ratsam. Somit gibt es gar nicht sonderlich viel über das EM-91C zu berichten: Das Wandlerprinzip ist, wie das Äußere erwarten lässt, das eines Kondensators, gebildet aus der festen Rückseite und der flexiblen Vorderseite, der Membran. Die Richtcharakteristik ist eine feste Niere, auch das ist kaum anders zu finden bei Mikrofonen dieser Preisklasse. Hochpassfilter und Vordämpfung gibt es nicht.  

Fotostrecke: 3 Bilder Das EM-91C ist das, was man “No Frills”-Mikrofon nennt – das ist ein sinnvolles Konzept.

Kein Großmembran-Kondensatormikrofon

Schraubt man das Mackie Element EM-91C auseinander, wird der Blick auf das recht spartanische Innenleben frei. Ein paar Bauteile, fast ausschließlich in SMD-Technik, schmücken die kleine Platine. Einen Übertrager für die Symmetrierung des Signals findet man in derartigen Mikros eher nicht, sie erfolgt elektrisch in der aktiven Elektronik, die ihre Energieversorgung über die 48V-Phantomspeisung bezieht.
Entfernt man den Korb, wird deutlich, dass man das Mikrofon in keinem Fall ein „Großmembran-Kondensatormikrofon“ nennen kann. Zwar arbeitet die Kapsel mit dem elektrostatischen Prinzip, aber groß ist die Membran beileibe nicht – auch wenn die Optik des Mackie EM-91C dies suggeriert. Vielmehr kommt eine altbekannte Elektret-Standardkapsel mit kleinem Membrandurchmesser zum Einsatz, die in so gut wie jede preiswerten Kondensatormikrofon verwendet wird. Die Besonderheit ist jedoch, dass sie in ein akustisches Element integriert wurde, welches die Kapsel umschließt. Mikrofone dieser Bauform besitzen durchaus einige Eigenschaften von Goßmembranern, wie sich beim Lewitt LCT 240 beobachten lässt. Ein Makel ist das nicht per se – bedenkt man, dass auch Schoeps bei ihrem V4 U eine derartige Kombination verwenden. Schoeps würden wohl nur dann Großmembraner herstellen, wenn sie den Zorn aller Götter angedroht bekommen würden.  

Fotostrecke: 3 Bilder Sehr übersichtlich geht es auf der Platine zu.

Datensachen

Den Frequenzgang gibt Mackie im Manual mit 20 Hz – 18 kHz an. Ein Blick in den gemittelten und geglätteten grafischen Frequenzgang zeigt, dass zumindest in den Höhen wohl nicht die recht verbreiteten 3dB-Abfallwerte herangezogen wurden, sondern größere. Das ist nicht unüblich für ein Großmembranmikrofon – doch ist das Mackie Element EM-91C ja keines, sondern ein Kleinmembraner. Mit einer Senke bei 3 und 4 kHz sowie einer Pegelrücknahme bei 8 und 9 kHz ist das Mikrofone nicht linear, sondern klanglich offenbar etwas in Richtung Stimmenschmeichler gebracht. Das soll aber nicht bedeuten, dass das EM-91C nicht auch für Instrumente geeignet ist. Mit geschlagenen 31,6 mV/Pa ist die Empfindlichkeit reichlich hoch. Unter diesen Umständen erscheint das Mackie Elements mit 16 dB(A) durchaus rauscharm und mit 134 dB SPL maximalem Schalldruckpegel (allerdings für 1% statt wie üblicher für 0,5% THD+N) nicht zu schnell zerrend bei hohen Pegeln.

Lieferumfang

Mackie spendiert dem EM-91C eine elastische Mikrofonhalterung und ein Mikrofonkabel. Ein Poppschutz ist hingegen nicht dabei, aber die Tatsache, dass man selbst dann nichts im Korb erkennen kann, wenn man ihn gegen eine Leuchtquelle hält, spricht für eine recht hohe Dämpfung, die auch den Betrieb ohne dieses Hilfsmittel erlaubt.

Diese elastische Halterung gehört mit zum Lieferumfang
Diese elastische Halterung gehört mit zum Lieferumfang

Praxis

Nein, es rauscht nicht übermäßig

Das Mackie EM-91C ist schnell aufgebaut und mit Phantomspeisung am Preamp zum Leben erweckt. Man kann sich fast schon erschrecken, wenn man das Signal freigibt. Dass man es mit viel Rauschen zu tun hat, ist nur eine Fehlannahme: Das Mikrofone hat sehr viel Output, dementsprechend hoch erscheint das Rauschen, wenn noch kein Nutzsignal anliegt. Und bedenkt man, dass das 91C ein Kleinmembranmikrofon ist, ist in Sachen Grobdynamik alles in bester Ordnung.

