ANZEIGE

Yamaha Tenori-On Orange (OS 2.0) Test

Das Tenori-On Orange hat ein quadratisches, weißes Gehäuse aus milchig-weißem matten Kunststoff. Richtig gelesen, weißes Gehäuse. Seinen Beinamen “Orange” trägt es wegen seiner orangefarbenen Beleuchtung, das erste Modell mit dem Aluminiumrahmen hat nämlich weiß leuchtende LEDs. Gut 20 x 20 cm groß ist die Fläche des Tenori-On Orange, es ist 3 cm dick und 650 Gramm ist es schwer. Auffallend sind die abgerundeten Ecken und Ränder des Gehäuses, die gerade zum „in die Hand nehmen“ einladen. Ein richtiger Handschmeichler, muss ich sagen! Der Gesamteindruck ist hochwertig, filigran und robust im Sinne eines mobilen elektronischen Instruments.

YamTenOran_imDunkeln02

Am oberen Gehäuserand befinden sich zwei 1-Watt Lautsprecher, die zur Vorder- und Rückseite strahlen und für ihre Größe einen recht leisen aber ganz passablen Klang abgeben. Des Weiteren findet sich in der Mitte des oberen Randes der Knopf „Clear“, mit dem man Pattern-Eingaben komplett löschen kann. Auf der linken Seite sind die Knöpfe L1 bis L5 platziert. Ihnen sind folgende Funktionen zugewiesen:

L1 Soundanwahl für den aktuellen Layer
L2 Notenlänge (Ausklang) einer Note pro Layer. Max. 9990 Millisekunden möglich
L3 Oktavtransponierung für einen Layer
L4 Definition der Loop-Länge eines Layers
L5 Definition der Steps als 1/4, 1/8, 1/16 oder 1/32

Am rechten Gehäuserand findet man ebenfalls fünf Funktionsknöpfe: R1 bis R5. Mit ihnen lassen sich in Kombination mit den Eingabefeldern in der Mitte folgende Bedienschritte ausführen:

R1 Anwahl eines Layers
R2 Master Tempo
R3 Master Transpose
R4 Layer Volume / Layer Mute
R5 Block Anwahl

Auf dem unteren Gehäuserand sind ein Endlos-Scroll-Rad, ein beleuchtetes Vier-Zeilen LC-Display und die zwei Knöpfe OK und CANCEL platziert, die man zur Display-Navigation benötigt. Das Display gibt in der Grundeinstellung Auskunft über den angewählten Layer und Block, Instrument, die Uhrzeit (!) und Start/Stop Status des Sequenzers. Bewegt man das Jogdial, gelangt man ins Main Menu, das einen Zugriff auf alle editierbaren Parameter gewährt. Für viele Befehle gibt es jedoch auch praktische Shortcuts aus Kombinationen der L- und R-Knöpfe und den 16×16 LED-Feldern in der Mitte.

Das Display des Tenori-On Orange
Das Display des Tenori-On Orange

Mittig am oberen Außenrand befindet sich ein Schacht für eine SD-Karte, auf der man erstellte Songs speichern oder eigene Klänge vom Rechner auf das Tenori-On übertragen kann. Auch für ein OS-Update benötigt man die SD-Karte, sie ist – MIDI einmal ausgeschlossen – die einzige zur Außenwelt. Einen USB-Port gibt es nämlich nicht. Wer also seine Arbeit spiechern will oder mit externen Samples auf dem Tenori-On arbeiten will, benötigt eine SD card und einen SD-Card-Reader am Rechner! Beides ist nicht im Lieferumfang enthalten.

Am unteren Außenrand findet man eine Buchse für das externe Netzteil, einen On/Off-Schalter, einen Anschluss für die zur Ausstattung gehörende MIDI In/Out Peitsche sowie ein Miniklinken Audioausgang namens Phones.

Ein Batteriebetrieb ist beim Tenori-On Orange leider nicht vorgesehen, das bietet nur der „große Aluminium-Bruder“. Ich finde das jedoch nicht weiter schlimm, da ich sowieso immer ein Miniklinkenkabel benutzen würde, um es an eine Abhöre oder eine PA anzuschließen., denn die Miniaturlautsprecher des Tenori-Ons  sind recht leise und geben kaum tiefe Frequenzen wieder. Sie sind mehr als praktischer Behelf zu verstehen, in einen audiophilen Rausch gelangt man damit nicht.
 
