JBL PRX812W und PRX818XLFW Test

JBLs neue PRX800W-Serie lässt sich mit drei Attributen rasch beschreiben: kompakt, aktiv und moderat im Preis. Zwei Subwoofer und vier Topteile sind erhältlich, dabei liegt der Schwerpunkt auf multifunktionaler Nutzung bei kleinen und mittleren Veranstaltungen. Mir standen zwei Subs vom Typ PRX818XLFW und zwei Topteile PRX812W zur Verfügung. Die klassische Kombination aus 18-Zoll-Subwoofer und 12/1-Zoll-Topteil würzt JBL durch ein in die Boxen integriertes WLAN-Modul. Was es damit auf sich hat, haben wir für euch ausprobiert.

PRX800_13
Ein 18“-Subwoofer in Kombination mit einer 12/1“-Box ergibt eine klassische PA.

Details

Gesetz der Serie

Zwei Boxen sind noch keine Serie und so besitzt der Sub einen 15-zölligen Bruder namens PRX15XLFW. Bei den Topteilen gibt es mit der PRX815W außerdem eine typische 15/1-Zoll-Box, während die PRX825W gleich zwei 15-Zöller antreibt. Ein Kandidat für den Einsatz als Drum-Fill oder für den Disco-Job, falls keine Subwoofer-Unterstützung gewünscht oder möglich ist. Klangfetischisten dürften ihre Freude an der Dreiwege-Box PRX835W haben. Deren Kernkompetenzen: gute Sprachverständlichkeit in Kombination mit reichlich Power, wie wir kürzlich in einem Einzeltest feststellen konnten. 

Fotostrecke: 2 Bilder Ein 18“-Subwoofer in Kombination mit einer 12/1“-Box ergibt eine klassische PA.

PRX818XLFW Sub

Die Bergung aus dem Karton ist ohne Hilfe eine schweißtreibende Aktion. Zwar fällt das Gewicht mit 37 Kilogramm für einen aktiven 18-Zoll-Subwoofer eher moderat aus. Da der Bass aber lediglich über zwei Griffe und ein vergleichsweise großes Gehäuse verfügt, ist er nicht so einfach handelbar, wie es wünschenswert wäre. Schade auch, dass JBL auf die nachträgliche Montage von Transportrollen verzichtet hat. Also bleibt nur die Frage: Wo waren doch gleich die Rollbretter?
Optisch reiht sich der PRX818XLFW nahtlos in das aktuelle JBL-Design ein: Ein glattes, gut verarbeitetes Multiplexgehäuse samt einer tadellosen Strukturlack-Beschichtung namens Obsidian DuraFlex beherbergt den 2278G 18-Zoll-Neodymtreiber, der auch in der PRX700-Serie verbaut wird. Auf deren unzweckmäßige Regenauffangmulde auf der Oberseite verzichten die 800er Gott sei Dank. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der PRX818XLFW besitzt ein Bassreflexgehäuse und ist mit einem 18-zölligen Neodymtreiber bestückt.

