XLN Audio Addictive Keys vereint mehrere Vintage-Instrumente – von akustischen bis hin zu elektromechanischen Pianos. Eigentlich ist der schwedische Hersteller mehr für seine hochwertigen Drum-Plugins inklusive MIDI-Phrases wie XLN Audio XO sowie seine sehr umfangreiche XLN Audio Addictive Drums 2 Custom XXL Collection bekannt.
Ein Dauerbrenner beim Song Producing: XLN Audio Addictive umfasst vier geschmackvoll aufbereitete klassische Keyboard-Instrumente.
Mit XLN Audio Life brachte XLN Audio auch Schwung ins kreative Produzieren. Ein Schattendasein fristet dagegen XLN Audio Addictive Keys – nun im Bonedo-Test.
In unserem Test geht es um vier klassische Keyboard-Instrumente. Sie bieten jeweils mindestes 25 Presets fürs Song Producing und trotz schlanker Sample Library eine weitreichende Sound- und Effektbearbeitung. Was bei XLN Audio Addictive Keys fehlt, ist ein Arranger mit Begleitakkorden in Form von MIDI-Phrases – das bleibt die Domäne von Toontrack EZkeys 2.
Die Gallery-Ansicht von XLN Audio Addictive Keys soll die User auf den Geschmack bringen.
Als „Electric Grand“ hat XLN Audio einen Yamaha CP-80 ausgewählt. Dieser kompakte semiakustische Flügel von 1978 wurde für das Plugin gleich mehrfach aufzeichnet – als Direktsignal, mit Chorus-Effekt und mit Röhren-Combo-Verstärker. Außerdem wurden die akustischen Saiten in Stereo mikrofoniert.
Der Electric Grand trifft das perkussive und mittenbetonte Klangbild seines Vorbilds Yamaha CP-70 sehr gut.
Bei Addictive Keys ist das Fender Rhodes Mk1 als „Mark One“ vertreten. Es wurde zusätzlich mit einem MusicMan-Amp aufgenommen und soll einen warmen, intimen E-Piano-Sound liefern.
Einen großen E-Piano-Klassiker vertritt das Mark One von XLN Audio Addictive Keys.
Beim „Studio Grand“ fiel die Wahl auf einen großen, klassischen Steinway D-Konzertflügel mit einer Länge von 274 cm. Diesen hat man im Studio ziemlich aufwändig mikrofoniert – von präzisen Nahaufnahmen des Resonanzbodens bis hin zu solchen mit viel Raumakustik.
Keine Sammlung ohne den König: Der Studio Grand ist dank vielschichtiger Mikrofonierung eine praktische Alternative zu den großen Piano Libraries.
Hinter dem „Modern Upright“ steckt ein Yamaha U3 Klavier, ein Klassiker aus den späteren 70er-Jahren. Für einen detailreichen Gesamtklang haben die Entwickler von XLN Audio auch hier mit siebenfacher Mikrofonierung gearbeitet.
Ein starkes Instrument von Addictive Keys ist der Modern Upright – das Klavier für Pop-Arrangements.
Zwei Bundle-Produkte: Addictive Keys Duo und Addictive Keys Trio
Addictive Keys gibt es vor allem in zwei Bundle-Varianten: Duo und Trio.
Bei beiden Angeboten stellt man sich selbst entweder zwei oder drei Produkte zusammen. Aus meiner Sicht ist das Trio die bessere Wahl – hier gibt’s für einen schmalen Aufpreis gleich ein Instrument mehr. Persönlich würde ich mich für Modern Upright, Electric Grand und Mark One entscheiden und den Konzertflügel aus einer der vielen hochkarätigen Grand Piano Libraries hinzunehmen.
Mithilfe der XLN Online Installer App könnt ihr die Keyboard-Sammlung als Demo installieren und für zehn Tage ausprobieren. Allerdings steht hier nur der Studio Grand anspielbereit zur Verfügung. Gut, dass wir im Praxisteil in sämtliche Instrumente einzeln reinhören.
