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Wampler Moxie Test

Beim Wampler Moxie handelt es sich laut Hersteller um einen „Screamer-Style“-Overdrive, sprich, wir haben es hier mit einem Pedal zu tun, das sich in der Tradition des legendären Ibanez Tube Screamers aus dem Jahre 1977 begreift. Brian Wampler wäre aber nicht einer der angesagtesten Pedalschmiede seiner Zunft, wenn er sich einfach nur auf den Errungenschaften eines 45 Jahre alten Designs ausruhen würde.

Wampler Moxie Test

Und so kommt der Moxie mit einigen Weiterentwicklungen, die auch Gitarristen, die dem grünen Kobold gegenüber eher skeptisch eingestellt sind, begeistern dürften. Diese sind z. B. ein True-Bypass, die Option, das Pedal zwischen 9- und 18-Volt zu betreiben, aber auch die Tatsache, dass die Kerneigenschaften des Tube Screamers wie der Basscut und die Mittenanhebung hier flexibler gestaltet werden können. Die Wampler’sche Beschreibung erweckt definitiv Neugier und daher will ich euch nicht länger auf die Folter spannen und das kleine Kästchen mal vor den Amp hängen.

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Gehäuse/Optik

Der Wampler Moxie kommt, wie viele der neuen fremdinspirierten Wampler-Pedale, in einem kompakten Minipedalgehäuse mit den Maßen 93 x 45 x 51 mm. Die Oberseite des mintgrünen Chassis ist mit der Grafik eines Pfeife rauchenden Minotaurus in Latzhose garniert. Im vorderen Pedaldrittel versammeln sich die Bedienelemente in Form von drei schwarzen robusten Metallpotis, die mit ihrer weißen Markierung auch im Stehen sehr gut ablesbar sind. Links und rechts neben dem hinteren Poti sind zwei Zweifach-Kippschalter angebracht, deren Funktion ich im Bedienteil näher erläutern werde. Im hinteren Pedaldrittel befindet sich ein Fußschalter, der den Moxie anwirft, was von der mittig angeordneten grünen LED angezeigt wird. Die 6,3 mm Klinkenanschlüsse befinden sich leicht versetzt an der linken und rechten Pedalseite und sind roadtauglich mit dem Gehäuse verschraubt. Der Eingang für das optional erhältliche Netzteil wurde an die Stirnseite verfrachtet und darf mit Spannungen zwischen 9 und 18 Volt gefüttert werden. Je nach Spannung verändert sich natürlich auch der Strombedarf, der mit 11 mA bei 9 V und 16 mA bei 18 V zu Buche schlägt. Die Bodenplatte ist mit vier Kreuzschrauben befestigt, allerdings ist kein Batteriebetrieb vorgesehen, sodass man hier nur zu Wartungsarbeiten Hand anlegen muss. Zum Lieferumfang gehören ein Wampler-Dustbag, ein kleines Manual, anklebbare Gummifüße von 3M und zwei Sticker.

Fotostrecke: 8 Bilder Der Wampler Moxie erscheint im kuscheligen Dustbag im bonedo Testlabor.

Bedienung

Der Wampler Moxie ist ein klassisches Overdrive-Pedal, das in seiner Charakteristik und Wirkungsweise an den Ibanez Tube Screamer (im folgenden TS) angelehnt ist. Nur zum Verständnis: Beim TS handelt es sich um einen Softclipping-Overdrive mit 9-Volt-Spannung und einem gepufferten Bypass, der sich durch eine Bassabsenkung und einen Mittenboost bei ca. 732 Hz auszeichnet. In Foren heiß diskutiert ist natürlich auch die Verwendung des Original JRC4558 Chips, der auch beim Moxie verbaut ist. All diese Beschreibungen sind zwar sehr technisch, allerdings auch notwendig, um die Wampler’schen Weiterentwicklungen begreifen zu können. Die ersten fundamentalen Verbesserungen liegen in der Betriebsspannung, denn der Moxie kann zwischen 9 und 18 Volt betrieben werden. Höhere Voltzahlen erlauben mehr Dynamik, niedrige hingegen verringern den Headroom und die Zerre wirkt etwas komprimierter. Des Weiteren hat die Wampler-Version im Gegensatz zum Original einen True-Bypass.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Bediener-Oberseite warten drei Potis, zwei Minikippschalter und ein Fußschalter auf ihren Einsatz.

