Dynaudio Core 59 Test

Konsequent setzt Dynaudio auf digitale Frequenzweichen bei ihren aktiven Studiomonitoren. Bereits der LYD 48 und auch der DBM50 waren mit einem DSP ausgestattet, selbst wenn die Speaker keine digitalen Anschlüsse boten.

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Und genau das soll nun mit der neuen Core-Serie und AES3-Anschlüssen anders werden. Die Serie bietet aktuell eine 2-Wege-Nahfeldvariante und auch eine dicke 3-Wege-Box – und die schauen wir uns mal an!

Details

3-Way Midfield

Der Dynaudio Core 59 ist ein digitaler 3-Wege-Studiomonitor, der einzeln gehandelt wird und aktuell rund 2700 Euro kostet (Straßenpreis). Das Gehäuse wiegt fast 25 kg, ist aus pulverlackiertem MDF und misst 28 x 38 x 55 cm (B x T x H). Damit gehört der Speaker zur Kategorie Midfield und bewegt sich im Bereich von Neumann KH 310 A, Focal Trio6 Be und Adam Audio S3H.

Fotostrecke: 4 Bilder Dank der drehbaren HF/Mid-Einheit sind horizontale und …

Alle Treiber werden von Hand in Dänemark gefertigt. Die Hochton-/Mittelton-Einheit lässt sich drehen, sodass vertikale, horizontale und sogar Upside-down- sowie L/R-Positionierungen möglich werden. Deswegen ist die Box auf jeder Seite mit Einkerbungen für vier beigelegte Gummifüße zum Ankleben versehen, fest angebrachte Gummis für jede Öffnung wären allerdings besser gewesen.
Als aktiver Speaker ist der Core 59 mit drei Class-D-Amps ausgestattet. Diese liefern zweimal 500 Watt an Bass und Mitten sowie 150 Watt an den 1-Zoll-Hochtöner. Der Woofer ist 9,5 Zoll und der Midrange-Treiber 5 Zoll groß. Die Trennfrequenzen des Bassreflex-Designs liegen bei 385 Hz respektive 5 kHz und liefern einen Übertragungsverlauf von 42 Hz bis 21 kHz innerhalb der ±3dB-Marken. Der Bassport befindet sich vorne.

Analoge und digital Eingänge

Der Core 59 ist mit analogen und digitalen Eingängen sowie DSP-Optionen ausgestattet. Das bedeutet hier, dass es vordefinierte Filter gibt. Eine weitergehende Kalibrierung, Laufzeitkorrektur oder gar Messsoftware ist nicht vorgesehen. Insofern sollte man sich von der rückseitigen USB-Buchse nicht beeindrucken lassen, die nur für den Dynaudio-Service gedacht ist.

Fotostrecke: 2 Bilder 1-Zoll Softdome Tweeter, 5-Zoll Midrange und …

Analog geht es mit XLR rein, digital via XLR rein und auch raus. Letzteres ist für Singlewire-AES3 bis 192 kHz und serielle Verkabelung gedacht, einen entsprechenden Umschalter namens „Digital channel“ für L/R am Gerät und ein BNC-Anschluss für Wordclock ist auch vorhanden. Hervorzuheben ist, dass es keine interne Samplingrate-Conversion gibt und der DSP sich auf die anliegende Samplerate mit unterschiedlichen IIR-Korrekturfiltern einstellt. Bei Verwendung des analogen Inputs läuft die Box indes mit 192 kHz. Die Empfindlichkeit und die Lautstärke der Box werden mit zwei Schiebeschalter eingestellt, sie heißen „Analogue input sensitivity“ und „SPL level“ und lassen in Kombination sehr genau den Arbeitspegel einstellen.
Neben den Filterschaltern, die wir noch im Detail beleuchten werden, gibt es rückseitig auch Kühlrippen, Öffnungen für einen VESA-Mount sowie einen Kaltgeräteanschluss für das integrierte Netzteil. Dieses versteht sich mit Spannungen von 100 bis 240 Volt und hat einen zuschaltbaren Auto-Standby-Mode zu bieten. Einen richtigen Main-Power-Schalter gibt es nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Mehr als ein EQ: die Core59 hat mehrere anwendungsbezogene IIR-Korrekturfilter an Board.

