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Yamaha Stage Custom Hip Shellset Test

Yamaha’s Hip Gig war seinerzeit das erste Oberklasse-Reiseset auf dem Markt. Mit ineinander stapelbaren Trommeln und pfiffigen Hardware-Lösungen setzte es eigene Akzente. Rückblickend muss man allerdings anmerken, dass es alles andere als preisgünstig war, das platzsparende Stapel-Schlagzeug war zudem am Stück verpackt recht gewichtsintensiv und im Zusammenbau auch nicht unbedingt zeitsparender als ein kleines Bop Set mit separatem Hardware-Satz.

Yamaha_Stage_Custom_Hip
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Bei unserem heute zum Test angetretenen Stage Custom Hip hat man sich, zumindest was die Kesselgrößen von Toms und Snare betrifft, etwas am alten Hip Gig Konzept orientiert, außerdem hat man kräftig an der Preisschraube gedreht und dem Floortom einen Snareteppich verpasst. Außerdem hat das Stage Custom Hip eine ultraflache 20“ x 8“ Bassdrum, wie man sie vom alten Premier Artist Heritage Club Set her kennt. Die Mischung klingt spannend, ob auch was Taugliches dabei heraus kommt, lest ihr jetzt.

Details

Die bekannte Stage Custom Serie bildet die Basis

Das Stage Custom Bop Set mit 18“ Bassdrum und 12“ und 14“ Toms ist ein mehr als ordentlich klingendes Birkenset in Jazzgrößen und mit amtlicher Hardware, wie ich in meinem damaligen Test feststellen konnte. Daneben bietet die Serie noch Standard- und Studio-Konfigurationen mit 20er und 22er Bassdrums und einige Einzeltrommeln. Kurz, für die Vorstellungen von eher traditionell denkenden Trommlern ist Yamahas untere Mittelklasse schon recht breit aufgestellt. Mit dem Stage Custom Hip will man nicht nur in die Nische der kompakten Reise-Drumsets vorstoßen, sondern auch eigene, kreative Akzente hinzufügen. Dabei fallen besonders das 13“ x 8“ Floortom mit Snare-Funktion und die eben angesprochene flache Bassdrum ins Auge.
Die Kessel des Stage Custom Hip Sets sind auf den Außenseiten in Raven Black lackiert, ein klassisch glänzendes Schwarz, das makellos gemacht ist. Einen hübschen Kontrast dazu bilden die lackierten Spannreifen der Bassdrum im Naturton, die allerdings auf der Innenseite nicht versiegelt sind. 
Wem schwarz zu profan ist, findet mit den Farben Natural Wood (hochglanz) und einem matten Surf Green weitere Auswahlmöglichkeiten. Die 7,2 Millimeter starken Kessel bestehen aus sechs Lagen Birkenholz, die Gratung verläuft nach einem leicht verrundeten Gegenschnitt zwischen der zweiten und dritten Lage und fällt dann im 45-Grad-Winkel ab. Auf den Innenseiten sind die Kessel entsprechend der Preisklasse nicht versiegelt, sondern nur fein geschliffen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das Set in Einzelteilen – bis auf die Bassdrum ist allerdings schon alles montiert.

Durch die robuste Hardware fällt das Set gar nicht so federleicht aus

Bei den Spannböckchen setzt Yamaha an allen Trommeln Center Lugs ein, wie man sie von Snaredrums her kennt. Die beiden Toms und die Snare haben jeweils sechs Spannschrauben pro Seite, die mit Stahlunterlegscheiben versehen sind, die verchromten und geflanschten Stahlspannreifen sind relativ zarte 1,5-Millimeter-Versionen.
Besonders die Bassdrum fällt trotz des schlanken Kessels gar nicht so federleicht aus, wie man es auf den ersten Blick erwarten würde. Sie hat acht Schrauben pro Seite, die mit gummiunterlegten, massiv gebauten Klauen am Holzspannreifen befestigt werden. Was mir schon beim Zusammenbau auffällt, ist das relativ ausgeprägte Lug Splay, also die Winkeldifferenz zwischen Spannreifen und der flexibel gestalteten Gewindeaufnahme am Spannböckchen. Die Böckchen könnten hier für meinen Geschmack ruhig eine etwas breitere Unterlage vertragen, damit die Stimmschrauben parallel zum Kessel verlaufen. Ansonsten ist die kleine Bassdrum mit durchweg amtlicher Hardware bestückt: Abklappbare Teleskopbeine, bei denen allerdings – wie bei den Floortom-Beinen auch – die Dornen stets ausgefahren sind, und die bekannte mittig angebrachte Yamaha Bassdrum-Rosette. Dazu gibt es  einen langen Tomhalter mit Kugelgelenk für das 10“ Tom. Die Halterung ragt in alter Tradition in den Kessel hinein, es gibt also keine Freischwinghalterung.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Vierteiler in der Draufsicht.

