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PRS SE 277 Semi-Hollow Soapbar Test

Mit der SE 277 Semi-Hollow Soapbar beschert uns PRS Guitars eine Baritongitarre mit einem stark gekammerten Korpus, die mit zwei PRS Soapbar Singlecoil-Pickups bestückt ist. Wo die meisten Hersteller auf massive Korpus-Konstruktion und leistungsstarke Pickups setzen, geht Paul Reed Smith hier einen komplett anderen Weg und lässt die Schwermetall-Kundschaft links liegen.

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Oder vielleicht doch nicht? Immerhin preist er die Gitarre als universelles Werkzeug für alle Stilistiken an, von Country bis Metal. Deshalb werden wir sie im folgenden Test genauestens unter die Lupe nehmen und sie auf ihre Tauglichkeit in den verschiedensten Stilistiken untersuchen.

Details

Korpus

Die SE 277 wird mit einem Mahagoni-Korpus geliefert, der zumindest innerlich mehr als nur einige Federn gelassen hat. Er ist stark ausgefräst (Chambered Body) und verdeckt die Hohlkammern mit einer gewölbten Riegelahorn-Decke mit integriertem F-Loch. Diese Semi-Hollow-Konstruktion macht sich unmittelbar positiv bemerkbar, denn unser Testinstrument bringt lediglich 3,1 kg Gesamtgewicht auf die Waage, ein sehr geringer Wert für eine Bariton-Gitarre. Mit ihr durchsteht man auch längere Gigs in aufrechter Position und ohne nach dem Wochenende direkt den Physiotherapeuten aufsuchen zu müssen. Unser Testmodell kommt im Vintage Sunburst Finish mit Binding an der Zarge, alternativ dazu ist die Gitarre auch in Gray Black erhältlich. Auf der Korpus-Oberseite finden sich zwei Pickups, zwei Regler, ein Toggle-Switch und die vernickelte Brücke. 

Fotostrecke: 5 Bilder Der gekammerte Korpus der SE277 besteht aus Mahagoni, die gewölbte Decke aus Riegelahorn

Die PRS Designed Plate Style Bridge hat sechs einzeln verstellbare Saitenreiter, ist mit sechs Schrauben an der Decke montiert und liegt großflächig auf der Oberfläche auf. Die Saiten werden durch sechs Metallhülsen auf der Rückseite eingefädelt. In Kombination mit der Semi-Hollow-Konstruktion versetzen die Saiten den Korpus auf diese Art sehr gut in Schwingung. Die üblichen Fräsarbeiten finden sich an der Rückseite und dem unteren Cuataway, damit sich das Instrument besser an den Körper des Spielers anpasst und die hohen Lagen mühelos erreicht werden können.

Fotostrecke: 5 Bilder PRS Designed Plate Style Bridge

Pickups

Die Gitarre ist mit zwei baugleichen SE Soapbar Tonabnehmern ausgestattet. Hierbei handelt es sich um Singlecoil-Pickups, die unter großen, cremefarbenen Kappen aus Kunststoff versteckt sind. Die Tonabnehmer sind auch in der SE 245 Soapbar verbaut und liefern im Gegensatz zu Standard-Singlecoils einen etwas höheren Output und kräftigere Mitten. Eingestellt werden sie mit einem Volume- und einem Tone-Regler, die Anwahl erfolgt über einen Dreiweg-Kippschalter, der entweder beide Pickups einzeln oder in der Mittelstellung gemeinsam schaltet.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Gitarre ist mit zwei baugleichen SE Soapbars ausgerüstet

