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Millennia NSEQ-HF Test

Der Millennia NSEQ-HF hier im Test ist kein „normaler“ Equalizer. – Millennia gehört zu den Marken, deren Equipment sich mit Fug und Recht in die ‘Hall of Fame’ der Studioklassiker mit einreihen darf. Die vielen Auszeichnungen der Audiobranche, die Millennia mittlerweile angesammelt hat, verdeutlichen, dass der kalifornische Hersteller Millennia beim Bau seiner Verstärker, Kompressoren und Equalizer vieles richtig zu machen scheint. Der Startschuss zum Erfolg fiel 1990 mit Erscheinen der HV-Mic-Preamps, wo ganz ohne Rücksicht auf Kosten nur beste analoge Bauteile verwendet wurden. 

Höhen-EQ

Mit der gleichen Philosophie – koste es was es wolle, Hauptsache es klingt überragend – konzipierte man den mittlerweile sehr beliebten Equalizer NSEQ-4. Viel gelobt für seinen sauberen Klang und geliebt für seine Fähigkeiten in den hohen Frequenzbereichen, wird der NSEQ-4 von den großen, renommierten Tonstudios zur Klangverschönerung eingesetzt.

Zum bonedo-Test liegt ein, auf das Höhenband des NSEQ-4 reduzierter, EQ im 500er-Format vor. Sein Name: Millennia NSEQ-HF. Sein Ruf: um Meilen voraus.

Quick Facts zum Millennia NSEQ-HF 500

  • reiner Höhenband-EQ
  • baugleich mit dem Höhenband des NSEQ-4
  • sehr beliebt für Vocals

Details

Gehäuse des NSEQ-HF

Beim Millennia NSEQ-HF handelt es sich um einen einkanaligen Analog-Equalizer im API-500-Format. In diesem Format – auch liebevoll Lunch-Box genannt – werden dem Anwender Abkömmlinge beliebter und hochwertiger Studiogeräte in einer reduzierten, kleinen und dadurch recht erschwinglichen Variante zur Verfügung gestellt. 

Das Gehäuse des NSEQ-HF besteht aus Metall und wurde mit einer hochwertig wirkenden, gebürsteten Edelstahl-Frontblende ausgestattet. Die schwarze Optik des zu Grunde liegenden NSEQ-4 wurde hier nicht übernommen, was dem kleinen HF-Abkömmling einen edlen Look verleiht.

Sechs Frequenzen zur Wahl

Frontseitig befinden sich vier Schalter mit integrierten LEDs, zwei Drehregler und diverse Beschriftungen. Oben angefangen befindet sich der „EQ In“-Knopf, der mit einer grüner LED ausgestattet ist. Mit ihm schaltet man den EQ in den Signalpfad. Ist er nicht gedrückt, so bleibt der komplette EQ-Pfad auf Grund einer Relais-Schaltung mechanisch vom Signalweg entkoppelt.

Unter dem „EQ In“ befindet sich ein 6-fach gerasterter Drehregler mit dem man zwischen sechs vorgegebenen Frequenzen hin und her schalten kann. Zur Verfügung stehen 4.8, 5.8, 8, 10, 16 und 21 Kilohertz. 

Millennia NSEQ-HF ist Shelving- oder Peakfilter

Darunter befindet sich der orange „Shelf-/Peak-Select“-Knopf. Ist selbiger gedrückt, so befindet sich der EQ im Shelving-Modus mit einer Flankensteilheit von 6 dB pro Oktave. Die eingestellte Frequenz gilt hierbei dann als sogenannter 3-dB-Punkt des Shelving-Filters. Ist der Button nicht gedrückt, so arbeitet das Filter im Peak-Modus mit einer festgelegten Bandbreite von 1, was einer Bandbreite von ungefähr 1,4 Oktaven entspricht. Die am Drehregler eingestellte Frequenz definiert in diesem Modus die Center-Frequenz des Peakfilters.

Detailansicht des oberen Drittels der Frontblende des Millennia NSEQ-HF
Fotostrecke: 3 Bilder Einschalten, Frequenz wählen…

Symmetrie und Gain-Range

Mit dem darunter liegenden Knopf lässt sich der Eingang zwischen symmetrisch und unsymmetrisch umschalten. Der Button besitzt eine rote LED. Leuchtet selbige, so wird das Eingangssignal um 6 Dezibel verstärkt, um die Pegeldifferenz von unsymmetrischen gegenüber symmetrischen Signalen auszugleichen.

Der vierte und unterste der Druckknöpfe am Millennia NSEQ-HF dient dazu, den Gain-Umfang von +/- 18 dB oder +/- 9 dB zu verwenden.