An Potis zeigt sich das bewährte Trio aus Volume für die Ausgangslautstärke, Gain für den Zerrgrad und Tone für das EQing. Der Clou liegt allerdings in den beiden Kippschaltern verborgen: Voice wählt zwischen dem Standard-Tubescreamer-Mittensound in der linken Position und einem transparenten Voicing ohne Mittenanhebung in der rechten. Der Fat-Mode-Switch hingegen setzt an den Bässen an und schaltet zu einem MOSFET-Clipping. In der linken Position ist wieder das Defaultsetting mit „Bassklau“, wohingegen im rechten Setting der Sound dichter und mit mehr Gainreserven versehen wird.

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Für die Soundfiles spiele ich die angegebene Gitarre direkt in das Pedal und gehe von dort in einen cleanen Fender Bassman, der über eine 4×12″ Pre Rola Greenback-Faltung geschickt wird.

Beim ersten Anspielen zeigt sich sofort der klassische TS-Charakter. Die Bässe sind schön verräumt, die Mitten kommen mit einem durchsetzungsfähigen, leicht nasalen Sound und die Zerrtextur wirkt sehr organisch und inspirierend. Unabhängig von Low- oder High-Gain-Sounds weiß sich der Moxie in jedem Szenario zu behaupten, wobei vor allem das tolle Harmonieren mit Humbuckern und Singlecoils hervorsticht. Stellt man das Gain-Poti niedrig, erhält man tolle Break-Up-Sounds, die sehr Röhrenamp-mäßig daherkommen und eine schöne Natürlichkeit besitzen. War die Originalschaltung nicht gerade für High-Gain-Sounds berühmt, – es sei denn, man verwendete sie als Booster vor verzerrten Amps – bietet der Moxie schon alleine aufgrund des Fat-Switches einiges mehr an Gain und modernen Optionen.

Audio Samples
0:00
Pedal Off/On – Mid Setting Medium Gain – Stratocaster Low Gain – Stratocaster High Gain – Les Paul
AudiofileVolumeGainToneVoiceFat
Pedal Off/On – Mid Setting12:0012:0012:00LL
Medium Gain – Stratocaster13:0013:0013:00LL
Low Gain – Stratocaster13:008:0016:00LL
High Gain – Les Paul12:0016:0014:00RR

Nun überprüfe ich die Funktionsweise der Potis. Dem Volume-Regler geht es zunächst mit dem klassischen Stevie-Ray-Vaughan-Setting an den Kragen, nämlich Volume auf Anschlag, Tone halbwegs mittig und Gain zurück. Dadurch verwende ich das Pedal als Booster vor meinem Bassman und hole mir die Zerre nicht aus dem Moxie, sondern aus der Vorstufe des Amps. Dieses Setting funktioniert hier quasi nach Lehrbuch und ich erhalte sofort den vertrauten Boostsound. Zum Abchecken des Gain-Potis wähle ich das rechte Fat-Setting. Dem Moxie sind auf diese Art für einen Overdrive extreme Gainreserven zu entlocken, die das Pedal nicht nur für Freunde von bluesigen Drive-Sounds interessant machen dürfte. Das Tone-Poti arbeitet extrem effektiv und erlaubt drastische Klangveränderungen. Wurde der original TS bei zu hohen Tone-Settings oft etwas “giftelig”, kann man hier eigentlich nichts falsch machen. Jedes Setting klingt mehr oder weniger gut und musikalisch sinnvoll, wobei selbst Extrempositionen absolut brauchbar rüberkommen.

Audio Samples
0:00
Boost Funktion Gain Poti Tone Poti
AudiofileVolumeGainToneVoiceFat
Boost FunktionMax9:0011:00LL
Gain Poti12:00Min – 9:00  -12:00 – 15:00 – MaxLR
Tone Poti12:0014:00Min – 9:00  -12:00 – 15:00 – MaxLR
Im Wampler Moxie steckt jede Menge Tubescreamer Sound, der mit durchdachten Zusatzoptionen individuell geformt werden kann.

