ESP LTD Stream-204 Test

Mein heutiger Testkandidat ist ein schwarzer Stream-204 von LTD und ich bin in der Tat gespannt, ob der Sound halten kann, was die schicke Tapete verspricht. Ganz klar: der Stream Bass ist sicher einer der markanteren Bässe im Programm von ESP und zieht mit seinem extravaganten und unverwechselbaren Design schnell alle Blicke auf sich. Ähnlichkeiten mit dem Gibson Thunderbird sind unverkennbar, die geschwungene Form des Bodies wirkt allerdings deutlich eleganter. Zahlreiche andere Modifikationen lassen zudem auf eine bessere Ergonomie und Handhabung im Vergleich zu dem etwas sperrigen Ur-Vogel von Gibson hoffen.

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ESP bieten ihre moderne Version eines “Reverse Style”-Basses derzeit in drei Preiskategorien an: Die Instrumente aus der “Original Series” kommen aus dem japanischen ESP Custom Shop, werden handgefertigt und sind natürlich entsprechend kostenintensiv. Deutlich günstiger ist der “E-II” Stream Bass aus der ESP-Fabrik in Kalifornien, und mit ihrem Label “LTD” bieten ESP ihre Modelle schließlich für Bassisten mit limitiertem Budget zu einem äußerst erschwinglichen Kurs an – die Fertigung in Indonesien macht es möglich.

Details

Der LTD Stream sieht zwar sehr modern aus, kommt aber dennoch in einer klassischen Schraubhalskonstruktion mit einem einstreifigen Ahornhals, der bombenfest mit sechs Schrauben auf dem Korpus aus Mahagoni befestigt wurde. Auch beim Griffbrettmaterial folgen ESP traditionell bewährten Vorgaben und verwenden für ihr jüngstes Bassmodell Palisander. Im Griffbrett sitzen wiederum 21 Bünde in einem eher breiten Format – sowie rechteckige Blockinlays zur Lagenorientierung. Die Kopfplatte des Stream ist kompakt und weist ein ziemlich eigenständiges Design auf. Mit dem mächtigen T-Bird Headstock hat sie nur noch einen spitz zulaufenden Bürzel auf der Oberseite und den Zugang zum Halsspannstab gemein, der direkt vor dem Sattel unter einer flammenförmigen Abdeckung parkt. Mein Testbass wurde inklusive Kopfplatte und Halsrückseite deckend schwarz lackiert, dazu passt das ebenfalls schwarze Pickguard in dreilagiger Ausführung. Wer nicht auf den einheitlich schwarzen “Stealth-Look” meines Testbasses steht, kann den Stream aber auch mit einer “Tabacco Sunburst”-Lackierung oder in “Snow White” (dann mit schickem Perloid-Pickguard) ordern.

Fotostrecke: 4 Bilder Einfach ein wirklich schicker Bass, oder?

In Sachen Hardware setzen ESP bei den kostspieligeren Stream-Modellen aus den “E-II”- und “Original”-Serien zwar auf Komponenten von einschlägig bekannten Herstellern wie Gotoh, Hipshot und Schaller, beim günstigen Stream-204 vom Label LTD kommen allerdings ausschließlich Parts aus eigener Fertigung zum Einsatz. Die Stimmechaniken auf der Kopfplatte sind gekapselt, machen einen ordentlichen Eindruck und laufen relativ geschmeidig. Am anderen Ende des Basses sitzt eine massive Brücke mit geführten Saitenreitern und Einstellmöglichkeiten in horizontaler und vertikaler Richtung für Intonation und Saitenlage.

Fotostrecke: 5 Bilder Hübsche Block Inlays im Griffbrett sind für gewöhnlich eher ein Feature deutlich teurerer Instrumente.

Für die Übertragung des Sounds sorgen zwei passive “ESP designed”-Tonabnehmer mit den Modellbezeichnungen “SB-4H” für die Halsposition beziehungsweise “SB-4N” für den Stegtonabnehmer und eine aktive Elektronik, die mit ihrem 2-Band-EQ inklusive Doppelpoti für Bässe und Höhen weitere Möglichkeiten zur Klangbearbeitung bietet. Gespeist wird die Elektronik von einer handelsüblichen 9-Volt-Batterie, die in einem separaten Fach auf der Rückseite des Basses untergebracht ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Hier ein Blick…

Qualitativ macht mein aus indonesischer Fertigung stammender Testbass einen wirklich sehr guten Eindruck. Die ESP-eigene Hardware ist sehr solide und sämtliche Holzarbeiten sowie die Lackierung wurden fehlerfrei ausgeführt. Die tadellose Bundierung erlaubt zudem eine komfortable Saitenlage, sogar die Bundenden wurden für ein geschmeidiges Spielgefühl sorgfältig abgerundet, was bei Bässen in dieser Preisregion leider noch immer keine Selbstverständlichkeit ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Saiten werden durch die Brücke gefädelt, an welcher ebenfalls sämtliche Komponenten…

Praxis

Sound/Praxis

Der obere Gurtpin liegt beim ESP Stream-204 (bedingt durch die Architektur des Bodies) relativ weit hinten, nämlich ungefähr auf Höhe des 15. Bundes, und erzeugt damit leider zu wenig Gegenzug, um den Bass am Gurt in einer angenehmen Spielposition zu halten. Kurz gesagt: Der Stream ist kopflastig! Außerdem schiebt er sich am Körper durch die ungünstige Position des Pins relativ weit nach links, was wiederum dazu führt, dass die tiefen Lagen vergleichsweise schwer zu erreichen sind. Mit einem rutschsicheren Gurt kann man die Situation zwar durchaus etwas entschärfen, richtig komfortabel wird die Handhabung aber dadurch auch nicht. Im Sitzen spielt sich der Stream deutlich angenehmer, weil er dann weiter nach rechts rückt, allerdings erschwert der ausladende Korpus dann die Suche nach einem komfortablen Auflagepunkt für den rechten Arm. Aus ergonomischer Sicht bekleckert sich der Stream also nicht gerade mit Ruhm – meine Hoffnungen auf eine deutlich bessere Handhabung im Vergleich zu einem Gibson Thunderbird lösen sich daher leider schnell in Luft auf. Die Nachteile im Komfort durch den extravaganten Korpus relativieren sich allerdings bei meinem Testexemplar etwas durch sein niedriges und gut beherrschbares Gewicht und von gerade mal 3,5 kg. Ich empfehle auf jeden Fall allen Stream-Interessenten eine ausgiebige Anprobe mit dem Instrument, um abzuwägen, ob man die ergonomischen Nachteile für die zugegebenermaßen sehr coole Korpusform in Kauf nehmen will.

Optischer Leckerbissen mit solidem, wandlungsfähigem Ton: der ESP LTD Stream Bass darf als Volltreffer gelten!
Optischer Leckerbissen mit solidem, wandlungsfähigem Ton: der ESP LTD Stream Bass darf als Volltreffer gelten!

Jetzt befassen wir uns aber mal mit den positiven Seiten des Stream-204, denn soundmäßig macht er wirklich eine gute Figur! Die Konstruktion des Basses ist sehr schwingungsstark und die hauseigenen Tonabnehmer sorgen für einen satten Sound mit der richtigen Portion Hochmitten und Höhen für die nötige Klarheit. Der Stegtonabnehmer produziert auch im Solobetrieb einen voluminösen, tragfähigen Bassound, und mein Testkandidat präsentiert sich in dieser Einstellung richtig schön knurrig und aggressiv mit jeder Menge Durchsetzungskraft. Wer auf noch fettere, Precision-mäßige Sounds steht, blendet einfach auf den Hals-Tonabnehmer und bringt damit ordentlich Tiefmitten und Schubkraft für vintage-artige Ausflüge auf die Bildfläche.

So speziell und unverwechselbar er auch aussieht, der Stream ist eigentlich ein ziemlich flexibler Bass mit einer Reihe von Grundsounds, die in sich sehr ausgewogenen klingen und in der Band für ein solides Bassfundament sorgen. Durch den Einsatz des 2-Band-Equalizers wird der Stream abermals lebendiger und es lassen sich auch extremere Sounds aus dem charakterstarken Instrument herauskitzeln. Positiv ist dabei, dass man den gesamten Bereich von Bass- und Höhenregler verwenden kann, ohne den Sound dabei mit Müllfrequenzen aus der Spur zu bringen – die beiden Bänder wurden wirklich geschmackvoll abgestimmt und arbeiten überaus effektiv. Macht euch anhand der Audios selbst ein Bild vom aufgeräumten Sound des Stream-204 von LTD.

Audio Samples
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ESP LTD Stream-204 – Beide PU Flat ESP LTD Stream-204 – Hals PU Picking mit Bass u. Höhen Boost ESP LTD Stream-204 – Steg PU mit Bass Boost

Fazit

Der LTD Stream-204 wird mit seiner markanten Optik hauptsächlich Bassisten aus dem Rockbereich ansprechen. Dieses Genre kann er mit seinem voluminösen und durchsetzungsstarken Sound auch wirklich bestens bedienen. Dennoch sollte man den eigenwilligen Stream aber nicht voreilig in eine bestimmte Ecke stecken, denn er hat eine erstaunlich breite Palette praxistauglicher Sounds zu bieten und kann somit in fast jeder Musikrichtung eingesetzt werden. Wer auf extravagantes Design steht und die Nachteile in der Handhabung in Kauf nimmt, kann also ruhig zugreifen, denn der Stream-204 ist auf jeden Fall sein Geld wert.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Sound
  • tadellose Verarbeitung
  • solide Hardware-Ausstattung
  • tolle, eigenwillige Optik
Contra
  • kopflastig
  • tiefe Lagen nicht sehr komfortabel erreichbar
Artikelbild
ESP LTD Stream-204 Test
Für 579,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: LTD by ESP
  • Modell: Stream-204 BLK
  • Land: Indonesien
  • Mensur: 34“
  • Korpus: Mahagoni, schwarze Lackierung
  • Hals: geschraubt, einstreifig Ahorn, schwarz lackiert, Palisander-Griffbrett, 21 Bünde, Block Inlays
  • Hardware: geschlossene LTD-Tuner, LTD DB-4 Bridge, verchromt
  • Tonabnehmer: ESP Designed SB-4N, ESP Designed SB-4H
  • Elektronik: aktiver EQ mit Bässen und Höhen, 9-Volt-Batterie, Volumen, Balance, Bass und Treble
  • Gewicht: ca. 3,5 kg
  • Preis: 867,51 Euro
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