Weihnachten – das ist die Zeit der Besinnlichkeit und des Zur-Ruhe-Kommens. Auch lassen in diesen Tagen wohl die meisten von uns das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren. Und als Autor einer Gitarrenredaktion kommt man an dieser Stelle natürlich nicht umhin, an die vielen tollen Produkte zu denken, die im Laufe der letzten zwölf Monate im Studio zu Gast waren: Und es war tatsächlich viel Schönes dabei!!
Weihnachten ist natürlich auch die Zeit der Geschenke. Doch welcher Weihnachtsmann hat schon die Signature-Gitarre für mehrere tausend Euro im Gepäck? Oder stellt kurzerhand den Traum-Amp unter den Weihnachtsbaum? Aber träumen darf man, und deshalb kommen hier die Wünsche unserer Gitarrenredaktion für 2025.
Michael Behm
Gibson Hummingbird Standard
Die Hummingbird gilt als absolute Ikone unter den Gibson-Acoustics und hat mit ihrem charakterstarken Sound unzählige Aufnahmen veredelt. Ein Exemplar aus der Standardserie des Herstellers durfte ich zu Beginn des Jahres unter die Lupe nehmen, und das machte richtig Spaß! Besonders vor dem Mikrofon war die Square Shoulder Dreadnought eine absolute Offenbarung.
Sie gehört zu den Allzeit-Legenden unter den Akustikgitarren: Die Gibson Hummingbird Standard bietet auch nach fast 70 Jahren noch großes Westerngitarren-Kino.
Cornerstone Nero Fuzz/Overdrive
Mit Fuzz-Pedalen bin ich lange nicht wirklich warm geworden, schätze sie inzwischen aber sehr für ihren ausdrucksstarken, warmen und auch etwas unberechenbaren Sound. Dementsprechend wächst also auch in dieser Hinsicht meine Pedalsammlung stetig …
Spielerinnen und Spieler, denen es genauso geht wie mir einst, dürften sicherlich am Nero von Cornerstone Freude haben. Weil ein Fuzz meist erst so richtig an einem etwas köchelnden Amp aufblüht, haben die Italiener hier einfach einen Fuzz-Schaltkreis mit dem Preamp ihres Gladio SC Overdrives kombiniert. Obendrauf gibt es zwei verschiedene Bias-Einstellungen, die sowohl bröckelnde Gated-Fuzz-Sounds als auch äußerst runde und warme Schattierungen zwischen Fuzz und Overdrive ermöglichen. Ein Traum! Ich merke schon: Falls mein Wunschzettel kein Gehör finden sollte, werde ich mir dieses Pedal wohl über kurz oder lang doch noch zulegen müssen.
Aus Italien stammt das Cornerstone Nero Fuzz/Overdrive-Pedal, das souverän und gekonnt zwischen Gated-Fuzz und Overdrive balanciert. Eine echte Entdeckung!
Fender American Ultra Luxe Vintage ’60s Stratocaster HSS
Wenn ich rekapituliere, welche Gitarrenmodelle in letzter Zeit bei mir am häufigsten zum Einsatz kamen, stelle ich fest, dass ich wohl nicht mehr so richtig zum Kreis der Stratologen gehöre. Und doch bin ich nach wie vor ein großer Fan der legendären Strat – besonders, wenn es eine so gute ist, wie die erst kürzlich besprochene Fender American Ultra Luxe Vintage ’60s Stratocaster HSS. Leider ist sie – genauso wie die schon erwähnte Hummingbird – nicht ganz günstig, weshalb sie ebenfalls vorerst nur auf meinem Wunschzettel landet.
Die Fender American Ultra Luxe Vintage '60s Stratocaster HSS ist zwar alles andere als ein Schnäppchen, aber eine tolle moderne Interpretation des Klassikers.
Haiko Heinz
Soldano X-88-IR Preamp
Als Soldano 1988 den X88 auf den Markt brachte, war die Gitarren-Community von der 19“-Lösung hellauf begeistert, die schnell Einzug in die Racks aller Studiogitarristen fand. Aber mit gerade einmal 13 Jahren waren meine finanziellen Möglichkeiten damals entsprechend eingeschränkt. Und so schmachtete ich einige Wochen über den Werbeanzeigen, denn ein eigener X88 war unerreichbar. Nun brachte unlängst Soldano den Dreikanaler erneut auf den Markt, erweitert mit einer komplett virtuellen Endstufensektion und einem Cab-Loader. Und weil ich finde, dass sich die Farbe Lila sehr gut mit dem Tannengrün des Christbaums verträgt, wäre der X-88-IR ein ganz vortreffliches Weihnachtsgeschenk!
