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Orange Bax Bangeetar Guitar Pre-EQ Test

Der Orange Bax Bangeetar Guitar Pre-EQ ist in der Tat das erste Effektpedal des englischen Verstärkerbauers, eine Kombination aus Vorverstärker bzw. Verzerrer und einem EQ in Studioqualität mit einigen weiteren Gimmicks, die den Bax Bangeetar zu einem universellen Werkzeug für uns Gitarristen machen sollen. Nachdem der Amp-Bauer Orange in den 80ern fast komplett von der Bildfläche verschwunden war, erlebte das Unternehmen nach Ende der Bundfaltenhosen-Ära eine bemerkenswerte Renaissance, die bis heute anhält. Und das ist auch gut so, denn die Produkte des englischen Traditionsunternehmens sind nicht nur erstklassig verarbeitet, sie klingen auch sehr gut.

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Laut Orange sollen mit dem Bax Bangeetar nicht nur die unterschiedlichsten Overdrive- und Distortionsounds möglich sein, sondern er soll dank seines EQs auch jede musikalische Situation meistern. Ob das Pedal vielleicht darüber hinaus auch noch den legendären Orange-Sound beherrscht, sagt euch unser Test.

Details

Konzept

Der Bax Bangeetar ist im Grunde genommen ein Orange-Vorverstärker bzw. Verzerrer, gepaart mit einem Studio-Equalizer in einem massiven Stompbox-Gehäuse. In seiner Namensgebung hat sich Adrian Emsley, der technische Direktor bei Orange Amps, vom klassischen P.J. Baxandall EQ inspirieren lassen. Und hier liegt auch die Besonderheit des Gerätes, die man in dieser Klasse bei kaum einem anderen Pedal vorfindet: Die Equalizer-Schaltung verfügt über vollparametrische Mitten in einem Frequenzbereich von 140 Hz bis zu 7,6 KHz. Vollparametrisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man nicht nur bestimmen kann, wie stark die Mitten geboostet oder abgesenkt werden, sondern auch, welche Mittenfrequenz man anheben oder aus dem Frequenzbild entfernen möchte. Außerdem lässt sich mit dem Q-Faktor auch die Bandbreite der jeweiligen Frequenz einstellen. Ein hoher Q-Wert erzeugt eine niedrige Bandbreite, bei der nur wenige benachbarte Frequenzen mit angehoben werden, während ein niedriger Q-Wert eine große Bandbreite an Frequenzen abdeckt. Aber keine Angst vor diesen Fachbegriffen, beim Herumprobieren mit den überschaubaren Reglern kommt man sehr schnell zu vielen brauchbaren Sounds.

Fotostrecke: 5 Bilder Effektpedal-Premiere der britischen Amp-Schmiede

Konstruktion und Bedienelemente

Im unteren Teil des Pedals befinden sich die beiden Fußtaster für Bypass und Boost mit den dazugehörigen LED-Anzeigen. Damit man im Eifer des Gefechtes die Potis nicht versehentlich mit dem Fuß demoliert, hat man oberhalb der Schalter einen Bügel aus verchromtem Metall angebracht. Im davor liegenden Bereich befinden sich in zwei Reihen alle Regler des Pedals. Die untere Reihe beherbergt von rechts nach links Gain, Bottom und Top, also die Stärke der Verzerrung und Bass- und Höhenregler. In der oberen Reihe liegt neben dem Volume-Regler, der für die Ausgangsleistung zuständig ist, der vollparametrische Mitten-Equalizer, bestehend aus drei Potis. Der Mid-Regler boostet den Mittenbereich oder senkt ihn ab. Das Q-Poti reguliert die Bandbreite des Eingriffs, während man mit dem Freq-Regler den gewünschten Frequenzbereich zwischen 140 Hz und 7,6 KHz anwählt.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Bedienoberfläche ist einiges los

Die Ein- und Ausgänge liegen seitlich am Gehäuse, rechts Eingang sowie der Anschluss für das 9 – 12 Volt DC Netzteil. Auf der linken Seite befindet sich neben dem Ausgang noch die frequenzkorrigierte Cab Sim Buchse, die eine 4 x 12 Gitarrenbox simulieren soll. Das Pedal kann übrigens auch mit einem 9-Volt-Block betrieben werden. Dazu muss man die Bodenplatte abschrauben, hinter der eine tadellose Verarbeitung zum Vorschein kommt. Die beiden Potireihen werden im Orange Customshop in Großbritannien auf zwei Platinen gelötet und später in das Gehäuse montiert. Dass die Schaltung analog aufgebaut ist, versteht sich für ein traditionelles Unternehmen wie Orange von selbst. Um herauszubekommen, wie das Ding klingt, geht es jetzt ab in mein Studio.

