Focal Alpha 65 EVO Test

Die aktiven Nahfeldmonitore der Alpha-Serie von Focal haben sich hoher Beliebtheit erfreut und gute Bewertungen eingeheimst.

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Sechs Jahre nach unserem Test der Focal Alpha 65 sind die Focal Alpha 65 EVO verfügbar. Man muss nicht lange raten, dass das neue Anhängsel im Gegensatz zu einem „2nd Generation“, „mkII“ oder einfach „2“ mitteilen will, dass es sich hier nicht um ein Facelift, sondern eine Evolution handelt. Wie gut das funktioniert hat, will ich hier evaluieren.

Details

Konvex-Hochtöner und Slatefiber

Die Focal Alpha 65 EVO sind reichlich preiswert. Um das zu erreichen, setzt das in Frankreich ansässige Unternehmen auf bewährte Konzepte und verzichtet auf exotische Besonderheiten, die den Preis nach oben treiben würden. Zu bewährten Konzept zählt sicherlich, dass die Aktivbox mit zwei Wegen betrieben wird und die Fertigung in China geschieht. Allerdings werden keine Treiber „aus dem Regal“ verwendet, so zeigt der 1“-Hochtöner die für Focal typische Konvexform, das Carbonfaser-Membranmaterial („Slatefiber“) für den 6,5“-Tieftöner wird sogar von Focal selbst in unserem Nachbarland hergestellt. Die Hochtonmembran besteht aus Aluminium, das teure Beryllium bleibt nach wie vor den hohen Preisklassen in der Focal-Range vorbehalten. Das Wave Guide wurde allerdings etwas verändert, wohl auch, um die mitgelieferten Metallschutzgitter aufnehmen zu können. Die Sicke des Tiefmitteltöners ist recht weich, der Travel-Bereich recht hoch. Wie üblich, ist das Gehäuse, das im Wesentlichen aus 15mm MDF besteht und Plastik-Seitenteile trägt, als Bassreflexgehäuse konzipiert. Im Vergleich zum Vorgänger ist es eine große Öffnung statt zwei kleiner. Die Portöffnung ist vorne, weshalb der Speaker auch etwas beengter stehen darf. Wer mag, kann den Speaker auch an der Wand oder der Decke montieren, dafür gibt es zwei rückseitige Gewinde, die die passenden K&M-Systeme aufnehmen können.

Fotostrecke: 6 Bilder Der obere Treiber ist ein typisches Focal-Merkmal, der untere trägt zur Produktbezeichnung bei.

Zwei Class-D-Amps

Der Frequenzgang des Focal Alpha 65 EVO reicht herunter bis 40 Hz, der obere Punkt, an dem die Wiedergabe den Schlauch von +/-3 dB verlässt, liegt bei 22 kHz. Den maximalen Schalldruckpegel geben die Unterlagen mit 104 dB SPL an. Die Kraft dafür erhält der Lautsprecher durch zwei Verstärker (mittlerweile in Class-D), die 25 Watt Leistung für den Hochtöner und 55 Watt für den Tiefmitteltöner bereithalten.

Kamen in den Vorgängermodellen noch Amps der Verstärkerklasse AB zum Einsatz, ist es nun D.
Kamen in den Vorgängermodellen noch Amps der Verstärkerklasse AB zum Einsatz, ist es nun D.

Zwei Filter

Der Blick auf die Rückseite lässt erkennen, dass es drei Anschlussformate für eingehende Audiosignale gibt: XLR, TRS und RCA. XLR und die 6,3mm-Klinke sind symmetrisch (sonst wäre letztere TS statt TRS), RCA kennt man von Stereoanlagen und auch unter der Bezeichnung „Cinch“). Die Eingangsempfindlichkeit ist um 6 dB variierbar. Zwei einfache Kuhschwanzfilter erlauben die Anpassung von Höhen über 4,5 kHz um +/-3 dB und der Tiefen unter 300 Hz um +/-6 dB. Eine Volumenreglung oder Desktopfilter gibt es nicht. Die Standy-Automatik kann bei Bedarf ausgeschaltet werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Rückseite einer Focal Alpha 65 EVO

Praxis

Materialien und Verarbeitung

Focal leistet sich auch bei seiner preiswertesten Serie keine Patzer in der Verarbeitung. Selbstredend sind die Focal Alpha 65 EVO aber auch keine Oberklasse-Geräte, sondern insgesamt von eher simplen Werkstoffen, die aber zu einer geschmackvoll aussehenden Einheit verschmolzen wurden. Klebereste, scharfe Kanten oder schiefe Einbauten sucht man vergeblich.

