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Hagstrom Swede WH Test

Mit unserer aktuellen Kandidatin kommen wir zu Hagstrom´s „normaler“ Schwedin. Der Hersteller unterscheidet ja klar zwischen Super Swede und Swede, wobei sich die beiden Ausführungen auf den ersten Blick nicht großartig voneinander unterscheiden – beide kommen in einer leicht modifizierten Les Paul-Form. Schaut man aber etwas genauer hin, zeigen sich dann aber doch einige Unterschiede.

Die Swede-Reihe besteht momentan aus drei Modellen: Swede, Swede Tremar (mit Bigsby-ähnlichem Tremolo) und Swede Special Edition (mit Hagstrom P-90 Pickups). Die Gitarren dieser Serie waren bereits in den 70ern sehr erfolgreich – bei den aktuellen Instrumenten handelt es sich um eine Neuauflage, die sich zwar am Original orientiert, aber mit zeitgemäßen Zutaten bestückt ist. Wie die Gitarren die Landung im neuen Jahrhundert überstanden haben, das prüfen wir jetzt anhand einer Swede WH.

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Details

Korpus
Fetter Sound ist angesagt, das zumindest signalisiert ein Blick auf den Body. Hier ist ein strammes Stück Mahagoni (40 mm dick) mit einer 10 mm dicken, gewölbten Decke (ebenfalls Mahagoni) verleimt. Das Instrument ist komplett in strahlendem Weiß lackiert, alternativ gäbe es aber auch noch die Finishes Wild Cherry Transparent, Gold Top und Black Gloss (die beiden Letztgenannten sind auch als Lefthand-Modelle erhältlich). Die Korpuskante ziert ein cremefarbenes Binding, das von drei schwarzen Streifen unterbrochen wird. Wie die Super Swede ist auch ihre Schwester auf der Korpusrückseite ausgefräst und schmiegt sich damit angenehm an den Oberkörper des Gitarristen. Das Les Paul-ähnliche Shaping kommt mit einem Cutaway, das etwas runder gestaltet ist als beim amerikanischen Vorbild. Auch das schwarze Schlagbrett zeigt sich etwas kurviger. Die Swede ist mit einer Long Travel Tune-O-Matic Bridge und dem dazugehörigen Stop Tailpiece ausgestattet. Hierbei handelt es sich wieder um eine Konstruktion aus eigenem Hause, wobei das Stop Tailpiece mit breiter Fläche aufliegt und die Saitenschwingung direkt in den Korpus leitet – Garantie für eine gute Packung Sustain. Das Ganze ist mit einer verchromten Platte abgedeckt, die zusätzlich als bequeme Handauflage dient.

Pickups
Die Swede ist mit zwei Humbuckern vom Typ Custom 58 ausgestattet, deren Spulen sich unter verchromten Kappen verbergen. Die beiden Triebwerke sind mit schwarzen Rahmen am Korpus befestigt. Kreuzschlitzschrauben an beiden Seiten des Rahmens dienen der Höhenverstellung. Den Positionierungen einer Les Paul entsprechend befindet sich der Hals-Pickup direkt am Halsende, der Steg-Tonabnehmer hat sich wenige Millimeter von der Saitenauflage entfernt niedergelassen. Mit dem 3-Wege Toggle-Switch sind die Kombinationen Hals-, Hals-&Steg- und Steg-Pickup möglich. Ein weiteres Sound-Shaping erhält man mit dem zweiten Schalter, der sich am Cutaway befindet. In der Mittelstellung passiert nichts (Bypass), bewegt man den Schalter nach oben oder unten, werden abwechselnd zwei Kondensatoren aktiviert, die eine unterschiedliche Höhenabsenkung bewirken. Weitere Informationen und entsprechende Klangbeispiele zum Thema bekommt ihr im Praxisteil. Regelbar sind die Pickups ganz klassisch mit zweimal Volume und zweimal Tone.  

