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Source Audio Nemesis Delay Test

Auf den Namen Nemesis hat Source Audio sein neuestes Pedal getauft, unter dessen Haube gleich 24 verschiedene Delay-Engines schlummern. Mehr als drei Jahre lang saßen die Entwickler an Zeichenbrett, Lötkolben und vor allen möglichen Echogeräten aus Vergangenheit und Gegenwart, um legendäre Tape-, Analog- und Digitaldelays genauestens zu studieren und sie uns Gitarristen schließlich in kompakter Pedalform zugänglich zu machen. Natürlich ist auch das Nemesis für die Zusammenarbeit mit der firmeneigenen Neuro App gerüstet, die es erlaubt, das Pedal per Smartphone oder Tablet zu editieren und gleichzeitig eigene Presets innerhalb der Community zu teilen.

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Zusammen mit der Neuro App stellte Source Audio im letzten Jahr eine ganze Reihe von Bodeneffekten vor, die ihre bonedo-Tests größtenteils mit sehr guten Noten bestanden. Für den neuesten Streich des Herstellers liegt die Messlatte also hoch – wir dürfen gespannt sein!

Details

Optik/Aufbau

Source Audios Nemesis Delay fällt mit seinen Maßen von 114 x 114 x 51 mm etwas mächtiger aus als Bodenpedale in Standardgröße, was einer übersichtlicheren Bedienung geschuldet zu sein scheint und damit auch sinnvoll ist. In seiner Verarbeitung wirkt das Pedal tadellos und macht genau wie die von uns zuletzt getesteten Geschwister dank einer gebürsteten und eloxierten Aluminiumverkleidung einen stabilen und gleichzeitig hochwertigen Eindruck.

Fotostrecke: 4 Bilder Mehr als drei Jahre dauerte die Entwicklung dieses Delay-Pedals

Werfen wir als erstes einen Blick auf die Oberseite:
Herzstück des Gerätes ist ein gerasterter Drehschalter, der die einzelnen Delay-Engines bereitstellt, wobei die jeweils ausgewählte durch eine LED gekennzeichnet wird. Hier findet der Anwender verschiedene Delaytypen vor, die von Slapback- über Tape- und Analog Delays bis hin zu Digital-Delay-Simulationen oder spezielleren Delay-Effektkombinationen reichen. Zwölf Modi lassen sich direkt abrufen, für weitere zwölf Delays muss die Neuro App hinzugezogen werden. Näheres dazu im Praxisteil. Konfigurieren lässt sich jeder einzelne Modus über sechs zusätzliche Potis: Time bestimmt die Delay-Geschwindigkeit, Mix das Verhältnis zwischen Original- und Effektsignal und Feedback die Länge der Wiederholungen. Weiterhin hält die Bedienzentrale mit Mod und Rate zwei Potis bereit, die sich um die Modulationseigenschaften des Echos kümmern. Das mit Intensity betitelte Poti bekleidet je nach Engine unterschiedliche Funktionen. Näheres auch dazu später in der Praxis.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Bedienoberfläche gibt es einiges zu entdecken

Source Audio hat dem Nemesis zwei Fußschalter spendiert, von denen der mit Tap betitelte Kandidat für die Eingabe des Delay-Tempos konzipiert ist. Ein zusätzlicher kleiner Kippschalter mit drei verschiedenen Stellungen bietet eine Rhythmisierung der Eingabe als Viertel, punktierte Achtel oder Triolen. So kann der Spieler, wenn gewünscht, ganz bequem den Grundschlag eines Songs tappen und dabei das Delay z.B. in Triolen erklingen lassen. Der zweite Fußschalter ist für die Aktivierung des Pedals zuständig und lässt sich in seinem Bypass-Verhalten per App universell für das eigene Setup konfigurieren. Sehr praktisch erscheint die zwischen den beiden Fußschaltern platzierte Speicherbank, auf der sich vier User-Presets ablegen lassen. In Sachen Signalqualität reiht sich das Nemesis – zumindest auf dem Datenblatt – ganz vorne ein, denn es arbeitet mit einem 56 Bit starken Signalprozessor und einer Signalauflösung in 24 Bit.

Auch bei den Anschlussmöglichkeiten des Pedals bleibt kein Auge trocken. So wurde das Nemesis an den Seiten mit Stereoein- und -ausgängen versehen und kann perfekt in ein bestehendes Stereo-Gitarreneffekt-Setup integriert werden, oder aber auch als Stereoeffekt-Lösung für Tastenspieler interessant sein. Neben den Ein- und Ausgängen findet der Spieler außerdem MIDI-In und -Out vor, über die sich das Pedal synchronisieren lässt und er außerdem auf insgesamt bis zu128 Presets zurückgreifen kann. An der Vorderseite wird das erfreulicherweise im Lieferumfang enthaltene 9V-Netzteil angeschlossen, außerdem wartet dort eine USB-Buchse auf Kontakt zu PC oder Mac, eine Klinkenbuchse für wahlweise ein Expression Pedal oder einen Fußschalter zum Bedienen der Presets untergebracht. Den Abschluss macht ein Eingang für den hauseigenen “Hot Hand” Controller.

