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Marshall Vintage Modern 2266 50 Watt Head Test

Die Firma Marshall kehrt zu ihren Wurzeln zurück! Im Jahre 1962 entwickelten in London die Techniker Ken Bran und Dudley Craven unter der Obhut von Jim Marshall den ersten Verstärker des Unternehmens. Als Vorlage diente der Sound und die Konstruktion des Fender Bassman, allerdings war dieser Verstärker den damaligen Londoner Gitarristen immer noch zu weit weg von ihrer Vorstellung des Rock´n´Roll-Sounds. Also konstruierte man einen Prototyp, der im Laufe der Monate mehrmals umgebaut wurde und dann – nach diversen Hörproben der jungen Gitarristen, die ständig bei Jim Marshall im Musikladen herumhingen- in den Handel kam. Und genau diese Gitarristen waren es dann auch, die erheblich zur Verbreitung der Marshall-Amps beitrugen. Wen wundert’s, denn zu dem illustren Kreis gehörten unter anderem Pete Townshend, Richie Blackmore und Jeff Beck.

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Die offizielle Marshall Nummer 1 war der sechste Prototyp, ein einkanaliges Topteil mit der Bezeichnung JTM 45, das im September 1962 offiziell in den Handel kam. JTM stand für „Jim und Terry Marshall“ (Terry ist Jims Sohn), die Zahl 45 entsprach der damaligen Leistungsangabe von 45 Watt, wobei die reale Leistung eher bei 35 Watt lag. Der Rock´n´Roll der Sechziger hatte sein Sprachrohr gefunden und wurde erhört.
Diesen Amp und das legendäre Marshall 1959 Super Lead Head von Jimi Hendrix legte Marshall im Rahmen der Handwired-Serie im Jahr 2006 wieder auf – mit durchschlagendem Erfolg! Und genau dies könnte die Techniker zum vorliegenden Testmodell inspiriert haben. Die Vintage Modern Serie schlägt die Brücke zwischen dem traditionellen Verstärkerbau der 60er Jahre (einkanaliger Amp, Röhrenschaltung, Ton pur!) und den Features „moderner“  Amps (Effektweg, Master-Volume). Der Name ist also Programm. Die Serie umfasst drei unterschiedliche Amp-Modelle: Ein 100 Watt Topteil (2466), ein 50 Watt Topteil (2266) und einen 50 Watt Combo (2266C). Bei der Konstruktion der Verstärker wurden die Wünsche von Gitarristen erhört, die einen Amp suchten, dessen Sound über die Dynamik des Spielers und der Gitarre gesteuert wird. Wir haben das 50 Watt Topteil auf den Labortisch gehievt und freuen uns darauf, es zum Glühen zu bringen.

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GEHÄUSE/OPTIK
Abmessungen und Aufbau des Vintage Modern Heads entsprechen den Marshall-typischen Parametern. Das gleiche gilt auch für die Optik. Eine Sache fällt jedoch sofort ins Auge: die Farbe. Der Vinyl-Bespannstoff, mit dem das Birke-Multiplex Gehäuse überzogen ist, kommt in einem dunklen Lila-Ton, der vom Hersteller „Black Purple“ genannt wird. Der Amp steht sehr stabil auf vier Kunststoff-Füßen. Alle Ecken sind zum Schutz vor den Unbilden des Alltags durch Kunststoff-Protektoren geschützt. Das goldene Frontpanel gibt acht nebeneinander aufgereihten Reglern einen Arbeitsplatz. Weiterhin finden wir dort die vier Schalter für Power, Standby, Dynamic Range und Mid-Boost, sowie die Input-Buchse und zwei blaue LEDs . Die größere LED leuchtet, wenn der Amp eingeschaltet ist, das kleine Lämpchen zeigt den Status der „Dynamic Range“ (Low/High) an. Das Panel ist etwas höher als bei anderen Marshalls, die auch mit einer Regler-Reihe ausgestattet sind. Über dem Bedienfeld befindet sich standesgemäß das Marshall-Logo in weiß. Auf der Gehäuse-Oberseite ist der Tragegriff angebracht. Die Gewichtsverteilung des Amps ist ausgewogen, so dass er sich problemlos mit einer Hand tragen lässt. Zur Realisation eines perfekten Vintage-Tons hat Marshall den Verstärker selbstverständlich in Vollröhrentechnik gebaut – dabei ist die Vorstufe mit  vier ECC83, die Endstufe mit zwei KT66 Röhren ausgerüstet.