Focal-Logo
Focal-Logo

Spätes „Umkippen“

Aufgestellt und in Betrieb genommen zeigt sich, dass die Speaker einen Rauschteppich liefern, der auch bei naher Abhörposition, wie sie für viele Bedroom-Producer typisch sind, problemlos genutzt werden können. Ebenfalls können sie hohe Pegel generieren, ohne „umzukippen“: Die Hochtöner bleiben sehr lange kratzfrei, auch dass das Bassreflexsystem Schnappatmung bekommt und schwammig wird, geschieht erst bei sehr, sehr hohen Pegeln. Dennoch ist es für Dynamik- und Frequenzverhalten sowie die Stereobühne die beste Lösung, die beiden EVO mit einem Stereodreick von einem bis drei Meter Kantenlänge zu betreiben. Kein Wunder: Für solche Settings wurden sie auch sicher konzipiert. Was die Aufstellung im Raum angeht, sind die Speaker zwar durchaus flexibel, doch wären weitere Filter nicht verkehrt gewesen: Ein Desktop-Filter etwa wäre nicht verkehrt, auch die Option, den Bass nur nahe an der unteren Grenzfrequenz bändigen zu können, wäre in meinen Augen wichtiger als die Änderungsmöglichkeiten in den Höhen.

Frequenzgang

Ein umfangreiches Eingreifen ist bei üblichem Aufbauen nicht notwendig, denn der Frequenzgang ist erstaunlich ausgewogen für Monitore dieser Preisklasse. In den Mitten und insbesondere im kritischen Schärfebereich ist es gelungen, den schmalen Sweet Spot zu finden, bei dem es möglich ist, einen kompletten Produktionstag lang ermüdungsarm abzuhören, aber gleichzeitig sehr detailliert und mit ausreichend Pegel bestimmen zu können, wie die Lautstärkeverhältnisse im Mix sind. Die Höhen sind bis ins Air Band linear, vielleicht etwas gläsern. Bei allen Aufstellungsvarianten im Test war ich mit der Werksabstimmung der Höhen aber zufrieden, die Absenkung wirkte dennoch natürlicher als die Anhebung und konnte den Klang etwas schmeichelnder machen, falls gewünscht.
Im Bass glänzt die 65 EVO durch einen erstaunlich schlüssigen Verlauf. Das ist besonders bei Speakern dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit, denn oftmals wirkt der Tiefbassbereich etwas „angeklebt“, hat nur eine schlechte Verbindung zum Bass und lässt die Tonhöhen schlecht erkennen. Nicht so bei den Focal Alpha 65 EVO, die ihre Sache dort richtig gut machen.

Kontrollierter Bass

Etwas, das ebenfalls nicht viele Speaker im Preisbereich der Focals schaffen, ist es, das Klanggeschehen halbwegs verfärbungsfrei zu halten. Zwischen 500 und 1000 Hz könnten sie gerne etwas neutraler sein, aber der sonst problematische Bereich unter 100 Hz und oberhalb vo 5 kHz ist mnehr als nur vorzeigbar – richtig gut! Das gilt auch für die Detaildarstellung und Feindynamik, die nicht nur in den Höhen, sondern auch im konkreten und kontrollierten Bass einen guten Eindruck macht und einen hohen Nutzwert bei der Musikproduktion liefert.

Die Abstimmung des Treibers im Zusammenspiel des Bassreflexsystems ist gelungen.
Die Abstimmung des Treibers im Zusammenspiel des Bassreflexsystems ist gelungen.

Bühne frei!

Ebenfalls keine Blöße hat sich das getestete Pärchen bei der Darstellung der Bühne gegeben. Die Bestimmung von Positionen links und rechts gelingt sicher, die Tiefenstaffelung ist klar und deutlich, wenn auch nicht mit einer solchen Raumtiefe wie bei hochrwertigeren Systemen.