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PRAXIS
Presets finden und Phrasen aufnehmen
Eins ist natürlich klar: XLN Audio Addictive Keys ist ein Plugin für Musiker, die bereits sehr gute Presets haben und damit direkt ans Produzieren gehen möchten. Erfreulich: Der Browser zeigt durchweg plausible Presetnamen wie „Amp Mix“, „Jazzish“ oder „Wide Stereo“. Über die Explore-Seite lassen sich die Sounds nach drei Kriterien filtern: produktionsfertige, natürlich aufgenommene oder kreativ bearbeite Presets. Die Klänge lassen sich also schnell finden und zügig wechseln.
Plug and play – das funktioniert mit den Presets in der Praxis wunderbar. Eigene Kreationen lassen sich samt MIDI-Einspielung speichern.
Eine Library mit MIDI-Phrases gibt es zwar nicht, trotzdem könnt ihr mit jedem Instrument eigene Takes aufzeichnen und sie später im MemoBrowser aufrufen. Das ist für Keyboarder, die sich gern spontan von Presets inspirieren lassen, eine coole Sache.
XLN Audio setzt noch einen drauf: Alle Memos und User Presets landen per CloudSync direkt im Benutzerkonto. Der Plan dahinter ist, dass man musikalische Ideen unterwegs am Laptop festhält und sie im Studio herunterlädt. Das ist zwar eine gute Idee, aber längst nicht für alle User wichtig.
Spontane Ideen zusammen mit dem Preset entwickeln und festhalten: Die Memo-Funktion ist ein schöner Bonus.
Sounds bearbeiten: Edit und FX
Wenn die Presets einmal nicht ganz passen sollten oder man lieber selbst designen möchte: Für eine ziemlich effiziente Klangformung bietet XLN Audio Addictive Keys zwei Seiten. Auf der Edit-Seite kann man filtern, man bekommt Hüllkurven und verschiedene Noise-Anteile bestimmen. Darüber hinaus stehen auch Tremolo- und Chorus-Effekte zur Auswahl.
Ein zentraler Bestandteil des Sounddesigns bei Addictive Keys ist die siebenfache Mikrofonierung. XLN Audio hat für die Aufnahme der Tasteninstrumente an bis zu sieben unterschiedlichen Stellen Mikrofone positioniert. Entsprechend viele Signale liegen nun im Plugin vor. Diese könnt ihr beliebig mischen und in der DAW automatisieren. Leider gibt es keine Mixing-Presets. Man sollte daher schon ein bisschen Ahnung von der Materie haben.
Auf der Edit-Seite lässt sich der Basisklang aller Instrumente verändern – von subtil bis drastisch.
Der FX-Bereich von Addictive Keys besteht vor allem aus zwei identisch aufgebauten „Delerb“-Effekten – ein Delay, das in einen Reverb eingespeist ist. Ihr könnte sie separat im Mixer abgreifen. Der Mixer-Bereich verfügt über sechs Stereo-Kanäle: drei Instrumentenkanäle, zwei Kanäle für FX1/2-Returns und einen Master-Kanal.
Ende gut, alles gut:Addictive Keys enthält zwei FX-Slots und EQs sowie einen Mixer für alle Effekt- und Mikrofonsignale.
Modern Upright passt in die aktuelle Produktion
Im Bonedo-Feature über Upright Pianos sticht XLN Audio positiv hervor. Das Modern Upright basiert zwar auf einem alten Klavier, meistert aber den Spagat zwischen Vintage-Klange und zeitgemäßer Musikproduktion. Es begeistert mit einem transparenten und vor allem druckvollen Sound – wie diese fünf Beispiele demonstrieren.
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Modern Upright: Come on upModern Upright: Dry BiteModern Upright: Monos to StereoModern Upright: Time FliesModern Upright: Industrial Pad
Yamaha CP-80 Electric Grand – zurück in die 80er
Electric Grand bringt den typischen CP-70/80 Charakter in die Produktion. Der Sound lässt sich sehr perkussiv gestalten und auch verfärben, wie ihr in den folgenden Audio-Demos hört.
