Manchmal finden sich Partner, denen es gelingt, mit ihrer Zusammenarbeit neue Maßstäbe zu setzen. Das gilt auch für die Liason zwischen Rane, einem Hersteller von Audio Equipment und Effektprozessoren und Serato, einer Softwareschmiede, die sich den Bedürfnissen der DJ-Szene angenommen hat. Die beiden Firmen präsentierten 2004 mit Scratch Live ein computerbasiertes DJ-System, das sich dank eines geschickten Marketings und seiner hohen Betriebssicherheit innerhalb kürzester Zeit zu einer der weltweit am häufigsten eingesetzten Anwendungen dieser Art entwickelte. Das mitgelieferte Audio-Interface SL-1 diente dabei gleichzeitig als „Dongle“ für die Software, sodass mit ihr keine fremde Hardware betrieben werden konnte.
Die Wandler des Interface arbeiteten mit 16 Bit und 44,1 kHz und die Anbindung an den Computer erfolgte per USB 1.1. Neben der großen Zuverlässigkeit war es die intuitive Bedienbarkeit des Systems, die ihm den Vorsprung vor der Konkurrenz verschaffte. Eigentlich sollten die besagten Wandler auch ausreichen, MP3-Dateien in guter oder zumindest mittlerer Qualität adäquat wiederzugeben, aber hier zeigte sich einer der wenigen Schwachpunkte der ersten Scratch Live Variante: Das SL-1 klingt im Vergleich zu seinen Konkurrenten weniger transparent und ein wenig hart. Dies sollte zwar nicht die Klasse des gesamten Systems infrage stellen, aber es zeigte, dass es trotz des großen Erfolges durchaus noch Verbesserungsbedarf im Detail gab. Gerade beim Einsatz mit hohen Lautstärken kann der harte Sound in den oberen Mitten das Hörvergnügen durchaus beeinträchtigen.
Fünf Jahre danach, genauer gesagt seit Mitte April 2009, liegt nun der lange erwartete Nachfolger des SL-1 frisch in den Regalen des einschlägigen Handels. Das brandneue SL-Interface mit der Versionsnummer 3 verfügt jetzt unter anderem über zeitgemäße Wandler, die mit 24 Bit und 48 kHz operieren sowie über einen USB 2.0-Anschluss und integrierte Phono-Preamps. Und auch bei der Software tut sich etwas: Einen Monat nach dem Interface ist die Version 1.9.0 mit einigen wichtigen Neuerungen auf dem Markt, unter anderem dem Sample-Player „SP-6“, der Funktion „Loop Roll“ und der integrierten Cover Artwork im Software-Player.
Wir haben die neue Variante für Euch auf Herz und Nieren getestet.
DETAILS Zum Lieferumfang von Scratch Live gehören neben dem neuen SL-3 Audio Interface vier Cinchkabel, eine Installations-CD, zwei Timecode-Vinyls, zwei Timecode-CDs, ein USB -Kabel und ein Netzteil zur externen Stromversorgung. Außerdem eine praktische Transporttasche für das SL-3 mit diversen Fächern für die Anschlusskabel.
Der gesamte Lieferumfang von RANE SL3
Leider spricht das Manual nur englisch, aber es ist sehr verständlich geschrieben und mit genügend Abbildungen versehen, sodass man sich auch ohne Fremdsprachendiplom zurechtfinden sollte.
Das neue Interface kommt im gleichen Look wie die alte SL-1-Variante, ist allerdings etwas schmaler und vor allem flacher. Genau wie sein Vorgänger ist es solide verarbeitet und verfügt über vergoldete Anschlussbuchsen, wobei allerdings der Mikrofoneingang fehlt. Stattdessen bietet das SL-3 einen zusätzlichen Aux-Eingang, der eine simultane Aufzeichnung des DJ-Mixes in Serato ermöglicht. Mit dieser sehr nützlichen Einrichtung spart man sich die Mitnahme eines zusätzlichen Aufzeichnungsgerätes.