Viele anwendungsorientierte Filter

Dynaudio richtet sich neu aus. Das merkt zum einen an der einfacheren Sprache des Handbuches und zum anderen an der Ausgestaltung des internen DSP-Processings. Während man bei der AIR-Serie noch detailliert Hand anlegen konnte, beschränkt sich Dynaudio nun auf ein wenige aber praxisorientierte Filter. Und die schauen wir uns jetzt mal an:

  • Bass extension: Im Prinzip ein Lowcut für den Betrieb mit einem Subwoofer. Angaben zur Eckfrequenz fehlen, auf Nachfrage wurden mir 80 Hz mitgeteilt.
  • Sound balance: Ein Tiltfilter, das drei Position kennt: Bright, Neutral und Dark. Bright senkt bei 20 Hz um 1,5 dB ab und boostet bei 20 kHz um 1,5 dB, Dark verhält sich genau umgedreht: Boostet bei 20 Hz um 1,5 dB und senkt bei 20 kHz um 1,5 dB ab.
  • Position 1: Bestimmt den Aufstellungsort der Box und senkt entsprechend den Bass ab, um den Druckstau zu kompensieren. Es gibt „freistehend“, „an der Wand“ und „in der Ecke“. Das Filter orientiert sich dabei an den tatsächlich auftretenden Effekten an einer, zwei oder drei Wänden und senkt nicht nur mit einem Shelving ab.
  • Position 2: „Soffit“ beschreibt den Einbau abschließend mit der Wand. „Desk“ ist für die Position auf einer Meterbridge/einem Mischpult gedacht und senkt den so durch Reflexionen verstärkten Frequenzbereich vorsorglich ab. „Anechoic“ nutzt man wiederum in stark abgedämpften Räumen, wenn die Speaker trotzdem frei stehen.

Praxis

Aufbau und Bastelstunde

Die Dynaudio Core 59 ausgepackt und aufgebaut. Dank der drehbaren Mitteleinheit lassen sich verschiedenste Aufbau- und Aufstellungsmöglichkeiten finden und so auch relativ unkompliziert Surroundsetups bauen. Der Umbau ist mit einigem Schraubendrehen verbunden und lässt sich nicht so schnell vornehmen, als dass man unkompliziert mit verschiedenen Varianten direkt akustisch experimentieren könnte.
Das ist aber kein richtiges Problem, man kann die Box auch erstmal so drehen, variieren und hören, was das für einen Effekt auf den Bass hat und anschließend erst die Mid-/HF-Einheit drehen. Schade finde ich, dass man sich mit dem Ankleben der vier Gummifüße ziemlich festlegt. Ein paar mehr Gummis wären wünschenswert, zumal „selber ankleben“ sich in der Preisregion nicht stimmig anfühlt.

Die Einkerbungen des Gehäuses.
Die Einkerbungen des Gehäuses.

Nüchterner Klang

Nüchtern und präsent kommt mir sofort in den Sinn als ich die Speaker anschließe und zum ersten Mal höre. Kein Frequenzbereich wirkt gehypt, die Box klingt fast ein wenig langweilig – ähnlich wie bei den LYDs, aber so wie man sich das wünscht.
Die Bässe sind tendenziell dennoch etwas zurückhaltend abgestimmt, was den Vorteil hat, dass sie im Fall des Falles sehr präzise und trocken wiedergeben werden – der vorderseitige Bassportschlitz unterstreicht das. Mehr knochig also und damit keinesfalls dröhnend oder verfälschend. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dies dem ein oder anderen Bassfan zu wenig sein könnte – einen richtigen Bass-Boost-Schalter gibt es nämlich nicht. Fast alle Filter sind auf Bassabsenkung ausgelegt. Der Dark-Schalter mit seinen 1,5 dB Bassboost reicht also nur eventuell, zumal er gleichzeitig die Höhen etwas absenkt, was ich als sehr angenehm empfinde. Anders ausgedrückt: Mit der richtigen Positionierung machen die Teile wirklich ordentlich Alarm, auch was den Pegel anbelangt, aber nicht immer ist alles ideal und ein Boost manchmal eben doch angesagt.
Abseits des Basses macht die Box ebenfalls alles richtig und einen sehr guten sowie analytischen Eindruck. Die Mitten sind voll da, keineswegs kaschiert oder gar bewusst abgesenkt. Im Gegenteil, es ist mir fast ein wenig zu viel des Guten, auch in Verbindung mit den, in der neutralen Position, durchaus präsenten Höhen. 
Entsprechend rücke ich die Boxen aus dem direkten Nahfeld in das Midfield – und siehe da: Alles entspannt sich, wirkt unaufgeregter, runder. Die Box klingt also weniger aggressiv und die Balance wird noch stimmiger. Wieder anders gesprochen: Die Core 59 im absoluten Nahfeld zu benutzen, ist keine so gute Idee. Ich würde einen Abstand von 1,5 m bis 2 m empfehlen. Viel mehr aber auch nicht, denn trotz der „500 Watt Basspower“ geht die verhältnismäßig kompakte Box nun auch nicht mega laut. Schutzschaltungen konnte ich im Normalbetrieb nicht zum Auslösen bringen, der Bass komprimiert dann eher bei sehr hohem Pegel. Die Stereobühne blieb aber trotz dessen immer aufgeräumt, detailliert und räumlich. Ebenfalls nicht uninteressant: Die eingebauten Wandler und die Clock klingen wirklich sehr gut, sodass ich die digitalen Eingänge am Ende meiner analogen Signalzuführung (UA x16) vorgezogen habe, um Mehrfachwandlung zu vermeiden. Die Stereobühne wurde via AES3 somit nochmals sortierter und das auch ohne externes Word-Clocking. 