Mit dem Soldano X88-IR lebt der dreikanalige Röhren-Amp im Rackformat aus den Achtzigern wieder auf, mit großartigem Sound und vielen modernen Features.
Wampler TCD
Brian Wampler hatte schon immer ein Händchen für gute Overdrives. Ganz egal, ob es sich um eigene Designs oder überarbeitete bzw. aufgemotzte Klassiker handelt – bei Wampler-Pedalen liegt man selten daneben. Daher hat es mich besonders gefreut, als mit dem TCD eine flexibilisierte Version des Fulltone OCD auf den Markt kam. Der klassische OCD-Sound, gepaart mit einem Dreiband-EQ und internen DIP-Schaltern? Das klingt ja fast wie Weihnachten!
Der Wampler TCD ist eine authentische Hommage an den Fulltone OCD mit einer Vielzahl an spannenden Extra-Features, großer Flexibilität und exzellenter Dynamik.
Heritage H-150 DLP
Les-Paul-artige Gitarren gibt es wie Sand am Meer – und nicht nur Gibson und Epiphone sorgen für eine riesige Auswahl des klassischen Single-Cut-Modells. Und einige davon gehen übers Jahr auch durch meine Tester-Hände. Aber ab und zu flattert mir eine Gitarre auf den Tisch, die aus der Masse heraussticht und sich anfühlt, als wäre man mit ihr groß geworden. Und so ein Erlebnis hatte ich mit der Heritage H-150. In puncto Verarbeitung, Intonation, Spielgefühl und Sound gab es hier rein gar nichts auszusetzen und es fiel mir extrem schwer, das Instrument wieder aus der Hand zu geben. Von allen Gitarren, die ich 2025 testen durfte, wäre das meine heißeste Kandidatin für den Wunschzettel an das Christkind!
Die Heritage H-150 erweist sich als hervorragende Paula-Alternative, die jede Herausforderung auf hohem Niveau meistert und in keiner Disziplin Schwächen zeigt.
Michael Krummheuer
Nobels DEL-mini Delay
Mit dem ODR-1 hat Nobels einen modernen Overdrive-Klassiker erschaffen, der seit den 90er-Jahren auf den Boards zahlreicher Gitarrenlegenden zu finden ist. Im letzten Jahr überraschte uns die deutsche Pedalschmiede mit einem Delay-Pedal im Miniformat. Das Nobels DEL-mini vereint alle Eigenschaften eines guten Digitaldelays (3 Delay-Modi, Tap-Tempo, Stereo In/Out) in einem sehr kompakten und unschlagbar günstigen Paket. Als platzsparende Lösung für ein kleines (Backup-)Pedalboard wäre das DEL-mini bei mir die erste Wahl.
Kompakt, vielseitig und preiswert: Bietet ein anderes Mini-Delay so viele Features wie das Nobels DEL-mini mit 3 Modi, Stereo-Ausgang und Tap-Tempo?
Boss XS-1 und Boss XS-100 Poly Shifter
Die beiden neuen Poly Shifter aus dem Hause Boss konnten mich im Test auf voller Linie überzeugen. In Sachen Tracking, Latenz und Funktionsumfang halte ich die beiden XS-Pedale für die derzeit besten Gesamtpakete im Bereich Pitch-Shifting und Pitch-Gliding. Während das XS-1 schon den Weg zu mir gefunden hat, habe ich beim XS-100 bisher noch gezögert. Definitiv ein heißer Kandidat für meinen diesjährigen Wunschzettel!
Boss XS-1 und Boss XS-100 heißen die beiden brandneuen Pitch-Shifter, die in Sachen Sound und Performance die aktuellen Platzhirsche auf eine harte Probe stellen.
Warm Audio Throne Of Tone
Das Warm Audio Throne Of Tone vereint zwei legendäre Overdrive-Schaltungen in einem Gehäuse, deren Gesamtwert auf dem Gebrauchtmarkt schon mal im vierstelligen Bereich landet. Da ich weder den Analogman King Of Tone noch den Marshall Bluesbreaker Overdrive im Original besitze, halte ich mich mit Vergleichen dezent zurück. Als Fan von transparenten und dynamisch reagierenden Overdrives kann ich aber sagen, dass Warm Audio hier ein enorm vielseitiges und hervorragend klingendes Dual-Drive-Pedal zum absolut fairen Preis im Angebot hat.