Der Aux-Ausgang kann sinnvollerweise für den neuen SP-6 Sample-Player der aktuellen Softwareversion genutzt werden und erspart einen externen Sampler im Reisegepäck. Positive Erwähnung soll zudem die neue Aufteilung der Audioschnittstellen finden: Die Eingänge befinden sich nun alle auf der einen Seite, die Ausgänge, USB-Buchse sowie der Anschluss für die externe Stromversorgung auf der anderen. Eine Maßnahme, die eine sinnvolle Anordnung der Geräte am fast immer zu eng bemessenen DJ-Arbeitsplatz ungemein erleichtert.
Das mitgelieferte Netzteil kommt mit diversen Adapterstücken zum Anschluss an die unterschiedlich genormten Steckdosen dieser Welt: ein absolutes Muss für DJs, die international unterwegs sind!
Das SL-3 hat außerdem zwei Phono-Preamps an Bord, sodass das Interface nur noch mit zwei statt bisher vier Cinch-Kabeln mit dem Mischpult verbunden werden muss. Die dazugehörigen Ausgänge sind mit „Left Deck“ und „Right Deck“ unmissverständlich gekennzeichnet. Vorbildlich auch die Anschlüsse der Massekabel: Sie sind groß, griffig und bieten auch ausgefransten Kabelenden noch genügend Halt – besonders in typischen DJ-Alltagssituationen wie dem schnellen Umbauen bei schlechter Beleuchtung eine merkliche Verbesserung. An beiden Seiten des SL-3 verfügt das Gehäuse über eine Befestigungsmöglichkeit für ein Kensington-Schloss. Mit dieser Diebstahlsicherung kann man sein DJ-Set nach dem Soundcheck ruhigen Gewissens auch einmal für einen Moment aus den Augen lassen.
Die Eingangsempfindlichkeit für Phono oder Line bei den drei Stereo-Eingängen kann man über einen DIP-Schalter einstellen. Leider lässt sich das nicht ohne entsprechende Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Kugelschreiber bewerkstelligen. Die vier gummierten, rechteckigen Füße verleihen dem SL-3 einen rutschfesten Stand.
Die Phono-Eingänge und der der DIP-Switch von SL3
INSTALLATION Die Installation der Software auf einem Apple Computer ist denkbar einfach. Da die Version auf der beiliegenden Installations-CD nicht mehr aktuell war, habe ich mir auf der Website von Scratch Live (www.scratchlive.net) die aktuelle Version 1.9.0 heruntergeladen. Nach einem Doppelklick auf das Installations-Icon öffnet sich der Installer und nach Abhaken der Lizenzvereinbarung wird man nach dem gewünschten Ziellaufwerk gefragt. Der eigentliche Installationsvorgang vollzieht sich dann in wenigen Sekunden und nach einem Neustart lässt sich die Software problemlos öffnen. Auch das SL-3 Interface wird an allen USB-Anschlüssen des Computers sofort erkannt. Eine weitere Konfiguration der Audio-Hardware ist nicht notwendig, da auch Scratch Live das Interface automatisch erkennt und initialisiert. Der Test lief auf einem Intel-MacBook mit 2,4 GHz Dualprozessor und OS X Version 10.5.6. Die Installation auf einem Windows-PC läuft erfahrungsgemäß ähnlich problemlos ab.
Der Installer-Dialog unter Mac OS X
ERSTER START Nach dem ersten Start öffnet sich die Oberfläche von Serato mit der noch leeren Playlist unten rechts und der Liste der „Crates“, der virtuelle Plattenkisten, unten links. Ist der Computer noch nicht mit der Hardware verbunden, erscheint im oberen Bereich des Fensters ein „Preview-Player“, mit dem man auch ohne Interface Audiofiles über die integrierte Soundkarte anhören und bearbeiten kann. Bevor man mit den beiliegenden Timecode-Vinyls loslegen kann, muss das System zunächst kalibriert werden. Schließt man die Hardware per USB an den Computer an, erscheinen im oberen Teil des Bildschirms die beiden Decks. Per DIP-Schalter muss nun am Interface der Eingangspegel – in diesem Fall Phono – ausgewählt werden und anschließend geschieht der Import der einzelnen Audiodateien in die aktuelle Playlist ganz einfach entweder mit dem „Files“ Button oder per Drag & Drop.