Fotostrecke: 6 Bilder An der rechten Seite finden sich…
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Praxis

Für den Test nutze ich das Nemesis im Zusammenspiel mit meinem Ibanez TSA 15 Combo, dessen Signal an einen 1×12 Celestion Greenback Speaker geleitet wird. Das Signal nehme ich mit einem SM 57 ab und schicke es in einen Focusrite ISA-Preamp, als Testgitarre kommt meine Yamaha Pacifica 611 zum Einsatz. Zum “Warmspielen” schalte ich das Pedal vor meinen Amp und schalte im Schnelldurchlauf durch die ersten 12 Delays.
Wer bei dem Pedal Sorge hatte, das aufgrund der vielen Möglichkeiten eine gewisse Unübersichtlichkeit auftreten könnte, kann beruhigt sein. Das Nemesis lässt sich völlig intuitiv bedienen und macht auch ohne zusätzliche Neuro App-Anbindung im Plug&Play-Betrieb eine wirklich gute Figur. Auch soundtechnisch – so viel darf ich schon mal vorab verraten – wirkt es absolut auf der Höhe.
Um euch keine der klanglichen Vorzüge des Delays zu unterschlagen, habe ich für die folgenden Audios das Setting gegenüber der Warmspielphase verändert. Nun hängt es als letztes Glied in der Signalkette hinter dem Focusrite-Preamp und ich zeichne sein Signal aus beiden Ausgängen in Stereo auf. Wie sich nun zeigt, kommt das Pedal auch problemlos mit einem höheren Pegel zurecht.
Wir starten mit dem Slapback-Delay.
Hier lässt sich mit dem Intensity-Poti das Delaysignal, wenn gewünscht, in den Höhen nachjustieren. Stellt man es etwas muffiger ein, gesellt sich auch gleichzeitig eine leichte Verzerrung hinzu.
Ich justiere im folgenden das Slapback-Delay ganz typisch auf eine sehr schnelle und kurze Wiederholung und belasse die Intensity-Funktion im Bright-Modus. Die Modulation ist deaktiviert.

Audio Samples
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Slap Back Delay – Intensity Bright Modus, Modulation aus

Weiter geht’s mit der Digital-Delay-Ausgabe des Gerätes.
Hier nehme ich den Chorus des Nemesis mit ins Spiel. Per Intensity lässt sich ein Low Cut, Neutral oder High Cut wählen. Ich belasse das Signal an dieser Stelle neutral. Verwirrend finde ich zunächst, dass das getappte Tempo, stehen die Subdivisions auf Viertelnoten, in Achteln wiedergegeben wird. Das ist aber nur im Stereo-Modus der Fall. In Sachen Sound werden hier absolut klare digitaltypische Sounds geboten.

Audio Samples
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Digital Delay mit Modulation

Unter dem Modus Diffuse verbirgt sich ein Delay, das in seinen Wiederholungen durch mangelnden Attack etwas verwaschen und damit auch sehr weich klingt. Der Grad der “Verwaschung” lässt sich wieder über das Intensity-Poti einstellen. Für das folgende Beispiel habe ich auch die Mod-Funktion weiterhin in Betrieb gelassen.

Audio Samples
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Diffuse Delay

Etwas störend finde ich, dass die Wiederholungen, falls ein Ping-Pong-Echo mit im Spiel ist, bei den Werkspresets rechts und links nicht ganz gleichmäßig abfallen, da die jeweils zweite Wiederholung auf der linken Seite immer einen Hauch lauter ertönt als die vorherige auf der rechten Seite. Das betont zwar den Charakter des Effekts, wirkt aber für meinen Geschmack etwas zu offensiv.
Das Analog Delay kann ansonsten klanglich ebenfalls überzeugen und lässt sich mit dem Intensity-Poti im EQ wahlweise heller oder dunkler nachjustieren. Ich stelle das Poti in die Mitte und deaktiviere die Mod-Funktion. Das Feedback Poti steht übrigens erst bei 50 %. Hier ist also noch deutlich Luft nach oben.

Audio Samples
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Analog Delay

Die Tape Delay Ausgabe lässt sich im klanglichen Verhalten von “warm” über “saturated” bis hin zu “clean” färben. Für das nächste Single Note Beispiel habe ich das Feedback stark zurückgenommen.

Audio Samples
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Tape Delay

Um das Noise Delay wirklich “noisy” klingen zu lassen, empfiehlt es sich, das Intensity-Poti weiter aufzudrehen. Zusätzlich habe ich auch wieder den Chorus in Betrieb genommen und das Feedback Poti auf ca. 70% gebracht. Der daraus resultierende Sound klingt dann so:

Audio Samples
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Noise Tape Delay mit Modulation

Das Degrade Delay kann ebenfalls das Signal per Intensity-Poti stark verzerren und addiert zur Verzerrungen auch gleichzeitig einen immer stärker werdenden Low Cut.

