„Smoke On The Water“ von Deep Purple gehört zweifellos zu den legendärsten Rocksongs aller Zeiten. Ob das markante, minimalistische Gitarrenriff, die eingängige Hookline oder der raue, kraftvolle Sound – hier greift alles perfekt ineinander. Doch was heute als Klassiker gilt, entstand ursprünglich eher beiläufig: Ein spontaner Soundcheck-Jam, der nur deshalb zu einem vollständigen Song wurde, weil dem Album Machine Head noch einige Minuten Spielzeit fehlten.

Die Inspiration zur ikonischen Hookline lieferte ein dramatisches Ereignis: 1971 brach während eines Konzerts von Frank Zappa & The Mothers im Casino von Montreux ein Feuer aus, welches das Gebäude vollständig zerstörte. Deep Purple, die sich dort eingemietet hatten, um ihr Album mit dem mobilen Studio der Rolling Stones aufzunehmen, entkamen den Flammen und retteten ihr Equipment. Ein Versuch, die Aufnahmen im nahegelegenen Theater Pavillon fortzusetzen, scheiterte an Lärmbeschwerden der Anwohner, sodass die Polizei die Session beendete – mit dem späteren Backingtrack von „Smoke On The Water“ als einzigem Ergebnis. Schließlich fand die Band im leerstehenden Grand Hôtel (heute Hôtel des Alpes) eine improvisierte, aber funktionierende Aufnahmeumgebung, in der der Song fertiggestellt und das Machine Head-Album vollendet wurde.
Neben Ritchie Blackmores ikonischem Gitarrenriff ist Ian Paice mit seinen kraftvollen Fills und seinem lässigen Groove die treibende Kraft hinter „Smoke On The Water“. Sein druckvolles, aber zugleich geschmeidiges Spiel macht den Song zu einem echten Klassiker für geneigte Rockdrummer. In diesem Workshop nehmen wir die wichtigsten Passagen seines legendären Drumtracks unter die Lupe – viel Spaß!
Ian Paices Drumsound auf „Smoke On The Water“
Ian Paice (*1948) ist ein britischer Schlagzeuger und das einzige durchgängig aktive Gründungsmitglied von Deep Purple. Sein kraftvoller, präziser und dennoch geschmeidiger Stil machte ihn zu einem der einflussreichsten Drummer des Hard Rock. Heute spielt er ein ein recht ausladendes Pearl Schlagzeug mit einer 26-Zoll-Bassdrum und sieben Toms, die er teils übereinander anordnet. Dazu spielt er damals wie heute Paiste Cymbals, und zwar überwiegend in recht üppigen Größen. Vor seiner Zeit mit Pearl spielte Ian Ludwig Drums.
Von der Machine Head Recording Session existieren glücklicherweise Bilder, die sein damaliges Schlagzeug zeigen. Demnach spielte er im Grand Hôtel ein Ludwig Keystone Kit mit einer 22-Zoll-Bassdrum sowie Toms in 13″, 16″ und 18″. Als Snare verwendete er eine Ludwig Supraphonic in 14“ x 5″ – ein flacheres Modell als die Snare, die er heute bevorzugt. Der größte Unterschied zu seinem aktuellen Drumset war jedoch die single-headed Bassdrum, also ohne Resonanzfell – ein Trick, den Ringo Starr Jahre zuvor mit Engineer Geoff Emerick populär machte, um einen kurzen, knackigen Sound zu erzeugen. Nicht nur die Bassdrum, sondern das gesamte Drumset auf Machine Head klingt vergleichsweise trocken und direkt, was auch für „Smoke On The Water“ gilt.
Das Intro mit stetiger Verdichtung des Beats
Nachdem das viertaktige Riff zweimal allein zu hören war, steigt Ian im neunten Takt mit einer lockeren Sechszehntel-Hi-Hat-Figur ein, die er durch subtile Akzente und Lifts organisch gestaltet. Schon hier zeigt sich sein leicht geschwungenes Feel, das sich durch den gesamten Song zieht. Mit jeder Wiederholung des Riffs verdichtet er seinen Part: Zunächst ergänzt er nach vier Takten eine Snare auf „2“ und „4“, bevor er sie in der nächsten Runde unisono mit der Bassdrum mitspielt. Zeitgleich setzt Roger Glover am Bass mit einem pulsierenden Achtelgroove ein. In der letzten Wiederholung des Intros folgt Ian ihm mit der Bassdrum und rundet das Ganze mit einem ausladenden Snare-Fill im letzten Takt ab.

Das „Ian Paice Lick“
Das Sticking, mit dem Ian in die erste Strophe überleitet, ist eine Art Abwandlung eines Six-Stroke-Rolls. Es handelt sich um eine Kombination aus zwei Sechzehnteln, gefolgt von drei Sechstolen, die Ian mit einem rechten Doppelschlag und einem linken Einzelschlag spielt. Diese Figur taucht im Laufe des Songs immer wieder in verschiedensten Formen auf und ist ein typisches „Ian Paice Lick“.

Wie Ian Paice die Strophe ins Rollen bringt
Zur Strophe wechselt Ian auf eine Achtel-Hi-Hat, die er auf den Downbeats akzentuiert, was den Beat etwas schwerer wirken lässt. Die Bassdrum folgt dabei keinem strikten Pattern, markiert aber grundsätzlich die erste und dritte Zählzeit und überwiegend noch die jeweils darauffolgende Achtel. Die Snare ist mit einem kraftvollen Backbeat auf der zweiten und vierten Zählzeit zu hören. Zusätzlich spielt Ian durchgehend jeweils zur „1“ und zur „3“ einen leisen Diddle, der den Beat erst so richtig ins Rollen bringt. Im vierten und achten Takt spielt er zudem in Ergänzung zum Beat kleine Fill-ins.

Grundsätzlich geht es in der zweiten Hälfte der Strophe genauso weiter wie in der ersten. Vor allem das letzte Fill-in fällt jedoch weitaus länger und spektakulärer aus und leitet schließlich in den Refrain über. Hier kommt erneut das oben beschriebene „Ian Paice Lick“ zum Einsatz.

Crash-Akzente und eine geöffnete Hi-Hat sorgen für die Energie im Refrain
Im sechstaktigen Refrain spielt Ian die Hi-Hat wesentlich offener und reagiert auf die Gitarrenfiguren mit einigen Crash-Akzenten, die er teilweise durch kleine Fill-ins ergänzt.

Ein Marschrhythmus als Solo-Begleitung
Nachdem die zweite Strophe und der zweite Refrain vorbei sind, geht der Song in ein Gitarrensolo über, das von einer spannenden Schlagzeug- und Bass-Begleitung untermalt wird. Während der Bass eine treibende Achtelnoten-Figur spielt, geht Ian in eine Art Marschrhythmus auf der Snare über.

Atemberaubendes Fill-in am Ende des Gitarrensolos
Den technisch anspruchsvollsten Moment des Songs finden wir am Ende des Gitarrensolos. Hier spielt Ian ein atemberaubend schnelles Fill-in auf der Snare. Es handelt sich dabei um Sechstolen, die er auf „1+“ startet und mit einem Akzent auf „4+“ abschließt – ein ungewöhnlicher wie wirkungsvoller Moment!

In diesem Video könnt ihr mehr über die Entstehungsgeschichte von „Smoke On The Water“ erfahren:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas