Pioneer HDJ-700 Test

Pioneer, der weltweit agierende Hersteller von DJ-Produkten, ergänzt sein Angebot an DJ-Kopfhörern um den HDJ-700 und schließt damit die Lücke zwischen dem HDJ-500 und dem HDJ-1500. So kann der interessierte Käufer mittlerweile aus drei Kopfhörermodellen zwischen 100 und 160 Euro auswählen, eine Angebotsstaffelung von Produkten und Preisen, die stringent und clever angelegt ist. Letztlich ist Pioneer gewiss auch in diesem Marktsegment genügend motiviert, eine führende Stellung zu erreichen, wie bei vielen anderen DJ-Produkten bereits geschehen. Ich denke da an die schon lange unangefochtene Stellung bei den CDJ-Mediaplayern und die tiefgreifende Verbreitung der DJM-Clubmixer und vor allem der DJ-Controller. Die kürzlich erst emittierte DJ-Software „Rekordbox“ tut ihr Übriges und als rechtmäßiger Nachfolger von Panasonic/Technics gilt Pioneer mit dem PLX-1000 in Fachkreisen jetzt schon. Eine Entwicklung, die natürlich viele Vorteile hinsichtlich der Kompatibilität bietet, aber auch Gefahren im Hinblick auf eine fast schon monopolartige Marktpräsenz in sich birgt.

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Doch bevor es dazu kommt, wenden wir uns unserem heutigen Testkandidaten zu, der sich mit einer UVP von 139 Euro im mittleren Preissegment wiederfindet und hier durchaus ernst zu nehmende Konkurrenz hat, denn für nur 10 Euro mehr kann der interessierte und preisbewusste Deejay mittlerweile die Basic Edition des HD-25 von Sennheiser, den DJ-Klassiker schlechthin, ergattern. Ob Pioneers HDJ-700 bei der Prüfung der Kernkompetenzen eines DJ-Headphones (Tragekomfort, Außenabschirmung, Robustheit, erzeugter Schalldruckpegel und klangliche Ausgewogenheit) dem weit verbreiteten Klassiker die Stirn bieten kann, wird in den folgenden Abschnitten zu lesen sein.

Details

Pioneers Kopfhörer wird zu meiner Freude in einer öffnungsfreundlichen und schlichten Verpackung verkauft. Aus dem Karton gehen der HDJ-700, ein 1,2 Meter langes Kabel mit Spiralanteil, ein 1 Meter langes herkömmliches Kopfhörerkabel, ein „3,5-auf-6,35-Adapter“ mit Schraubgewinde, eine genügend große Transporttasche, die üblichen Papiere mit der obligatorischen Garantieerklärung und einem neunsprachigen (unter anderem Deutsch und Englisch) Faltblatt mit Sicherheitshinweisen und einem bebilderten Teil, der einer Bedienungsanleitung ähnelt.
Auf den ersten Blick vermisse ich gar nichts, auf den zweiten auch nicht! Der Lieferumfang darf somit durchaus als handelsüblich bis überdurchschnittlich und auf jeden Fall als vollständig bezeichnet werden und der Kandidat erreicht in der Vorrunde die volle Punktzahl. Yeah!
Neu und wirklich toll finde ich die Beigabe von den zwei Kabeln und zwar genau die, die ich immer brauche. Endlich hat mal einer mitgedacht. Ein gerades kurzes Kabel von 1 Meter Länge ist eigentlich immer das, was fehlt – nicht so hier. Begeisterung!

Und all das ist drin in der schlichten Kartonage des DJ-Herstellers.
Und all das ist drin in der schlichten Kartonage des DJ-Herstellers.

Der erste Eindruck

… den der HDJ-700 hier vermittelt, ist durchweg gut. Die Bügelform erinnert mich an die Kopfbedeckung der Zeichentrickfigur Calimero, die bekanntermaßen eine halbe Eierschale auf seinem Haupt durch die Gegend spaziert. Die Außenhülle des Kopfbügels ist komplett aus Kunststoff gefertigt. Innen ist ein festes aber angenehm handschmeichelndes Kopfpolster angebracht, das so wie auch die dicken und weichen Ohrpolster von einem Lederimitat, das aber nicht den Eindruck eines Schweiß-Provokateurs macht, überzogen ist. Der HDJ-700 verzichtet auf Schnickschnack, so auch auf ein Kabel mit Remote für den Anschluss an ein Smartphone. Die Verwendung als Lifestyle-Headset und Street-Headphone ist somit zwar nicht ausgeschlossen, aber durchaus eingeschränkt, was ich aber nicht wirklich schlimm finde.