Der DIP-Switch – nur mit Kugelschreiber o.ä. bedienbar!
Timecode Vinyls/CDs Die beiden mitgelieferten Timecode-Vinyls bieten bei einer Abspielgeschwindigkeit von 33 RPM auf der A-Seite eine Spielzeit von zehn und auf der B-Seite von 15 Minuten. 45 RPM sind auch möglich, allerdings verringert sich dann naturgemäß die nutzbare Zeit. Auf beide Seiten sind optische Markierungen in Minutenabständen gepresst. In der Innenrille befindet sich auf A-Seite die Scroll-Sektion, mit deren Hilfe durch die Playlist gescrollt werden kann.
Auf den Timecode-CDs befinden sich zwei Tracks. Track Eins ist ein fünfzehnminütiger Timecode und Track Zwei stellt den „Select“-Timecode zur Suche in der Playlist dar. Wie man bei ausgeschalteten Lautsprechern allein durch die Vibration der Nadel hören kann, ist das Timecode-Signal mit sehr hohem Pegel auf die Vinyls geschrieben. Dadurch wird eine hohe Betriebssicherheit erreicht und sogar von starkem Köperschall, zum Beispiel Bassvibrationen, zeigt sich das System völlig unbeeindruckt.
Vinyl-Kalibrierung Nun starten wir die beiden Timecode-Vinyls, wobei der Pitch auf 0% eingestellt sein sollte. Im Kalibrierungs-Setup finden wir zwei Kalibrierungsanzeigen vor: Der Timecode wird dort kreisförmig dargestellt und umso konkreter die Kreisform, desto besser kann die Software das Timecode-Signal interpretieren. Die Kalibrierung des Systems ist notwendig, da sämtliche Elemente innerhalb des Signalweges von der Nadel bis hin zu den Eingängen des SL-3 unbekannte Variablen hinsichtlich des Pegels und der Phase des Timecode-Signals sind. Mithilfe der beiden Software-Regler Stereo-Balance und Phasenverschiebung kann es den Gegebenheiten angepasst werden. Falls der angezeigte Kreis optisch zu klein dargestellt wird, kann er mithilfe der Zoomfunktion individuell vergrößert werden.
Die Kalibrierung des TC-Signals im Setup
Die verschiedenen Play-Modi Es gibt grundsätzlich drei unterschiedliche Play-Modes, mit denen Audio-Files abgespielt werden können. Da ist zunächst der „Absolute“ Modus, bei dem die Position der Nadel der Abspielposition des Audio-Files entspricht. Beim „Relative“ Modus muss das nicht unbedingt der Fall sein, sodass sich dieser besonders zum Auflegen mit Loops eignet. Last but not least der „Internal“ Modus, bei dem das Audiofile intern, also unabhängig vom anliegenden Timecode, abgespielt wird. Zwischen den Play-Modi kann problemlos gewechselt werden. So kann man beispielsweise Probleme mit einer verschmutzten Nadel „on the fly“ beheben. Man wechselt einfach vom absoluten oder relativen Betrieb in den internen Abspielmodus, wobei der aktuelle Pitch-Wert beibehalten wird und hat Zeit, die Nadel zu reinigen. Anschließend setzt man sie wieder auf und wechselt nahtlos zurück in den relativen Modus – fertig!