Gain ist im Millennia NSEQ-HF gerastert

Ganz unten befindet sich der Gain-Regler. Damit lässt sich die Verstärkung beziehungsweise Absenkung des EQs in 21 gerasterten Positionen regeln. Hat man die Gain-Range auf „low“ geschaltet, so entspricht ein Rasterpunkt einem Dezibel. Ist die Range auf +/- 18 dB eingestellt, so regelt man mit jedem Rasterpunkt zwei Dezibel.

Solch eine Rasterung des Gainreglers scheint zwar eine Einschränkung beim Arbeiten mit dem EQ zu sein, erleichtert aber die Wiederherstellung der Settings, sollte man bestimmte Bearbeitungen präzise wiederholen müssen. Auch für den Stereo-Betrieb ist das praktisch. Ansonsten sind die fixen Vorgaben bei der Frequenz, der Flankensteilheit und auch der Gainstufe natürlich eine kleine Einschränkung in der Flexibilität.

Die inneren Werte des NSEQ-4 

Das 500er-Derivat des legendären besitzt zwar ausschließlich das HF-Band des Studioklassikers, aber eben auch genau jenes Band mitsamt der gleichen Bauteile. Deswegen ist die Audiogemeinde so aus dem Häuschen: Es kommen zum Einsatz: Der renommierten FSA-03 Class-A-J-FET-Verstärker und der DSA-01-Class-A-J-FET-True-Differential-Line-Empfänger. Beide Verstärker verwenden ausschließlich hand-gematchte Toshiba 2SJ74 und 2SK170 J-FETs, die als der heilige Gral der puren, diskreten Audiodesign-Topologie der Klasse A gelten. Es wurden keine ICs verwendet. Hier fühlen sich sowohl der Spezifikationen-Nerd als auch der Analog-Anbeter im siebten Himmel.

geöffnetes Modul
Geöffnetes 500er-Gehäuse

Lieferumfang

Im Lieferumfang befindet sich das EQ-Modul und ein minimalistisch gehaltenes Informationsblatt. Sonstiges Zubehör ist natürlich bei einem Lunch-Box-Gerät nicht nötig, da man keine Kabel für den Anschluss benötigt. Die Hardware wird zum Betrieb lediglich in den Rahmen eingesetzt.

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Praxis

Anschluss des Millennia NSEQ-HF

Ich habe den Millennia NSEQ-HF in den 500er-Rahmen gesteckt, verschraubt, und Ein- und Ausgang mit den entsprechenden Ports meiner Soundkarte symmetrisch verkabelt. Der rote Input-Knopf des EQs bleibt ungedrückt in der Out-Position. Ebenfalls die Gain-Range. Ich möchte mit den vollen +/- 18 Dezibel in den Höhenrausch starten.

Der Millennia NSEQ-HF in der Totalen, liegend.
Liegende Kassette

Der EQ mit Vocal-Signalen

Da es sich um einen einkanaligen Equalizer handelt werde ich zum Testen des Gerätes ausschließlich einkanalige Audiosignale verwenden. Die folgenden Hörbeispiele erklingen also in Mono.

Ich beginne mit dem naheliegendsten Monosignal: der menschlichen Stimme. Aufgenommen wurden die beiden Beispiele mit einem älteren, dynamischen Mikrofon aus dem Hause AKG. Das Original klingt etwas bedeckt, mit einem deutlich hörbaren Höhenabfall. Ganz und gar nicht unangenehm warm. Ich entscheide mich für den Peak-Modus, führe den Frequenzregler an sein oberes Limit von 21 Kilohertz und pegele mich bei der Anhebung bei +8 dB ein.

Die Frequenzgang-Anhebung mit solch einer an sich unhörbar hohen Frequenz besitzt die Eigenschaft, dass die flacher werdende EQ-Kurve aber dann doch noch fast eine ganze Oktave abwärts zu hörbaren Auswirkungen führt. Mit dem fixen Q-Faktor von 1 des NSEQ-HF wird somit die Region um 15 Kilohertz immerhin noch mit 2 Dezibel verstärkt. Und das ist noch nicht das Ende der oft zitierten Fahnenstange: Bis die Filterkurve auf 0 dB Verstärkung zurückfällt, werden ja immer noch alle Frequenzen bis runter auf zirka 13 Kilohertz in der Lautstärke angehoben.