Die beiden unabhängigen Schaltkreise des Warm Audio Throne Of Tone sind frei kombinierbar und widmen sich auf hohem Niveau dem Sound des Marshall Bluesbreakers.
Thomas Dill
Blueamps CUBO
Aus meiner Sicht als bonedo-Autor und Gitarren-Equipment-Tester war 2025 ein spannendes Jahr mit vielen interessanten Instrumenten, Amps und Effektgeräten. Zugegeben: Bei einigen glühte recht zügig die GAS-Lampe, aber bei den meisten Kandidaten auf dem folgenden Wunschzettel behielt die Vernunft die Oberhand.
Nur beim Blueamps CUBO nicht, der nach dem Test bestellt wurde. Unvernünftig? Ich glaube eher, dass er mir viel Spaß auf der Bühne bereiten wird.
Der BlueAmps Cubo ist eine aktive Full-Range-Lautsprecherbox, die mit zwei 8“ Speakern und 2 x 140 Watt RMS in Mono und Stereo jeden Modeler komplettiert.
Synergy SYN-20 IR
Ein tolles Amp-Konzept mit modularen Einschüben, das bei mir alle Antennen auf Empfang schaltete. Zumal die Amp-Modelle auch noch richtig erstklassig klingen. Aus den frei wählbaren Modulen würde ich mir ganz sparsam nur drei meiner Favoriten unterm Tannenbaum wünschen: Synergy Friedman BE-DLX, Synergy DRECT, Synergy OS Preamp Module.
Der modulare Aufbau des Synergy SYN-20IR Topteils bietet die authentischen Sounds legendärer Röhrenamps als Einschub und damit maximale Flexibilität.
Walrus Audio Mako M1 MKII
Noch ein Modulations-Pedal? Das dachte ich, bis sich das Walrus Audio Mako M1 MKII zum Test vorstellte. Denn sein Ass im Ärmel ist ein Lo-Fi-Regler, der bei mir sofort zündete. Mit seiner Hilfe gelingen charakterstarke und einzigartige Modulations-Sounds, die bei anderen Pedalen Fehlanzeige sind. Aber auch die üblichen „polierten“ Modulationseffekte sind von allererster Güte.
Das neue Walrus Audio Mako M1 MKII spielt mit seinen Modulationseffekten nach wie vor in der ersten Liga, mit diversen neuen Features, darunter einem Display.
Epiphone Les Pauls und Gibson Les Paul Junior Double Cut
Ich hatte in diesem Jahr das Vergnügen, einige erstklassige Epiphone-Gitarren testen zu dürfen. Zum Beispiel die hervorragende Epiphone 1957 IGC Les Paul Goldtop oder die Epiphone 1959 IGC Les Paul Standard, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Dazu kam die Epiphone Yungblud SG Junior, die wieder einmal zeigte, dass auch ein einzelner Pickup zum Abrocken absolut ausreicht.
Und im Dezember stellte sich dann mit der Gibson Les Paul Junior Double Cut eine weitere heiße Kandidatin für meinen Wunschzettel vor. Genau eine solche P90-Gitarre mit lediglich einem Pickup fehlt mir tatsächlich noch in meinem Arsenal. Sie klingt herrlich und lässt sich super bespielen. Ok, an der Bridge würde ich schon noch was ändern, aber sonst ist sie perfekt. Und für diese Gibson USA müsste der Weihnachtsmann noch nicht einmal allzu tief in die Tasche greifen.
Die Epiphone 1957 Les Paul Goldtop Reissue tritt als Remake der ersten Les Paul mit Humbucker-Pickups an, die als Urmutter der Rockgitarre gilt.
Die Epiphone IGC 1959 Les Paul Standard kommt originalgetreu und mit den gleichen Tugenden wie ihr großes Vorbild – und das zum budgetfreundlichen Preis.
Auch wenn die Epiphone Yungblud SG Junior mit nur einem P90 recht spartanisch bestückt ist, erweist sich die preiswerte Gitarre im Test als durchaus flexibel.