BEDIENFELD
Die linke Hälfte des Panels widmet sich ganz und gar dem Vintage-Aspekt des Amps. Wir starten ganz links mit den eben schon erwähnten Power- und Standby-Schaltern, gefolgt von der Power-LED. Daneben haben die Regler für Reverb, Master-Volume, Presence, Bass, Middle und Treble Platz genommen. Die Techniker haben sich beim Hall des Vintage Modern übrigens für eine digitale Variante entschieden – dabei handelt es sich um eine hochwertige Simulation eines Studio-Plattenhalls. Wir nähern uns also dem „Modern-Aspekt“. Was jetzt auf dem Panel folgt, ist definitiv der Abteilung Modern zuzuordnen. Mit dem „Dynamic Range“-Taster und der dazugehörigen LED-Anzeige kann der Gitarrist zwischen zwei verschiedenen Gain-Modi auswählen. Dabei ist der Low-Modus am ehesten mit klassischen Vintage-Amps zu vergleichen. Hier sind cleane und angezerrte Sounds mit der entsprechenden Dynamik möglich. Beim High-Modus wird eine zusätzliche Röhren-Gainstufe aufgeschaltet. Das heißt mehr Overdrive und dynamischer Volume-Boost. Auch in diesem Modus sind Clean-Sounds möglich, allerdings nur, wenn der Volume-Regler an der Gitarre zurückgenommen wird – Vintage eben!
Neben dem Dynamic Range Taster ist der für den Mid Boost angebracht. Ist der aktiv, werden die Mitten erheblich angehoben. Der Schalter hat aber auch Einfluss auf das Gain-Verhalten des Amps: die Verzerrung wird intensiver, der Sound fetter. Sehr gut geeignet, um eine Gitarre mit Single Coil Pickups etwas satter klingen zu lassen.

Beim ersten Betrachten des Front-Panels suchte ich verzweifelt nach dem Gain-Regler. Was soll das denn? Ein Marshall-Amp ohne Gain??? Zerrt der nur, wenn er voll aufgedreht ist – komplett Vintage? Weit gefehlt, denn der Vintage Modern hat sogar zwei Gain-Regler!!! Allerdings hören die beiden auf die Bezeichnungen „Detail“ und „Body“ und kontrollieren gemeinsam den Gain-Bereich. Frau „Detail“ ist für den Mitten- und Höhenbereich zuständig, während sich Herr „Body“ ausschließlich den tiefen Frequenzen widmet. Damit stehen wortwörtlich zweidimensionale Sound-Möglichkeiten zur Verfügung. Durch den Body-Regler kann man z.B. Single Coil Pickups einen ordentlichen Schub „Bottom End“ verordnen, eine Les Paul klingt mit hoch eingestelltem Detail-Regler richtig spitz. Alles weitere dazu im Praxis-Teil. 

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RÜCKSEITE
Moderne Zeiten halten in Form eines seriellen Effektweges Einzug. Die Send- und Return-Buchsen sind auf der Rückseite des Verstärkers montiert, der Effekt-Loop wird mit einem Taster eingeschaltet und  im ausgeschalteten Zustand rückstandslos aus dem Signalweg entfernt. Möchte man doch einen Delay-, Chorus- oder sogar Multi-Effekt anschließen, so besteht  die Möglichkeit, den Pegel des Gerätes dem Effektweg anzupassen. Zuständiges Bedienelement ist ein Taster, der zwischen –10dBV und +4dBu umschaltet. Somit steht auch hier einer optimalen Klanganpassung nichts im Weg. Ganz links auf der Rückseite befindet sich die Buchse für den mitgelieferten Fußschalter, mit dem sich zwei Funktionen schalten lassen: Reverb ein/aus und Dynamic Range Low/High. Bei entsprechenden Einstellungen für Detail und Body kann man so also praktisch zwischen Clean- und Overdrive-Sounds wählen – sehr sinnvoll im Bühnenbetrieb, vor allem weil der Lautstärke-Unterschied zwischen den beiden Modi nicht so extrem ausfällt. Der Schalter funktioniert knackfrei, und Pegelaussetzer beim Umschalten sind auch nicht zu verzeichnen. Wenn kein Fußschalter angeschlossen ist, ist der Reverb-Effekt permanent aktiv und der Effektanteil entspricht der Einstellung des Reglers auf der Frontseite. Möchte man den Reverb ohne Einsatz des Fußschalters ausschalten, wird der Reverb-Regler einfach auf „0“ gedreht. Weiter im Text. Die Lautsprecher-Ausgänge (zwei 6,3mm Klinkenbuchsen) finden im Mittelbereich des Back-Panels Platz. Der Verstärker ist mit zwei parallelen Ausgängen ausgestattet, wobei die entsprechende Anpassung mit Hilfe eines separaten Impedanz-Wahlschalters vorgenommen wird – hier stehen die Einstellungen 8Ω und 16Ω zur Verfügung. Weiterhin befinden sich auf der Rückseite noch die Sicherung und die Anschlussbuchse für das Netzkabel.

