Yamaha Rock Tour Set Test

Praxis

Man könnte das ‚Matte-on-Matte‘ fast wortwörtlich nehmen, sieht man mich hinter diesem Set sitzen. Zeigt doch mein blasser Teint, dass meine Visage schon einige Monate keine Urlaubssonne mehr gesehen hat, und Mutti sagt ja auch immer „Junge, du bist so blass“. Diesmal aber aus gutem Grund! Denn das Rock Tour macht mit Sicherheit auch die Konkurrenz blass. Mahagoni-typisch klingt das Set voluminös und bauchiger, als man das von Yamaha ansonsten gewohnt ist. Tom und Standtom sind “räudiger” und “ungezogener” als vergleichbare Modelle aus dem Firmenstammbaum. Das Set klingt nach dem jungen Wilden in der Familie, der dem Club der frisch frisierten Schnösel gerne mal den ausgestreckten Mittelfinger zeigt. Um das Sustain der Bassdrum ein wenig zu bändigen, lege ich ein spezielles Kissen hinein. Nun schiebt eine trockene Portion Kraft mit beachtlichem Volumen die Luft durch den Kessel, und macht auf Anhieb Laune noch einen Kick nachzulegen.. und dann noch einen… und noch einen… noch einen…

Rock_Tour_Floor_head

Der Druck in den Tiefen wird mit knackigem, Yamaha-typischem Attack komplettiert. Dabei ist positiv zu erwähnen, dass dieser Attack nicht übertrieben scharf ist, sondern die Bassdrum ein ausgewogenes Verhältnis zwischen tiefem Druck und treffsicherem Punch an den Tag legt. Ihr kleiner Bruder in Form einer 16”x15” Floortom präsentiert sich ebenfalls mit geschwellter Brust. Auch hier fallen das Klangvolumen und ein langes Sustain positiv auf. Müsste ich den Klang der Floortom visuell beschreiben, würde ich sagen “sie strahlt”- ein schöner, warmer und kräftiger Gesamtklang! Das kleine Hängetom ist nicht auf Anhieb so ein Strahlemann, denn es möchte genau gestimmt werden! Hier fällt auf, dass schon bei recht winzigen Bewegungen der Stimmschrauben eine merkliche tonale Veränderung hörbar ist. Das Tom reagiert extrem delikat und schnell wird hier klanglich die Trommel zum Eimer, oder umgekehrt. Doch mit ein paar Handgriffen hab ich das gute Stück letztendlich so, wie ich sie mir vorstelle: schön rund und kräftig. Das Sustain ist deutlich kürzer als das der Floortom und die Tom klingt insgesamt recht “vintage” – komplettiert aber genau deshalb ein tolles Klangbild mit Bassdrum und Floortom. Das Set klingt nun insgesamt sehr wuchtig und saftig, ohne ordinär zu sein. Mir gefällt die etwas rauere Gangart, ein bisschen vintage aber deutlich kräftiger und moderner im Gesamtklang.
Ja und was sich “Rock Tour” nennt, darf nicht davon ausgehen, immer nur schön artig im top-gepflegten 5-Sterne-Hotel abzusteigen, sondern sollte eine gute Keule Dreck abkönnen. Und deshalb sollte der Sound auch richtig dreckig zu schrauben sein, was mit dem Rock Tour wirklich gut gelingt. Die Felle tief gestimmt, gibt das Set ordentlich Gas und klingt vor allem homogen. Die gewollte Portion Dreck in Form von einem leicht waschigen Sound vermischt sich optimal mit dem typisch fokussierten Yamaha-Ton. Toms und Bassdrum arbeiten hervorragend miteinander und ergeben einen echt rotzigen aber dennoch griffigen Sound, gekrönt mit der Snare! Die Snare klingt wirklich Klasse! Frisch und kraftvoll in der Höhe, verträgt sie andererseits auch einen erstaunlichen tonalen Schub in den Keller. Trotz wenig Spannung auf den Fellen klingt sie lebendig und knackig. Gerade in dieser extremen Lage machen viele andere Snares (egal welche Preisklasse!) schon wesentlich früher schlapp.

Audio Samples
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Straight Rock Toms Deep Snare

Allgemein bleibt hängen, dass beim Stimmen die Schrauben und Böckchen gut ineinander greifen und die Trommeln angenehm zu stimmen sind. Die Hardware von Snare und Toms machen eine solide Figur. Doch nicht nur das “Reinhauen” macht beim Yamaha Rock Tour Spass, sondern das Set zeigt auch bei gemäßigterem Spiel seine Schokoladenseite. Hier entpuppt es sich als dynamischer Allrounder, der bemerkenswert auf das Spiel des Schlagzeugers reagiert. Also sei auch dem gelegentlich Richtung Rock schielenden Pop-Drummer dieses Set ans Herz gelegt – einfach mal ausprobieren!

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