Aufnahmebereites MAckie EM-91C. Ein Poppschutz ist in den meisten Fällen wirklich nicht nötig.
Aufnahmebereites MAckie EM-91C. Ein Poppschutz ist in den meisten Fällen wirklich nicht nötig.

Zu viel Großmembran beim Kleinmembraner?

Kleinmembranmikrofone werden in erster Linie da eingesetzt, wo auch in den Höhen noch eine möglichst lineare, hoch auflösende Übertragung stattfinden soll. Ein wenig erstaunt es daher schon, dass das Mackie EM-91C durchaus etwas höhenarm klingt. Das ist zwar typisch für viele Großmembraner, doch wirkt das Mackie ein wenig matt und gebremst. Mein Erklärungsansatz ist hier, dass vielleicht versucht wurde, mit der preiswerten Kleinmembrankapsel dennoch Großmembranklang zu erreichen, es mit der Formung des Höhensounds aber etwas übertrieben wurde. Ein wenig mehr Frische und Luftigkeit würde dem Klang gut stehen – die Audiofiles unterstützen diese Argumentation, wie ich finde. Es gibt auch auch positive Aspekte daran, wie ich gleich erläutern werde.  
Neben dem Mackie EM-91C kamen noch ein (deutlich teureres Großmembran) Mojave MA-201FET zum Einsatz, das Mittelmembranmikrofon CAD Equitek E200 sowie die beiden Handheld-Kondenser Sennheiser e 865 und Behringer SB-78A.

Audio Samples
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Mackie EM-91C, 10 cm Mackie EM-91C, 30 cm Mackie EM-91C, 30 cm, 45 Grad Mackie EM-91C, 50 cm Mojave MA-201FET, 10 cm Mojave MA-201FET, 30 cm Mojave MA-201FET, 30 cm, 45 Grad Mojave MA-201FET, 50 cm CAD Equitek E200, 10 cm CAD Equitek E200, 30 cm CAD Equitek E200, 30 cm, 45 Grad CAD Equitek E200, 50 cm Sennheiser e 865, 30 cm Behringer SB78A, 30 cm

Nahbesprechungseffekt, Popp und seitlicher Schall

Der typische User des Mackie EM-91C wird mit geringen Abständen zur Schallquelle arbeiten. Der Nahbesprechungseffekt greift natürlich auch bei der im Elements verbauten Kapsel, generiert aber naturgemäß keine so volle und voluminöse Bassanhebung wie bei den meisten Großmembranern. Schön ist, dass das Mikrofon tatsächlich sehr unanfällig gegen Popps ist! Selbst aus zehn Zentimetern axial artikulierte [p]- und [b]-Laute werden problemlos dargestellt.
Es ist reichlich normal für preiswerte Mikrofone, dass frontal eintreffender Schall durchaus gut klingt, der Klang aber an Qualität einbüßt, wenn der Einfallswinkel sich ändert. Zwar ist der Sweet Spot des Elements-Mikrofons recht groß, sodass sich ein Sänger oder ein Instrument wie eine Gitarre während der Performance durchaus bewegen darf. Es ist jedoch nicht gerade die Paradedisziplin des Mackie EM-91C, weit ausgedehnte Klangkörper, starke Reflexionen von Wänden, Decken und Böden oder aber „bleedende“ Nachbarinstrumente hochwertig mit in das Audiosignal zu geben. Ich würde das 91C also in erster Linie für direkte, trockene Aufnahme empfehlen.

Fazit

Mackie hat in den letzten Jahren viel Equipment auf den Markt gebracht, das für einen fairen Kurs gute Qualität abliefert. Beim Mackie EM-91C ist das auch gelungen, wenngleich ich nicht verheimlichen will, dass ich auch Einsteigern eher dazu raten würde, noch ein wenig weiter zu sparen und vielleicht zu späterem Zeitpunkt etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Es ist wie es ist: Das EM-91C ist ein einfaches Mikrofon für einen geringen Betrag, das zwar nicht enttäuscht, aber auch nicht recht zu begeistern weiß.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • preiswertes Studiomikrofon
  • ordentliche Auflösung
  • poppunempfindlich
Contra
  • recht belegte Höhen
  • Off-Axis-Färbung limitiert Einsatzmöglichkeiten
Artikelbild
Mackie Element EM-91C Test
Für 45,00€ bei
Mackie_EM_91C_Test_8
Features und Spezifikationen
  • Kleinmembran-Kondensatormikrofon
  • Richtcharakteristik: Niere
  • max. Schalldruckpegel: 134 dB SPL (1%)
  • Eigenrauschen: 16 dB(A)
  • Übertragungsfaktior: 31,6 mV/Pa
  • Frequenzgang: 20 Hz – 18 kHz
  • Preis: € 79,– (Straßenpreis am 24.2.2020)
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