In der Mitte des Tenori-Ons befinden sich 16×16 LED-Felder, also 256 Druckknöpfe, die in verschiedenen Helligkeitsstufen leuchten können – je nach Status und Funktion. Im Gegensatz zum „großen Tenori-On“ mit den weißen LEDs kann man die orangefarbenen LEDs meines Testgeräts auch bei Tageslicht gut sehen. Auf ein LED-Feld drückt man, um zum Beispiel einen Stepsequenzer-Befehl zu setzen. Oder man „malt“ im Draw Mode eine Melodie oder ein Cluster in das Tenori-On. Wenn ein Feld leuchtet, bedeutet das, dass hier gerade ein Ton erklingt bzw. ein Sequenzer-Befehl hinterlegt ist. Die Befehle, die ein LED-Feld repräsentieren kann, sind allerdings auf vier Parameter begrenzt: Tonhöhe, Tonlänge, Note On/Off und eine feste Velocity (Wert 100). Diese Daten können auch als MIDI CC an externe Geräte weitergeleitet werden.

Tenorionisches Tonsystem
Wenn man sich die Zeitachse des Sequenzers auf der Horizontalen vorstellt, ist die Tonhöhe in den meisten Betriebsmodi auf der Vertikalen angeordnet. In der Voreinstellung wird, beginnend mit untersten Reihe, eine C-Dur Tonleiter nach oben errichtet. Geht man ein Feld nach oben, erklingt der Ton D, ein Sekundintervall, geht man sieben Feder nach oben, ist man beim eine Oktave höher angelangt usw. Es ist auch möglich, mehrer Töne gleichzeitig (= Akkorde ) zu spielen bzw. zu programmieren.
Die verwendete Tonleiter wird immer global festgelegt. Es können neben der Ionischen Skala auch die sechs weiteren Kirchentonarten sowie die Chromatische Skala, die japanische Skala Okinawa aber auch Benutzer definierte Skalen gewählt werden.

Alle Layers und Blocks eines Songs können jedoch immer nur auf die ausgewählte Master-Skala zurückgreifen. Grundsätzlich findet dadurch einerseits eine enorme Eingrenzung der musikalischen Möglichkeiten statt, denn tonleiterfremde Töne und daraus möglicherweise entstehende Dissonanzen, oder besser „interessante Akkorde“, sind so fast ausgeschlossen. Vielmehr begünstigt diese Vereinfachung das Erstellen von harmonisch klingenden Melodien, Akkorden und Clustern – was ja unter Umständen sehr zu begrüßen ist. Freunde von Dissonanzen oder geräuschhaften Klängen sollten hier aber lieber die Chromatische Skala wählen oder sich selbst eine Tonleiter zusammenstellen.

Neuerungen des OS 2.0
Zum Abschluss des Theorieteils noch einmal die Neuerungen des OS 2.0 (die auch für das “große” Tenori-On gelten)

• Shortcut zum Zurücksetzen des (internen) Sequenzers, wenn das Timing der einzelnen Layer auseinanderläuft: L4+R1
• Master Mute: R4+L1
• Swing Rate im Score Modus: im Bereich von -23 bis +23  regelbares Swing-Feel, das bei Extremwerten auch zu schön abstrakten, seltsam holpernden Rhythmen führen kann. Die Swingfunktion kann in bestimmten Fällen wie Auflösungsänderung (1/8, 1/16, 1/32 usw.) oder Änderungen der Loop-Länge Timingfehler verursachen! Allerdings nur im Live-Betrieb bei laufendem Sequenzer. Dies steht auch ausdrücklich so im Handbuch.
• Benutzerdefinierte Skalen
• Bug Fix: Erkennung der relativen Cursor-Position des Mastersequenzerrs, wenn das Tenori-On im MIDI Slave-Modus zu einem externen Sequenzer synchronisiert ist
• Bug Fix: Beseitigung der Timingprobleme beim Umschalten zwischen den Layern

Ein Musikspiel mit 16x16 Feldern
Ein Musikspiel mit 16×16 Feldern
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.