Hals

Wir haben es bei der SE 277 mit einer geleimten Hals-Korpus-Konstruktion zu tun, ein Design, das sich in der Regel positiv auf das Sustain auswirkt. Der Hals ist aus Ahorn gefertigt und in einem etwas breiteren Wide Fat Profil geschnitzt, was nicht nur angenehm in der Hand liegt, sondern auch sehr gut zur Tiefton-Gitarre passt, bei der ja bekanntlich dickere Saiten aufgezogen werden müssen. Das Palisandergriffbrett beherbergt 22 Medium Frets, die, optimal abgerichtet und poliert, für ein sehr gutes Spielgefühl sorgen. Zur Orientierung fliegen die bekannten PRS-Vögel über’s Griffbrett und an der Halskante findet man zusätzlich Punkteinlagen. Trotz des abgespeckten Bodys und einem längeren Hals mit einer Mensur von 27,7″ (703 mm) – daher auch der Name – ist die Gitarre nicht kopflastig. Sie kippt deshalb auch nicht in Richtung Kopfplatte, wenn sie frei auf dem rechten Oberschenkel liegt. Der Sattel ist wie üblich aus Mr Smith’s Spezial-Gebräu zusammengestellt und soll für einen stabile Ton und durch den Anteil an selbstschmierendem Grafit auch für gute Stimmung bei Bendings sorgen. An der Kopfplatte sind beidseitig PRS-Tuner aufgestellt, auch hier gibt es nichts Negatives zu vermelden, die Hardware arbeitet bestens.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Ahorn-Hals ist mit dem Korpus verleimt
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Praxis

Von der Verarbeitung her gibt es bei der SE 277 nichts zu bemängeln, allerdings bedarf es in Sachen Einstellung noch ein wenig Nachbearbeitung, die Saitenlage ist recht flach, was bei den dicken Saiten und der längeren Mensur an manchen Stellen zum Schnarren anregt. Ich habe die beiden B-Saiten etwas höher gelegt, außerdem waren die Pickups unausgewogen eingestellt, der Hals-Tonabnehmer war zu laut, der wurde etwas tiefer gelegt. Dabei handelte es sich allerdings um minimale kosmetische Veränderungen, die mit einem Inbus und einem Schraubenzieher in zehn Sekunden erledigt waren.
Jetzt sitzt alles, die Pegel sind ausgewogen und wir hören uns die drei Pickup-Kombinationen hintereinander mit Akkorden über sechs Saiten und einem unverzerrten Sound an.

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Clean – Alle 3 Pickup-Kombinationen

Der Hals-Tonabnehmer liefert einen sehr warmen Sound mit fülligen Bässen, die trotz Bariton-Tuning noch sehr differenziert aus dem Speaker kommen und es mulmt auch beim Akkordspiel nicht auf den tiefen Saiten. Der Steg-Pickup ist da schon wesentlich klarer und generiert einen eher metallischen Klang, der mir auch bei Cleansounds sehr gut gefällt. Die goldene Mitte zeigt sich in der Kombination beider Pickups. Das Instrument ist durch die beiden Klang-Charaktere der Pickups recht gut und vielseitig aufgestellt.
Der Hals-Pickup eignet sich sehr gut für Akkordbegleitungen, die weich im Hintergrund klingen sollen. Eine gute Wahl für Songs im Duo, wenn die Gitarre auch mal die tieferen Register bedienen muss.

Audio Samples
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Clean – Hals-Pickup
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Die Kombination beider Pickups kommt mit einem recht knackigen Ton, der sich gut durchsetzt, aber mit dem Tone-Regler auch entsprechend feinfühlig entschärft werden kann. So lässt sich die Gitarre, wenn gewünscht, etwas in den Hintergrund stellen. Ihr hört nun zwei Varianten mit der Kombination beider Pickups, einmal mit voll aufgedrehtem Tone-Regler (10), beim zweiten Beispiel ist der Tone-Regler auf 6 zurückgenommen.

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Clean – beide Pickups, Tone-Regler auf 10 Clean – beide Pickups, Tone-Regler auf 6

Zerrsounds beherrscht diese Kombination ebenfalls sehr gut. Hier hört ihr das Ganze wieder mit voll aufgedrehtem Tone-Regler und einem Tubescreamer-Pedal zwischen Gitarre und Amp.

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Crunch – beide Pickups, Tone-Regler auf 10

Die Pickups bieten eine amtliche Ausgangsleistung, mit der man den Amp deutlich stärker zum Zerren bringen kann als mit herkömmlichen Singlecoils. Der Vorteil bei den PRS Soapbars ist, dass sie zudem noch eine große dynamische Bandbreite und Klangübertragung liefern, bei der man viel über den Anschlag steuern kann. Ihr hört das im nächsten Beispiel, bei dem ich am Amp einen Mid-Gain-Sound eingestellt habe und im ersten Durchgang leicht mit dem Pick und in der zweiten Runde hart angeschlagen habe.

