Amphion One12, One15, One18 und Amp100 Test

Im HiFi-Bereich ist Amphion kein Geheimtipp mehr und „Passive“ sind sowieso angesagt.

Amphions_One_00_Aufmacher

Im modernen Studiosektor sind Lautsprecher mit passive Frequenzweichen aber eher selten anzutreffen – das muss aber nichts heißen. Im Gegenteil, denn zusammen mit One12, One15 und One18 bietet der finnischer Hersteller gleich die passenden Endstufen an und somit auch eine äußerst überzeugende Systemlösung.

Details

Passives 2-Wege-Design 

Bei der Amphion-One-Serie handelt es sich um passive Nahfeldmonitore in drei verschiedenen Größen, namentlich One12, One15 und One18. Allen gemein ist ein ziemlich ähnliches 2-Wege-Design sowie die geschlossene Bauweise mit einer rückseitigen Passivmembran. Alle Amphions werden in Finnland handgefertigt.

Hier seht ihr beispielhaft die große One18 mit dem 6,5-Zoll-Woofer. Die passive Membran auf der Rückseite ist genauso groß.
Hier seht ihr beispielhaft die große One18 mit dem 6,5-Zoll-Woofer. Die passive Membran auf der Rückseite ist genauso groß.

Drei Amps für alle Lebenslagen

Passende Endstufen hat der Hersteller auch im Programm: Amp100 mono, Amp100 und Amp500. Den Amp100 gibt es also in zwei verschiedenen Ausführungen. Zum einen als Stereovariante im gewohnten 19-Zoll-2HE-Formfaktor und zum anderen in einer deutlich kompaktere Mono-Block-Variante. Pro Kanal leisten beide jeweils 100 Watt an 8 Ohm. 
Der Amp500 hingegen leistet zweimal 330 Watt an 4 Ohm oder zweimal 500 Watt an 2 Ohm – und ist damit für die One-Serie schon überdimensioniert. Mit 5,5 kg (Amp500) und 4,1 kg (Amp100) sind die Verstärker relativ leicht, was durch den Class-D-Betrieb und das Aluminiumgehäuse ermöglicht wird. Im Inneren der Gehäuse ist somit relativ viel Platz. Brücken lassen sich die Amps allerdings nicht.

Fotostrecke: 9 Bilder Handgepäck: Die One12 gibt es mit zwei Amp100 mono und passenden Kabeln im Set. Der Koffer ist inklusive.

Drei Engel für Charlie

Die One-Series-Speaker sind grundsätzlich gleich aufgebaut und bestechen durch eine sehr gute Verarbeitung mit schwarzen Finish sowie ein auffälliges, weißes Waveguide um den 1-Zoll-Titanium-Tweeter. Die Trennfrequenz ist identisch und liegt bei allen drei Modellen bei 1,6 kHz.
Die Unterschiede sind damit in der Größe des Aluwoofers und der resultierenden Gehäusegröße zu suchen. Der passive Radiator auf der Rückseite hat dabei die gleiche Größe wie der Woofer und sorgt für eine „virtuelle Volumenvergrößerung“. Das ermöglicht eine tiefere Abstimmung relativ zur Gehäusegröße – wie bei einem Bassreflexgehäuse – allerdings ohne deren typischen Nachteile wie Strömungsgeräusche und Eigenresonanzen.

Fotostrecke: 4 Bilder Das weiße Waveguide ist das Markenzeichen von Amphion.

Daraus ergeben sich folglich unterschiedliche untere Eckfrequenzen, wobei ich diese der Übersichtlichkeit zuliebe gemeinsam mit der Woofergröße, dem Gewicht pro Box und den Maßen in einer kleinen Tabelle zeigen möchte.

Modell 

Woofergröße

 Gewicht

  Größe HBT in cm 

 Freifeld ±3dB

One12

4,5 Zoll  

  6kg

25,9 x 13,2 x 22,0

 78 Hz bis 20 kHz

One15

5,25 Zoll

  7,5 kg

31,6 x 16,0 x 26,5

 49 Hz bis 20 kHz

One18

6,5 Zoll 

  10 kg

38,0 x 19,1 x 30,5

 45 Hz bis 20 kHz

Fotostrecke: 2 Bilder Bei der Kiste werden der Postmann und Du leider keine Freunde!

