Der deutsche Hersteller Fischer Amps ist primär in der „In Ear-Branche“ tätig und beglückt seine Kunden mit allem, was zu diesem Umfeld gehört. Vielleicht hat irgendwann ein lärmender Gitarrist den dezenten In-Ear-Sound der restlichen Truppe so empfindlich gestört, dass man im Hause Fischer zu der Überzeugung kam, dass das Übel an der Wurzel gepackt werden muss. Denn was nützt der beste Knopf im Ohr und jahrelange Entwicklungsarbeit, wenn da draußen jemand steht, der den „sweet spot“ seiner 100 Watt Endstufe finden möchte.
Was sonst also als ein Power Soak mit integriertem Speakersimulator kann in solch einem Fall Abhilfe schaffen. Gesagt, getan. Mit dem Guitar Genius ist der deutsche Hersteller angetreten, den Gitarristen behutsam an moderate Lautstärken zu gewöhnen – ob das funktioniert und wie der gemeine Gitarrist damit zurechtkommt, das wollen wir jetzt herausfinden.
Gehäuse/Optik Der Genius kommt in einem stabilen Metallgehäuse im 9,5 Zoll Format (eine Höheneinheit, halbe Rackbreite), das Bedienfeld und die Rückseite sind silber, der Rest ist schwarz lackiert. Ein 9 cm breiter Streifen aus Lüftungsschlitzen zieht sich über Vorder- Ober- und Rückseite – der Hersteller empfiehlt, auch beim Einsatz in einem Rack nach oben hin Platz zu lassen, damit hier die warme Luft abziehen kann. Das sollte man auch auf jeden Fall berücksichtigen, denn bei einem langen Gig kann das Gerät richtig heiß werden. Damit er auch ins Rack geschraubt werden kann, hat man dem Guitar Genius gleich die passenden Seitenwinkel und eine Blende für die fehlende Hälfte im 19“ Rack mitgeliefert. Natürlich macht er auch als Tischgerät eine gute Figur, allerdings wären dazu vier Gummifüße notwendig, um Rutschen zu verhindern. Die mitgelieferten Filz-Stopper sind für diesen Job weniger geeignet.
Vorderseite Hier finden wir die Regelmöglichkeiten für Loadbox und Speakersimulator. Es gibt einen 12-fach-Drehschalter (Volume Guitar Cabinet) auf der rechten Seite, mit dem man die Leistungsreduktion einstellen kann. Bei Stellung ´0´ ist die Box ausgeschaltet, der Guitar Genius arbeitet als Dummy-Load und der angeschlossene Amp kann ohne Lautsprecher betrieben werden. Das Signal wird gleichzeitig über besagten Speakersimulator auf einen Mixer geschickt, was man auf Neudeutsch gerne als Silent Recording bezeichnet.
In Stellung 1 wird laut Hersteller ein 100 Watt Amp auf Zimmerlautstärke gedrosselt, ab dann wird es in kleinen Schritten (logarithmisch) immer lauter bis zur Stufe 12, wo schließlich 40% der eigentlichen Leistung erreicht sind. Das Ganze werden wir im Praxisteil genauer unter die Lupe nehmen. Auf der linken Seite finden wir die Bedienelemente für den Speakersimulator und den Line-Out. Hier kann das simulierte Signal an den (Fischer) In-Ear Amp gesendet, dort getrennt hinzugemischt und für den Monitor-Mix justiert werden. Bei Brumm-Problemen sorgt ein Ground Lift Schalter für Ruhe. Mit den beiden zusätzlichen Drucktastern sind vier Klangcharakteristiken der Speakersimulation abrufbar:
Rückseite Links wird der Gitarrenverstärker angeschlossen(From Amp Out), daneben geht’s weiter zur Lautsprecherbox (To Amp Cabinet). Man merkt an den Anschlüssen schon, dass hier für die Freunde des In-Ear-Monitoring gebaut wird, denn ein zusätzlicher Line-Out zum Anschließen weiterer Amps oder Endstufen (Oh Gott, noch lauter …!!) oder die Möglichkeit, zwei Boxen anzuschließen, fehlen. Der Schalter zwischen den Anschlüssen erlaubt die Wahl, den Amp mit voller Leistung (Full Power) oder reduziert (Load Box Mode) zu betreiben. Auf der rechten Seite sind die Buchsen für den Speaker Simulator, hier steht ein symmetrisches Signal (- 10dB) zur Verfügung, das über einen XLR-Ausgang an den Mixer gesendet wird. Auch hier hat man für eventuelle Brumm-Probleme einen Ground-Lift Schalter eingebaut. Wer „nur“ einen Preamp sein eigen nennt und den direkt an einen Mixer anschließen möchte, der kann diesen an den „Line In To Simulation“ Eingang anschließen und so den Speaker-Simulator nutzen. Gute Idee, gerade wenn man mit wenig Equipment zum Gig kommen möchte.
