iMect DJ Player EM für iOS Test

„DJ Player Pro“ gilt aufgrund seiner MIDI-, Ableton-Link-, DVS- und Mixer-Kompatibilität als professionelle Auflege-App. Wem dies technisch zu anspruchsvoll ist und wem der Abo-Preis zu kostspielig sein sollte, der könnte jetzt mit der EM-Version gut beraten sein. 10,99 Euro kostet diese, jedoch fehlen etliche Features und damit auch einige Alleinstellungsmerkmale, mit denen sich die App bisher erfolgreich von DJAY, edjing Mix und Cross DJ abheben konnte. Inwiefern sich „DJ Player EM“ dennoch von seinen Kontrahenten unterscheidet und warum es sich dennoch wirklich auszahlt, erfahrt ihr in diesem Testbericht. 

Details

Design

Die Oberfläche des DJ Player EM präsentiert sich puristisch und pragmatisch, ohne viel Schnickschnack. Platzsparende Knobs, wo das Auge hinsieht. Nur der Crossfader kommt klassisch als Schieberegler daher.

Vor dem Füttern mit Tracks sieht die App noch etwas öde aus

Vier Ansichten der Wellenform- und Pad-Anordnung stehen unter dem Layout-Button zur Auswahl. Die Wellenformen sind wahlweise entweder horizontal oder vertikal dargestellt. Die jeweilig dazugehörige Two-Hands-Ansicht bietet größere Pads auf Kosten verkleinerter Wellenformausschnitte.

Fotostrecke: 4 Bilder Unter vier Layouts kann ich wu00e4hlen

Jedes Deck bietet neben den Transport-Standards noch Sync in zwei Modi, Tempo- und/ohne Beatsync, Auto-Loops mit bis zu 128 Beats Länge. Jeder Kanal lässt sich per Knob hinsichtlich des Levels, LP- und HP-Filters, 3-Band-EQs (Bass, Mitten, Höhen) und Gains modulieren. Unter dem „More“-Button verstecken sich weitere Optionen pro Deck, wie Slip Mode, Pitch-Umfang, Tonartanpassung, Darstellung und Zoom der Wellenform. Die acht Hot-Cues, das BPM- beziehungsweise Beatgrid-Editing, die STEMS-Kanäle und die Effekte (jeweils drei Slots pro Deck mit bis zu acht Effekten) erweitern nur auf Knopfdruck das GUI.

Fotostrecke: 6 Bilder Noch mehr Einstellungsmu00f6glichkeiten

Library und Setup

In die Library gelange ich über das „DJ“-Symbol mit Zugriff auf iTunes und den Documents/Recordings-Ordner.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit Shift veru00e4ndert sich einiges auf dem Display

Hinter dem Zahnrad-Icon verbirgt sich das Setup. Der Reiter „Mixer“ kümmert sich um die Master-Lautstärke, Balance und das automatische Drosseln des Bass-EQs beim Blenden mit dem Crossfader. Auch das Cueing per Kopfhörer (Mix, Split, Auto-Pre-Listening), ob die Effekte vor oder nach dem Fader aufliegen sollen und das Crossfader-Adjustment (weiche, steile oder harte Kurve) samt Kanalzuweisung lässt sich einstellen. „Player“ bietet unter anderem Optionen zum Quantisieren, Auto-Gain, Pitchbending und Tonartschreibweise. Unter „Output“ sollte man die getrennte Master/Cue-Signal über ein DJ-Split-Kabel wählen, wie auch die Preview-Option, dazu die Puffer-Größe (Auto,12, 6 und 3 Millisekunden) bei Bedarf anpassen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Mixer-Setup mit etlichen Optionen

Praxis

Library-Management

In iTunes abgelegte Tracks importiert die App automatisch und listet sie in der iOS Music Library. Eine andere Möglichkeit bietet die „Dateifreigabe“-Funktion von iTunes. Mit ihr werden die Tracks per Drag & Drop an die App übertragen, um sie anschließend unter Documents/Recording zu listen. In diesem Ordner lege ich auch eigene Crates mit Hilfe der Editier-Funktion an. 