Techspecs

Der HDJ-700 ist ein Headphone, in dessen Ohrmuscheln 40 Millimeter im Durchmesser betragende nach dem dynamischen Prinzip arbeitende Neodym-Treiber werkeln. Der matte Kunststoff, aus dem die Außenhülle des Bügels gefertigt wurde, ist 29 Millimeter breit, während der innen liegende Aluminiumträger mit 25 Millimetern Stärke für ausreichend Stabilität sorgt. Nur 220 Gramm Gewicht bringt Pioneers „DJ-Kollege“ mit auf die Waage, was dauerhaft sehr gut auszuhalten ist. Die geschlossenen Ohrmuscheln sind ohraufliegend und sorgen mit dicken, weichen und anschmiegsamen Ohrpolstern für eine komfortable Knautschzone.
Am unteren Rand der linken Kapsel finden die mitgelieferten Strippen Anschluss. Das Kabel mit Spiralanteil lässt sich auf 3 Meter ausziehen, was man aber vielleicht nicht so häufig machen sollte. Beide Ausführungen betragen 3,5 Millimeter im Durchmesser und münden an der Geräteseite in gegossenen geraden 3,5-Millimeter-Klinkensteckverbindern. Die Kopfhörer-seitigen Enden bilden gerade dreipolige 2,5-Millimeter-Stecker, aus denen seitlich zwei Zapfen herausragen, die für die Verriegelung an der Hörkapsel durch eine 90-Grad-Drehung sorgen.
Die nominale Anschlussimpedanz des HDJ-700 gibt Pioneer mit 45 Ohm und den gemessenen Schalldruck bei 1 Milliwatt bereitgestellter Leistung mit 105 dBmW an, was zugegebenermaßen ordentlich erscheint, doch macht der Hersteller keinerlei Angaben über die Messbedingungen und über die maximalen Abweichungen, sodass der angegebene Wert mit Vorsicht zu genießen ist. Der Übertragungsbereich soll von 5 bis 28000 Hz reichen, was offensichtlich den hörbaren Bereich des Menschen bei weitem nach oben und unten übertrifft, was grundsätzlich ja eine tolle Sache, aber ohne Nennung von Toleranzen in meinen Augen ebenfalls als eher halbgare Herstellerangabe, zu interpretieren ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die mitgelieferten Kabel: Spiralkabel (bis zu 3 Meter lang)

Praxis

Der Drehmechanismus

… von Pioneers DJ-Headphone ist an dem HDJ-700 nur an der rechten Seite zu finden. Die Muschel lässt sich DJ-typisch um 60 Grad nach vorn und nach hinten drehen. Sowohl in der Mittelstellung als auch in den beiden Extrempositionen rastet das Gelenk hörbar ein. Das Drehgelenk wird von einem Metallknopf verziert, der die Farbe des jeweiligen Modells leicht glänzend widerspiegelt (schwarz, weiß, rot und gold). Ein Klappmechanismus, um den Ohrhörer schön klein zusammen zu falten, hat der HDJ-700 nicht mitbekommen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die rechte Muschel verfügt über ein Drehgelenk …

Tragekomfort und Handling
Der HDJ-700 hat hinsichtlich des Tragekomforts durchaus was zu bieten. Das Kopfpolster, das auf den ersten Blick zwar knapp bemessen aussieht, ist ausreichend dick, um den Druck vom Kopf zu nehmen. Die Ohrpolster sind schön weich ausgeführt und auch längeres Tragen trieb mir keinen Schweiß aus der Ohrgegend. Der Druck des Bügels verursacht zu keinem Zeitpunkt Schmerzen und ist mir kein einziges Mal negativ aufgefallen. Den Schütteltest besteht der japanische Kopfhörer aber dennoch, wenn auch nicht mit Bravour, denn abschütteln lässt er sich schon, aber nur mit großem Aufwand. Die Größenanpassung an den Kopf funktioniert über neun Rastungen auf jeder Seite, was völlig ausreichen sollte.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Kopfpolster ist dick genug und vor allem angenehm auf dem Kopf.