Hals
Der Hals der Swede besteht aus Mahagoni und ist mit dem Korpus verleimt. In Sachen Mensur setzt Hagstrom bei der Swede auf die Les Paul-typisch kurze Variante (628mm). Die Super Swede hingegen kommt mit einer langen Mensur (648mm), die Standard bei Strat-verwandten Instrumenten ist. Für das Griffbrett hat man Resinator-Wood benutzt, das ist ein Verbundwerkstoff, den Hagstrom für alle neuen Modelle verwendet. Dabei handelt es sich um eine mehrschichtige Verbindung dünner Holzfurniere, die unter Vakuumdruck miteinander verleimt werden. Das Resinator-Holz erreicht die Dichte von Ebenholz, schrumpft oder reißt nicht und verspricht laut Hersteller ein besseres Oberton-Verhalten als Palisander oder Ebenholz. Für eine größere Hals-Stabilität und eine dadurch bedingte optimale Saitenlage über den gesamten Spielbereich sorgt ein H-Expander-Halsstellstab. Die 22 Jumbo-Bünde sind sauber abgerichtet und poliert, für die Orientierung sind große Perloid-Block-Inlays auf dem Griffbrett und schwarze Dots auf dem Binding der Halskante zuständig.

Auch dieser Gitarre kann ich eine sehr gute werkseitige Voreinstellung von Halskrümmung und Saitenlage bescheinigen. Hier muss nichts nachgestellt werden, die Saiten schnarren nicht und das Instrument ist mit mittlerer Saitenlage und dem schlanken C-Form Hals sehr angenehm zu bespielen. Die glatt lackierte Halsrückseite sorgt zusätzlich dafür, dass auch schnelle Lagenwechsel nicht ausgebremst werden. Für ein Plus an Stimmstabilität zeichnet der GraphTech-Sattel mit seiner sehr glatten Oberfläche und einem Anteil an Teflon verantwortlich. Diese Ausrüstung lässt die Saiten bei Bendings oder Fingervibratos widerstandslos durch die gut gefeilten Sattelkerben gleiten. Die drei Hagstrom-Tuner in alter Optik und 18:1 Übersetzung auf jeder Seite der Kopfplatte verrichten ihre Arbeit tadellos. Für eine edle Optik des Headstocks sorgen ein umlaufendes Binding, der obligatorische Namenszug und eine schicke Perlmutt-Einlage. Mit einem Blick auf die Abdeckung der Fräsung des Halsstellstabs beenden wir unsere Untersuchung der Hals-Details.

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Praxis

Damit ihr die unterschiedlichen Gitarren aus dem Hagstrom-Testmarathon optimal vergleichen könnt, haben wir die Instrumente in verschiedenen Disziplinen getestet. Dabei sind die Hörbeispiele aller Instrumente mit demselben Amp und identischer Einstellung gemacht worden.

Clean
Die Swede ist mit Custom 58 Pickups bestückt. Für Humbucker-Tonabnehmer ist der gelieferte Pegel eher niedrig. Wer mehr Dampf benötigt, sollte die Pickups noch etwas nach oben schrauben – aber so richtige „Krawallkeulen“ werden die Teile so auch nicht. Das soll aber nichts Negatives bedeuten, es handelt sich ganz einfach um eine Charaktereigenschaft. Der Halspickup kommt mit einem warmen, runden Sound, wobei der Bassbereich dominiert. Der Steg-Tonabnehmer hat ähnliche Eigenschaften, bietet (nicht zuletzt auch Positions-bedingt) aber weniger Bässe und klingt unterm Strich ein wenig spitzer. Wählt man beide Pickups gemeinsam, erhält man eine gute Mischung: Weniger Bässe, etwas mehr Höhen, der typische Vintage-Humbucker Zwischenpositions-Sound, den man von der Les Paul kennt. Die Gitarre klingt durch die beiden Custom 58 Pickups sehr homogen. Es gibt keinen großen Klangsprung, wenn man die Positionen wechselt – sondern eher kleine, aber feine Variationen.

