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Schertler Jam 100 Test

Der Schertler Jam 100 im bonedo-Test – Die Firma Schertler, in den frühen 80er Jahren vom Kontrabassisten, Gitarristen und Pianisten Stephan Schertler gegründet, erregte zunächst mit ihren hochwertigen Pickups und Preamps, später auch mit Combo-Verstärkern für Akustikgitarre Aufmerksamkeit.

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Inzwischen produziert der schweizer Hersteller Preamps und magnetische Tonabnehmer und Kontaktmikrofone für nahezu alle besaiteten Orchesterinstrumente und bietet sie mit entsprechendem Zubehör an. Seit geraumer Zeit präsentiert sich Schertler aber auch selbstbewusst mit einer neuartigen Akustikgitarre, die natürlich ebenfalls mit der „hauseigenen“ Elektronik ausgestattet ist. Entwickelt und gefertigt wird in der Schweiz, von wo aus die Produkte inzwischen in die ganze Welt vertrieben werden. Auch die Liste der Endorser kann sich sehen lassen, auf der u.a. solche Namen wie Kenny Burell, Ferenc Snétberger, Preston Reed oder David Qualey zu lesen sind. Unser heutiges Review allerdings beschäftigt sich mit dem Schertler Jam 100, einem neuen Combos, der für Akustikgitarre und andere akustische Instrumente konzipiert wurde.   

Details

Design

Verstärkeranlagen für Akustikgitarre werden immer kleiner und leichter. Auch der Schertler Jam 100 passt mit den Abmessungen 272 mm (B) x 362 mm (H) x max. 290 mm (T) im Prinzip noch ins Handgepäck. Aber kann sich so ein Zwerg überhaupt durchsetzen?
Eine Gesamtleistung von 100 Watt, die der Transistoramp bringen soll, lässt hohe Erwartungen aufkommen. Mit ihr sollte ein Solist auch in großen Räumen auskommen können, aber ob er sich auch dann noch Gehör verschaffen kann, wenn gleichzeitig laute E-Gitarren, E-Bass und vielleicht Schlaginstrumente ihre Stimmen erheben, wollen wir erst einmal offenlassen. Betrachten wir zunächst den kompakten Combo, der für den Stand-Alone-Betrieb geschaffen wurde. Das robuste Multiplexgehäuse aus mindestens fünf gleich starken Furnierlagen ist mit grauem Strukturlack überzogen und an der Rückseite geschlossen. Die abgerundeten Gehäuseecken hat man allerdings nicht mit Protektoren verstärkt, was beim Transport unter Umständen eine Schwachstelle sein könnte, zumal auch eine Schutzhülle nicht zum Lieferumfang gehört.

Schertler Jam 100: zwei kleine Chassis hinter dem Lochblech müssen ausreichen
Schertler Jam 100: zwei kleine Chassis hinter dem Lochblech müssen ausreichen

Das Bedien-Panel

Das Bedienfeld, das an einen kleinen Mixer erinnert, befindet sich an der Oberseite des Gehäuses und beherbergt neben sämtlichen Potis auch die Ein- und Ausgänge. Der Jam 100 besitzt insgesamt vier getrennt regelbare Kanalzüge, die für unterschiedliche Anwendungen konzipiert wurden und von einer übergeordneten Mastersektion (Volumen und Effekt) „verwaltet“ werden. Die Kanalzüge, Inputs und die vielen Potentiometer – insgesamt 21 an der Zahl – kann man schnell zuordnen, weil sie durch gekennzeichnete Felder auch optisch gruppiert werden (s.u.). Es ist vielleicht überflüssig darauf hinzuweisen, dass man die Kanäle nicht umschalten kann (beispielsweise von clean auf crunch), wie das bei einem Verstärker für E-Gitarre in der Regel der Fall ist. Der Jam 100 arbeitet eher wie ein kleiner Mixer. Tatsächlich sollen auch maximal drei Instrumente oder optional drei Mikrofone in Betrieb genommen werden, bei Bedarf auch gemischt und gleichzeitig. Darüber hinaus kann ein Playback die Performance unterstützen (Kanal 4).

