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VOX VX II Test

Mit dem VX II Modeling Combo des britischen Verstärkerbauers VOX stellt sich ein Solid-State-Amp vor, der zusammen mit seinem kleineren Bruder VX I die brandneue VX-Serie bildet. Dass der Name VOX für legendäre Gitarrenamps wie den AC30 steht, dürfte hinlänglich bekannt sein. Aber auch in der Modeling-Ecke mischt der Hersteller seit Jahren mit und sorgte mit diversen Modellen in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen. Werden die Amps der bisherigen Linien jedoch noch mit einer Röhre in der Endstufe betrieben, setzt der Hersteller nun mit der VX-Serie komplett auf Transistor-Technik und verspricht gleichzeitig, mit seiner neuen VET-Modeling-Technologie noch näher an den Sound der legendären Originale zu kommen, die man genauestens und bis ins kleinste Detail analysiert hat.

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Zu alledem hat VOX dem VX II ein USB-Interface spendiert, das dem Anwender die Möglichkeit gibt, den Amp mit PC- und iOS-Geräten zu verbinden. Hier ist also jede Menge geboten und ich bin gespannt, was mich im heutigen Test erwartet.

Details

Aufbau:

Bei der ersten Betrachtung des neuen Schützlings fällt mir vor allen Dingen das Gehäuse des Amps auf, das komplett aus Kunststoff besteht. Verglichen mit der letzten Ausgabe der Valvetronix-Amps muss das Design der neuen Serie in meinen Augen hier deutliche Einbußen hinnehmen. Hat man den Amp jedoch einmal angehoben, offenbart die Wahl des Gehäusematerials auch ihren Sinn: Der VX II ist mit seinen 3,6 kg ein absolutes Leichtgewicht! Das liegt natürlich zusätzlich auch an seinen geringen Maßen von 354 x 192 x 313 mm sowie dem erstaunlich kleinen und leichten 8 Zoll/4 Ohm-Lautsprecher aus eigener Fertigung, der die 30 Watt des Amps in Schalldruck verwandeln darf. Werfen wir nun einen genaueren Blick auf die Oberseite des Combos.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Gehäuse des Combos besteht komplett aus Kunststoff

Über der Eingangsbuchse findet der Spieler einen Taster, mit dem Programme abgerufen oder gespeichert werden. Hier lassen sich für jedes gewählte Amp-Modell typische Presets abrufen. Der kleine Tuner darüber informiert in seiner Anzeige gleichzeitig auch darüber, in welchem Modus man sich befindet. Neben den vorprogrammierten Presets zu jedem Amp lassen sich nämlich zusätzlich zwei Sounds speichern, die über diese Anzeige aktiviert werden. Rechts von Input und Tuner thront der Drehschalter für die elf verfügbaren Amps, die im Preset-Modus vom Hersteller schon mit Effekten versehen wurden und so die Gitarrensounds berühmter Aufnahmen wiedergeben sollen. Ansonsten sollen je nach Amp-Modell die Regler für Gain und Klangregelung denen der Originale entsprechen. Die Auswahl der Amps ist im Grunde so aufgebaut, wie wir es seit Jahren auch von anderen Herstellern kennen.
Neben zwei legendären Fender-Modellen findet der Anwender zwei mit “Boutique” betitelte Combos vor, die den berühmten Overdrive-Special aus dem Hause Dumble nachbilden sollen. Natürlich dürfen daneben auch zwei Ausgaben des AC 30 nicht fehlen. Weiter gehts mit der britischen Marshall Abteilung, die gleich drei Amps aus unterschiedlichen Bauperioden zu bieten hat. Den Abschluss bilden dann zwei Modelings, die vor allen Dingen für die härtere Gangart konzipiert wurden.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienpanel befindet sich auf der Oberseite des Amps