Klang Die neuen D/A-Wandler des SL-3 mit 24 Bit und 48 kHz wirken sich erwartungsgemäß positiv auf den Sound aus. Im Gegensatz zum alten SL-1 Interface klingt das SL-3 nun etwas transparenter und ein wenig ausgeglichener im Bereich der oberen Mitten. Der höhere Ausgangspegel und die größere Dynamik von bis zu 104 dB (A-bewertet) führen nicht zwangsläufig zu einem druckvolleren Sound. Es ist zwar eine klangliche Verbesserung zu erkennen, diese hätte aber eigentlich etwas deutlicher ausfallen können. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass hier nur die Hardware, nicht aber die Software-eigene Audio Engine überarbeitet wurde. Absolutes Highlight sind allerdings die neuen Phono-Preamps des SL-3, die druckvoll und transparent klingen und über eine brillante Wiedergabe des Höhenbereichs verfügen.
Audio
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Der Preamp des Rane SL-3Der Preamp von Pioneer DJM-909
Das gleiche Signal einer Vinyl-Schallplatte wurde einmal durch den Phono-Preamp des Rane SL-3 und einmal durch den Preamp Pioneer DJM-909 verstärkt.
(Song: Rick Ski & The Funkmasters “Hop To This „)
Handling Der Anschluss des SL-3 hat sich im Vergleich zum Vorgänger wesentlich vereinfacht. Die integrierten Phono-Preamps sorgen dafür, das bei einen Standard-Setup mit zwei Turntables nur noch zwei Stereo Cinch-Kabel mit dem Mixer verbunden werden müssen. Außerdem sind durch die genaue Kennzeichnung der Kanäle mit Left Deck, Right Deck und so weiter mögliche Fehlerquellen minimiert worden. Das Problem mit den kurzen Anschlusskabeln der Turntables bleibt allerdings nach wie vor. Hat man beide Decks mit dem SL-3 verbunden, ist es nahezu unmöglich, das Interface links oder rechts neben dem DJ-Setup zu platzieren. Übrig bleibt in der Regel nur der kleine Platz unmittelbar vor dem Mixer, doch dort tummeln sich bekanntermaßen Unmengen von Anschlusskabeln und potentiellen Störquellen wie zum Beispiel Mehrfachsteckdosen. Das Ganze wirkt leider weder optisch toll noch technisch besonders gut gelöst. Andere Hersteller wie Native Instruments beispielsweise zeigen hier bessere Lösungsansätze. Allerdings muss man fairerweise anerkennen, dass Scratch Live auch unter sehr harten Arbeitsbedingungen wirklich stabil läuft. Dazu gehören die bereits erwähnten einstreuenden Stromkabel genau so wie alte Nadeln, abgenutzte Timecode-Vinyls oder auch starker Körperschall. All diese Schwierigkeiten meistert das System vorbildlich.
Zur Steuerung der Decks können sowohl Plattenspieler als auch CD-Player eingesetzt werden. Der Eingangspegel wird am SL-3 wie bereits erwähnt mittels DIP-Schalter eingestellt. Leider ist dieser ziemlich versteckt angebracht und wie bereits erwähnt, nicht ohne Hilfsmittel zu erreichen. Das hätte meiner Meinung nach auch praktischer gelöst werden können. Positiv verbuchen wir hingegen, dass der so eingestellte Eingangspegel automatisch in das Software-Preset übernommen wird. Ein weiteres Plus ist die Option, im Setup exakt in 0,5 mV Schritten den Ausgangspegel des jeweils verwendeten Tonabnehmersystems einstellen zu können. Dies garantiert einen optimalen Arbeitspegel des Vorverstärkers und verbessert die Interpretation des Timecode-Signals.