Philosophie-Frage

Digitale Frequenzweichen ermöglichen sehr akkurate Abstimmungen und bieten Möglichkeiten, die analog nur sehr schwierig bis gar nicht zu realisieren sind. Anders ausgedrückt: Man bekommt für moderates Geld sehr ausgewogene Lautsprecher. Allerdings raubt das Processing – aktiv, analog oder digital – auch ein wenig Seele, wie selbst bei sehr hochpreisigen Modellen immer wieder festzustellen ist. So wie auch hier, bei den Dynaudio LYD 48 sowie den zweifelsohne hervorragenden Kii Three Pro und ähnlichen Kalibern. Das ist aber alles nicht schlimm, ich bin da nur sehr verwöhnt und mittlerweile sehr „phasengangempfindlich“. 
Etwas schade finde ich es aber schon, wenn alles digital ist, keine tiefergehende Eingriffsmöglichkeiten in die Filter der Box zu haben. Das würde mir persönlich einen Mehrwert bieten, zumal ich mit den vorhanden Filtern bei meinen drei Testaufbauten – 35 qm Wohnzimmer, kleines Studio (4,3 x 2,8 m) und mittleres Studio (4,5 x 7 m) – wenig anfangen konnte. Andererseits bin ich nicht der Markt, sonst hätte Dynaudio wohl die vielen Optionen der AIR-Serie beibehalten, die aber ingesamt viel zu teuer waren, um sich abseits gebührenfinanzierter Einrichtungen zu verbreiten. Die vergleichbare Air 20 kostete rund 3800 Euro pro Stück! Deswegen muss man ganz klar sagen, dass man hier für etwa 5400 Euro (für das Paar) eine amtliche, große und flexible Abhöre erhält. Nur, weitergehende Raumanpassungen muss man bei anderen Anbieter wie beispielsweise Trinnov suchen. In den meisten Fällen dürften Räume für Stereosound in der Preisklasse aber bereits ordentlich behandelt sein. 

Fazit

Der Dynaudio Core 59 ist eine moderner und hochwertiger Aktivmonitor für einen angemessen Preis. Er liefert ein ungeschöntes, analytisches Ergebnis und ist bestens zum Mischen und Mastern geeignet, macht außerdem genügend Spass und ist nicht zu überkritisch, sodass man mit ihm auch über einen langen Zeitraum produzieren kann. Die gebotenen Filter sind ausreichend und die digitalen Eingänge besonders für Surroundaufbauten interessant. Tiefergehende Einstellungen kann man trotz DSP-Innenleben allerdings nicht vornehmen, was aber auch kein gravierendes Problem ist, zumal die Box relativ unkritisch ist, was ihre Positionierung betrifft. Das pragmatische Gehäuse unterstreicht das. 4,5 Sterne.

Pro
  • klarer, knackiger Klang
  • sehr gutes Auflösungsvermögen
  • gut abgestimmtes Gesamtkonzept
  • Boundary-Filter und Desktop-Filter
  • analoger und digitaler AES3-Eingang
Contra
  • keine DSP-Optionen
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Technische Spezifikationen
    Unser Fazit:
    4,5 / 5
    Pro
    • klarer, knackiger Klang
    • sehr gutes Auflösungsvermögen
    • gut abgestimmtes Gesamtkonzept
    • Boundary-Filter und Desktop-Filter
    • analoger und digitaler AES3-Eingang
    Contra
    • keine DSP-Optionen
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