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PRAXIS
Zu allererst gilt es einmal, das Geheimnis der beiden Gain-Regler zu lüften. Die Einstellungen dieser Regler sind nämlich der Schlüssel zur unglaublichen Klangvielfalt, die dieser Verstärker zur Verfügung stellen kann. Bevor es aber losgeht, sei zunächst noch erwähnt, dass auch mit diesem Marshall-Amp wieder ein sehr gutes und in verständlichem Gitarristen-Deutsch geschriebenes Handbuch geliefert wird. Außerdem gehören noch der Fußschalter, ein Netzkabel und ein Lautsprecherkabel zum Lieferumfang. Wer zur Fraktion „Ich-probier-erst-mal-aus-und-lese-nur-im-Notfall-das-Handbuch“ gehört, für den gibt es direkt auf dem Verstärker einen kleinen Quickstart-Aufkleber mit den ersten Bedienschritten und Einstellungen. Da auch ich (wie wahrscheinlich 90 Prozent aller Gitarristen) zu dieser Sorte Mensch gehöre, habe ich die sechs Gebote auf dem Verstärker befolgt, meine Strat angeschlossen, den Amp eingeschaltet, und das ist das Ergebnis:

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Half British

Die Klangregelung steht komplett auf 12 Uhr, Detail und Body (die beiden Gain-Regler) ebenfalls. Es ist Dynamic Range Hi angewählt, also der Modus mit etwas mehr Gain. Der Overdrive-Sound ist klanglich ausgewogen und hat ordentlich Punch.

Jetzt drehe ich den Detail-Regler, der für den Mitten und Höhen Gain-Bereich zuständig ist, auf 9 Uhr und den Body-Regler auf 15 Uhr. Wow! Damit habe ich nicht gerechnet: ohne Vorwarnung geht’s zurück zum alten Marshall Plexi mit vorgeschaltetem Fuzz Face und heruntergeregelten Höhen – was für ein Unterschied! Und das, obwohl die Klangregelung an der ganzen Sache überhaupt nicht beteiligt war, sondern nur die beiden Gain-Regler eingestellt wurden.

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Fuzz

Jetzt wird einiges klar! Durch die Frequenztrennung der Gain-Regler verbiegt sich nicht nur der Verzerrungsgrad, sondern auch der Frequenzbereich – natürlich im positiven Sinne. Dreht man den Body-Regler weiter auf, bekommt man nämlich mehr von dieser typisch-mumpfigen Bassverzerrung, und mit ein paar Millimetern am Detail-Regler (Verzerrung im Höhen- und Mittenbereich) wird noch ein Pfund zugelegt. Die beiden Body- und Detail-Regler sind also grundsätzlich für Ton und Charakter einer Performance verantwortlich, der Klangregelung bleibt dabei lediglich die Feinjustierung. Die Veränderungen sind so heftig, dass man sich zuerst einmal daran gewöhnen muss. Aber dann eröffnen sich Klangwelten von unglaublicher Weite.

