Anzeige

SoloDallas Schaffer Replica Test

Das Schaffer Replica von SoloDallas ist ein Booster in Pedalform, dem die Originalschaltung des Schaffer Vega Diversity Systems (SVDS) zugrunde liegt, also die eines Gitarrensenders. Und der soll laut Hersteller für den authentischen AC/DC-Sound verantwortlich sein. Einem Gitarrensender aus den 70ern haben wir den Sound von Back In Black zu verdanken? Ist das eine ausgeklügelte Marketingstrategie, um ein neues Produkt mit jeder Menge Charisma auf dem Markt zu platzieren? Vielleicht kommt als nächstes das Spiralkabel, das uns den Original Hendrix-Woodstock-Sound generierte oder das Plektrum, das in Wirklichkeit Claptons Woman Tone erzeugte.

Solo_Dallas_Schaffer_Replica_TSR_007FIN


Jedenfalls sind die Zweifel von meiner Seite immens, zumal für unseren Testkandidaten nicht weniger als 379 Euro über den Ladentisch wandern. Dazu kommt, dass er in einem schlichten Standard-Metallgehäuse steckt, das gerade einmal zwei Regler bietet. Und das soll der heilige Gral des AC/DC-Sounds sein? Ich bin sehr gespannt und war selten zu Beginn eines Tests so skeptisch.

Details

Hintergrund-Story

Hinter SoloDallas verbirgt sich Fil Olivieri, in Texas geboren, in Rom aufgewachsen und seit den 80er Jahren, ausgelöst vom Back In Black Album, unheilbar mit dem AC/DC-Virus infiziert. Er ist einer der größten Fans der Band und als Gitarrist natürlich auf der Suche nach dem Angus-Young-Sound. Im Laufe der Zeit organisierte er sich das nötige Equipment: Gibson SGs aus den Endsechzigern oder Anfang der Siebziger, dazu Marshall-Amps aus den späten Siebzigern. Aber trotz aller Bemühungen fehlte für seinen Geschmack immer etwas, bis er den entscheidenden Hinweis bekam: In einem Interview wurde Angus Young gefragt, ob er irgendwelche Effekte benutze. Natürlich war die Antwort klar, ein eindeutiges Nein! Das Einzige, was tatsächlich zwischen seiner Gitarre und seinem Amp steckte, war ein Schaffer Wireless System. Natürlich ist es per se abenteuerlich, einen Gitarrensender in die Kategorie Effekte zu stecken. Aber für Olivieri war diese Auskunft ein Grund, sich näher mit der Sache zu befassen. Der New Yorker Tontechniker Ken Schaffer hatte 1975 einen der ersten Gitarrensender entwickelt und angeblich war Ace Frehley, ehemals Leadgitarrist von Kiss, der erste Kunde. Der Grund: Mit einem Sender waren Stromschläge durch nicht geerdete Gitarrenamps Geschichte. Doch außer dem eigentlichen Zweck eines Senders, nämlich der drahtlosen Übertragung des Gitarrensignals, hatte dieser einen klanglichen Nebeneffekt, den viele Kunden zu schätzen lernten. Schaffer hatte die Schaltung so konzipiert, dass die unteren Mitten minimal angehoben wurden und das Signal durch einen dezent eingestellten Kompressor-Expander (Compander) Schaltkreis leicht komprimiert wurde. Hiermit sollten Signalverluste, die durch die drahtlose Übertragung entstehen, ausgeglichen werden.

Foto: Tyler Crothers/sonymusic
Foto: Tyler Crothers/sonymusic

Angus Young hat den Sender als “Geheimwaffe” tatsächlich auch im Studio benutzt, weil die Produzenten George Young und Mutt Lange genau diese charakteristische Klangwirkung auf den Gitarrensound haben wollten. Schaffers Sender setzten im Laufe der Zeit viele bekannte Gitarristen (u.a. David Gilmour, Eddie Van Halen, Frank Zappa) ein, allerdings wurde 1981 die Produktion eingestellt, nachdem insgesamt etwa 1000 Einheiten das Band verlassen hatten. Fil Olivieri hatte das vermeintlich fehlende Glied gefunden, er kontaktierte Schaffer und ergatterte mit etwas Überredungskunst die letzten beiden Schaffer Diversity Systeme. Dann reifte die Idee eines 1:1 Nachbaus dieser Schaltung, wohlgemerkt nur wegen des Sounds, für das Drahtlos-System interessierte sich Olivieri nicht. Schaffer gab seine Einwilligung, Olivieri suchte sich ein Technik-Team und das Ergebnis ist nun als Pedal oder in einer größeren Version als Schaffer Replica Tower erhältlich. Das erste Modell ging übrigens an Angus Young, der es im Studio testete und es bei den Aufnahmen für Rock Or Bust auf dem kompletten Album einsetzte.