DJ Player EM Dateifreigabe

Die Library ordnet die Tracks nach Attributen, wie Rating, Kommentar, BPM und Key, sofern diese als Metadaten vorhanden. Analysiert man die Tracks vor dem ersten Laden in ein Deck, werden damit BPM und Beatgrids bereits bestimmt und gesetzt. Zudem überschreibt die App auf Wunsch auch bisherige BPM-, Key- und Grid-Daten. Ein besonderes Hidden-Feature: Durch Tippen auf einen Track im Track-Browser  lässt dieser auch jenseits vom Deck vorhören. Mit dem Finger nach links oder rechts gewischt, ändert sich die Spielposition. 

Fotostrecke: 2 Bilder Wonach sortiert man am besten seine Tracks?!

Auflegen

Durch die genau analysierten BPM und Beatgrids funktioniert das Beatmatching via Sync sehr gut. Sollten Tempo und Raster nicht passen: Die Korrektur über das Editier-Menü geht sehr schnell und auch genau von der Hand. Wer den Kampf um die synchronen Beats lieber traditionell austrägt, der muss sich an den Pitch-Knob erst gewöhnen. Mit gedrückter Shift-Taste tauchen in der Wellenform links und rechts hilfreiche 0,005 Prozent-Buttons zum Feinjustieren auf.
Für die Phasenkorrektur (Pitchbending) wischt man auf der großen Wellenform einfach mit dem Finger nach links beziehungsweise rechts. Alternativ halte ich links oder rechts vom „Abspielkopf“ meinen Finger gedrückt. Zum „Spulen“ im Track bewege ich den Finger in der Wellenformübersicht. Lege ich in der Wellenform die Zielposition fest, färbt sich der ausgewählte Abschnitt rot und der Skip-Button verwandelt sich einen Sprung-Button, um an die gewünschte Stelle im Track zu kommen.  

Zwei Möglichkeiten, um im Track spezielle Parts aufzusuchen

Wer sich gar im Scratching probieren möchte, greift bei gedrückter Shift-Taste in die laufende Wellenform. Gut gemeintes Feature, aber leider rutscht einem dabei das Signal förmlich unter dem Finger weg. 

Fotostrecke: 2 Bilder An das Einblenden per Knob gewu00f6hnt man sich schnell

Effekte

Mit den Effekt-Knobs schraube ich wie von der Hardware gewohnt. Ein Ass spielt die App in der X/Y-Pad-Ansicht aus. Der „2+3“-Button verknüpft FX2 und FX3, sodass beide Effekte gleichzeitig modulierbar sind. Kurzum: Die Effektsektion überzeugt! Übrigens: Sämtliche Aktionen auf dem GUI dokumentiert die App oberhalb der Wellenformübersicht.

STEMS

Selbst STEMS spielt die App ab. Jeder der vier Einzeltracks dieses Container-Formats kann in der Lautstärke angepasst werden. 

Record

Mittels gedrückter Shift-Taste wird der Crossfader gegen den Record-Button getauscht. Über die Open In Funktion der Library exportiere ich die WAV-Datei in andere DJ-Programme oder speichere sie in der iCloud und Dropbox.

Ausgabe

Das Daddeln mit der App über den internen Lautsprecher des Tablets oder Smartphones ergibt für mich wenig Sinn, denn zum Vorhören der Tracks benötige ich einen separaten Output. Von daher empfehle ich auf jeden Fall, den Ausgang im Split-Modus mit einem DJ-Split-Kabel zu fahren, um Master- (allerdings nur mono) und Kopfhörersignal getrennt voneinander auszugeben.

Fazit

DJ Player Pro überzeugt auch als EM-Version mit etlichen hilfreichen Features und einem puristischen, durchdachten Design. Zu den Stärken gehören vor allem die Haptik, das saubere Sync-Mixing, die üppige Effektsektion und die STEMS-Unterstützung. Zudem versteckt die App etliche hilfreiche Gimmicks, hinter die man allerdings nicht intuitiv, sondern nur durch Lesen der umfangreichen Beschreibung stößt. Die DJ-Player Pro App ist bei Weitem zu mehr fähig. Wer sich aber im Wohnzimmer als Location gut aufgehoben fühlt und sich nicht auf ein kostspieligeres Abo einlassen möchte, darf sich getrost für die EM-Variante entscheiden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • aufgeräumtes Design
  • ergonomisches Handling
  • sauberes Sync-Mixing
  • automatisches Bassreduzieren beim Blenden
  • üppige Effektsektion
  • STEMS-kompatibel
Contra
  • nicht intuitiv verständlich
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