Praxis

Versuchsaufbau

Bei meinem Versuchsaufbau mit den Amphion-Monitoren musste ich diesmal etwas kreativer werden. Und das hat verschiedene Gründe. Der erste: Keiner der Amps verfügt über einen Gainregler, sodass das Level Matching hier nicht erfolgen kann. Für eine detaillierte Untersuchung der Unterschiede ist aber ein korrekter Lautstärkenangleich unumgänglich. Schlussendlich habe ich alle drei Amps direkt an mein RME UFX+ mit insgesamt sechs Kanälen angeschlossen und den Volumenausgleich im Interface vorgenommen. 
Um auch die Stereobasisbreiten (ca. 1,3 m) bei allen drei Speakern gleich zu halten, habe ich sie nicht symmetrisch, sondern links und rechts identisch aufgebaut. Das heißt, auf der rechten Seite ist die One12 außen und auf der linken Seite ist sie innen. So muss ich meinen Kopf beim Umschalten zwischen den Paaren lediglich um etwa 10 cm nach links und rechts mitbewegen.
In einer zweiten Hörsession hab ich die Speaker sogar mal auf den Kopf gestellt, sodass  die Tweeter ungefähr auf einer Höhe waren. Ihr seht: Ein wenig Kreativität am Arbeitsplatz kann nicht schaden. Anschließend habe ich meine Höreindrücke zusätzlich im Einzelaufbau überprüft und entsprechend die Positionierung der einzelnen Modelle optimiert.

Gemeinsame Klangeigenschaften

Was direkt beim ersten Hören auffällt: Alle drei Amphion Ones klingen sehr gefällig, ausgewogen und keinesfalls stressig. Ihr Klang ist weich und trotzdem präzise. Die Bässe spielen zwar nicht ultratief, aber ehrlich. Beim Umstellen bemerkt man, dass die Amphions recht aufstellungskritisch sind, soll heißen: Das Experimentieren mit der richtigen Position hat einen entscheidenden Einfluss auf den Gesamtklang. 
Die Stereobühne faltet sich ordentlich weit auf und bleibt auch über einen sehr großen Sweetspot konstant. Ohne gehypte/scharfe Höhen oder gar überbetonte Bässe klingen die Amphions einfach rund. Dabei zeigen sie sehr viel Liebe und Transparenz in den Mitten, wodurch eine ordentliche Portion Emotionen transportiert wird – und dies ohne zu schönen. Und das ist beim erfolgreichen Mischen essenziell, wo sehr schnell wichtige Entscheidungen „aus dem Bauch“ heraus getroffen werden müssen. Allzu analytische Systeme empfinde ich mittlerweile ohnehin als eher anstrengend.
Dank des passiven Aufbaus kann der Hersteller auch gar nicht so viel „zaubern“ wie es durchaus bei einem aktiven oder gar digital-aktiven Aufbau möglich ist. Die physische Box muss also schonmal gut klingen – über die passive Frequenzweiche lassen sich auch nur noch minimale Anpassungen vornehmen. Und das fühlt man hier wirklich eindeutig: Im Signalweg ist kaum Elektronik, die die Phase manipulieren oder das Signal anderweitig verfälschen könnte. Das liegt natürlich auch an dem sehr guten Zusammenspiel mit den äußerst sauber spielenden Endstufen. Diese Kombination zeigt keinerlei Eigenklang.

Unterschiede zwischen der One12, One15 und One18

Jetzt kommt sie aber, die Frage der Fragen. Dass „ganz groß“ nicht automatisch besser heißen muss, haben wir ja schon oft gesehen. Das Selberhören ist zwar unersetzlich, dennoch möchte ich auch hier versuchen, euch eine kleine Entscheidungshilfe zwischen den drei Modellen zu geben. Und um es kurz zu machen: Die One15 ist die ideale Box zum Mischen. Sie ist von allen dreien am besten abgestimmt und bietet den ausgewogensten Übertragungsverlauf und die größte Leichtigkeit in der Beurteilung der Mitten. Somit mischt man deutlich schneller.

Die Amphion One15 ist aufgrund ihrer detailreichen Mitten und ihrem linearen Frequenzgang mein klarer Favorit.
Die Amphion One15 ist aufgrund ihrer detailreichen Mitten und ihrem linearen Frequenzgang mein klarer Favorit.

Das ist mir aber nicht sofort aufgefallen, denn zunächst war ich von der lauteren One18 abgelenkt. Das Mehr an Druck und Pegel beeindruckt anfangs, lässt die wichtigen Mitten aber um einen entscheidendes Fünkchen nach hinten treten. Hat man sich also erstmal an den „dünneren“ Bass der One15 gewöhnt, wird das Mischen – gerade von „organischer“ Musik – zum Klacks. Sicherlich, wer viel Techno und HipHop mit extrem drückenden Bässen produziert, wird schnell ans Pegellimit stoßen – auch mit den One18, die ultratiefe Kicks sogar minimal verfärben. Die One15 zeichnet hier ebenfalls wieder – trotz weniger Pegelreserven – deutlich ehrlicher.
Die kleine One12 ist gemessen an ihrer Größe ebenfalls gut, würde mir persönlich zum Mischen aber nicht reichen. Am Desktop-Arbeitsplatz und für den reinen Musikgenuss im Nahfeld macht sie aber eine verdammt gute Figur, obwohl sie mir dafür etwas zu teuer wäre. Anders gesprochen: Die One15 hat ein Top Preis-Leistungs-Verhältnis. Die kleine One12 überrascht dennoch mit einem fantastischen Stereoklang, der in humanen Pegelregionen auch ordentlich Impulsfestigkeit bietet, richtig viel Tiefgang darf man aber nicht erwarten. Der Sprung zur One15 ist dabei sehr deutlich, der von der One15 zur One18 eher gering.