Die Key-Lock-Funktion sorgt dafür, daß sich bei geändertem Pitch nur die Abspielgeschwindigkeit, nicht aber die Tonhöhe des Audiomaterials ändert. Im „normalen“ Bereich zwischen etwa -5% und +5% arbeitet diese Funktion sehr sauber. Bei allem, was darüber hinausgeht, ergeben sich hörbare Artefakte. Bei vielen anderen DJ-Softwares ist es kaum oder gar nicht möglich, im Key-Lock-Modus zu scratchen – nicht so bei Scratch Live! Hier hat man sich wirklich Gedanken gemacht und dieses Feature derart programmiert, daß Scratches automatisch direkt als solche erkannt werden. Sobald gescratcht wird, setzt der Key-Lock aus, um danach verzögerungsfrei wieder einzusetzen. Trotz der dauerhaften „Überwachung“ arbeitet diese Funktion sehr ressourcenschonend. Da kann man nicht meckern.
Mit der Funktion „Input Reverse“ können die beiden Eingänge von SL-3 softwareseitig vertauscht werden. Dieses Feature ermöglicht das Mixen mit nur einem Turntable, falls das zweite mal im laufenden Betrieb ausfallen sollte. Zudem erleichtert diese Funktion DJs auch den Switch in den „Hamster Mode“.
Alle Aktionen und Operationen von Scratch Live wie zum Beispiel „Track Load“ und „Pitch“ lassen sich entweder mit Maus oder Tastatur steuern. Das Midi-Setup ist sehr einfach und übersichtlich aufgebaut. Sämtliche Parameter kann man dort problemlos einem externen Midi-Controller zuordnen.
Programmfenster im MIDI-Assign-Modus
Loop-Punkte Pro Song können neun verschiedene Loop-Punkte abgespeichert werden. Außerdem bietet die Software eine „Auto Looping“ Funktion, mit der man spontan Loops erzeugen kann. Mögliche Längen reichen von einer 1/32 Note bis hin zu 8 Takten – alles auf den Punkt und sehr sauber. Außerdem können alle Loops im Relativ-Mode sowohl pitchmäßig manipuliert als auch gescratcht werden. Neu ist die „Loop Roll“ Funktion, die den Song während des Loops im Hintergrund weiter spielen lässt. Der Mix bleibt auch nach dessen Ende automatisch im Takt. So lassen sich Loops viel intuitiver einsetzen. SP-6 Ebenfalls neu ist der Sample-Player mit Namen „SP-6“. Mit diesem kann man zusätzliche Sounds wie Jingles oder Effekte in sein Set integrieren, ohne einen zusätzlichen Hardwaresampler mitzuschleppen. Die sechs Samples lassen sich einfach per Drag & Drop den einzelnen Kanälen zuordnen. Diese verfügen über vier verschiedene Abspiel-Modi inklusive einer Loop-Funktion, und alle Samples lassen sich einzeln in ihrer Lautstärke anpassen. Den Ausgang des SP-6 kann man wahlweise auf die beiden Ausgangskanäle oder auf den Aux-Output routen, wobei leider keine Möglichkeit besteht, einzelne Presets abzuspeichern. Zudem hätte ich mir eine Ducking-Funktion gewünscht, die das Musiksignal im Pegel abschwächt, wenn ein Sample angetriggert wird. Im Großen und Ganzen ist der Sample-Player aber gut gelungen und stellt eine praktische Neuerung dar.
Die Recording-Funktion kann dazu benutzt werden, den aktuellen Mix mitzuschneiden oder Vinylplatten in den Computer zu überspielen. Als Input kann man entweder den linken, den rechten oder den Aux-Input wählen. Das Aufnehmen funktioniert sehr einfach und erfolgt in 16 Bit und 44,1 kHz. Misslungene Aufnahmen können dabei problemlos wieder verworfen werden.
Die Oberfläche während der Aufzeichnung. Der Aufnahmepegel wird angezeigt.
Die „Live Feed“ Funktion ist ein neues und durchaus gelungenes Feature für experimentierfreudigere DJs. Sie macht es möglich, ein am Aux-Eingang anliegendes Signal nahezu verzögerungsfrei auf eines der virtuellen Player zu „streamen“. Dies kann natürlich auch der Main-Output des Mixers sein. Klanglich muß das Live Feed Signal im Vergleich zum anliegenden Eingangssignal leichte Einbußen hinnehmen, doch es funktioniert erstaunlich gut und ermöglicht sehr ausgefallene Effekte und neue Arbeitsweisen.
