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Der letzte Akkord: 4 Bands, die den perfekten Abgang schafften

Im Rock gibt es kein einfaches „Ende“. Manche Bands verlöschen leise, andere explodieren noch einmal mit voller Wucht, bevor sie verschwinden. Die wenigsten schaffen es, das Timing zu treffen und ihr Erbe mit einem letzten, würdigen Akt zu versiegeln. Wer aber den Mut hat, den Vorhang selbst zuzuziehen, schreibt Geschichte und sorgt dafür, dass die Erinnerung an die Musik stärker bleibt als jede müde Comeback-Tour.

PinkFloyd1973.jpg: TimDuncanderivative work: Mr. Frank, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons

The Beatles – das Rooftop-Kapitel

Das Ende der Beatles ist wohl das bekannteste Bandende überhaupt und gleichzeitig eines der ungewöhnlichsten. Kein offizielles Abschiedskonzert, keine große Tournee. Stattdessen: das Rooftop-Konzert am 30. Januar 1969. Mitten in London, auf dem Dach der Apple-Studios, spielten John, Paul, George und Ringo eine Handvoll Songs. Passanten blieben stehen, die Polizei unterbrach das Ganze, und genau das machte es unsterblich.

Dabei waren die Beatles da längst innerlich zerbrochen. John Lennon war künstlerisch schon auf Solopfaden, Paul McCartney kämpfte verzweifelt, die Band zusammenzuhalten, George Harrison fühlte sich in seiner Rolle unterschätzt, und Ringo Starr wirkte oft wie der neutrale Vermittler. 1970 kam dann „Let It Be“ als letztes Album: ein Werk voller Spannung, zwischen Genialität und Zerrissenheit. Aber dieser Rooftop-Auftritt, ein spontaner Geniestreich, wurde zu ihrem letzten gemeinsamen Statement.

Ihr Abgang war kein Plan, sondern ein Zerbrechen, das durch ein ikonisches Bild verklärt wurde. Das macht ihn so einzigartig.

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Pink Floyd – die Kunst des Ausblendens

Pink Floyd verabschiedeten sich nicht in einem lauten Knall, sondern in einem allmählichen Fade-out. Nach der Division Bell-Tour 1994 war es still. Die Band war zu diesem Zeitpunkt schon ein gespaltenes Konstrukt: Roger Waters hatte Pink Floyd 1985 verlassen, die übrigen Mitglieder David Gilmour, Nick Mason und Richard Wright, führten die Band weiter.

Ihr Abschied war kein offizielles „Wir hören auf“, sondern eine stille Auflösung. 2005, beim Live 8 in London, standen Waters und Gilmour noch einmal gemeinsam auf der Bühne: das erste Mal seit zwei Jahrzehnten. Der Moment war magisch, weil alle wussten: Das ist keine Reunion, sondern ein einmaliger Gruß aus der Vergangenheit. 2007 folgte ein letzter gemeinsamer Auftritt, dann nichts mehr.

2014 erschien mit „The Endless River“ ein Album, das fast wie ein Nachruf auf die Band selbst wirkte. Basierend auf alten Aufnahmen mit dem 2008 verstorbenen Richard Wright, war es kein neues Werk, sondern ein musikalischer Nachhall. Kein Ausverkauf, kein Revival-Zirkus, nur ein würdevoller Rückzug.

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R.E.M. – der ehrliche Schnitt

R.E.M. gingen so, wie sie immer waren: ehrlich, kontrolliert und ohne Drama. Die Band um Michael Stipe, Peter Buck, Mike Mills und Bill Berry war jahrzehntelang das Aushängeschild für Alternative Rock, bevor das Wort überhaupt richtig existierte. Mit Songs wie „Losing My Religion“ oder „Everybody Hurts“ schrieben sie Musikgeschichte.

Doch 2011 war der Moment gekommen. Statt eine Abschiedstournee anzukündigen oder ein großes Spektakel zu inszenieren, veröffentlichte die Band ein nüchternes Statement auf ihrer Website: „Als Freunde und Musiker haben wir gemeinsam beschlossen, uns aufzulösen.“ Punkt. Keine Show, keine langen Erklärungen.

Das Besondere: Sie gingen, solange sie noch relevant waren. „Collapse Into Now“, ihr letztes Album, wurde kein Klassiker, aber es war solide. Sie hörten auf, bevor man sie belächeln konnte, und ließen so ihr Erbe unangetastet. Michael Stipe sagte später: „Wir haben den Moment genommen, bevor der Moment uns nahm.“ Genau das war ihr Triumph.

R.E.M. traten 2024 zum ersten Mal seit 17 Jahren wieder zusammen auf, um bei der Einführungszeremonie der Songwriters Hall of Fame am 13. Juni 2024 zu spielen. Das Quartett spielte während der Veranstaltung „Losing My Religion“.

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The White Stripes – ein Ende ohne Kompromisse

2011 erklärten Jack und Meg White das Ende der White Stripes. Es war kein Drama im Hintergrund, keine Krankheit, kein Streit. Sie schrieben in einem Statement, sie wollten die Band „intakt“ lassen und ihr Ende nicht durch ein Auslaufen oder eine müde Reunion verwässern.

Die White Stripes hatten zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 13 Jahre Bandgeschichte, aber sie waren schon längst Legende. „Seven Nation Army“ war nicht nur ein Hit, sondern zu einem weltweiten Fanchant geworden. Ihre Minimal-Ästhetik: nur Gitarre, Schlagzeug und Stimme, hatte die Rockwelt nachhaltig geprägt.

Jack White hätte die Stripes problemlos weitermachen lassen können, doch er entschied sich dagegen. „Ich wollte nicht irgendwann wie eine Coverband meiner selbst sein“, sagte er später. Der Schnitt war radikal, aber genau deshalb stark. Die White Stripes hinterließen ein Erbe, das unverbraucht bleibt und das macht ihren Abschied so einzigartig.

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Der letzte Akkord

In einer Musikwelt, in der man immer noch „eine Tour mehr“ spielen kann, ist der selbst bestimmte Abschied vielleicht die größte Rebellion. Ob leise wie bei Pink Floyd, nüchtern wie bei R.E.M. oder bittersüß wie bei den Beatles: das Ende wurde Teil des Mythos.

Vielleicht ist genau das die Essenz des Rock’n’Roll: zu wissen, wann man gehen muss. Denn der letzte Akkord klingt am längsten nach, wenn er nicht durch endlose Zugaben verwässert wird.

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