Schaffer Replica

Das Schaffer Replica kommt völlig unspektakulär in einem schwarzen Metallgehäuse und mit 279 Gramm als klares Leichtgewicht unter den Effektpedalen. Auf der Bedienfläche finden sich zwei Regler, darüber zwei LEDs für Power und Boost. Die Power-LED leuchtet, wenn das Gerät am Stromnetz hängt. Hierfür gibt es ein mitgeliefertes Netzteil, denn das Schaffer Replica benötigt eine Spannung von 12 Volt. Wer das Pedal in sein Board integrieren und mit einem Multi-Netzteil speisen möchte, sollte sich vergewissern, dass die Stromversorgung auch 12 Volt und 300 mA Strom liefern kann, zudem ist die Belegung im Vergleich zu den üblichen Standardnetzteilen umgepolt (Center Positive) – nicht unbedingt die praktischste Lösung.

Fotostrecke: 3 Bilder Back in Black mit dem Schaffer Replica

Den Anschluss für das Netzteil findet man an der Stirnseite, hier sind auch die unbeschrifteten Ein- und Ausgangsbuchsen anzutreffen. Aber wenigstens in diesem Fall ist Standard angesagt – Eingang rechts, Ausgang links. Die Boost-LED leuchtet, wenn das Pedal aktiviert ist, was wie gewohnt per Fußschalter geschieht. Regelbar ist der Boost mit einem In- und einem Output-Regler. Der Ausgangspegel wird von Letztgenanntem eingestellt, beim Original SVDS war das der Regler für Monitor. Der Input-Regler am Pedal ist für den Eingangspegel und die Stärke der Kompression zuständig, diese Funktion wurde beim SVDS mit Sensivity betitelt. Maximal kann das Signal mit dem Pedal bis zu 30 dB verstärkt werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der Stirnseite finden sich die Buchsen:
Anzeige

Praxis

Hosen runter, und zwar sofort! Der Marshall Plexi ist warmgelaufen, die SG gestimmt und wir machen mal gleich den harten Back-In-Black-Riff-Test. Dazu muss ich aber sagen, dass meine Werkzeuge nicht denselben Jahrgang wie des Meisters Equipment haben, aber zur Annäherung sollte das auf jeden Fall reichen. Der Amp ist auf den mittleren australischen Zerrgrad eingestellt und ihr hört einmal das direkte Signal (Bypass) und dann mit dem Schaffer Replica (Boost). Die Regler habe ich erst einmal auf 12 Uhr geparkt.

GitarreInputOutput
SG1212
Audio Samples
0:00
Pedal Bypass – Back in Black-Riff Pedal eingeschaltet, beider Regler auf 12 Uhr

Ich habe übrigens das pure Gitarrensignal genommen, keine weitere Bearbeitung. Wenn ihr das mit dem Sound des Albums vergleicht, werdet ihr feststellen, dass im Original noch etwas Hall hinzugefügt und auch beim Mixdown etwas am EQ geschraubt wurde. Das habe ich nicht gemacht, um die beiden Gitarrensignale besser vergleichen zu können. Beim Vergleich fällt zuerst einmal das erhöhte Nebengeräuschaufkommen bei aktiviertem Pedal auf. Das ist aber eigentlich normal, denn bläst man einen bereits verzerrten Amp mit einem Booster an, rauscht es stärker. Dabei hat jeder seine eigene Schmerzgrenze, im Bandkontext fällt das allerdings nicht mehr stark ins Gewicht. Aber auch klanglich gibt es Veränderungen, der Sound ist dichter geworden, hat einen Hauch mehr Gain und klingt aufgrund des Boosts im Tiefmittenbereich auch etwas kräftiger. Was aber am meisten auffällt, ist das extrem verbesserte Spielgefühl, was ich eindeutig bestätigen kann. Es ist nicht einfach zu beschreiben, aber durch die leichte Kompression ist der Ton irgendwie schneller da und es fühlt sich so an, als hätte man ein paar PS mehr unter der Haube.
Als Nächstes hören wir uns die Auswirkungen der beiden Regler bei einem verzerrten Sound an. Um besser vergleichen zu können, ist am Anfang zuerst das Riff ohne Effekt zu hören, dann wird das Schaffer Replica eingeschaltet und ihr hört die Input-Einstellungen 8, 11, 14 und 17 Uhr

GitarreInputOutput
SG8-11-14-1712
Audio Samples
0:00
Pedal erst Bypass, dann mit unterschiedlichen Input-Einstellungen

Je weiter der Input-Regler aufgedreht wird, desto stärker wird das Kompressionsverhalten, der Zerrsound wird dichter, bei hohen Einstellungen aber auch etwas undefinierter. Das kommt natürlich immer auf den Grad der Grundverzerrung des Amps an. Bei geringeren Zerrgraden ist das nicht der Fall. Nun ist der Output-Regler an der Reihe, ebenfalls mit dem Bypass-Signal vorweg und dann kommen die Einstellungen 9, 11, 13, 15 und 17 Uhr.

GitarreInputOutput
Les Paul129-11-13-15-17
Audio Samples
0:00
Pedal erst Bypass, dann mit unterschiedlichen Output-Einstellungen
Nicht nur für Angus Young eine helle Freude, das Schaffer Replica
Nicht nur für Angus Young eine helle Freude, das Schaffer Replica

Dieser Regler ist die Daumenschraube für die Vorstufe, der sehr fein dosiert auf das Zerrverhalten einwirkt. Bei Werten unter 9 Uhr kann auch entzerrt werden, da ist der Pegel niedriger als beim Bypass-Signal. Das ist aber selbstverständlich abhängig von der Einstellung des Input-Reglers. Aber solche Settings werden wohl kaum zum Einsatz kommen, eher wird das Gegenteil der Fall sein. So klingt die maximale Boost-Variante mit beiden Reglern voll aufgedreht.

GitarreInputOutput
Les Paul1717
Audio Samples
0:00
Maximum Boost: Beide Regler voll aufgedreht

Wir verlassen nun den Bereich der Zerrsounds und wollen erforschen, wozu das Schaffer Replica an einem unverzerrten Amp in der Lage ist. Selbstverständlich lässt sich das Pedal auch als schaltbarer Boost einsetzen, um zum Beispiel einen cleanen Amp zu leichten Übersteuerungen zu überreden. Allerdings sind hier die Pegelunterschiede meines Erachtens etwas zu stark. Ihr hört das Schaffer Replica vor meinem clean eingestellten Sovtek-Amp, wie gewohnt zuerst Bypass und dann mit zwei unterschiedlichen Einstellungen, zuerst beide Regler auf 12 Uhr und danach beide auf 14 Uhr.

GitarreInputOutput
Melody Maker1212
Melody Maker1414
Audio Samples
0:00
Clean Boost: Pedal erst Bypass, dann beide Regler 12 Uhr, dann 14 Uhr

Bei der 14 Uhr Einstellung zerrt es recht harmonisch, aber der Pegelunterschied ist für den Bühnenbetrieb doch recht hoch. Das ist aber auch nicht der eigentliche Einsatzbereich des Pedals, denn das Replica ist eher ein Pedal der Sorte, das man nicht mehr ausschaltet, sozusagen die Politur für den Amp. Denn der Verstärker klingt frischer, fetter und durch die leichte Kompression hat man ein verbessertes Spielgefühl. Es schmatzt mehr. Man lässt sich zwar gerne von Klangveränderungen in die Irre führen, wenn man ein lauteres mit einem leiseren Signal vergleicht, das Lautere wird meist als besser klingend empfunden. Deshalb habe ich jetzt noch einmal zwei Signale zum direkten Vergleich aufgenommen, einmal wieder das Bypass-Signal, das nun in der DAW auf den gleichen Level gebracht wurde wie das Signal des Schaffer Replica. Diesmal wurde der Input-Regler weiter aufgedreht, wodurch auch die Höhen etwas stärker angehoben werden.

GitarreInputOutput
Melody Maker1410
Audio Samples
0:00
Clean Boost: Pedal erst Bypass, dann Input auf 14 Uhr, Output auf 10 Uhr
Anzeige

Fazit

Das wars! Meine anfänglichen Zweifel sind tatsächlich verschwunden, das Ergebnis ist erstklassig und der Sound ist mit Pedal tatsächlich besser, und zwar unabhängig vom Zerrgrad des Amps. Ich verstehe nun, warum Techniker und Produzenten darauf bestanden, dass Angus Young auch im Studio mit dem Schaffer Sender spielt. Allerdings finde ich den Preis für das Pedal unverschämt hoch – trotzdem habe ich es widerwillig und zähneknirschend gekauft – was von einem extrem hohen Suchtfaktor zeugt! Das Replica hat einfach die optimale und sehr subtile Abstimmung an Frequenzverbiegung für einen fetteren und angenehmeren Sound, gepaart mit einem leichten Kompressions- und Expansionsverhalten, das für ein erstklassiges Spielgefühl sorgt – alles sehr feinfühlig einstellbar mit den beiden Reglern. Will man die Vorstufe etwas mehr anblasen, dann sollte der Output weiter aufgedreht werden, mehr Kompression gibt es über den Input-Regler. Für den Sound gibt es glatte fünf Sterne, aber der Preis kostet einen halben Stern.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • subtile Soundverbesserung
  • leichtes Kompressionsverhalten – besseres Spielgefühl
  • Boost in den unteren Mitten
  • einfache, aber sehr effektive Bedienung mit nur zwei Reglern
Contra
  • Preis
Artikelbild
SoloDallas Schaffer Replica Test
Für 249,00€ bei
Solo_Dallas_Schaffer_Replica_TSR_006FIN
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: SoloDallas
  • Modell: Schaffer Replica
  • Typ: Boost Pedal
  • Regler: Input, Output
  • Anschlüsse: In, Out, Netzteil
  • Stromverbrauch: 300 mA
  • Spannung: 12 V (nur Netzteil – Center positive!)
  • Maße: 92 x 120 x 54 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 279 Gramm
  • Preis: 379,00 Euro
Hot or Not
?
Solo_Dallas_Schaffer_Replica_TSR_005FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo
  • Sweet Chords on the Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC!
  • The Cornerstone Imperium V2 – Sweet Overdrive Magic!