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Clean 1 Clean 2 Clean 3

Crunch
Im Vergleich zur Super Swede kommt der Halspickup (bei dieser Einstellung am Amp) noch eine Spur weicher rüber, besonders in den Bässen – das ist nicht zuletzt auch der kürzeren Mensur geschuldet. Der Custom 58 am Steg holt etwas mehr Verzerrung aus dem Amp und klingt logischerweise auch eine Spur bissiger – vor allem bei hartem Anschlag. Die Ansprache ist gut, und auch die Tonübertragung kann sich hören lassen. Zwar liefert ein H-90, der in der Viking IIP oder der F200P eingebaut ist, noch mehr Spieldetails, aber das ist nun einmal ein grundsätzlicher Vorteil von Single-Coils. Für einen Humbucker besitzt der Custom 58 in beiden Positionen eine wirkliche detaillierte Tonwiedergabe.

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Crunch 1 Crunch 2

Mid Gain
Im Vergleich zur größeren Schwester, der Super Swede, kommt die Swede in meinen Ohren etwas fetter rüber. Zwar sind beide Instrumente mit identischen Pickups (Custom 58) bestückt, dennoch drückt die Swede den Sound in dieser Disziplin etwas druckvoller und schmatziger aus den Speakern – auch das ist ganz klar der kürzeren Mensur zuzuschreiben. Es sind zwar nur Nuancen, die man mitunter beim Vergleich der Aufnahmen fast gar nicht hört, die sich aber beim Spielen deutlich bemerkbar machen.

Durch die Tune-O-Matic Bridge werden die Saitenschwingungen grundsätzlich besser übertragen als bei Tremolo-Systemen. Und auch das spürt man: Der Ton hat mehr Pfund und auch mehr Sustain als bei der Super Swede Tremar. Dies ist natürlich ein klarer Vorteil für rocklastiges Gitarrenspiel. Das Instrument setzt sich in dieser Disziplin sehr gut durch, ohne aber zu fett zu klingen und dem Rest der Band in die Parade zu fahren. Sehr gut!

Audio Samples
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Mid Gain

Dynamische Ansprache und Wiedergabe
In dieser Disziplin liegt unsere Gitarre im Rahmen dessen, was bei Humbucker-bestückten Gitarren üblich ist. Doppelspuler-motorisierte Instrumente haben im Vergleich zu Single-Coil-Gitarren ja in der Regel eine etwas schmalere dynamische Bandbreite. Darunter verstehe ich die Fähigkeit, unterschiedliche Anschlagsstärken fein aufgelöst zu übertragen und so eine Steuerung des vom Amp gelieferten Zerrgrades zu ermöglichen.

Bei entsprechender Amp-Einstellung kann man mit den Custom 58 Pickups und leichtem Anschlag einen annähernd unverzerrten Ton erzeugen, haut man fester in die Saiten, kommt die Verzerrung. Allerdings machen die Pickups bei ca. 80% des Anschlags dicht, die restlichen 20%, die man mit der rechten Hand noch drauflegt, hört man am Ende nicht mehr. Aber das bewegt sich, wie bereits erwähnt, im Rahmen des Üblichen.

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Dyna Pick

Regelweg des Volume-Potis
Jetzt wird der Regelweg des Volume-Potis untersucht, mit dem man – wenn alles gut läuft – den Verzerrungsgrad des Amps steuern kann. Dazu wird der Amp so eingestellt, dass er bei vollem Volume an der Gitarre ein gutes Zerrbrett liefert. Dreht man nun das Volume-Poti an der Gitarre zurück, sollte auch die Verzerrung abnehmen. Und genau das ist hier auch der Fall. Von 10 (voll aufgedreht) bis 5 nimmt die Verzerrung ab, während die Lautstärke noch recht stabil bleibt, dann verringert sich nur noch die Lautstärke. Damit lässt sich sehr gut und effektiv arbeiten. Beim Hörbeispiel habe ich zuerst den Volume-Regler auf 4, dann auf 10 eingestellt.