Kommen wir nun zu den Kippschaltern. Diese wirken wertig, liegen baubedingt allerdings sehr nahe am mittleren Poti und lassen sich leider nur extrem fummelig oder unter Zuhilfenahme eines Plektrums umschalten. Der Voice-Switch lässt die Mittenstruktur weitestgehend unangetastet, sodass man im direkten Vergleich zum Standard TS-Setting schon fast den Eindruck eines Scoops erhält. Gerade die rechte Stellung in Kombination mit dem Fat-Switch ermöglicht Sounds, die sich für ein Overdrive-Pedal als ganz schön aggressiv und modern erweisen. Der Fat-Switch hebt durch die Änderung des Clippings nun sowohl den Zerrgrad und den Bassanteil als auch den Pegel an. Daher wird bei der Verwendung beider Stellungen im Live-Kontext womöglich eine Nachjustierung des Volume-Potis fällig. Ihr hört im entsprechenden Klangbeispiel beide Fat-Switch-Stellungen ohne nachträgliche Pegelanpassung. Die Dynamik des Moxies ist ebenfalls vorbildlich und hier lassen sich wirklich feinste dynamische Nuancen nur durch die Anschlagsstärke herausbilden.

Audio Samples
0:00
Voice Switch Fat Switch Dynapick
AudiofileVolumeGainToneVoiceFat
Voice Switch13:0015:0013:00L – RL
Fat Switch12:0012:0012:00RL – R
Dynapick12.0012:0012:00RR

Nun interessiert mich natürlich, ob der Moxie auch den TS-Sound 1:1 einzufangen weiß. Zu diesem Zweck lasse ich das Wampler-Pedal gegen einen Maxon OD808 antreten und siehe da, bei mittigem Setting der Potis erhält man einen annähernd identischen Sound. Der Maxon hat zwar minimal mehr Output, aber grundsätzlich können sich alle klanglichen Abweichungen auch auf Toleranzen der Potis zurückführen lassen, denn die DNA der Pedale ist definitiv identisch.

Audio Samples
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Vergleich – Maxon OD808
AudiofileVolumeGainTone
Vergleich – Maxon OD80812:0012:0012:00
Audio Samples
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Vergleich – Wampler Moxie
AudiofileVolumeGainToneVoiceFat
Vergleich – Wampler Moxie13:0012:0012:00LL
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Der Wampler Moxie führt den Tubescreamer-Gedanken sehr clever fort und passt diese frühe Ovedrive-Schaltung geschickt an aktuelle Anforderungen an.

Natürlich stecken im Moxie alle vertrauten TS-Klänge, das Interessante ist jedoch, dass hier versucht wurde, die Hauptkritikpunkte der Originalvorlage, nämlich den Buffer, die Mittennase und den “Bassklau”, gezielt anzugehen und die Optionen sogar noch schaltbar zu machen. Egal, ob als Booster, bluesiger Low-Gain-Overdrive oder transparenter, aggressiverer Medium-Gain-Zerrer, die Flexibilität ist erstaunlich. Im Bereich Verarbeitung gibt es bei Wampler natürlich gar nichts zu mäkeln, denn hier ist alles robust und tadellos umgesetzt. Beim Preis liegt der Moxie ganz klar über dem original Ibanez TS Mini und minimal über dem TS9, aber dafür auch deutlich unter dem TS808. Aufgrund der hohen Flexibilität gehen die runden 160 Euro jedoch für mich voll in Ordnung! Klare Kaufempfehlung!

Der Wampler Moxie zeigt sich sehr vielseitig und macht als Booster, bluesiger Low-Gain-Overdrive oder transparenter, aggressiverer Medium-Gain-Zerrer stets eine gute Figur.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • authentischer Tubescreamer Sound
  • diverse durchdachte Zusatzoptionen
  • Fat- und Voice-Switch
  • weiter Dynamikbereich
  • tadellose Verarbeitung
  • flexibel über TS-Möglichkeiten hinaus
Contra
  • Kippschalter etwas fummelig
Artikelbild
Wampler Moxie Test
Für 169,00€ bei
  • Hersteller: Wampler
  • Name: Moxie
  • Typ: Overdrive-Pedal
  • Herstellungsland: USA
  • Regler: Volume, Gain, Tone
  • Schalter: Effekt, Voice, Fat-Mode
  • Anschlüsse: In- & Output (jeweils 6,3 mm Klinke), Netzteileingang (9 V-18 V)
  • Stromverbrauch: 11 mA (9 V), 16 mA (18 V)
  • Maße: 93 x 45 x 51 mm
  • Ladenpreis: 159,00 Euro (August 2022)
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