Das Bedienfeld in der Gesamtansicht
Das Bedienfeld in der Gesamtansicht

Die beiden sogenannten Mikrofonkanäle 1 und 2 sind mit XLR-Eingängen und optionalen Klinkeneingängen bestückt und keineswegs nur für den Anschluss von Mikrofonen gedacht, sondern auch für Akustikgitarren ausgelegt. Die beiden Line-Kanäle 3 und 4 wurden für „besondere“ Situationen (Keyboard, E-Gitarre, Playback etc.) konzipiert und mit Klinkeneingängen (Kanal 3) bzw. Cinchsteckern (Kanal 4) versehen. Man sieht, dass der Jam 100 sich herzlich bemüht, dem Musiker das Leben in allen Lagen zu erleichtern. Wir stellen also fest, dass alle Kanalzüge im Live-Betrieb auch gleichzeitig benutzt werden können. Logischerweise stellt sich uns die Frage, ob dabei die Signale auch sauber getrennt werden. Betrachten wir aber zunächst die Eingänge, die sich auf einem Sockel im hinteren Bereich erheben.

Input-Sektion der vier Kanäle des Akustik-Amps
Input-Sektion der vier Kanäle des Akustik-Amps

Eingänge

Mikrofon-Eingänge 1 und 2
Die beiden Mikrofonkanäle präsentieren sich jeweils mit zwei Eingängen, über die man sich jeweils mit einem XLR-Stecker (Mikrofon) oder optional mit einem Klinkenstecker (Mikrofon/Akustikgitarre) anschließen kann. Die symmetrischen XLR-Eingänge mit einer Impedanz von 1 kΩ halten sich für den Anschluss von Mikrofonen bereit, während (alternativ) die beiden unsymmetrischen Klinkeneingänge mit einer Impedanz von 10 kΩ auf den Anschluss von Mikrofonen oder Instrumenten mit hohem Ausgangssignal warten. Selbstverständlich steht an den XLR-Buchsen bei Bedarf auch eine 48 V Phantomspeisung für Kondensatormikrofone bereit, die per Taster in der Mastersektion ein- und ausgeschaltet wird. Bei aktiver Phantomspeisung leuchtet über dem Schalter eine rote LED. Dass bei mehreren Optionen pro Kanal trotzdem jeweils nur ein Anschluss zum Zuge kommen und der hochohmige und niederohmige bzw. symmetrische und unsymmetrische Eingang des gleichen Kanalzuges nicht gleichzeitig belegt werden sollten, versteht sich von selbst.
Eingang 3
Dieser Kanal präsentiert sich mit zwei unsymmetrischen Anschlüssen für 6,35 mm Klinke, die sich aber durch ihre Eingangsimpedanz unterscheiden. Hi ist für Instrumente mit schwacher Ausgangsleistung wie z.B. E-Gitarren ausgelegt, Low für Signale mit Line-Level. Allerdings lassen sich auch ein Keyboard oder sonstige Instrumente oder Audioquellen mit zwei Ausgängen (Stereo) mit beiden Kinkenbuchen verbinden. In diesem Fall ist die Empfindlichkeit der beiden Kanäle optimal für ausgangsstarke Signalquellen.
Eingang 4
Der Line-Kanal 4 hält einen Stereoeingang bereit. Der unsymmetrische Cinch-Eingang mit einer Impedanz von 10 kΩ kommuniziert mit externen Geräten wie z.B. iPod, iPhone, Computer oder CD-Player. Ein Playback kann über diesen Weg die Performance unterstützen. 
Mastersektion
Braucht man noch mehr Power, lässt sich der Jam 100 auch über einen symmetrischen XLR-Ausgang (DI-Out) mit einer größeren Beschallungsanlage oder einem Mixer verbinden. Die Ausgangslautstärke ist in diesem Fall nicht vom Master-Volume abhängig. Darüber hinaus findet man dort auch einen Stereoausgang mit RCA-Buchsen (Cinch) für den Anschluß von Aufnahmegeräten. Die Ausgangslautstärke kann über das Poti Rec Out in der Mastersektion und unabhängig vom Master eingestellt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Praktisch: DI-Out