In punkto Klangregelung hat der Spieler lediglich Zugriff auf einen zweibandigen EQ, zusätzlich lässt sich mit einem Gain- und einem Volume-Poti das Klangverhalten der Vor- und Endstufe regeln. Um dabei gegebenenfalls trotzdem beim Üben in Zimmerlautstärke zu bleiben, hat VOX seinem Modell praktischerweise noch ein mit Power Level betiteltes Poti zur Verfügung gestellt, mit dem die Gesamtlautstärke gesteuert werden kann, ohne dabei das Klangverhalten des jeweiliges Amp-Modelings zu beeinflussen. Die unter der Klangregelung liegende Effektsektion bietet Zugriff auf die klassischen Modulationseffekte, die aus Chorus, Flanger, Phaser und Tremolo bestehen. Ein zweites Poti bietet den Zugriff auf jeweils zwei Delays und zwei Hallarten. Der Aufbau der Effektabteilung ist dabei ähnlich spartanisch konzipiert wie man es von den Cube Amps aus dem Hause Roland kennt: Die Effekte lassen sich nur bis zu einem gewissen Grad in ihrer Intensität regeln, und in ihrer Kategorie auch nur einzeln abrufen. Ein Tap-Schalter bringt zusätzlich die Möglichkeit, am Amp Einfluss auf das Tempo der Delay/Reverb-Fraktion zu nehmen. Hält man diesen Schalter übrigens länger gedrückt, gelangt man in den Tuner-Modus. Auf der rechten Seite wurde neben einem Aux In für externe Schallquellen ein Kopfhörerausgang sowie der Ein-Ausschalter platziert. Letzterer muss für eine Sekunde gehalten werden, um den Amp in Betrieb zu nehmen.

Der VX II beherbergt auf seiner komplett geschlossenen Rückseite neben dem Anschluss für das externe Netzteil den USB-Ausgang sowie einen Fußschalter-Anschluss. Der dazugehörige Fußschalter ist leider nicht im Lieferumfang enthalten. Und last, but not least sorgen vier Gummifüße für einen guten Stand.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite des VX II

Software:

Wie bereits erwähnt, wurde das VX II Modell der neuen Serie mit einem USB-Out versehen und kann so als Audiointerface für Gitarrenaufnahmen verwendet werden. Gleichzeitig lassen sich über diese Schnittstelle aber auch die gemodelten Amps und Effekte grafisch mithilfe eines iOS-Gerätes oder Rechners editieren. Die dafür vorgesehene Tone Room Software präsentiert sich mit einer ansprechenden Oberfläche, bietet aber im Grunde genommen keine weiteren Möglichkeiten, auf die Effektkonfigurationen Einfluss zu nehmen. Als zusätzliches Schmankerl bekommt der Käufer die hauseigene JamVOX III Software gratis hinzugeliefert, die nach dem Download auf der Website und der darauf folgenden Registrierung mit dem beiliegenden Produktcode freigeschaltet wird. JamVOX III bietet weitere Amp- und Effekt-Modelle, mit denen eigene Ideen festgehalten oder zu Songs mitgespielt werden kann. Außerdem lässt sich die Software als Plugin in externe DAWs einbinden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Software
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Praxis

Für den heutigen Test steht meine alte 70’s Stratocaster für die cleanen und crunchigen Sounds sowie meine Yamaha Pacifica 611 mit ihrem Seymour Duncan Custom 5 Humbucker am Steg für die Abteilung mit mehr Gain zur Verfügung. Abgenommen habe ich den Amp mit einem Sennheiser E 606. Das Signal wird von einem Golden Age Pre 73 mk II verstärkt und geht danach in den Wandler meiner Motu Ultralite-Karte.
Beim ersten Anspielen der Sounds zeigen sich die Presets sehr höhenlastig und gleichzeitig etwas blechern und steril. Regelt man den jeweiligen Sound mit dem Treble-Poti nach, entpuppt sich der Grad zwischen zu wenig und zu vielen Höhen als relativ schmal. Generell kann man das Treble-Poti in den meisten Fällen unter 12 Uhr justieren. Ist das Power Level-Poti voll aufgedreht, macht der Amp für seine Größe erstaunlich viel Lärm und könnte sogar zum Proben eingesetzt werden – vorausgesetzt, der Trommler bleibt in einer für sein Instrument moderaten Lautstärke.
Bevor wir richtig loslegen, müssen die Gitarren natürlich in Stimmung gebracht werden – ein guter Zeitpunkt, den Tuner des Amps genauer unter die Lupe zu nehmen. Dieser ist, wie sich nun rausstellt, sehr limitiert und lässt nur erkennen, ob das klingende E gestimmt werden muss. Da der kleine VX II wohl in den meisten Fällen als Übungsverstärker eingeordnet wird und damit vor allen Dingen auch für Anfänger eine Rolle spielt, wäre ein Stimmgerät, das alle sechs Saiten erkennen kann, mehr als wünschenswert. Ebenfalls unpraktisch finde ich, dass sich der Amp im Tuner-Modus nicht automatisch stummschaltet, lediglich die Effektsektion wird hier ausgeblendet.