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Electric Grand: 80s ArenaElectric Grand: Electric NoirElectric Grand: StudioElectric Grand: Acoustic LoFiElectric Grand: Bass Drive
E-Piano Mark One – dunkle und erdige Klangfarben
Das Fender Rhodes alias Mark One lässt sich angenehm spielen und punktet mit einer schönen organischen Wärme. Glockige oder weich schwebende Soundvarianten sind unter den Presets nicht zu finden – deshalb hört ihr auch keine in den Klangbeispielen.
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Mark One: Close TubeMark One: CrystalsMark One: Seven 3Mark One: Funky FilterMark One: Fusion Pad
Konzertfügel Studio Grand goes Pop
Der Steinway aus der Sammlung von XLN Audio empfiehlt sich hauptsächlich für Pop, Rock oder Jazz und weniger fürs nuancenreiche Klassikpiano. Er lässt sich dynamisch spielen und reagiert auch aufs Una-Corda-Pedal. Die Audio-Demos konzentrieren sich auf Standardklänge.
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Studio Grand: AudienceStudio Grand: JazzishStudio Grand: Close HardStudio Grand: Imagine GrandStudio Grand: Intimate
Zwischen Spectrasonics Keyscape und Solo-Instrumenten – ein guter Kompromiss
Der minimale Speicherbedarf der gesamten Sample-Bibliothek fällt in der Praxis kaum ins Gewicht. Selbst der Studio Grand kommt mit rund drei Gigabyte Samples aus. Dafür klingt XLN Audio Addictive Keys erstaunlich realistisch und garantiert schnelle Ladezeiten sowie eine kaum spürbare Systemauslastung.
Wer es insgesamt üppiger braucht, greift zu Spectrasonics Keyscape und integriert es vielleicht sogar noch direkt in Spectrasonics Omnisphere 3. Diese fürstliche Keyboard-Kollektion ist aber natürlich deutlich teurer. Auf der anderen Seite gibt’s auch Einzellösungen: Für den Electric Grand sehe ich Native Instruments Alicia’s Electric Keys weit vorne. Für das Fender Rhodes Mk1 bietet sich Rhodes Anthology an. Und für den Konzertflügel eignet sich das Plugin Dexibell T2L Piano gut. Sie bieten zwar mehr Samples und noch etwas mehr Klangtiefe und – treue, kosten aber einfach mehr.
So gesehen positioniert sich XLN Audio Addictive Keys geschickt zwischen dem Big Player von Spectrasonics und verschiedenen Spezialisten – für budgetbewusste Musiker ist Addictive Keys die goldene Mitte.
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FAZIT – XLN Audio Addictive Keys
Ohne großen Hype liefert XLN Audio eines der stärksten Piano-Bundles für Keyboarder und Producer, die überwiegend traditionelle Genres wie Pop, Hip-Hop, Soul, RnB, Funk oder Rock in der DAW arrangieren. Definitiv bietet XLN Audio Addictive Keys geschmackvolle Presets, die im Mix funktionieren – fürs klassische Solo-Piano eher weniger. Das extravagante Mikrofon-Mixing, der schnelle Workflow und der minimale Anspruch an den Computer sind weitere Pluspunkte.
Alles in allem ist XLN Audio Addictive Keys das Rundum-sorglos-Paket zum fairen Preis. Bleibt zu hoffen, dass XLN Audio noch ein virtuelles Clavinet, weitere Keys und vielleicht bald auch einen smarten MIDI-Phrase-Player integriert.
Features
Kollektion mit Keyboards-Sounds
Klavier, Flügel, E-Piano, semiakustischer Flügel
Effekte, Mikrofonierung, Library
Ab Windows 10, Mac OS X 10.13 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST, AU, AAX, Standalone
WEBSEITE: xlnaudio.com/products/addictive_keys
PREIS: 159 Euro für Duo, 185 Euro für Trio (Straßenpreise vom 06.11.2025)
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