An der Rückfront befinden sich keine Eingänge, lediglich der Anschluss für das Netzkabel, das im Lieferumfang enthalten ist, der gelbe Ein- bzw. Ausschalter sowie ein Kippschalter für den Groundlift-Schalter, der dabei hilft, Netzbrummen zu eliminieren. Die Potentiometer Regler und Eingänge lassen sich schnell einander zuordnen. Zum ersten, zweiten und dritten Kanal gehören jeweils fünf davon, die übersichtlich in versetzten Zweierreihen angeordnet sind. Die Knöpfe sind gummiert und gut sichtbaren Beschriftungen zugeordnet, so dass man ihre Funktion auch bei wenig Licht ablesen kann. Die Feinabstimmung wird mit einem 3-Band-EQ vorgenommen. Für die hohen, mittleren und tiefen Frequenzen übernimmt jeweils ein Potentiometer (High, Mid, Low) die Verantwortung. Die Mittelstellung ist neutral, dreht man nach rechts oder links, erhält man eine Verstärkung/Dämpfung bis maximal 15 dB. Mit dem vierten Regler (FX) kann die Stärke des internen Halls für jeden Kanal individuell eingestellt werden. Die Effektstärke hängt natürlich auch von der Stellung des Potis (FX Ret) in der Mastersektion ab. Mit dem fünften Poti (Vol) wird schließlich die Lautstärke des Instrumentes oder Mikrofons geregelt. Auch hier ist der Pegel von der Stellung des Mastervolume-Potis in der Mastersektion abhängig. Für den Line-Kanal 4 reichen die drei Regler High, Low und Vol aus, schließlich soll hier ein Stereo-Eingangssignal nachbereitet werden. Beim Masterkanal regelt das Poti mit der Bezeichnung FX Ret den gesamten Hallanteil, Mast Vol justiert die Gesamtlautstärke, und Rec Out bestimmt unabhängig von der Gesamtlautstärke, wie kräftig das Signal die beiden Cinch-Ausgangsbuchsen verlassen darf.

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Praxis

Während der Sound einer E-Gitarre sehr stark vom Klang des benutzten Röhrenverstärkers abhängt, der den Gesamtsound ganz wesentlich mitprägt, soll ein Akustikverstärker den einer Akustikgitarre möglichst natürlich und unverändert reproduzieren.
Eine Larrivée mit Palisanderkorpus und einem Fishman Infinity (Steelstring) wird glasklar und dynamisch übertragen. Dafür wird das Signal gleichzeitig mit einem Neumann TLM103 (links) und mit DI-Out (rechts) abgenommen, sodass sich ein Vergleich anbietet.

Audio Samples
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Larrivée

Dagegen zeigt eine Taylor 615 mit Ahornkorpus und Fishman Pickup eine andere Charakteristik.

Audio Samples
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Taylor

Die Potis standen bei diesen Beispielen nahezu linear, lediglich die Mitten wurden leicht angehoben und die Bässe leicht abgesenkt. Deshalb gab es im unteren und oberen Frequenzbereich noch jede Menge Reserven, die bei Bedarf aktiviert werden können. Auch bei einem Drop D Tuning geht der Combo im Bassbereich nicht in die Knie. Vor allem entlässt er auch Solospielstücke, die mehr Bauch brauchen, sehr überzeugend und sauber an die frische Luft. Der Hall allerdings macht nicht immer den besten Eindruck und bietet Verbesserungspotential. Record Out und DI-Out liefern jeweils ein sehr brauchbares Signal für das Homerecording, das sich nicht hinter dem Studiomikrofon zu verstecken braucht.
Auch die Godin Nylon wird mit einem sehr schönen runden Ton übertragen. Hier habe ich mir erlaubt, den Studiohall zuzumischen.

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Godin

Es ist zwar nicht unbedingt die ursprüngliche Bestimmung des Amps, aber mich interessiert auch, wie eine Solidbody rüberkommt, wenn man sie über den Jam 100 schickt.

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PRS Single Coil 1 PRS Single Coil 2

Dabei hinterlässt der Combo gemischte Gefühle und nur die Single-Coils können mit einem knackigen Attack überzeugen, der mittige Humbucker kann dagegen nicht mithalten. Aber das ist, wie gesagt, auch nicht unbedingt die Grundkompetenz dieses Amps, und wenn man doch einmal eine E-Gitarre anschließt, sollte man ihn nicht auch noch mit Verzerren, Boostern oder Ähnlichem ärgern. In diesem Fall sorgt der Hochtöner schnell dafür, dass es klingt, als spiele man über eine HiFi-Anlage.
Mit einem Shure SM 58 und mit einem Neumann TLM 103 konnten zufriedenstellende Ergebnis erzielt werden. Für die Live-Performance in einem mittelgroßen Raum sollten eine 3-Band-Klangreglung und auch die Ausgangsleistung ausreichen. Auch ein Ibanez AEB 10 (Akustikbass) wird sauber und durchaus mit Druck in einem kleinen Raum (40 qm2) verstärkt – im Bassbereich erzielt der Amp ohnehin beeindruckende Ergebnisse. In Relation zur Größe des Gehäuses und des Speakers ist das Ergebnis phänomenal.