Fotostrecke: 4 Bilder An der rechten Gehäuseseite finden sich…
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Praxis

Wie bereits erwähnt, ist der Bax Bangeetar eine Mischform aus einem Verzerrer mit einem nachgeschalteten Equalizer, der mit vollparametrischen Mitten ausgestattet ist. Somit hat man zwar einen sehr großen Einfluss auf den Sound, die Zerrstruktur wird durch den Equalizer jedoch nicht wirklich verändert. Die ausgefuchste Klangregelung klingt insgesamt sehr weich und fett. Der Sound ist nie unangenehm mulmig oder harsch. Bei meinen Audios habe ich übrigens alle Beispiele gleichzeitig über meinen leicht gesättigten JMP Marshall und über den Cab Sim Ausgang des Pedals eingespielt. Der Unterschied ist nicht zu überhören und die Speakersimulation ist für meinen Geschmack auch nur eine absolute Notlösung. Der Sound ist nicht nur kratzig, sondern hat auch ein merkwürdiges Dynamikverhalten, aber hört selbst. Im ersten Audiobeispiel habe ich versucht, aus dem Pedal eine sehr leicht Verzerrung herauszuholen, um seine Bandbreite zu demonstrieren. Eine silbrige Vox-Anzerrung bekommt man dabei zwar nicht hin, aber das Pedal schlägt sich wacker. Der Ton bekommt eine leichte Kruste, wirkt dabei aber weder bröselig noch unangenehm. Im ersten Teil der Audios hört ihr das Riff ohne – und dann mit dem Pedal. Die Klangregelung steht auf 12 Uhr, also neutral, der Gainregler auf 8 Uhr.

Audio Samples
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Amp: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 8 Cab Sim Out: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 8

Im nächsten Audiobeispiel habe ich den Gainregler auf 10 Uhr gestellt. Hier klingt das Pedal schon weitaus authentischer, obwohl noch nicht der Sweetspot erreicht ist. Die Potis sind übrigens gerastert und besitzen jeweils 21 Stufen, wodurch man sich die Einstellungen gut merken kann. Der Sound eignet sich gut für leicht rotzige Vintage-Gitarrenriffs, die absolut unkitschig daherkommen.

Audio Samples
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Amp: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 10 Cab Sim Out: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 10

Mit der 12-Uhr-Position des Gain-Reglers wäre ich im Prinzip schon glücklich, denn hier liegt für meinen Geschmack der Sweetspot. Bei Bedarf kann man selbst in dieser Einstellung mit einem angezerrten Amp noch weitaus höhere Verzerrung realisieren. Ich habe übrigens bewusst darauf verzichtet, meinen Marshall für die Audiobeispiele zu weit aufzureißen, damit der Eigenklang des Pedals vom Ampsound nicht zu stark dominiert wird. Alles in allem hat der Ton einen fetten Vintage-Charakter mit modernen Gainreserven. Obwohl ich den Cab Sim Ausgang für zu harsch halte, könnte man seinen Sound im Studio dezent unter das mikrofonierte Boxensignal legen, wenn man den Ton etwas auffrischen möchte. Aber Vorsicht, denn wenn man das Signal zu weit aufdreht, bekommt man schnell Phasenprobleme.

Audio Samples
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Amp: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 12 Cab Sim Out: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 12
Das "Voice Of The World"-Logo darf bei einem Orange-Produkt natürlich nicht fehlen
Das “Voice Of The World”-Logo darf bei einem Orange-Produkt natürlich nicht fehlen

Eine fette und amtliche Heavy-Rock-Zerre erhält man ab etwa Dreiviertelgas-Gain. Dann ist allerdings auch das Ende der Fahnenstange erreicht, denn ab 16 Uhr beginnt das Pedal die verwendeten Gitarren gleichzumachen. Aber Hand aufs Herz, liebe Saitenquäler, mehr Gain braucht doch kein Mensch.