Aufstellungssachen

Im Manual sind die Speaker recht stark eingewinkelt zu sehen, während Tests hat sich aber gezeigt, dass sie auch mit annähernd parallelen Fronten sehr gut performt haben. Der Vorteil war dann ein größerer Sweet Spot. Ein Desktopfilter wurde erst bei etwas größerem Schreibtisch in unmittelbarer Nähe vermisst und generell konnten die Focal Alpha 65 EVO mit der Nähe zu Rückwänden sehr gut leben. Damit entspricht das akustische Design wieder einmal der Lebenswirklichkeit der potenziellen Nutzer der Speaker: Kaum jemand wird sie in einem großen Raum frei stehend mit Abständen von zwei oder mehr Metern zur Wand aufbauen (können).

Wie hier parallel gestellt (aber natürlich mit deutlich größerer Basis), liefern die Monitorlautsprecher ein gutes Bild und einen breiten Sweet Spot.
Wie hier parallel gestellt (aber natürlich mit deutlich größerer Basis), liefern die Monitorlautsprecher ein gutes Bild und einen breiten Sweet Spot.

Fazit

Mit den Alpha 65 EVO ist Focal ein ausgewogener Lautsprecher gelungen. Ausgewogen deshalb, weil er es schafft, die wichtigsten Anforderungen an ein Werkzeug allesamt zu erfüllen, dabei aber einen Preis aufzurufen, den man im internationalen Sprech wohl getrost als „competitive“ bezeichnen kann. Tatsächlich ist jedem anzuraten, der für dieses Budget Arbeitsgeräte sucht, auch die 65 EVO mit in die Überlegungen einzubeziehen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • neutrale, analytische Klangeigenschaften
  • kontrollierter Bass trotz Tiefgang
  • detaillierte Höhen
  • guter Preis
Contra
  • keins
Artikelbild
Focal Alpha 65 EVO Test
Für 339,00€ bei
Focal_Alpha_65_EVO_Test_17
Feature & Spezifikationen
  • Aktiver Studiomonitor
  • 6,5″-Carbonfaser-Treiber
  • 1″-Aluminiumkalotte
  • Sensitivity-, HF- und LF-Anpassung (0/6 dB, +/-3 dB, +/-6 dB)
  • max. SPL: 104 dB SPL
  • Amps: 55 + 25 Watt (Class-D)
  • Inputs: XLR, TRS, RCA
  • Auto-Standby deaktivierbar
  • Gehäuse: 15 mm MDF und Plastik, Mounting-Anschlüsse
  • Maße: 33,9 x 26,1 x 28,9 (HxBxT in cm)
  • Gewicht: 7,6 kg
  • Preis: € 349,– (Straßenpreis am 20.5.2021)
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Profilbild von Jan Peter

Jan Peter sagt:

#1 - 20.05.2021 um 14:52 Uhr

0

Hey Nick! Vielen Dank für deinen Test! Kannst du etwas dazu sagen, wie sie sich im Vergleich mit den Vorgängern schlagen oder anderen Monitoren in diesem Preissegment z.B. Dynaudio LYD-5?Herzliche Grüße
Jan

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 21.05.2021 um 07:00 Uhr

    0

    Hallo Jan,danke, gerne. Ich muss gestehen, den Vorgänger nur mal kurz gehört zu haben, sodass ich mir da keine Aussage erlauben will. Die LYD-5 hat ja einen kleineren Woofer (wie die Alpha 50 EVO… kommt ja noch), aber dafür ein wenig mehr Einstelloptionen, was ich nicht verkehrt werde. Aber sie haben den Port hinten, was bei beengtem Aufbau schwierig sein kann. Die KALI LP-6 steht, den Preis bedacht, ganz gut da im Vergleich, allerdings besitzt auch die kleine Focal-Serie echt einen besseren Hochtöner, was sich klanglich nierderschlägt. Wenn das Budget höher ist und/oder die Speaker kleiner/mit geringerem Tiefgang/leiser sein dürfen (z.B. Neumann KH80, Genelec 8020), gehören die Alpha 65 EVO in jedem Fall mit zu den empfehlenswerten Speakern in dieser Preisklasse.Beste Grüße
    Nick

    Antwort auf #1 von Jan Peter

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