Nach dem ersten spontanen –und überraschenden – Schnellschuss wollen wir uns jetzt sukzessive durch das Sound-Angebot fräsen. Los geht es mit den Clean-Sounds. Dynamic Range Lo heißt die Wahl, ein Modus mit dem Charakter eines JTM45. Bekanntermaßen ein Amp, dessen Verzerrung man sich mit hartem Anschlag erst einmal verdienen muss, der den Spieler aber dann mit einem unglaublich druckvollen Sound belohnt. Und genau so verhält sich auch der Vintage Modern. Mit der Einstellung Detail auf 12 Uhr und Body auf 9 Uhr lassen sich Clean-Sounds für Akkordbegleitung erzeugen, die bei hartem Anschlag wunderschön „schmatzen“ und leicht in die Verzerrung kippen. Kein klinisch toter Clean-Sound, sondern ein Charakter-Ton mit Dynamik und Ausdruck

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Clean

Jetzt wird bei gleicher Detail- und Body-Einstellung die Tele angeschlossen und mit der Klangregelung etwas feinjustiert (Bässe abgesenkt, Höhen angehoben). Auch das kann er: wunderbare Funky-Sounds, die sich sehr gut im Klanggefüge mit Bass und Schlagzeug durchsetzen, ohne dass man die Gitarre im Mix weit aufdrehen müsste.

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Tele Funk

Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, der für einen gut vorgewählten Frequenzbereich spricht. Bei manchen Verstärkern muss man unendlich an der Klangregelung schrauben, bis man einen durchsetzungsfähigen Sound hat. Meist wird die mangelnde Durchsetzung mit erhöhter Lautstärke kompensiert – was die Bandkollegen verständlicherweise nicht unbedingt erfreut. Ein ähnliches Problem finden wir bei Aufnahmen. Es gibt Amps, bei denen die Gitarre im Mix so weit aufgedreht werden muss, dass sie eigentlich schon wieder zu weit im Vordergrund steht. Zieht man allerdings den Fader nach unten, verschwindet das Instrument. Diese Probleme haben wir beim Vintage Modern definitiv nicht. Einfach alle Klangregler in die 12 Uhr Position, und ein gesunder Grund-Sound ist garantiert. Die beiden Gain-Regler Detail und Body werden nach persönlichem Gusto eingestellt, und bei bei Bedarf mit der Klangregelung noch etwas abgeschmeckt, fertig! Die Klangregler greifen nicht sehr in das Geschehen ein, beeinflussen sich gegenseitig nur wenig und lassen somit auch keine extremen Frequenzverbiegungen zu (Vintage halt…). Dafür ist aber zu jeder Zeit gewährleistet, dass der Amp auch ohne stundenlanges Schrauben gut klingt. Obwohl ich wirklich ausgiebig mit den Reglern gespielt habe, hat es tatsächlich nie schlecht geklungen. Immer mal wieder anders, aber nie schlecht!

Nun geben wir ein klein wenig mehr Gas, drehen Detail und Body auf 14 Uhr, nehmen die Höhen etwas zurück, pushen die Bässe einen Tick und schließen eine ES-335 an. Voilà, der perfekten Blues-Sound! Und der Amp spielt mit, setzt perfekt um, was der Spieler ihm schickt. Warme, bassbetonte Sounds beim Spiel mit den Fingern, mit dem Plektrum mehr Höhen und mehr Biss, je nachdem, wie hart die Saiten angeschlagen werden. Da kommt Freude auf.

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Blues

Es geht aber auch ganz anders! Mit nur zwei Reglerdrehungen geht es über den großen Teich und mitten hinein in die Klangwelt der typischen kalifornischen Vintage-Amps. Eine Welt, in der Marshall Amps früher so fremd waren wie ein Greenhorn unter Cowboys. Nicht so unser Kandidat: Mit dem Detail-Regler am Anschlag lässt er das typische, höhenlastige Zerren eines Fender Verstärkers hören. Wer es noch authentischer möchte, der schließt jetzt die Telecaster an, legt eine Portion Presence und Treble zu, nimmt Mitten und Bässe etwas zurück, und zieht Stetson und Boots an. Das ist Country-Rock-Sound vom Feinsten, wie ich ihn bisher so nur von Fender-Amps kannte.

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Stoned

Bei diesem Soundbeispiel habe ich den Master-Regler voll aufgedreht – man hört auch wunderbar das „Schmatzen“ der Endstufenkompression – Vorteile eines 50 Watt Verstärkers: Da kann man auch schon mal die Endstufe richtig an’s Arbeiten bringen, was sich bei diesem Amp klanglich besonders positiv auswirkt. Mit dem Druck, den er liefert, kann man locker in einem Club ohne P.A. spielen. Durch das ausgewogene Klangbild verursacht der Amp aber auch bei hohen Lautstärken keine Ohrenschmerzen! Er hat einfach nur mehr Druck und Volumen.

