Shure SRH440 Test

Seit den frühen 30er-Jahren ist das US-amerikanische Unternehmen Shure bereits mit Mikrofonen erfolgreich im Geschäft und hat sich in diesem Bereich zu einer der erfolgreichsten Marken gemausert.

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Seit 1997 dreht der Hersteller den Spieß der Schallwandlung um, und produziert mittlerweile auch In-Ear-Monitore und Kopfhörer. Dass man sich hier zuerst an die professionelle Käuferschaft wendet, ist Ehrensache. Wir haben mit dem SRH440 eines der günstigeren Modelle unter die Lupe genommen.

Details

Ersteindruck und Lieferumfang des SRH440

Optisch ist der Shure SRH440 offenbar ganz ein Kind seiner Zeit, denn ihn unterscheidet nicht allzu viel von vergleichbaren Modellen. Das Gehäuse ist ganz in Schwarz gehalten und fast vollständig aus Kunststoff gefertigt. Die Ohrmuscheln sitzen je in einem großen Oval mit zylinderförmiger Anhebung, um die Treiber zu verstecken und der Bügelhalterung einen Ansatzpunkt zu bieten. Auf dem Zylinder prangen in einem Relief auf einer Aluminiumplatte silbern das Shure-Logo und die Modellbezeichnung. Bügel wie auch Ohrpolster sind aus Kunstleder gefertigt und mit einer angenehmen Polsterung versehen. Die Verarbeitung lässt sich in jeglicher Hinsicht als sauber bezeichnen. Keine überstehenden Kanten oder Grate, die Gelenke und Schienen laufen ohne jegliches Schleifen oder Kratzen. Die Ohrmuscheln lassen sich auf horizontaler Ebene nur um wenige Grad drehen, in der Vertikalen dagegen können sie einmal um 180° nach außen gewendet werden. Außerdem sorgt ein Faltmechanismus für einen etwas dezimierten Platzbedarf im Handgepäck. Insgesamt macht der Kopfhörer einen robusten Eindruck. Einzig der Umstand, dass die dünnen Drähte vom Bügel zur Ohrmuschel außen liegen und Schlaufen bilden, bereitet ein wenig Sorge. So besteht die Möglichkeit hängen zu bleiben und dem Kopfhörer Schäden zuzufügen, deren Reparatur vermutlich den Preis einer Neuanschaffung übersteigen würde. Ansonsten wurde an potenzielle Bruchstellen beziehungsweise Verschleißteile gedacht. Die Ohrpolster sind wechselbar, ebenso wie das Kabel. Dieses ist linksseitig geführt und verfügt über einen Bajonettanschluss, um versehentliches Herausziehen zu vermeiden. Eine Länge von drei Metern lässt genügend Spielraum und durch die spiralförmige Auslegung hängt überflüssige Länge nicht ständig im Weg herum und droht auch nicht zu verknoten. An der Verstärkerseite findet sich ein 3,5mm-Klinkenstecker mit Schraubgewinde, ein entsprechender Adapter auf 6,3 Millimeter liegt bei. Ebenso befindet sich im Paket noch eine kunstlederne Tasche zur sicheren Aufbewahrung und zum Schutz vor Kratzern beim Transport.  

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hörer ist geschlossen und ohrumschließend.

Technische Daten des SRH440

Der SRH440 zählt zu den dynamischen Kopfhörern und ist geschlossen gebaut. Mit einem Übertragungsbereich von 10–22.000 Hz deckt er nur knapp mehr als das menschliche Hörspektrum ab und liegt damit leicht hinter ähnlichen Modellen. Ans Ohr getragen wird der Schall von 40-Millimeter-Treibern, welche direkt und axial aufs Ohr abstrahlen. Mit einer Impedanz von 44 Ohm entlockt der Kopfhörer mobilen Geräten einen ordentlichen Pegel, die maximale Eingangsleistung von 500 Milliwatt sorgt dafür, dass auch an kräftigeren Kopfhörerverstärkern nichts verzerrt. Die Empfindlichkeit von 105 dB gewährt einen guten Dynamikumfang. Mit seinen 311 Gramm ist er nicht unbedingt einer der leichtesten Vertreter seiner Gattung, liegt aber dennoch in einem überaus verträglichen Bereich.

Fotostrecke: 4 Bilder Durch das Textilgewebe ist der Treiber zu erkennen.

Praxis

Der SRH440 im Einsatz

Seiner Funktion als ausgewiesener Kopfhörer fürs Monitoring, kommt der Shure SRH440 ohne mit der Wimper zu zucken nach. Sowohl „on the road“ am FOH-Platz, als auch im Aufnahmeraum des Studios macht er eine gute Figur. Auch wenn seine Dämpfungseigenschaften etwas besser sein dürften, liefert er beim Abhören stets ein kräftiges und durchsetzungsfähiges Signal. Vor Stößen vor den Kopf braucht man sich nicht zu fürchten. Auch diese steckt er dank seiner robusten Bauweise locker weg. Der Sitz ist auch auf längere Sicht relativ angenehm, nicht zuletzt dank des moderaten Anpressdrucks.

Absolut "tragbar": Der SRH440 ist bequem.
Absolut “tragbar”: Der SRH440 ist bequem.