Amps:

Ich beginne den Test mit dem Deluxe Clean Model. Ruft man die Amp-Modelle ab, erklingt, wie schon in der Beschreibung erwähnt, zuerst ein Preset, das sich aber mit wenigen Handgriffen nach den eigenen Vorstellungen bearbeiten lässt und, sofern man es möchte, auch auf einem der zwei User-Programmplätze gespeichert werden kann.
Ich spendiere dem Amp vorerst lediglich ein wenig Federhall und gebe dann ein Strat-typisches Riff zum Besten.

Audio Samples
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Deluxe CL / Fender Stratocaster /w Neck PU
Als Übungs-Amp gut geeignet
Als Übungs-Amp gut geeignet

Der Sound zeigt eindeutig die Tendenzen eines kalifornischen Amps, wirkt aber auch irgendwie bei genauerem Hinhören ein wenig flach in seiner Auflösung.
Ich schalte weiter zum 4×10 Bassman.

Audio Samples
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Tweed 4×10 / Fender Stratocaster /w Middle PU

Für dieses Beispiel lasse ich nun die Vorstufe etwas arbeiten. So entsteht ein leicht angefahrener Ton, der zum einen zwar die typischen Merkmale einer geforderten Röhren-Vorstufe offenbart, gleichzeitig aber gerade in den Höhen den schon angesprochenen sterilen und sehr scharfen Sound präsentiert und damit ein Stück Authentizität vermissen lässt.
Der Clean Channel des Dumble Models lässt es da deutlich smoother angehen.

Audio Samples
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Boutique CL / Fender Stratocaster /w Neck + Middle PU

Auch den Drive-Kanal aus dieser Abteilung finde ich ganz gelungen.

Audio Samples
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Boutique OD / Fender Stratocaster /w Neck PU

Kommen wir nun zur hauseigenen Abteilung.
Gerade das zweite Model entwickelt mit mehr Drive in den Höhen einen etwas unschönen Sound, der zusätzlich Tiefe und Details vermissen lässt.

Audio Samples
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VOX AC30 / Fender Stratocaster /w Neck PU VOX AC30TB / Yamaha /w Bridge PU

Dieser Eindruck setzt sich auch bei den folgenden drei Marshall-Modellen fort. Dennoch lassen sich die Amps ohne Frage sehr deutlich in ihrem Charakter unterscheiden und haben in den tiefen Frequenzen für einen 8 Zoll Lautsprecher erstaunlich viel Fundament.

Audio Samples
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Brit 1959 / Yamaha /w Bridge PU Brit 800 / Yamaha /w Bridge PU Brit VM / Yamaha /w Bridge PU
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Kommen wir abschließend zu den letzten beiden “Heavy”-Modellen. Auch hier “brizzelt” es ordentlich. Für Solo-Einlagen erscheint die “Double Rec”-Ausgabe dennoch ganz brauchbar.

Audio Samples
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SL-OD / Yamaha /w Bridge PU DOUBLE REC / Yamaha /w Bridge PU

Mein bisheriger Eindruck ist, dass die Modelle zwar alle den Charakter ihrer Vorbilder präsentieren, dennoch aber in der Ausführung deutliche Schwächen zeigen. Die Wahl eines 8 Zoll Speakers, gerade im Distortion Bereich, erscheint dabei auch nicht besonders von Vorteil.

Effekte:

Nachdem ich im bisherigen Testverlauf zu den Sounds nur ein wenig Hall oder Delay beigesteuert habe, möchte ich mir jetzt beide Effektsektionen noch einmal genauer anhören.
Los geht’s mit den Modulationseffekten, danach folgt die räumliche Abteilung.