Der Pioneer DJ-CD Player MEP-7000 ist ab Software Version 1.9.0 plug & play-mäßig als Controller zu benutzen. Andere kompatible Geräte sind der Pioneer CDJ-400, Numark DMC 2, Numark ICDX, Denon DN-HD 2500 und der Denon DN HC 4500.
Das externe Netzteil gehört beim SL-3 nun endlich zum Lieferumfang! Außerdem bekommt man die passenden internationalen Steckdosenadapter gleich mitgeliefert. Für DJs, die international viel unterwegs sind, ist das ein absolutes Muss!
Wenn kein Rechner angeschlossen ist oder dieser ausfällt, schaltet das SL-3 automatisch in den Phono-Modus. Dies mindert zum einen die Folgen eines Computerabsturzes und ermöglicht zum anderen den Wechsel der Laptops im laufenden Betrieb.
Vinyl Feeling Scratch Live vermittelt täuschend echt den Eindruck, man würde wirklich mit Schallplatten arbeiten. Die ressourcenschonende Programmierung erlaubt sehr geringe Latenzen und zusammen mit der nahezu verzögerungsfreien Übertragung der Handbewegungen auf das Audiofile erwächst daraus der maximale Spaßfaktor. Auch extrem langsame Bewegungen der Timecode-Platte werden perfekt wiedergegeben. Daran gibt es absolut nichts auszusetzen!
Musik-Files verwalten Die Playlisten lassen sich mit Hilfe von virtuellen Plattenkisten organisieren, den sogenannten Crates. Außerdem ist Scratch Live in der Lage, komplette iTunes-Libarys zu importieren. DRM-geschützte Files können dabei aber leider nicht in Serato abgespielt werden. Unterstützte Audioformate in variabler und konstanter Bitrate sind: Mp3, Ogg Vorbis, AAC und AIFF, und auch M3u-Playlisten werden unterstützt. Wenn das Interface nicht angeschlossen ist, erstellt die „Analyse Files“-Funktion Stripes der Songs, also Wellenform-Ansichten, damit diese anschließend schneller in die virtuellen Decks geladen werden können. Parallel dazu können die Geschwindigkeiten der Songs durch die „Auto-BPM“-Funktion analysiert werden. Außerdem ist es möglich, den individuellen Ausgangspegel jedes einzelnen Songs per „Auto-Gain“ automatisch ermitteln und angleichen zu lassen. All diese Funktionen arbeiten sehr zuverlässig. Sollte die Geschwindigkeit eines Songs nicht richtig analysiert worden sein, kann diese bequem per „Tempo-Tap“ manuell korrigiert werden.
Analyse der Files bei entfernter Hardware
Mit der neuen „History“ Funktion kann das gespielte Set in Form einer Playlist abgespeichert werden. Diese läßt sich später erneut laden und das Set kann später „nachgespielt“ und bei Bedarf um neue Songs ergänzt werden. Mit der Export-Funktion kann man seine Sessions in den drei verschiedenen Formaten txt, csv oder m3u ablegen. Mit dem neuen Feature „Custom Crate Columns“ können neben regulären Songs auch vorher abgespeicherte Playlists aus der History importiert werden.
Mit History-Funktion schreiben Playlists Geschichte…
Die Cover der Songs können durch die „Show Album on Deck“-Funktion nun auch neben dem jeweiligen Player angezeigt werden. Das ist nicht mehr ganz neu, aber fein, da es etwas vom visuellen Aspekt des Auflegens zurückbringt. Allerdings hätte die Anzeige der Cover etwas größer ausfallen dürfen.
Der neue „Key Tag Support“ bietet nun die Möglichkeit, die Tonart der Songs anzuzeigen. Diese kann innerhalb des ID-3 Tags gespeichert werden – interessant für die DJs, denen Harmonien im Mix wichtig sind.