Als Erstes werden wir uns um die Power Soak Funktion kümmern. Schafft es der Guitar Genius, einen voll aufgerissenen Marshall zur Zimmerlautstärke zu bewegen? Das ist die wichtige Frage. Der Marshall Plexi bringt in weit aufgedrehtem Zustand einen satten Sound, und da er kein Mastervolume hat, zerrt er auch erst bei einer recht hohen Volume-Einstellung. Die hat allerdings einen Schalldruck von runden 100 dB zur Folge. Selbst wenn die Mitmusiker auf der Bühne ein gut abgeschirmtes In-Ear-System haben, ist der Gitarrenamp damit recht dominant, diplomatisch ausgedrückt. Volume runter geht nicht, deshalb muss der Guitar Genius ran, um die Lautstärke zu reduzieren und die Verzerrung beizubehalten.
Power Soak Folgendes Equipment ist in dieser Signalfolge für den Test am Start:
Gitarre
Amp
Guitar Genius
Speaker
Mikrofon
Rec. Preamp
Gibson SG
Marshall SLP 100
–
Marshall 4×12 mit Greenbacks
CAD E-100
Neve 8801
Zuerst hören wir uns den Klangunterschied zwischen purem Amp/Box-Signal und dem Sound mit dazwischengeschaltetem Guitar Genius im Full Power Mode an, also ohne Load Box und voll auf die Zwölf. Der Klangunterschied ist minimal.
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Amp BoxGenius Full
Jetzt kommt die Abteilung „machmaleise“. Der Genius ist jetzt im Load Box Mode und wir hören uns durch die unterschiedlichen Stufen der Leistungsreduktion. Ich habe den fehlenden Pegel immer am Gain des Recording Preamps nachgeregelt. Es geht los von 11 bis 1.
Leider hört man schon bei der ersten Stufe (11) im Vergleich zum Full Power Signal einen starken Höhenverlust. Ab 7 kHz werden die Höhen beschnitten, der Sound wird hörbar dumpfer. Das sollte eigentlich nicht der Fall sein. Klar wird der Sound bei höherer Leistungsreduktion komprimierter, aber das sollte noch nicht bei der ersten Stufe der Fall sein. Bei weiterer Absenkung bleibt der Klang dann aber recht konstant.
Die einzelnen Stufen der Pegelabsenkung sind gut gewählt, außerdem geht’s tatsächlich bis auf Zimmerlautstärke hinunter. Bei Stellung 1 ist das Klingeln des Telefons schon lauter als der Marshall. Da gibt es keine Einwände, die Hersteller-Angaben entsprechen absolut der Wahrheit.
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Stufe 1
Speaker Simulator Jetzt ist der Speaker Simulator an der Reihe. Die Box wird abgekoppelt und das Signal geht direkt aus dem Guitar Genius in den Recording Preamp, selbstverständlich ohne weitere EQ Einstellungen. Hier ist der Signalweg.
Gitarre
Amp
Silencer
Rec. Preamp
Gibson SG
Marshall SLP 100
über Line Out Simulator
Neve 8801
Damit man einen groben Anhaltspunkt hat, habe ich das Signal über die Box und das Mikrofon noch einmal aufgenommen und dann die vier unterschiedlichen Einstellungen des Speakersimulators.