Audio Samples
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Chorus/Flanger/Phaser/Tremolo (Boutique CL / Stratocaster /w Middle + Bridge PU) A Delay/Tape Echo/Spring/Hall (Boutique CL / Stratocaster /w Middle + Bridge PU)

Die Effekte lassen sich bis auf ihren Anteil im Mix nicht weiter editieren, machen aber sonst insgesamt als Beiwerk eine ganz solide Figur.

Software/USB Out:

Treiber und Software sind schnell und problemlos auf meinem Mac installiert, Logic 9 erkennt den Amp auch sofort als Eingangsquelle. Die gelieferten Signale sind allerdings gerade bei moderaten Cleansounds etwas schwach auf der Brust und müssen eventuell im Nachhinein angeglichen werden. Hört man sich die Ampmodelle in diesem Ausgabeformat an, werden die grundsätzlichen Schwächen der Modelings in der Detailauflösung noch einmal sehr deutlich.
Ich habe euch dafür das Fender Deluxe Clean Model erneut aufgenommen.

Audio Samples
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Deluxe CL / Fender Stratocaster /w Neck PU

Da sich die Ampsims nicht deaktivieren lassen, kann die mitgelieferte JamVOX III mit ihren eigenen Ampmodellen nur über ein externes Audiointerface betrieben werden. Ich nutze dafür den Wandler und Preamp meiner Motu Ultralite Karte und aktiviere die Software als Plugin in Logic 9. Interessanterweise klingen die Modelle der Software um einiges besser. Aber auch hier ist gerade bei den Crunch- und Distortionsounds noch Luft nach oben.
Ihr hört in den abschließenden Audiobeispielen das Blackface Model und einen angefahrenen AC30 aus JamVOX III.

Audio Samples
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JamVOX III Blackface Model / Fender Stratocaster /w Neck PU JamVOX III AC30 / Yamaha Pacifica /w Bridge PU
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Fazit

Vox präsentiert mit dem VX II aus der neuen VX-Serie einen 30 Watt starken und äußerst leichtgewichtigen Modeling Amp. Im Gegensatz zum kleinen Bruder kann dieses Exemplar zusätzlich zu den elf Verstärkermodellen mit einem USB-Out punkten und so bequem am Rechner editiert werden oder auch als Recording-Lösung dienen. In Sachen Soundqualität muss der Käufer jedoch bei den meisten Ampmodellen deutliche Abstriche hinnehmen, was neben dem sehr kleinen Speaker auch an den in dieser Preisklasse verbauten Komponenten liegen dürfte. Trotzdem kann der VX II als günstiger Übungsamp für Einsteiger oder als leicht zu transportierender Verstärker beispielsweise für Straßenmusiker interessant sein. Wer ein halbwegs passables Audiointerface sein Eigen nennt, erhält außerdem mit der Jam VOX III Software gratis eine anständige Lösung für Gitarrenaufnahmen hinzu.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • geringes Gewicht
  • Soundvielfalt
  • USB-Anbindung
  • mitgelieferte JamVOX III Software
Contra
  • Soundqualität der meisten Amp-Modelle
  • Funktionsweise des Stimmgeräts
Artikelbild
VOX VX II Test
Für 122,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Leistung: 30 W an 4 Ohm
  • Bestückung: 8″ Lautsprecher
  • Regler: Gain, Treble, Bass, Volume und Power Level
  • 11 Verstärkermodelle
  • 8 Effekte: 4 Modulationseffekte und 4 Arten von Delay/Reverb
  • 11 Song-Presets und 2 User-Presets
  • USB-Audio-Interface-Funktion mit ASIO-Unterstützung
  • Instrumenteneingang
  • Kopfhörer-Ausgang
  • Aux-Eingang
  • Fußschalteranschluss
  • Editor/Archivierungsprogramm für PC und iOS-Geräte
  • Abmessungen (B x T x H): 354 x 192 x 313 mm
  • Gewicht: 3,6 kg
  • inkl. Jam Vox III Download Karte
  • Preis: 190,00 Euro UVP
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