Audio Samples
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Degrade Delay

Unter dem Modus “Shifter” findet der Anwender ein auch polyphon wunderbar funktionierendes Pitch Shift-Delay, dessen Intervalle wieder über das Intensity-Poti angewählt werden. Hier eine kleine Auswahl inklusive Modulation:

Audio Samples
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Shift Delay mit Modulation
24 Delay-Engines gilt es, zu entdecken
24 Delay-Engines gilt es, zu entdecken

Das Helix Delay präsentiert ein weiteres Pitch Shifter-Delay in Form von nach oben oktavierten Wiederholungen. Im Zusammenspiel mit der Mod-Funktion lassen sich hier recht interessante Sounds erzeugen.

Audio Samples
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Helix Delay mit Modulation

In der folgenden Reverse Delay-Sektion wird per Intensity-Poti gewählt, ob die Reverse Echos in einzelner Folge oder als Multi-Echo erklingen sollen. Ich habe mich im folgenden Audiobeispiel für letzteres entschieden und dem Delay-Signal auch wieder eine ordentliche Portion Chorus spendiert.

Audio Samples
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Reverse Delay mit Modulation

Für das Sweep Echo sollte die Mod-Funktion aktiviert sein. Im Zusammenspiel mit dieser lassen sich dann recht interessante Sounds generieren, die zu kreativen Spielereien einladen, wie z.B. im folgenden Flageolett-Beispiel.

Audio Samples
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Sweep Delay mit Modulation

Der letzte direkt verfügbare Modus beinhaltet ein rhythmisches Delay, dessen Muster mit dem Intensity-Poti gewählt wird. Auf Anschlag erklingt diese “shufflige” Wiederholung.

Audio Samples
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Rhythmic Delay mit Modulation

Bevor ich das Gerät mit der Neuro App verbinde, will ich noch kurz einen Blick auf die “Freeze”-Funktion werfen. Um diese zu nutzen, muss der Tap-Fußtaster gedrückt gehalten werden. Ein ebenfalls interessantes zusätzliches Feature!

Audio Samples
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Diffuse Delay mit Modulation + Freeze

Die Anbindung an die Neuro App läuft über mein iPad völlig problemlos. Gesendet werden die Daten mit dem mitgelieferten Kabel per Kopfhörerausgang an Input 2 des Delays. In der App hat man Überblick über alle 24 Delay-Arten.
Ich habe Euch in den beiden folgenden Beispielen noch zwei weitere neue Sounds aus der “Factory Engine” ausgesucht.

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Oil Can -> Neuro App Warped Record -> Neuro App Double Helix -> Neuro App

In der Neuro App befinden sich zum Zeitpunkt des Tests schon eine ganze Menge User Presets, von denen wir uns zum Abschluss noch das Preset “Tasty Tape” anhören wollen. Die Programmierung per App gestaltet sich sehr detailliert. So kann der User sich ein auf den bestehenden Engines aufbauendes Delay-Preset selber schrauben und, wenn gewünscht, innerhalb der Source Audio Community teilen.
Die App ist inzwischen übrigens auch für Android-Geräte verfügbar.

Audio Samples
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User Preset: Tastey Tape
Fotostrecke: 2 Bilder Die Neuro App…
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Fazit

Mit Nemesis Delay wirft Source Audio ein Delay Pedal ins Rennen, das in Sachen Klangqualität mit Spitzenwerten punkten kann, dazu eine Menge an Anschlussmöglichkeiten bietet und sich mit seiner Verarbeitung als für den Live-Alltag bestens gerüstet zeigt. Die vielseitigen Delay Engines laden mit dem zusätzlichen Modulationseffekt zu kreativen Soundspielereien ein, dienen aber auch mit typischen “Brot und Butter” Delays. Das Lieblings-Preset lässt sich auf einer Speicherbank ablegen und ist so immer abrufbereit. Durch die App-Anbindung agiert Source Audio ähnlich wie TC Electronic absolut zeitgemäß und lässt den User sehr detailliert ins Geschehen einzugreifen. Knapp 350 Euro für ein Echopedal sind ohne Frage viel Geld – allerdings wird auch jede Menge geboten. Anspielen lohnt sich!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verarbeitung und Design
  • hohe Signalqualität
  • klangliche Vielfalt
  • Anschlussmöglichkeiten
  • Speicherplätze
  • Anbindung über Neuro App
Contra
  • keins
Artikelbild
Source Audio Nemesis Delay Test
Für 249,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Delay Pedal
  • 24 verschiedene Delays ab Werk / 12 davon ohne Neuro App am Gerät per Poti abrufbar
  • Gewicht: 450 g
  • Maße: 114 x 114 x 51 mm
  • Stromverbrauch: 200 mA
  • Stromversorgung über mitgeliefertes 9V Netzteil
  • MIDI-Anschluss
  • USB-Port
  • Expression Pedal Eingang
  • Source Audio Control Input
  • Stereo In- und Outputs
  • Gehäuse aus gebürstetem eloxierten Aluminium
  • Universal Bypass
  • Tap Tempo inklusive Sub Divisions
  • Preis: 411,64 Euro UVP
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