Audio Samples
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Amp: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 16 Cab Sim Out: zuerst ohne Pedal, dann mit – Gain 16

In den nächsten Beispielen demonstriere ich euch grob die Arbeitsweise des vollparametrischen Mitten-EQs. Top und Bass stehen hier, wie bei allen Soundbeispielen, jeweils auf 13 Uhr, der Mid-Regler auf 17 und der Q-Faktor auf 12 Uhr.
Zuerst hört ihr das Riff ohne Pedal und dann mit dem Freq-Poti knapp über der Minimalstellung, also bei etwa 200 Hz. Danach kommt die 12-Uhr-Position, gefolgt von Dreiviertelgas und schließlich Vollgas. Das Ganze kann man natürlich sehr viel feiner dosieren, aber in dieser Extremeinstellung hört man deutlich, wie die Klangregelung arbeitet.

Audio Samples
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Amp: zuerst ohne Pedal, dann mit – Mittenanhebung Cab Sim Out: zuerst ohne Pedal, dann mit – Mittenanhebung

Hier dasselbe noch einmal, allerdings senke ich dieses Mal die Mitten extrem ab, weshalb der Mid-Regler in der Minimalposition, also auf Linksanschlag steht. Den Q-Faktor habe ich dieses Mal jedoch etwas breiter eingestellt, damit der Effekt stärker herauskommt. So steht der entsprechende Regler hier auf 14 Uhr.
Zuerst hört ihr wieder das Riff ohne Pedal. Dann geht es los mit der 8-Uhr-Position des Freq-Potis, gefolgt von der 10-Uhr-Einstellung, wobei man hier noch keinen riesigen Unterschied hört. Ab 12 Uhr wirkt es dann in den Mitten sehr ausgehöhlt, aber nicht uninteressant. Es folgen die 15-Uhr-Stellung und die Vollgasposition.

Audio Samples
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Amp: zuerst ohne Pedal, dann mit – Mittenabsenkung Cab Sim Out: zuerst ohne Pedal, dann mit – Mittenabsenkung
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Fazit

Der Bax Bangeetar erzeugt den typisch fetten Orange-Sound in Pedalform. Schon der Grundsound mit neutraler EQ-Einstellung klingt absolut ausgewogen. Wer aber feiner ins Klanggeschehen eingreifen möchte, hat mit der ausgefuchsten Klangregelung so etwas wie ein akustisches Skalpell zur Hand. Das Pedal funktioniert am besten vor einem leicht gesättigten bis angezerrten Röhrenverstärker. Für mich einer der außergewöhnlichsten Verzerrer/EQ-Pedale derzeit. Wenn mich überhaupt etwas stört, ist es die kratzige Speakersimulation. Ansonsten gilt hier die Antestpflicht!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Vielseitigkeit
  • Sound
  • Charakter
Contra
  • Speakersimulation klingt kratzig
Artikelbild
Orange Bax Bangeetar Guitar Pre-EQ Test
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Technische Spezifikationen
  • Arbeitsweise: Preamp/EQ-Pedal für E-Gitarre
  • Regler: Gain, Bottom, Top, Mid, Q-Faktor und Frequenzwahl für den Mittenbereich, Volume
  • Schalter: Bypass, Boost
  • Signalführung: Buffered Bypass
  • Anschlüsse: In, Out, Cab Sim Output, 9-12 Volt DC Netzteilanschluss
  • Stromversorgung: 9V-Netzteil oder 9V Blockbatterie, max. Verbrauch 81 mA
  • Maße: 198 x 92 x 128 mm (B x H x T)
  • Gewicht 1,6 kg
  • Ausführung; erhältlich in Schwarz oder Weiß
  • Made in UK
  • Preis: 427,00 Euro UVP
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Profilbild von Stefan Fender

Stefan Fender sagt:

#1 - 26.02.2016 um 10:38 Uhr

0

Der Test vernachlässigt leider die Preamp-Funktionen vollständig. Der Bangeetar klingt drekt in eine Endstufe gespielt (z.b. Effects Return) hervorragend. Schade, dass das keinerlei Erwähnung findet. Auch die deutlich verbesserte Dynamik und Offenheit des Pedals bei Betrieb mit einem 12V Netzteil hätte durchaus besprochen und demonstriert werden können. Der Bangeetar ist eben kein reiner "Vor-den-Amp-und-Feuer"-Treter, sondern hat seine grössten Stärken, wenn man ihn als den Preamp verwendet, der er ist.

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