Die Besonderheit: gleich zwei Snareteppiche

Das 13“ x 8“ Floortom ist multifunktional einsetzbar, es steht wie ein typisches Standtom auf drei Beinen, ist aber auch als zweite Snare nutzbar. Dazu wurde die Unterseite identisch zur 13“ x 5“ Snare bestückt, das Snare/Tom hat also auch ein Snare-Resonanzfell aufgezogen, ebenso sind zwei plan über die Gratung gezogene Snarebeds installiert. Eine seitlich abklappbare Teppichabhebung mit gut einstellbarem Rändelrädchen sorgt für den gewünschten Raschelanteil im Gesamtklang. Dafür zuständig ist ein 20-Spiraler aus Stahl.
Die Felle des Sets tragen allesamt Yamaha-Logos, bis auf die beidseitig vorgedämpften Bassdrumfelle (clear und white coated) sind die übrigen Schlagfelle einlagig beschichtete Exemplare. Zur Herkunft der Felle gibt es keine genauere Angabe, sie sind aber definitiv in Fernost gefertigt und keine USA-Remos. 

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Praxis

Mit zwei geschlossenen Fellen „schiebt“ die flache Bassdrum am besten

Bei der kleinen Bassdrum greift das Prinzip Marschpauke, da die Felle wie bei einer Umhänge-Bassdrum dicht beinander sind und somit bei entsprechender Spannung sehr direkt miteinander reagieren. Heraus kommt ein mittig-runder Ton, der konkret klingt und entsprechend der Trommelgröße auch rein akustisch für ordentlich Durchsetzungskraft sorgt. Allerdings fällt auf, dass ich einige Umdrehungen zurücklegen muss, bis die Felle überhaupt auf Spannung gebracht sind. Ansonsten verhält sich die kleine Bassdrum erfreulich unauffällig, das heißt, sie steht sicher und stabil und wandert nicht auf dem Teppich. Auch die Montage des Hängetoms ist mit dem typischen Yamaha-Kugelgelenk am Tomhalter gewohnt komfortabel und flexibel einstellbar.

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Mehr Informationen

Die Floortom-Snare funktioniert am besten in höherer Stimmung

Im ersten Durchlauf stimme ich das Set in eine mittelhohe Stimmung, d.h. die Toms haben einen eher singenden Ton. Der fällt überraschend prägnant und klar aus. Spanne ich den Snareteppich am 13“ Floortom an und lege etwas Dämpfung auf das Schlagfell, habe ich direkt einen zweiten, fetten Snaresound parat, der echt Spaß macht und für kreative Ideen sorgt. Spanne ich den Teppich wieder ab, erzeugt dieser keinerlei ungewünschte Nebengeräusche, das ist wirklich gut gemacht.

Fotostrecke: 4 Bilder Ungewöhnliches Bild: Das Floortom hat ein Butt End.
Audio Samples
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Tiefe Stimmung – Check Tiefe Stimmung – Groove Tiefe Stimmung – Groove mit hoch gestimmter Snare Tiefe Stimmung – Groove mit mittelhoch gestimmter Snare

Der Winkel der Spannschrauben begrenzt den Stimmumfang der Bassdrum nach oben

Gern hätte ich euch die kurze Bassdrum auch noch einmal in richtig hoher, jazziger Stimmung aufgenommen, hier schiebt der – in der Einleitung angesprochene – Winkel zwischen den Schrauben am Spannreifen und den Hülsen der Böckchen (Lug Splay) allerdings einen Riegel vor.
Im zweiten Durchlauf stimme ich alle Trommeln tiefer, hier ertönt das Floortom jetzt vollmundig, allerdings ist der Side-Snare-Effekt reduziert, denn für einen konkreten Snareklang braucht es besonders am Resonanzfell die entsprechende Spannung. Ein fetter, tiefer Tomsound und eine crispe Snare gleichzeitig geht also nicht. Um aus dem 10“ Tom das volle Sustain herauszuholen, muss man sich in tieferer Stimmung des alten Tricks bedienen, den Tomhalter etwas weiter aus der Trommel heraus zu ziehen. Die beiden Toms sind übrigens meine klanglichen Highlights an dem kleinen Set.