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Dynamisches Picking – Mid-Gain-Sound, Steg-Pickup
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Im Mid-Gain-Bereich zerrt die Gitarre mit einem ausgesprochen satten Druck. Ehrlich gesagt vermisse ich hier keinen Zentimeter an Ausgangsleistung, und selbst für härtere Einsätze ist das Instrument mit dieser Bestückung geeignet. Zumal bei tiefer gestimmten Gitarren nur selten wirklich hohe Zerrgrade benötigt werden, weil es dabei mitunter im Bassbereich undefiniert wird. Für Stoner Rock ist die Gitarre ideal. Ihr hört nun ein Beispiel mit einem High Gain Sound, bei dem ich den Hals-Pickup mit komplett zurückgenommenem Tone-Regler benutzt habe. Hier habe ich die SE 277 auf Drop A heruntergestimmt.

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Stoner Rock – Hals-PU, High-Gain, Tone zu, Gitarrentuning Drop A

Zum Abschluss kommt noch die Metalzerre zum Einsatz, ebenfalls mit einem Drop A Tuning. Für dieses Genre würde ich die SE 277 nicht als erste Wahl empfehlen, denn brachiale Zerrsounds liefern die Pickups dann doch nicht, außerdem wird das Nebengeräuschaufkommen bei hohem Gain an Amp oder Zerrer etwas zu stark.

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Metal – Steg-Pickup, Gitarrentuning Drop A
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Fazit

Mit der Semi-Hollowbody-Konstruktion und der Pickup-Bestückung mit den beiden PRS-Soapbars kann die SE 277 Semi-Hollow Soapbar auch bei höheren Zerrgraden eindeutig überzeugen. Die Pickups haben eine stattliche Ausgangsleistung, die einen Amp schon ganz gut zum Schwitzen bringen und somit auch einen satten Zerrsound erzeugen können. Man vermisst gerade bei den verzerrten Klängen keine Humbucker-Pickups, die überwiegend in Baritongitarren verbaut sind. Die Soapbars punkten zudem durch eine erstklassige Dynamik und Klangübertragung. Hier kann der Sound sehr stark vom Gitarristen und seinem Anschlag beeinflusst werden. Selbstverständlich lässt sich die Gitarre auch im Cleanbereich einsetzen, hier hat mir der warme Ton des Hals-Pickups sehr gut gefallen. Die Verarbeitung ist einmal mehr erstklassig, der Hals lässt sich sehr gut bespielen und durch den gekammerten Korpus hat die Gitarre auch noch ein sehr geringes Gesamtgewicht. Für Metal-Einsätze sind die Pickups doch etwas zu schwach, aber für alles, was sich im Zerrgrad darunter abspielt, kann ich die SE 277 Semi Hollow Soapbar empfehlen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Sound
  • Pickups (Klangübertragung, Dynamik)
  • geringes Gewicht
Contra
  • keins
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PRS SE 277 Semi-Hollow Soapbar Test
Für 893,00€ bei
PRS hat es drauf!
PRS hat es drauf!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: PRS
  • Herstellungsland: Korea
  • Model: SE 277 Semi-Hollow Soapbar
  • Finish: Vintage Sunburst (VSB)
  • Korpus: Mahagoni (chambered),
  • Decke: Riegelahorn (gewölbt)
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Wide Fat
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 54 mm
  • Mensur: 703 mm (27,7″)
  • Bünde: 22 Medium Frets
  • Mechaniken: PRS Designed Tuners
  • Pickups: 2x PRS SE Soapbar
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone
  • Brücke: PRS Designed Plate Style Bridge
  • Gewicht: 3,1 kg
  • Zubehör: Gigbag
  • Preis: 1.149,00 Euro UVP
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Die Gitarre ist mit zwei baugleichen SE Soapbars ausgerüstet

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