Klang

Die Abschirmung von der Außenwelt gelingt dem HDJ-700 wirklich gut, ohne dabei zu starken Druck auf das Ohr auszuüben. Hinzu kommt die Pegelfestigkeit des DJ-Hörers, so dass der erzeugte Schalldruck in Kombination mit der effektiven Abschirmung einen nachhaltig lauten Eindruck hinterlässt! Pioneers Testproband kann man zudem ganz gewiss eines nicht nachsagen: Nämlich, dass er keine Bässe kann. Ne, die kann er weiß Gott und wie! Die tiefen Frequenzen, die der HDJ-700 so zum Besten gibt, kommen druckvoll und fett, aber niemals wummernd oder schwammig. Bei den Mitten vermisse ich hingegen ein wenig Auflösung, ebenso bei den Höhen. Dennoch ist der klangliche Gesamteindruck durchweg gut. Der Sound ist rund und angenehm und locker stundenlang zu ertragen. Bei authentischen akustischen Instrumentenaufnahmen aber wird klar, dass die räumliche Abbildung des Headphones nicht die Dollste ist, was aber für das Geld auch eigentlich nicht zu bekommen und auch ein wenig Prinzip-bedingt ist. Daran krankt auch ein HD25 bzw. im Grunde alle geschlossenen Kopfhörer unter 350 Euro.

Test-Setup

  • Plattenspieler: Vestax PDX2300 Pro MKII mit Ortofon OM Serato 120
  • CD-Player: TEAC CD-P800NT
  • AD-Wandler: Denon DA-300
  • USB Mixer/ Preamp: Denon DN-X1600
  • Kopfhörer-Amp: SPL Phonitor Mini

Fazit

Pioneer ist mit dem HDJ-700 ein wirklich guter Wurf gelungen. Das DJ-Headphone wartet mit schlichtem Design, einer guten Verarbeitung und einer auffälligen Robustheit auf. Die effektive Außenabschirmung sorgt in Kombination mit der hohen Pegelfestigkeit für ausreichende Lautstärke-Reserven, so dass der Profi und Semiprofi sich mit dem Gerät locker jedweder Clubsituation stellen kann. Auch kann ich Pioneers Testprobanden einen angenehmen Sound, eine mächtige Basswiedergabe sowie einen guten Tragkomfort bescheinigen, so dass stundenlangen Mixsessions nichts im Wege stehen sollte. Ältere Semester, deren alter HD-25 sich langsam auflöst, können ruhig mal reinhören, denn die rechte Ohrmuschel verfügt über ein 60-Grad-Drehgelenk, so dass ein DJ-typisches Eindrehen einer Seite problemlos machbar ist. Wirklich praxisgerecht erscheint mir der komplette Lieferumfang; beide Kabel werden in der Regel immer gebraucht, nie aber sind beide da! Toll! Einzige Wermutstropfen, wenn man davon sprechen kann, sind die geringe Räumlichkeit und die doch eher mäßige Auflösung im Mittelhochtonbereich, die aber den Gesamteindruck nicht schmälern können.
Wie lange der HDJ-700 halten wird, muss die Zeit zeigen, aber ich glaube, dass da eine Dekade drinsitzt, hierfür sprechen auch die verwendeten Steckverbinder, die allesamt vergoldet sind. Der Preis ist mit 139 Euro mehr als angemessen und die Leistung stimmt. Also: Absolute Kaufempfehlung und 4,5 Sterne.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Effektive Außenabschirmung
  • Guter Tragekomfort
  • Zwei abnehmbare Kabel
  • Vergoldete Stecker
  • Drehbares Muschelgelenk
  • Angenehmer Sound
  • Satter Pegel
  • Fette und runde Basswiedergabe
Contra
  • Geringe Räumlichkeit
  • Mäßige Auflösung im Mittelhochtonbereich
Artikelbild
Pioneer HDJ-700 Test
Für 139,00€ bei
Pioneer HDJ-700: ein echter DJ-Kopfhörer ohne wenn und aber.
Pioneer HDJ-700: ein echter DJ-Kopfhörer ohne wenn und aber.
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