Audio Samples
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Höhere Stimmung – Check Höhere Stimmung – Groove Höhere Stimmung – Besen

Die Snare verstimmt sich bei Rimshots leicht

Ein bisschen Sorgenkind bleibt allerdings die 13“ x 5“ Snare, diese lässt sich schwer feinstimmen und reagiert auf Rimshots eher allergisch. Hier ist also häufiges Nachstimmen oder eine optionale Stimmsicherung angesagt. Die Teppichansprache und der kompakte Gesamtklang der Snare wissen ansonsten zu gefallen. Mit einem feiner gefeilten Snarebed ließe sich hier sicherlich noch mehr an Ansprache herausholen. Ab der mittleren bis in hohe Stimmungen hinein ist die klangliche Wohlfühlzone der Trommel verortet.
In der regulären Bop-Konfiguration des Stage Custom, die aktuell einen Euro mehr kostet, ist keine Snare enthalten. Ansonsten machte dieses Set als Gesamtpaket auf mich einen insgesamt runderen Eindruck.

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Fazit

Der klare Vorteil des Stage Custom Hip mit der flachen 20“ x 8“ Bassdrum liegt – neben dem recht erschwinglichen Anschaffungspreis – im platzsparenden Aufbau. So eignet sich der Vierteiler für den Einsatz auf sehr kleinen Bühnen, bei Jam Sessions oder in Unterrichtssituationen, bei denen das Set öfter abgebaut und hinterher platzsparend verstaut werden muss. Der kreative Ansatz des 13“ x 8“ Floortoms mit Snare-Option ist ebenfalls interessant und macht besonders in höheren Stimmungen als zweite, fette Snare viel Spaß. Ob das den traditionell-puristisch denkenden Drumset-Käufer anspricht, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings lässt sich die Trommel auch ganz ohne Snare-Effekt problemlos und ohne Nebengeräusche einsetzen. Die kleinen technischen Mängel an der Stimmstabilität der Snaredrum und der begrenzte Stimmumfang der Bassdrum, bedingt durch den starken Winkel der Spannschrauben, hinterlassen allerdings ein gemischtes Gefühl, zumal man diese Kinderkrankheiten mit wenig Einsatz ausmerzen könnte. Ansonsten bietet das Set eine sehr robuste und zuverlässige Hardware, für mich immer noch die Nr. 1 unter allen Günstig-Kompaktsets. Der Tomhalter mit Kugelgelenk arbeitet gewohnt flexibel und zuverlässig, auch die drei Floortom-Beine sind ausreichend lang, um sie an die Bedürfnisse von erwachsenen Spielern anzupassen. Die Toms klingen in allen Stimmungen sehr gut, die Snare vor allem in einer mittleren bis höheren Lage und die kleine Bassdrum erzeugt trotz des flachen Kessels akustisch genug Schub, um sich in leiser bis mittlerer Lautstärke auch rein akustisch durchzusetzen, ebenso steht sie sicher und stabil. Wer die ganzen Gimmicks des Hip Sets nicht benötigt und ein eher traditionelles Jazz Kit sucht, ist mit der bisherigen Variante des Stage Custom Bop in meinen Augen allerdings besser beraten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • flexible Sounds
  • sehr platzsparend
  • robuste Hardware
  • Snare-Option am Floortom
Contra
  • Snare nicht stimmstabil
  • Lug Splay an der Bassdrum begrenzt höhere Stimmungen
Artikelbild
Yamaha Stage Custom Hip Shellset Test
Für 739,00€ bei
Kreative Sounds bei wenig Platzbedarf: Das Yamaha Stage Custom Hip kann in technischen Punkten allerdings nicht restlos überzeugen.
Kreative Sounds bei wenig Platzbedarf: Das Yamaha Stage Custom Hip kann in technischen Punkten allerdings nicht restlos überzeugen.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • flexible Sounds
  • sehr platzsparend
  • robuste Hardware
  • Snare-Option am Floortom
Contra
  • Snare nicht stimmstabil
  • Lug Splay an der Bassdrum begrenzt höhere Stimmungen
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Yamaha Stage Custom Hip Shellset Test
Für 739,00€ bei

TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN

  • Hersteller: Yamaha
  • Herkunftsland: China
  • Bezeichnung: Stage Custom Hip
  • Kessel: sechslagig, 7,2 Millimeter stark
  • Kesselmaterial: Birkenholz
  • Finish: Raven Black Hochglanzlackierung
  • Kesselgrößen: 20“ x 8“ Bassdrum, 10“ x 5“ Tom, 13“ x 8“ Standtom
  • Snaredrum: 13“ x 5“
  • Hardware: Tomhalter, drei Floortom-Beine
  • Besonderheit: optionaler Snare-Effekt am Standtom
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Snare & Tom-Felle: einlagig, mit Yamaha Logo (keine weitere Angabe), Bassdrum: beidseitig vorgedämpft
  • Preis: Verkaufspreis (12/2020) EUR 583,-

Seite des Herstellers: https://de.yamaha.com/de/products/musical_instruments/drums/index.html

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