Apropos Druck: Der „Mid-Boost“-Schalter bewirkt eine Anhebung im Mittenbereich und kann zum Beispiel genutzt werden, um Gitarren mit Single-Coil Pickups etwas fetter klingen zu lassen. Allerdings spricht auch nichts gegen seinen Einsatz bei Humbuckern. Jetzt haben wir praktisch die höchste Gainstufe von Dynamic Range Lo erreicht. Mit einer SG klingt das folgendermaßen:

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SG Rock

Die Gitarre wurde übrigens auf Drop-D gestimmt, und wie man hört, ist auch der tiefere Frequenzbereich kein Problem für den Amp. Da freut sich dann auch die Bariton-Gitarre auf ihren Einsatz.

Als nächstes kommen wir zum zweiten Grundsound, den der Vintage Modern zu bieten hat: Dynamic Range Hi. Womit wir auch endgültig in der Abteilung Modern gelandet sind. Vom Grundcharakter her erinnert er an einen aufgemotzten JCM 800, aber durch die zusätzliche Röhren-Gainstufe ist der Verzerrungsgrad hier wesentlich höher als beim Lo-Mode. Nimmt man Detail und Tone zurück, sind aber auch jetzt Crunch-Sounds machbar. Bei Body und Detail auf 12 Uhr klingt der Verstärker zwar schon mit einem voll verzerrten Ton, bleibt dabei aber immer noch klar und deutlich, was das Hörbeispiel mit einer Les Paul beweist.

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LP Riff

Natürlich sind noch weitere Gain-Reserven vorhanden, und mit eingeschaltetem Mid-Boost geht es bis zum massiven Rock-Gewitter. Man kann sich mit dem Verstärker Gain-technisch sogar bis an den Rand des Metal-Bereichs wagen. Allerdings greift die Klangregelung nicht weit genug, um die Mitten so weit herauszufiltern, wie es in vielen Metal-Genres angesagt ist (Scoop-Sounds).

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Metal

Außerdem ist der verzerrte Ton nicht so „körnig“ wie bei einem typischen Metal-Verstärker. Aber das ist meiner Meinung nach auch nicht so wichtig, denn der Vintage Modern ist ohnehin eher ein traditioneller Rock-Amp, der unglaublich dynamisch auf Gitarre und Spieler reagiert. Darin ist er unschlagbar. Lieber eine Sache perfekt, als zwei Sachen halbherzig. Wer einen Metal-Sound haben möchte, der sollte einmal ein entsprechendes Verzerrer-Pedal vor den Marshall schalten. Damit hat der Verstärker nämlich überhaupt keine Probleme; die unwiderstehliche Dynamik und der charakteristische Ton des Vintage Modern bleiben auch in diesem Setup  erhalten. Dasselbe gilt übrigens auch für den scharfgeschalteten Effektweg. Auch hier gibt es keinerlei Klangeinbußen zu vermelden, wenn man ein externes Delay oder einen Hall anschließt. Der Amp entlarvt höchstens, ob die Klangqualität des Effektgerätes ausreicht oder nicht.

Zum Abschluss noch  die üblichen Tests zur Akkordverständlichkeit und Dynamik: Ich spiele die Akkorde E, G, D, A bei voller Verzerrung, und sie sollten noch als solche zu erkennen sein.

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Chord

Wie zu erwarten, ist das für diesen Verstärker gar kein Problem.

Testen wir  jetzt noch die Anschlagsdynamik. Ich wechsele von leichtem Finger- auf harten Pick-Anschlag bei voll aufgedrehtem Gain.

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Dyna Pick

Traumhaft. Bei leichtem Anschlag ist der Verstärker mit der Lautstärke komplett da, erzeugt aber wenig Verzerrung. Haut man dann richtig rein, steht unmittelbar das volle Brett zur Verfügung. So soll das sein!

Als nächstes spiele ich eine kurze Passage mit heruntergeregeltem Volume an der Gitarre. Anschließend wird der Regler voll aufgedreht.

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Dyna Poti

Das ist die große Stärke dieses Verstärkers – seine unglaubliche Soundvielfalt, die man allein mit dem Volume-Regler der Gitarre und der Anschlagsdynamik erzeugen kann. Das, gepaart mit den simplen, aber effektiven Einstellmöglichkeiten, machen diesen Amp zu einer echten Wunderwaffe.