Update Generationsupdates der Software sind bei Scratch Live grundsätzlich kostenlos. Die Software wurde sehr ressourcenschonend programmiert und läuft daher auch auf älteren Laptops sehr stabil. Allgemein zeichnet sich Scratch Live durch eine einfache Bedienbarkeit und eine extrem hohe Betriebssicherheit aus. Ein übersichtlicher Aufbau der einzelnen Funktionen sorgt für optimale Performance, ernsthafte Software-Bugs sind mir nicht bekannt.
Programmoberfläche Das Setup ist einfach und auch für Serato-Neulinge leicht zu überblicken, die grafische Oberfläche wirkt sehr aufgeräumt und übersichtlich. Die beiden virtuellen Decks sind durch rotierende Labels gekennzeichnet, in denen außerdem alle wichtigen Informationen wie BPM, Pitch, Remain Time und weitere visualisiert werden. Die Wellenform des jeweiligen Songs wird stehend im Track Overview Display und sich bewegend im Main Waveform Display dargestellt. Das „ Beat Matching Display“ stellt außerdem die Wellenformen der beiden geladenen Songs einander gegenüber. Diese zusätzliche Kontrolle ermöglicht es dem DJ, mit ein wenig Übung Beats auch ohne Kopfhörer zu „matchen“. Diese Anzeige kann wahlweise vertikal oder horizontal dargestellt werden.
Ausbaufähig Leider vermisst man am SL-3 solche Features wie Midi-Anschlüsse oder einen symmetrischen Mikrofoneingang. So ist man gezwungen, externe Midi-Controller beispielsweise zur Steuerung des Sample-Players über einen weiteren USB-Anschluss zu betreiben, und diese sind bei Notebooks bekanntermaßen immer Mangelware. Außerdem wäre ein zusätzlicher Mikrofoneingang in dieser Preisklasse sehr wünschenswert. Wie bereits erwähnt, hätte man meiner Ansicht nach die Probleme, die generell bei der Verkabelung des SL-3 auftreten, durch zusätzliche Kabelpeitschen eleganter lösen können.
Ein wirkliches Ärgernis sind die regulär mitgelieferten Timecode-Vinyls von Scratch Live. Seit Jahren sind diese sehr oft nicht hundertprozentig eben. Dies war leider auch bei den Platten unseres Testgerätes der Fall. Eine leichte Tellerform sorgte dafür, dass die Platten auf der einen Seite durchrutschten, während sie sich auf der anderen Vinyl Seite so verhielten, als seien sie am Plattenteller festgeklebt. Da ich bei mindestens zehn verschiedenen Timecode-Vinyls stets das gleiche Problem hatte, kann man hier nicht mehr von einem Zufall sprechen. Für viele DJs ist dieses Manko vielleicht weniger schlimm, doch für Scratch-DJs wie mich ist ein perfektes Gleitverhalten der Platten sehr wichtig.
FAZIT Scratch Live bleibt auch mit dem neuen Interface SL-3 und der aktuellen Software Version 1.9.0 das, was es auch schon vorher war – eines der zuverlässigsten DJ-Systeme auf dem Markt! Seine durchdachte Programmierung gewährleistet eine sehr hohe Betriebssicherheit. Die Vinyl-Emulation ist sehr gut und macht mächtig Spaß. Scratch Live ist zudem sehr übersichtlich und intuitiv zu bedienen, wobei auf Features wie Plug-Ins und Software-EQs bewusst verzichtet wird. Daher ist Scratch Live nicht für DJs geeignet, die mit ihrem DJ-Setup Software-intern mixen möchten.
