Anzeige

Harley Benton OD-100 Test

Einmal Hand aufs Herz, liebe Kollegen von der Zupf- und Klimperfront: Wodurch rechtfertigen sich eigentlich die teilweise doch sehr hohen Preise von Verzerrerpedalen? Gerade bei traditionellen Fuzzpedalen, deren Innenleben meist gerade einmal aus 10 Bauteilen besteht, fragt man sich, seit wann ein winziger Kondensator umgerechnet 20 Euro kostet.

HarleyBenton_OD100_03FIN


Wenn es denn so einfach wäre! Natürlich hat die Kunst des Verzerrerbaus viel mit Know-how, Geschmack und Fingerspitzengefühl zu tun – und natürlich haben auch diese Fertigkeiten ihren Preis. Doch wenn bei meinen Untersuchungen im Rahmen dieses Verzerrer-Testmarathons eines zutage getreten ist, dann ist es die Erkenntnis, dass ein hoher Preis alleine noch lange keine Garantie für einen guten Sound ist.

Stellt sich die Frage, wie es in dieser Hinsicht bei einem echten Budget-Modell wie dem Harley Benton OD-100 aussieht. Um festzustellen, ob der fernöstliche Treter mit seinen teuren Kollegen aus aller Herren Länder mithalten kann, habe ich dem Teil in meinem Klanglabor einmal auf den Zahn gefühlt.

Anzeige

Details

Aufbau
Rein äußerlich macht der OD-100 von Harley Benton einen soliden Eindruck. Das massive Aludruckgussgehäuse mit stählernen Pedalachsen hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Bosstretern und damit in meinen Augen auch die perfekte Größe für ein Bodeneffektgerät – nicht zu groß und nicht zu klein. Die verschraubten Potis und Klinkenbuchsen sowie der hochwertige Fußtaster sind perfekt auf die Bedürfnisse einer Tretmine abgestimmt. Unter der Abdeckung des Fußtasters befindet sich das Batteriefach. Somit entfällt das lästige Abschrauben der Bodenplatte beim Batteriewechsel. Lediglich eine Rändelschraube muss zum Wechseln des 9-Volt-Blocks gelöst werden.

Trotzdem habe ich mich nicht lumpen lassen und das Gerät komplett aufgeschraubt, um mir die Verarbeitung im Inneren einmal genauer anzuschauen. Der äußere Eindruck setzt sich auch hier fort. Die Verarbeitung ist vorbildlich und sauber. Alle Bauteile befinden sich auf einer kleinen Platine, die über einen Miniatur-Kabelbaum mit den Buchsen und Potis verbunden ist. Dreht man die Platine, entwirren sich die Kabel und sie kann aus dem Gehäuse entnommen werden. Ich habe schon Boutique-Pedale gesehen, in deren Innerem es wesentlich chaotischer zuging als im preiswerten OD-100. Trotzdem hatten sie einen tollen Sound. Eine saubere Verarbeitung alleine ist eben kein Garant für ein gute Performance, hilft aber sicher, wenn es um Funktionalität und Betriebssicherheit geht.

HarleyBenton_OD100_11FIN
Anzeige

Praxis

Um dem OD-100 seine klanglichen Geheimnisse zu entlocken, habe ich wieder meine beiden Testamps, einen 100 Watt Marshall JMP und einen Vox AC30 hinzugezogen. In Kombination mit einem relativ clean eingestellten Amp ist der OD-100 in der Lage, einen brauchbaren Mainstream-Rocksound zu erzeugen, der auch bei maximaler Eigenzerre eine erstaunlich gute Saitentrennung bringt – vorausgesetzt allerdings, die Klangregler werden nicht zu weit aufgedreht. Die Verzerrung im Mitten- und Obertonbereich ist röhrig und klar, ohne das typische Näseln eines Tubescreamers. Dabei reicht der maximale Gainbereich in etwa bis zum Van Halen Niveau. Der Höhenregler greift, wie auch das Basspoti, massiv ins Klanggeschehen ein. Hier hat mir der Bereich zwischen 11und 13 Uhr am besten gefallen, weil dort der Sound am ausgeglichensten rüberkommt.
Das Anpusten einer bereits zerrenden Vorstufe, wie es beispielsweise mit einem Tubescreamer oder dem King Of Tone gerne gemacht wird, gestaltet sich hier aber schwierig. Da der Tiefbassbereich des OD-100 zu fett abgestimmt ist, verschluckt sich eine bereits zerrende Eingangsstufe recht schnell. Und genau das ist für mich der eigentliche Schwachpunkt in der Zerrstruktur des Pedals. Man kann den Bassregler kaum über die 13-Uhr-Position drehen, weil der Frequenzbereich einfach zu tief ansetzt.

Audio Samples
0:00
Gain:12 Gain:15 Gain:Max.
Anzeige

Der Harley Benton OD-100 ist ein Einsteiger-Overdrive, der einen röhrenähnlichen Sound generiert. Zwar werden Metallklampfer in ihm nicht unbedingt ihr Nonplusultra finden – dazu bietet das Pedal einfach zu wenig Gainreserven – aber im Medium-Gain-Bereich zeigt er seine Stärken, ideal für Rock- und Crunch-Sounds. Für einen Ladenpreis von nicht einmal 25 Euro erhält man ein erstaunlich gut verarbeitetes Gerät, das unterm Strich einen anständigen Zerrsound liefert.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preis/Leistungsverhältnis
Contra
  • Abstimmung der Klangreglung
Artikelbild
Harley Benton OD-100 Test
Für 24,90€ bei
Technische Daten Harley Benton OD-100
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: OD-100
  • Typ: Verzerrer-Pedal
  • Regler: Level, Low, High, Gain
  • Anschlüsse: In, Out, Netzteil
  • Preis: 39,90 Euro UVP
HarleyBenton_OD100_03FIN
Hot or Not
?
HarleyBenton_OD100_03FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Exploring the NUX Amp Academy Stomp | Sound Demo with Various Playing Styles
  • Funk Rock Riffing with the NUX Amp Academy Stomp!
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!