Fazit

Mit der One-Serie bietet Amphion ein äußerst überzeugendes Monitorkonzept, das aus der Kombination passiver Speaker und hochwertiger Endstufen ein sehr gelungenes Sounderlebnis schafft: edel, präzise und keinesfalls schönend. Der unstressige, feine Klang ermöglicht langfristiges Arbeiten und auch gemütliches Hören. Besonders angetan hat es mir die äußerst ausgewogene One15, welche vor allem in den Mitten besonders detailliert zu Werke geht. Sie bietet meiner Ansicht nach das beste Preis-Leistungsverhältnis und erhält damit fünf Sterne. Die One12 und One18 müssen im Gegensatz dazu mit leichten Abstrichen leben, sind aber für sich gesehen ebenfalls gut und verdienen sich vier Sterne.

Pro
  • ausgewogener, natürlicher Klang
  • großer Sweetspot
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (One15)
Contra
  • Tiefbass-Wiedergabe
Amphions_One_00_Aufmacher
Features One12
  • Passiver Zwei-Wege-Nahfeldmonitor mit Passivmembran
  • 1-Zoll-Titan-Tweeter
  • 4,5-Zoll-Aluminum-Woofer
  • Crossover bei 1,6 kHz
  • Übertragungsverlauf: 78–20000 Hz (±3 dB)
  • Impedanz: 8 Ohm
  • Sensitivity: 84 dB @ 2,83 V/1 m
  • Leistungsempfehlung: 20–100 W
  • Farbe: schwarz
  • Maße: 25,9 x 13,2 x 22,0 cm
  • Gewicht: 6 kg
Features One15
  • Passiver Zwei-Wege-Nahfeldmonitor mit Passivmembran
  • 1-Zoll-Titan-Tweeter
  • 5,25-Zoll-Aluminum-Woofer
  • Crossover bei 1,6 kHz
  • Übertragungsverlauf: 49–20000 Hz (±3 dB)
  • Impedanz: 8 Ohm
  • Sensitivity: 84 dB @ 2,83 V/1 m
  • Leistungsempfehlung: 20–100 W
  • Farbe: schwarz
  • Maße: 31,6 x 16,0 x 26,5 cm
  • Gewicht: 7,5 kg
Features One18
  • Passiver Zwei-Wege-Nahfeldmonitor mit Passivmembran
  • 1-Zoll-Titan-Tweeter
  • 6,5-Zoll-Aluminum-Woofer
  • Crossover bei 1,6 kHz
  • Übertragungsverlauf: 45–20000 Hz (±3 dB)
  • Impedanz: 8 Ohm
  • Sensitivity: 85 dB @ 2,83 V/1 m
  • Leistungsempfehlung: 30–150 W
  • Farbe: schwarz
  • Maße: 38,0 x 19,1 x 30,5 cm
  • Gewicht: 10 kg
Features Amp100 mono
  • Class-D
  • 1 x 100 Watt @ 8 Ohm
  • 11,2 x 4,4 x 20,0 cm
  • 0,8 kg
Features Amp100
  • Class-D
  • 2 x 100 Watt @ 8 Ohm
  • 19 Zoll, 2 HE
  • 4,1 kg
Features Amp500
  • Class-D
  • 2 x 500 Watt @ 2 Ohm
  • 19 Zoll, 2 HE
  • 5,5 kg
Preise
  • One12: EUR 689,- (Stückpreis, Strassenpreis am 10.Novemer 2017)
  • One15: EUR 899,- (Stückpreis, Strassenpreis am 10.Novemer 2017)
  • One18: EUR 1349,- (Stückpreis, Strassenpreis am 10.Novemer 2017)
  • Amp100: EUR 1079,- (Stückpreis, Strassenpreis am 10.Novemer 2017)
  • Amp500: EUR 1559,- (Stückpreis, Strassenpreis am 10.Novemer 2017)
  • One12 Set: EUR 2399,- (Strassenpreis am 10.Novemer 2017)
  • Speakercables 2x 2,5m: 300,- (Strassenpreis am 10.Novemer 2017)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ausgewogener, natürlicher Klang
  • großer Sweetspot
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (One15)
Contra
  • Tiefbass-Wiedergabe
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Amphion One12, One15, One18 und Amp100 Test
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Profilbild von Hans

Hans sagt:

#1 - 14.11.2017 um 12:42 Uhr

0
    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 14.11.2017 um 15:36 Uhr

    0

    Hallo Hans, vielen Dank für deinen aufmerksamen Hinweis! Das geht natürlich überhaupt nicht und ich habe es sofort geändert. Danke dir. LG;
    Felix

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