Im Vordergrund steht die Performance. Und da haben die Entwickler wirklich ganze Arbeit geleistet. Scratch Live ist einfach ein nahezu perfektes Tool für DJs, denen eine einfache Bedienbarkeit und eine hohe Betriebssicherheit wichtig ist. Klanglich hat sich das SL-3 durch die neuen 24Bit/ 48kHz Wandler leicht verbessert. Allerdings wäre da sicher noch wesentlich mehr möglich und meiner Meinung nach wünschenswert gewesen. Pluspunkte sammelt Scratch Live mit dem durchdachten neuen Sample-Player SP-6 und den hervorragend klingenden Phono-Preamps. Und auch die Option, mithilfe des zusätzlichen Aux-Einganges das DJ-Set simultan aufzuzeichnen, ist ein echter Fortschritt. Der Wehrmutstropfen ist der relativ hohe Preis des Systems. Mit einem UVP von € 849 (Straßenpreis € 799) ist Scratch Live 200,- € teuer als sein direkter Konkurrent. von NI. Ob die kostenlosen Softwareupdates oder die neuen Wandler diesen Aufpreis wirklich rechtfertigen können, wird die Zukunft zeigen. Features wie 24 Bit-Wandler bietet die Konkurrenz ja schon seit geraumer Zeit an, also muß man auf die Software-Updates gespannt sein.
Trotzdem ist und bleibt Scratch Live eines der am besten durchdachten und ausgereiftesten DJ-Systeme auf dem Markt. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob die genannten Vorteile von Scratch Live den Aufpreis gegenüber der Konkurrenz rechtfertigen.
Technische Daten SL-3
Computer Interface USB 2.0 High Speed
USB Power 400mA, 5.0 Volt
USB Audio Kanäle 6 Aufnahme und 6 Wiedergabe
externe Stromversorgung 1060mA, 7,5 Volt
Konverter 24 Bit / 44.1 od. 48 kHz Samplerate
DAC Dynamic Range 104 dB, A-bewertet
Line-Thru Dynamic Range 101 dB, A-bewertet
Phono-Thru Dynamic Range 98 dB, A-bewertet
THD+N 0.009% bei 1 kHz at 2 Vrms
Line Eingänge unsymmetrisch, Cinch
Maximum Input/Output 3 Vrms
Phono Eingang unsymmetrisch, Cinch
Phono Empfindlichkeit einstellbar 2.5 mV bis 10 mV
SL3 Abmessungen 17,2 x 13.5 x 3,3 cm (L x B x H)
Gewicht (Interface) 550 g
Lieferumfang
1 SL 3 Interface
1 Tragetasche für das Interface
1 Serato Scratch Live Software (Software CD)
1 Externes Universal Netzteil mit verschiedenen Adaptern für weltweiten Einsatz
1 USB Kabel
4 Stereo Cinch Kabel
2 Control CDs
2 Control Vinyl Records
4 Gummifüße für das SL-3 Interface
1 Quick-Start Anleitung
1 Bedienungsanleitung
Systemvoraussetzungen
Mac
• 1 GHz G4 • 1 GB RAM • 1024 x 768 Bildschirmauflösung • OSX 10.3.9 oder höher • Intel Macs benötigen Scratch Live Version 1.5 oder höher • verfügbarer USB Anschluss (Für SL3 wird ein USB 2.0 Anschluss benötigt)
Windows
• 1.5 GHz PC • 1 GB RAM • 1024 x 768 Bildschirmauflösung • Windows XP mit Service Pack 2 oder höher • Windows Vista benötigt Version 1.7.2 oder höher • Verfügbarer USB Anschluss (Für SL3 wird ein USB 2.0 Anschluss benötigt)
Neue Features Scratch Live 1.9.0:
– SP-6 Sample Player – Live Feed – Loop Roll – History – Custom Crate Columns – Pioneer MEP-7000 Support – Show Album Art on deck – Key Tag Support
Neue Features SL-3:
– 24 Bit/ 44,1 KHz oder 48 kHz Wandler – integrierte Phono-Preamps – Aux-Input für Recording oder Live Feed – Aux-Output für Sample Player – Transporttasche für SL-3 – Output max. 3 Vrms – Line Out Dynamik 104 dB – USB 2.0 – Netzteil inklusive
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