Das ganze Zahlenwerk ist allerdings nur graue Theorie. Hier die Hörbeispiele:

Audio Samples
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Vocals 1 Original Vocals 1 EQ Vocals 2 Original Vocals 2 EQ

Über Geschmack lässt sich nicht nur streiten, sondern gerade was das Thema Höhen anbelangt, gibt es von Wärme-Fanatikern bis zum Höhen-Enthusiasten eine große Bandbreite an Vorlieben. So könnte das EQ-Beispiel der beiden Vocal-Takes beide zu entsprechend gegensätzlichen Aussagen bringen. Verständlicherweise kann man den Klang der unbearbeiteten Originale der Vocal-Ausschnitte als angenehm und warm bezeichnen. Die Anhebung mit dem Millennia NSEQ-HF klingt dagegen sehr clean und crisp und katapultiert die Aufnahmen für meinen Geschmack in eine bessere Mikrofongattung.

Der Unterschied der unbearbeiteten Ausschnitte im Vergleich zu den EQ-ten Takes klingt für mich wie der Unterschied von einem alten dynamischen Mikro zu einem modernen Kondensator-Mikrofon. Brillianz, Klarheit oder Luftigkeit, setzen sich gleichmäßig auf die Stimme, falls ich mich bitte solcher Assoziationen bedienen dürfte. Natürlich sind die von mir gewählten 8 dB etwas heftig, ganz im Sinne einer besseren Hörbarkeit der Arbeit des EQs genau so beabsichtigt. Aber ich muss zugeben, ich mag es nicht nur, sondern ich liebe es.

Auf der Begeisterungswelle dieses Höhenfluges reite ich zu den nächsten Klangbeispielen:

Der Millennia-EQ mit Gitarre

Audio Samples
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Gitarre Original Gitarre 10k Shelf +5 dB

Auch hier empfinde ich die Anhebung der Höhen als qualitätssteigernd. Die equalizte Aufnahme gewinnt an Feinheit und klingt für mich im Vergleich so, als hätte man neue Gitarren-Saiten aufgezogen oder als hätte der Spieler mehr Fingernagel benutzt.

Drums und Gitarre profitieren vom NSEQ-HF

Audio Samples
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Drums und Gitarre Original Drums und Gitarre 8k Peak +3 dB

Dem Beispiel von Schlagzeug und Gitarre genügen 3 Dezibel bei 8 Kilohertz um die Besen nach vorne zu bringen.

Flügel

Audio Samples
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Piano Original Piano 10k Shelf +12 dB Piano 16k Shelf -14 dB

Bei den Flügelaufnahmen habe ich den EQ auf zwei unterschiedliche Arten eingesetzt. Einmal verstärke ich 10 Kilohertz, und bei der zweiten Bearbeitung senke ich ab 16 Kilohertz mit einem Shelving EQ um 14 Dezibel ab. Die Anhebung bei 10 Kilohertz bewirkt eine Hervorhebung des Sustainpedals und der damit zusammenhängenden Geräusche der mit Filz versehenen Dämpfer. 

in der zweiten Bearbeitung gelingt es mir mit Hilfe des Millennia NSEQ-HF, durch eine starke Absenkung ab 16 Kilohertz sämtliche Störgeräusche zu eliminieren. 

NSEQ-HF auf einer kompletten Mischung

Audio Samples
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Band Original Band 16k Shelf +9 dB

Beim fertigen Band-Mix kann der Shelving-EQ ab 16 Kilohertz die Attacks aller Instrumente gleichzeitig hervorheben. Die Drums klingen etwas härter, das Klavier kommt ein wenig nach vorne und sogar die Anschlags- bzw. Zupfgeräusche des Kontrabasses sind deutlicher hörbar.

Bei diesem Klangbeispiel habe ich mehrere EQ-Plug-ins unterschiedlicher Marken in die DAW-Spur eingesetzt und versucht den gleichen, seidigen, feinen Höhensound nach zu bilden. Ich habe es zwar immer geschafft einen ähnlichen Höhenklang zu erzeugen. Die Ergebnisse kamen aber nicht an den schönen Sound des Millennia NSEQ-HF heran.

Die sonstigen Funktionen des Millennia NSEQ-HF

Auf dem Frontpanel des NSEQ-HF befinden sich neben den drei Klang-bestimmenden Funktionen weitere drei Features, die lediglich technische Relevanz haben. Dem „EQ-In“, der den EQ per Relais mechanisch aus dem Signalweg nimmt, kann ich 100-prozentige Neutralität bescheinigen. Setze ich den EQ damit auf Bypass, so höre ich keinerlei Beeinflussung des Eingangssignals, muss aber auch zugeben, dass eventuelle Klangverfärbungen bei den meisten Geräten vermutlich meist nur durch Messungen nachzuweisen sein dürften.

Der rote Button zur Symmetrie-Anpassung verstärkt das Signal um 6 dB, wenn man ihn drückt. Der „Gain-Range“-Knopf schaltet erwartungsgemäß zwischen +/-18 dB und +/-9 dB um, wodurch man mit kleinerem Dynamikumfang eine höhere Präzision bei gleicher Rasterung erhält. Bei diesen drei Features gibt es nichts zu loben oder zu bemängeln. Die Dinge funktionieren.