Der 18-Zöller arbeitet in einem voluminösen Bassreflexgehäuse mit großem Reflexport. Ein solides, mit Akustikvlies hinterlegtes Lautsprechergitter deckt Treiber und Reflexport sicher ab. Angetrieben wird der Woofer von einer Class-D-Endstufe aus dem Hause Crown mit 1.500 Watt. Ein DSP schützt mit dem bewährten Typ-IV-Limiter von dbx vor zu hohen Pegeln. Auffällig ist die Zwangsbelüftung des Ampmoduls, das durch Lüfter und große Luftschlitze stets einen kühlen Kopf behält. Allerdings ist so auch erhöhte Vorsicht geboten, falls die Wetterdienste Regen vorhersagen oder der Subwoofer vom Publikum zur Getränkeablage umfunktioniert wird.
Das Aktivmodul besitzt zwei Combobuchsen-Eingänge samt Gain-Regler und zwei XLR-Link-Thru-Ausgänge. Somit lässt sich das Eingangssignal an weitere Bässe oder Topteile durchschleifen. Auf Wunsch kann ein Crossover-Filter bei 120 Hz (24 dB) aktiviert werden. Praktisch sind außerdem die optionale Polaritätsumkehr (180°) und die abschaltbare blaue Betriebs-LED auf der Vorderseite. Signal- und Limiter-LED informieren über Pegelverhältnisse, die Remote-LED gibt Auskunft darüber, ob der DSP über die PRX-Connect-App verändert wurde. Um den DSP zu manipulieren, muss der User mittels Tablet-Computer zunächst eine WLAN-Verbindung zur Box herstellen. Das geschieht behelfs der Connect-Taste, deren LED den Verbindungsstatus anzeigt.
Die Netzversorgung wird über ein Kaltgerätekabel sichergestellt, das leider nicht verriegelbar ist. Auch besteht keine Möglichkeit, Strom an das Topteil weiterzuleiten. Bei der klassischen Aufstellung von ein, zwei Subwoofern und einem Topteil pro Seite kann man also direkt eine Dreifachsteckdosenleiste einplanen. Das Topteil kann an einer M20-Distanzstange andocken, die sich auf der Oberseite des Subwoofers einschrauben lässt.
JBL PRX812W TOP Der gleiche Strukturlack, identische Schutzgitter vor den JBL-eigenen Neodymtreibern – optisch passt das Gespann aus Top und Sub. Mit einem Gewicht von knapp 20 Kilogramm lässt sich die kompakte Box gut alleine bewegen. Nur beim Versuch, die Box auf die Distanzstange zu wuchten, hätte sich der Autor einen zweiten Griff bzw. Mann gewünscht. Das Gehäuse besitzt eine doppelte Hochständeraufnahme: Nummer 1 positioniert die Box waagerecht, Nummer 2 neigt das Top leicht in Richtung Boden.
Die Box ist mit einem JBL 272G 12-Zoll-Treiber und einem 1-Zoll-Hochtontreiber (2408H-2) bestückt. Beide kommen auch in der PRX700-Serie zum Einsatz. Der Hochtöner arbeitet mit einem Kunststoffhorn, das dank der Abstrahlcharakteristik von 90 x 50 Grad problemlos auch breite Räume akustisch ausleuchtet. Durch die Monitorschräge lässt sich das Top ebenfalls als Floorwegde verwenden, die gewünschte Betriebsart wird per Schalter am Aktivmodul angewählt. Wie beim Sub gibt es auch hier Taster für die Front-LED und die WLAN-Conncet-Funktion.
Bei den Ein- und Ausgängen gibt es indes deutliche Unterschiede. Das Topteil verfügt über zwei Combobuchsen-Inputs mit separaten Gain-Potis, umschaltbar zwischen Line- und Mikrofonpegel. Dafür müssen die Mic/Line-Taster länger gedrückt werden. Das ist gut gelöst, denn es wäre fatal, wenn man im laufendem Betrieb aus Unachtsamkeit den Mic/Line-Schalter berührt, und dieser sofort von Line auf Mikrofonpegel wechselt. Für Zuspieler steht ferner ein Cinch-Pärchen bereit, zum Durchschleifen des Eingangssignals dient eine XLR-Thru-Buchse. Der Anwender hat die Wahl, das exakte Mischungsverhältnis aus Eingang 1 und 2 oder mittels der 50/50-Taste einen identisch lauten Mix von Kanal 1 und 2 weiterzureichen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die JBL PRX812W ist eine kompakte Aktivbox.

JBL PRX Conect App

PRX Connect gibt es kostenlos für Android- und iOS-Geräte. Mit dieser App lässt sich der DSP in den PRX800W-Boxen bequem fernsteuern. Dabei hat der Anwender zwei Alternativen, die Boxen zu adressieren:
Möchte man eine Box nach der anderen einstellen, drückt der Anwender die Connect-Taste am Aktivmodul und findet anschließend in den Einstellungen seines Tablets die Box im WLAN, um sie zu selektieren. Danach wird die App gestartet, die Box ist nun oben links im Bildschirm sichtbar. Anschließend zieht man die virtuelle Box via Drag & Drop ins mittlere Fenster und verpasst ihr einen EQ oder stellt die Lautstärke ein.
Sollen alle Boxen gleichzeitig per App gesteuert werden, ist ein WLAN-Router erforderlich. Die Prozedur fällt nun etwas aufwändiger aus, da jede Box mit dem Netzwerk vertraut gemacht werden muss. Praktisch: Einmal eingestellt, wird das Setup automatisch erkannt, wenn alle Komponenten inklusive Router identisch sind und das Ganze als „Show“ in der App gespeichert wurde.
Pro Box gibt es einen achtbandigen, vollparametrischen EQ, das dürfte selbst für eine aufwändige Monitorentzerrung ausreichen. Vermisst habe ich lediglich einen durchstimmbaren Lowcut. Um die Laufzeiten anzugleichen, nutzen wir das Laufzeiten-Delay mit einer maximalen Verzögerung von 50 ms (17 Meter). Ein Trockentest im Lager zeigt, dass die WLAN-Verbindung grundsätzlich funktioniert. Mal sehen, wie sich das System in freier Wildbahn schlägt.