Griffmulden an den Seiten
Griffmulden an den Seiten

Zwei ähnlich klingende Klangkörper, z.B. zwei Akustikgitarren (im gleichen Frequenzraum), sollte man vielleicht nicht zusammen über einen Combo spielen. Ganz klare Verhältnisse schafft man aber, wenn nur ein Instrument und die Stimme gleichzeitig über den Combo geschickt werden, denn zwei so unterschiedliche Klangkörper bildet der Verstärker absolut trennscharf ab. Die „restlichen“ Kanäle können zum Beispiel dazu genutzt werden, eine umgestimmte Gitarre, eine E-Gitarre oder ein anderes Saiteninstrument bereitzuhalten, zu dem dann nahtlos gewechselt werden kann.
Mit seiner Ausgangsleistung von 100 Watt kann sich der Jam 100 (Steelstring/Strumming) theoretisch auch dann noch durchsetzen, wenn die Kollegen mit E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug anrücken. Ob man als Akustikgitarrist dann allerdings das Feedbackproblem in den Griff bekommt, ist eine andere Frage. Auf der Bühne bietet sich der Anschluss an eine PA über den DI-Out an. Der Jam 100 lässt sich in diesem Fall als Monitor auf einem Boxenstativ in Ohrhöhe aufstellen.

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Fazit

Man kann ihn übersehen, aber nicht überhören. Obwohl das robuste Gehäuse relativ klein ist, leistet der Jam 100 von Schertler mit seinen kleinen Speakern vor allem im Bassbereich Erstaunliches. Aber auch sonst kann er sich hören lassen, vor allem Akustikgitarren mit Stahl- und Nylonsaiten werden sauber übertragen, es dominiert das Instrument und nicht der Verstärker. Der gleichzeitige Betrieb mit Gitarre und Mikrofon liefert eine trennscharfe Verstärkung beider Soundquellen ohne Überlagerungen oder Interferenzen. Der Verstärker bietet Stand-Alone- oder Monitorbetrieb. Auch im Studio erzielt man über den DI-Out passable Ergebnisse, der Combo arbeitet relativ linear, bei Bedarf lässt sich die effektive Klangregelung fein dosiert einsetzen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • druckvoller Sound, besonders im Bassbereich
  • Gewicht
  • handlich
  • brauchbares Rec Out-Signal
Contra
  • kein Effektweg
Artikelbild
Schertler Jam 100 Test
Für 499,00€ bei
Klingt gut und glänzt durch ordentliche Ausstattung: Schertler Jam 100
Klingt gut und glänzt durch ordentliche Ausstattung: Schertler Jam 100
Spezifikationen
  • Leistung: 100 Watt
  • Speaker: 1″ Doom Hochtöner und 6″ Lautsprecher
  • Kanäle: Kanal 1 und 2 mit symmetrischen XLR-Eingängen, 48V Phantomspeisung und unsymmetrischen Line-Eingängen, Kanal 3 mit zwei unsymmetrischen Line-Eingängen (high oder low), Kanal 4 mit Stereo Cinch-Eingang und Stereo Cinch Recording-Out
  • Klangregelung: 3-Band EQ für Kanal 1, 2 und 3, Hi und Low für Kanal 4
  • Effekte: interner digitaler Hall
  • Master: Volume, Record Out, Fx-Return, symmetrische XLR-Buchse für DI-OUT
  • Gehäuse: graues Multiplex Gehäuse
  • Gewicht: 11 kg
  • Maße: Abmessungen 27 cm (B) x 36 cm (H) x 29 cm (T)
  • Preis: € 549,– (UVP)
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Klingt gut und glänzt durch ordentliche Ausstattung: Schertler Jam 100

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