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Dyna Poti

Wirkungsgrad des Tone-Reglers   
Als nächstes ist der Tone-Regler an der Reihe. Viele etwas weichere Klänge werden hauptsächlich mit Hilfe dieser Regelmöglichkeit erzeugt. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass die Klangregelung entsprechend effektiv arbeitet und sich auch der Regelweg relativ linear zeigt. Die Swede lässt in dieser Hinsicht keine Wünsche offen. Bei komplett abgedrehtem Tone-Poti erhält man einen weichen Ton, die Frequenzen ab 2 kHz werden differenziert abgesenkt, und der Regelweg zeigt sich relativ linear, sodass Zwischenabstufungen gut eingestellt werden können. Beim folgenden Beispiel hört ihr das Riff zuerst mit komplett abgedrehtem, dann voll aufgedrehtem Tone-Poti.

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Tone

Tone-Switch
Wer keine Lust auf das Kurbeln am Tone-Poti hat, der kann auch zwei Voreinstellungen per „Tone-Switch“ aufrufen (das ist der Schalter, der sich unterhalb des Cutaways befindet). In der mittleren Position ist alles deaktiviert. Schiebt man den Schalter nach oben, werden die Höhen stark beschnitten, nach unten ist eher ein dezenter Hi-Cut zu hören. Leider ist der Schalter nicht von bester Qualität, der Kontakt ist nicht besonders gut und man wird ihn früher oder später austauschen müssen. Ihr hört nacheinander die drei Positionen und Klang-Möglichkeiten „Oben“ – „Mitte“ – „Unten“.

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Tone-Switch

Metal-Sound
Bei den Metal-Sounds kommt die Swede wesentlich besser rüber als die große Schwester Super Swede. Trotz der etwas herabgesetzten Ausgangsleistung und dem eher vintagemäßigen Ton der Pickups kann man mit der Swede ein amtliches Metal-Brett zimmern. Außerdem bietet die Tune-O-Matic Bridge eine extrem stabile Saitenauflage.

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Metal
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Die Swede kann man problemlos als Hagstrom´s Antwort auf die Mutter aller Rock-Gitarren sehen, die Les Paul. Aber sie ist keine bloße Nachbildung des Originals, sondern ein eigenständiges Instrument, inspiriert durch den Klassiker. Zwar wirkt sie auf den ersten Blick sehr ähnlich, auf den zweiten Blick offenbaren sich aber doch einige Unterschiede – inklusive praktischer Detail-Lösungen. Die Kombination aus Mahagoni-Korpus und -Hals mit Resinatorwood-Griffbrett erzeugt einen sehr guten Ton, dessen Schwingung per Graphtech-Sattel und Tune-O-Matic Bridge bestens auf den Korpus übertragen wird. Daraus resultieren ein sattes Sustain und eine detaillierte Ansprache. Die Pickups (Custom 58) erzeugen einen eher vintagemäßigen Sound mit klarer Tonwiedergabe und dynamischer Ansprache, dessen Spezialgebiet in den Disziplinen Crunch- und Mid-Gain liegt. Aber auch im Hi-Gain- und Metal-Bereich kann man sich mit der Swede sehen und hören lassen. Ein vielseitiges Instrument mit Charakter und Ton sowie einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Voreinstellung von Hals und Saitenlage
  • Ansprache und Tonwiedergabe
Contra
  • Qualität „Tone-Switch“
Artikelbild
Hagstrom Swede WH Test
Für 499,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Hagstrom
  • Model: Swede
  • Finish: White
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Profil: Standard D
  • Griffbrett: Resinator-Wood
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 53 mm
  • Halsdicke 5. Bund: 22 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 22
  • Mechaniken: Hagstrom 18:1
  • Pickups: 2x Hagstrom Custom 58
  • Regler: 2x Volume, 2x Tone
  • Brücke: Long Travel Tune-O-Matic Bridge mit Hagstrom Stop Tailpiece
  • Preis: 629,00 Euro (UVP)
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