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FAZIT
Wer sich unter dem Vintage Modern einen einkanaligen Verstärker vorstellt, der erst dann richtig gut klingt und zerrt, wenn er voll aufgedreht ist, der hat sich komplett geirrt. Der Amp besitzt eine unglaubliche Soundvielfalt, geprägt durch den Einsatz der frequenzabhängigen Gain-Regler. Mit ihrer Unterstützung ist eine große Bandbreite von Basic-Sounds realisierbar –  von „fenderig“ Clean bis zur harten britischen Verzerrung ist alles möglich. Das Ganze wird mit einer Dynamik und Ansprache an die Luft gesetzt, dass es einem die Freudentränen in die Augen treibt. Der Amp hat zudem ein selbstbewusstes Durchsetzungsvermögen – er wird gehört, man muss ihn gar nicht voll aufdrehen. Die „modernen“ Aspekte Hall, Effekt-Loop und Mid-Boost funktionieren einwandfrei, und der Verstärker verliert auch beim Anschließen von Effekten nichts von seinem genialen Ton und seiner ausgeprägten Dynamik. Um es kurz und knapp zu sagen: Eins, Setzen! Voller Erfolg. Und das bei einem ausgezeichneten Preis/Leistungsverhältnis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Grundsound
  • Soundvielfalt
  • Durchsetzungsvermögen
  • Bedienkonzept
Contra
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Marshall Vintage Modern 2266 50 Watt Head Test
Für 979,00€ bei
TECHNISCHE DATEN
  • Ausgangsleistung: 50 W RMS
  • Röhrenbestückung: 4x ECC 83, 2x KT-66
  • Gleichrichter: Röhrengleichrichtung
  • Bedienfeld: Reverb, Master, Presence, Bass, Middle, Treble, Detail, Body, Input-Buchse
  • Rückseite: Lautsprecher Buchse (2x), Send, Return, Level-Schalter (Effektloop), Footswitch, Netzstecker-Buchse
  • Abmessungen: 750 x 310 x 230 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 18 kg
  • Lieferumfang: Fußschalter, Netzkabel, Lautsprecherkabel
  • Preis: 1149,- Euro
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Profilbild von amagra

amagra sagt:

#1 - 15.11.2011 um 21:34 Uhr

0

Halloder Bericht lässt in einem förmlich das GAS Fieber steigen. Schöne geschrieben.
Leider funktionieren nicht mehr alle Soundsamples. Könnt ihr die nochmals hochladen ?

Profilbild von Sigi

Sigi sagt:

#2 - 02.05.2012 um 09:45 Uhr

0

wirklich sehr schade, dass die interessantesten Soundsamples nicht funktionieren!

Profilbild von Guido Metzen (bonedo)

Guido Metzen (bonedo) sagt:

#3 - 02.05.2012 um 16:18 Uhr

0

Hallo Sigi, danke, dass du uns auf den Fehler aufmerksam gemacht hast. Sollte jetzt behoben sein.
Viele Grüße,
Guido

Profilbild von Eric

Eric sagt:

#4 - 04.05.2012 um 14:18 Uhr

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Der Full Stack ist ja wohl eher ein JVM oder? Zudem funktionieren immer noch nicht alle Soundbeispiele - Sorry.Ansonsten ein toller Bericht. Macht Laune auf mehr - Kompliment & Gruss Eric

Profilbild von BonedoAlex

BonedoAlex sagt:

#5 - 04.05.2012 um 17:10 Uhr

0

Hi Eric,
danke für dein Kompliment und für den Hinweis - jetzt sollte aber alles funktionieren!
Viele Grüße,
Alex

Profilbild von Sebastian

Sebastian sagt:

#6 - 30.06.2012 um 12:05 Uhr

0

Der Amp ist wirklich klasse.
Ich kann ihn nur empfehlen. Ich spiele ihn selbst seit ca. 5 Monaten.
Es braucht zwar etwas Zeit um den "richtigen" Sound für sich selbst zu finden, wenn man diesen jedoch gefunden hat, macht er richtig Spaß!

Profilbild von hans-juergen

hans-juergen sagt:

#7 - 04.09.2013 um 12:03 Uhr

0

Mit welcher Box wurde getestet, wie bestückt?

Profilbild von Thomas Dill

Thomas Dill sagt:

#8 - 04.09.2013 um 12:29 Uhr

0

Hallo Hans-Jürgen,zu hören ist eine alte Marshall 4x12 Box mit Celestion Greenback Speakern.

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