Klang

Beim ersten Klangeindruck waren beim Budget-Kopfhörer von Shure keine wirklichen Besonderheiten auszumachen. Der Klang ist insgesamt rund und erscheint differenziert. Genaueres Hinhören offenbart jedoch eine grundsätzliche charakteristische Tendenz zu den Höhen hin. Die Bässe sind ein wenig zurückhaltend, Subbässe sind kaum wahrnehmbar. Dafür ist der gesamte Bassbereich straff organisiert und spielt auf den Punkt. Zum Grundtonbereich hin verdichtet sich der Klang und gibt dem SRH440 den nötigen Druck mit auf den Weg, um abseits von fader Nüchternheit auch den Spaßfaktor nicht missen zu lassen. Über die gesamten Mitten hinweg erscheint der Frequenzgang ziemlich linear, was in einer klaren und natürlichen Darstellung sämtlicher Instrumentengattungen resultiert. Zu den Höhen hin hebt sich das Spektrum leicht, doch merklich an. Leider bieten die Kopfhörer nicht das nötige Auflösungsvermögen, um hier tatsächlich auch eine detaillierte Darstellung zu bieten. So bleibt es bei einem Höhen-Boost, der zwar anfangs für gefühlte Brillanz sorgt, letztlich aber im ungünstigsten Fall bei dauerhafter Nutzung ermüdend aufs Gehör wirkt und beim Absetzen der Kopfhörer die eigene Abhöre ungewohnt dumpf erscheinen lässt. Für mehr Durchsetzungsfähigkeit am FOH (wo der Kopfhörer in der Regel nicht über längere Dauer getragen wird) oder im Aufnahmeraum mögen kräftigere Höhen ein begünstigender Umstand sein, in der Regie sind sie ein Killer.

Die Höhen sind recht kräftig, die Tiefen hingegen eher schwach.
Die Höhen sind recht kräftig, die Tiefen hingegen eher schwach.

Durch die axial aufs Ohr ausgerichteten Treiber trifft der Klang sehr unmittelbar aufs Ohr. Auch hier zeigt sich die Ausrichtung auf den Bereich Monitoring. Die direkte Beschallung gibt auf der Basisbreite ein klares Bild des Geschehens ab, kann aber dafür in der Tiefendarstellung nicht punkten.

Fazit

Das Unternehmen Shure hat mit dem SRH440 wieder einmal bewiesen, dass es Schallwandlung nicht nur in eine Richtung beherrscht. Der Kopfhörer ist optisch unaufdringlich, solide verarbeitet und kann mit einem guten und straffen Klang punkten. Eine leichte Tendenz zu den Höhen, ein kompakter Bass und seine direkte Art machen ihn zum guten Mitspieler für Monitoring-Anwendungen im Bühnenbereich und im Aufnahmeraum. Zur Nutzung in der Regie eignet er sich aufgrund des mangelnden Auflösungsvermögens und der schwachen Tiefenstaffelung nur bedingt. Doch auch, wenn der Kopfhörer kein Allrounder ist, sollte der erschwingliche Preis einen gewaltigen Kaufanreiz bieten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • weitgehend linearer Klang
  • straffer und kompakter Bass
  • robuste Bauweise
  • günstiger Preis
Contra
  • schwacher Tiefbass
  • Anhebung in den Höhen
  • freiliegende Kabel
Artikelbild
Shure SRH440 Test
Für 65,00€ bei
Shure_SRH440_2
Features und Spezifikationen
  • geschlossen
  • ohrumschließend
  • dynamisch
  • Impedanz: 44 Ohm
  • Nennbelastbarkeit: max. 500 mW
  • Übertragungsbereich: 10–22000 Hz
  • Empfindlichkeit: 105 dB/mw
  • abnehmbares Spiralkabel mit 3 m Länge, Bajonettanschluss
  • Gewicht ohne Kabel: 311 g
  • Lieferumfang: 6,3mm-Klinkenadapter mit Schraubgewinde, Transporttasche
  • Preis: € 79,– (Straßenpreis vom 16.06.17)
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Die Höhen sind recht kräftig, die Tiefen hingegen eher schwach.

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Profilbild von Alex

Alex sagt:

#1 - 20.06.2017 um 08:20 Uhr

0

Ich benutze den Hörer sein einigen Jahren hauptsächlich beim Recording in meinem Bedroomstudio :-) aber auch viel unterwegs und stimme dem Test in allen Punkten zu. Die Ortung ist nicht wirklich gut, im direkten (etwas unfairen) Vergleich mit einem offenen 300€ Bayerdynamic klingt es, als würde man von Mono auf Stereo umschalten. Aber fürs Recordig bleibt er mein Arbeitstier :-)Das Kabel hab ich auch schonmal tauschen müssen (und können!)
Mit der Zeit lösen sich an der Oberfläche des Kunstleders am Bügel flockige Fetzen ab...nun ja, rein optisch. Was etwas mehr stört ist, dass die kunstledernen Ohrpolster mit der Zeit spröde und rissig werden. Fühlt sich halt nicht mehr ganz so weich und angenehm an. Aber auch dafür gibt's Ersatz, wenn es stört.LG Alex

Profilbild von martin fuerst

martin fuerst sagt:

#2 - 30.03.2023 um 12:23 Uhr

0

Für das Geld ist er ziemlich gut. Viel Power, guter Sitz am Kopf. Nachteil: der obere Mitteltonbereich ist ueberpraesent und verlangt akustisch beim Recording foermlich dazu, diesen Bereich am EQ zurück zu nehmen. Bass sauber und tief, wirkliche Hoehen einwandfrei. Fazit: ich bleibe bei meinem Beyerdynamic DT770Pro.

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