Praxis

Die Testanlage darf von Karnevalsbühne bis zum Drumfill für eine Hardrock-Band zeigen, was in ihr steckt. Zum Einstieg steht ein DJ-Job für gut 200 Karnevalisten auf dem Programm. Das DJ-Pult dockt ohne Umwege an die PA an, während diese links und rechts auf der Bühne gestackt auf Input wartet.
Um einen Drehstromverteiler zu sparen, spielt die PA an einer normalen Wandsteckdose. Das reicht völlig aus, gerade in kleinen Kneipen und Clubs ein Vorteil. Die WLAN-Funktion kommt bei diesem Job nicht zum Einsatz, es gibt keine Veranlassung, am EQ zu schrauben. Die PA liefert einen frischen Grundsound, der von Anfang an passt. Den richtigen Schub bringt die PRX800W auch.
Etwas anders der folgende Tag: Hier durfte die PA eine kleine Open-Air-Karnevalsveranstaltung beschallen, die neben Zuspielermusik auch Live-Acts zu bieten hatte. Für diesen Job wurden alle Boxen über einen WLAN-Router als ein System definiert und mit einer Prise EQ versehen. Dabei hilfreich ist, dass alle Einstellungen bestehen bleiben, falls der Strom ausfallen sollte. Etwas diffiziler wird es bei WLAN-Störungen. Spielt man gerade mit dem Summen-EQ herum und die Verbindung reißt ab, gibt es nur zwei Möglichkeiten, wieder Zugriff auf das System zu erhalten. Man startet das WLAN neu und hofft, dass sich die Verbindung wieder aufbaut, oder setzt alle Boxen mittels eines Factory Soft Resets auf die Grundeinstellungen zurück, womit alle EQ-Punkte und Delay-Einstellungen der DSPs genullt werden. Die Netzwerkeinstellungen werden dabei nicht zurückgesetzt, sodass die Boxenverbindungen erhalten bleiben. 

Fotostrecke: 4 Bilder Um alle Boxen gleichzeitig per PRX Connect zu adressieren, benötigt man einen zusätzlichen WLAN-Router.

Wir haben auf unserer Karnevalsveranstaltung keine Probleme mit Router oder WLAN und auch der Sound stimmt. Die maximale Lautstärke dürfte aber gerne zwei, drei dB höher sein, den notwendigen Maximalpegel für 250 Jecken erreicht die Anlage nur mit Mühe. Und das trotz postulierter 135 dB SPL bei den Tops. Immerhin kann ich versichern, dass die dbx -Limiter unauffällig arbeiten. Mehr darf man wohl auch nicht von dieser übersichtlichen PA erwarten. Die Mitbewerber in dieser Preiskategorie bieten kaum mehr.
Vollgas ist auch angesagt, als ein Bass und ein Top als Drum-Fill bei einem Hardrock-Konzert zum Einsatz kommen. Da der JBL-Subwoofer ein recht tiefes Gehäuse besitzt, nimmt er vergleichsweise viel Platz auf der Bühne ein. Das könnte in kleinen Venues problematisch sein. Klanglich kann das Stack jedoch überzeugen. Die Bassdrum schiebt satt und lässt dem Drummer die Hose flattern. Am Topteil wird die Monitor-Grundeinstellung per Knopfdruck aktiviert, was den Klang etwas prominenter im Mittenbereich platziert, ohne dass darunter die Koppelfestigkeit leidet. Eine gute Voraussetzung für einen durchsetzungsfähigen Monitorsound.

Fazit

JBLs PRX800W-Serie besitzt einen gutmütigen Grundklang, der auch beim bekannten PA-Dreikampf: hinstellen, anschließen, losrocken! sofort gute Ergebnisse garantiert. Den Entwicklern ist ein guter Kompromiss zwischen Klang und Maximalpegel auf der einen und moderatem Preisgefüge auf der anderen Seite geglückt. Das WLAN-Modul bietet einen signifikanten Mehrwert, der sowohl in einer Festinstallation als auch live den Job erleichtert. Die PA löst souverän die meisten Standard-Beschallungsaufgaben und ist dank Fernsteuerung und Flugfähigkeit der Topteile auch eine Option für Festinstallationen mit begrenztem Budget.

    PRO
    • WLAN-Modul
    • angenehmer Grundsound
    • reichlich Flugpunkte (Topteil)
    • vergleichsweise niedriges Gewicht
    • Preis-Leistungs-Verhältnis
    • kostenlose PRX Connect App für Android und iOS
    Contra
    • Subwoofer nicht für Transportrollen vorbereitet
    • Netzkabel nicht verriegelbar
    JBLs PRX800W-Serie
    JBLs PRX800W-Serie
    Unser Fazit:
    4 / 5
    Pro
    • WLAN-Modul
    • angenehmer Grundsound
    • reichlich Flugpunkte (Topteil)
    • vergleichsweise niedriges Gewicht
    • Preis-Leistungs-Verhältnis
    • kostenlose PRX Connect App für Android und iOS
    Contra
    • Subwoofer nicht für Transportrollen vorbereitet
    • Netzkabel nicht verriegelbar
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    JBL PRX812W und PRX818XLFW Test
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    Ein 18“-Subwoofer in Kombination mit einer 12/1“-Box ergibt eine klassische PA.

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