Kein Vergleich

Selbstverständlich habe ich zwischendurch immer mal wieder eine Plug-in-Emulation des Millennia NSEQ-2 in die Slots meiner DAW eingesetzt, um zu hören ob, und wenn ja, welche Unterschiede ich ausmachen würde. Dies soll aber nicht zu einem Vergleichstest führen. So halte ich mich mit detaillierten Beschreibungen etwas zurück. Nur so viel: Die Hardware-Variante schafft es für mein Empfinden im Vergleich zur Software eine gleichmäßigere und dichtere Frequenzsättigung zu erzeugen. So, als würden die verstärkten Höhenanteile komprimiert. Die digitale Variante ist zwar wesentlich unkomplizierter in-the-Box einsetzbar (kein Anschließen, Mehrkanaligkeit, multiple Instanzen), führt aber zu einem nicht so gleichmäßigen und gesättigtem Höhen-Sound.

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Fazit zum Millennia NSEQ-HF

Hardware bleibt Hardware. Und spätestens seit sich die sogenannten Lunch-Box-Racks etabliert haben, ist legendäre, bewährte und im Original oft hochpreisige Studiohardware sogar für recht kleines Geld zu haben. Der Millennia NSEQ-HF bietet mit dem Höhen-EQ das Lieblingsfeature des Equalizer-Klassikers NSEQ-2 aus gleichem Hause – zu einem Fünftel des Preises. Und zwar mit den gleichen Bauteilen, die auch im Höhenband des NSEQ-2 verwendet werden. Wer schon immer ein Faible für den recht teuren, 19-Zoll-Harware-EQ hatte, der könnte sich mit der abgespeckten Lunchbox-Version das Quäntchen Höhenvorteil ins Setup holen, das bislang vielleicht noch schmerzhaft teuer war. Klar, bei einem Preis von fast 900 Euro bekommt man nicht gerade üppig viele Features geboten. Aber die Ergebnisse, die man mit dem Einsatz der NSEQ-HF-Höhen erzielen kann, lassen sich meiner Meinung nach noch immer nicht anders realisieren als mit solch großartiger Hardware. 

EQ in der Totalen
Der kleine Ableger bietet den großen Höhen-Sound des EQ-Klassikers NSEQ-2.
  • analoger 1-Band-Hardware-Equalizer im Lunch-Box-Format
  • Frequenzgang +0 dB / -3 dB: <2 Hz bis über 300 kHz
  • Maximum Cut/Boost ( 21 Schritte Rasterung): +/- 18 dB (+/- 9 dB per Range-Button)
  • Center-Frequenzen (Peak/Shelf wählbar): 4,8 kHz, 5,8 kHz, 8 kHz, 10 kHz, 16 kHz, 21 kHz
  • THD + Noise: 20 Hz – 30 kHz: < 0,009 %, typisch < 0,003 %
  • Slew Rate, +21 dBu Out: > 50 Volt pro Mikrosekunde
  • Relais-Bypass-Schalter
  • Eingangsimpedanz: 25 Kiloohm
  • Minimums-Ausgangsimpedanz: 50 Ohm
  • empfohlene Last: > 500 Ohm
  • Ausgangsimpedanz: 5 Ohm
  • EQ-Verstärker: Class-A diskrete J-FETs
  • Stromverbrauch: 210 mA ( mit allen LEDs eingeschaltet)
  • Webseite: mil-media.com
  • hergetellt in: USA
  • Preis: € 899,– (Straßenpreis am 29.09.2022)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • die selbe Qualität wie beim legendären EQ-Klassiker
  • hochwertige Bauteile, diskrete Schaltung
  • sehr geringes Rauschen
  • einer der besten Höhen-EQs
Contra
  • relativ teuer
Artikelbild
Millennia NSEQ-HF Test
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Höhen-EQ

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Profilbild von Tom

Tom sagt:

#1 - 02.02.2023 um 08:59 Uhr

0

Hi guys, There are no audio clips at the bottom.

    Profilbild von Nick Mavridis

    Nick Mavridis sagt:

    #1.1 - 02.02.2023 um 09:40 Uhr

    0

    Hi Tom, thanks for reporting. I've checked them in LQ and HQ, also in the sidebar. Maybe it was just a temporary problem. If you could check again and specify the exact file(s) and your browser (translator, maybe?), we would be really thankful. Anyhow: Apologies for any inconvenience, the NSEQ-HQ is definitely worth listening to! Best Regards Nick

    +1
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