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MikrofonVintageClassicModernScoop
Die Simulationen klingen schon unterschiedlich, aber in meinen Ohren ist da kein richtig brauchbarer Sound dabei. Tut mir wirklich leid! Grundsätzlich unterscheiden sich die einzelnen Modi in der Bearbeitung der Höhenfrequenzen. Vintage hat einen Boost bei ca. 3,2 kHz und dann wird geradlinig bis 10 kHz abgesenkt. Die weiteren Frequenzen von 10 bis 20kHz bleiben auf gleicher Höhe enthalten, was absolut nicht dem Original entspricht. Bei den weiteren ist der Boost und die darauf folgende Absenkung weiter nach oben geschoben. Classic ca. 3,5 kHz., Modern 4 kHz und Scoop 4,5 kHz. Das Ganze klingt aber leider wenig durchsetzungsfähig, weder bei Aufnahmen noch mit Band auf der Bühne. Auch die Dynamik und Transparenz in der Klangwiedergabe wird vom Speakersimulator in weiten Strecken plattgemacht.
Zuerst hören wir uns den Klangunterschied zwischen purem Amp/Box-Signal und dem Sound mit dazwischengeschaltetem Guitar Genius im Full Power Mode an, also ohne Load Box und voll auf die Zwölf. Der Klangunterschied ist minimal.
Damit man einen groben Anhaltspunkt hat, habe ich das Signal über die Box und das Mikrofon noch einmal aufgenommen und dann die vier unterschiedlichen Einstellungen des Speakersimulators.
Zuerst hören wir uns den Klangunterschied zwischen purem Amp/Box-Signal und dem Sound mit dazwischengeschaltetem Guitar Genius im Full Power Mode an, also ohne Load Box und voll auf die Zwölf. Der Klangunterschied ist minimal.
Damit man einen groben Anhaltspunkt hat, habe ich das Signal über die Box und das Mikrofon noch einmal aufgenommen und dann die vier unterschiedlichen Einstellungen des Speakersimulators.
Zuerst hören wir uns den Klangunterschied zwischen purem Amp/Box-Signal und dem Sound mit dazwischengeschaltetem Guitar Genius im Full Power Mode an, also ohne Load Box und voll auf die Zwölf. Der Klangunterschied ist minimal.
Damit man einen groben Anhaltspunkt hat, habe ich das Signal über die Box und das Mikrofon noch einmal aufgenommen und dann die vier unterschiedlichen Einstellungen des Speakersimulators.
Die Aufgabenstellung, einen lauten Amp zur Räson zu bringen, hat der Guitar Genius von Fischer Amps gut gelöst. Allerdings sind damit einige Klangeinbußen verbunden, denn schon bei der ersten Reduktionsstufe werden die Höhen abgesenkt. Man kann natürlich etwas entgegenwirken und den Treble-Regler am Amp weiter aufdrehen, aber das entspricht nicht meinem Verständnis von Klangstabilität. Betrachtet man dann allerdings die weiteren Absenkungsstufen, bleibt der Sound stabil. Auch mit dem Speakersimulator konnte ich mich nicht anfreunden. Ganz klar gibt es zum Vergleich mit einer Box und Mikrofonabnahme immer einen klanglichen Rückschritt, aber der ist hier etwas zu groß – Durchsetzungskraft und Dynamik eines gut arbeitenden Röhrenamps werden nicht vernünftig übertragen. Für Klangpuristen, die ihr 100-Watt-Topteil klangneutral für Bühne oder Aufnahme zähmen möchten, ist der Guitar Genius nicht zu empfehlen. Wer auf der Bühne mit Amp und In Ear Monitoring spielt und dafür eine Loadbox mit Speakersimulator-Ausgang sucht, der sollte den Fischer Guitar Genius antesten, denn die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
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victor sagt:
#1 - 04.09.2011 um 11:24 Uhr
Nur ,bla ,bla ,schlechte Erfahrung mit Fischer amps