Der Reim, das „Echo“ gleich oder ähnlich klingender Wörter, ist ein Stilmittel, das man bevorzugt in Gedichten und Sprichwörtern, aber auch Songtexten antrifft. Der Reim gibt Struktur, markiert oft das Ende einer Zeile, er erzeugt Rhythmus und stellt Reim-Wörter in eine Beziehung. Auch wenn sie völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Der Reim kann mit seinem Wohlklang auch gut als eine Art “Kitt” dienen und Zeilen verbinden, die inhaltlich eigentlich nicht gut zusammenpassen.
Bosse
Wie wichtig sind dir Reime in deinen Texten? Bosse:“An den richtigen Stellen sind sie zwar schon sehr wichtig, ich versuche aber – so weit es geht – ohne Reime auszukommen. Und oft, wenn ich mich mit anderen Songwritern treffe, die super gerne reimen, finden die das schwierig. Ich versuche dann immer zu erklären, dass es doch schön ist, wenn man Texte so aufbricht und dass die Leute dann genauer zuhören, weil nicht alles in so einem Geseire, in einem Fluss ist. An anderen Stellen ist Reimen dann aber wieder total wichtig. Reimen kann ja wirklich auch ein Mittel des Ausdrucks oder auch des Grooves sein.”
Wie wichtig sind Reime in deinen Texten? Simon Triebel: “Das ist eine gute Frage! Grundsätzlich sind mir Reime sehr wichtig, Texte haben dann einfach einen besseren “Flow”. Es gibt aber auch ein paar wenige Künstler, bei denen ich es gut finde, wenn sich Texte nicht reimen. Bosse beispielsweise kriegt es immer gut hin. Generell finde ich es aber meistens zu plump, gerade wenn es zu oft vorkommt. Genauso plump sind aber auch Zeilen, die einfach zu voraussehbar sind, wie “Herz” auf “Schmerz” usw. Solche Standardreime kann man schon mal machen, sie müssen dann aber eine gewisse Berechtigung haben, warum man sie machen “darf”, und das Drumherum muss schon echt was hergeben. Ich benutze oft “Halb-Reime”. Ein Halbreim ist, wenn man beispielsweise nicht “Stern” auf “fern” reimt, sondern auf “gehen”. Wenn Texte gesungen sind, verschwimmt diese kleine Ungenauigkeit meist und gibt einem einfach viel mehr Möglichkeiten zu überraschen.”
Sasha
Wie wichtig sind dir Reime in deinen Texten? Sasha: “Sehr! Ich kann leider nicht ohne Reime schreiben und muss mich oft dazu zwingen, Nicht-Reime zuzulassen, weil es zurzeit total unmodern ist. Das gelingt manchmal, wenn ich dieses Fantasie-Englisch benutze und daraus schon Zeilen entstehen, mehr als Zufallsprodukt. Die reimen sich dann nicht immer, haben aber einen so guten Fluss und passen so gut zur Melodie, dass ich den Nicht-Reim dann erlauben kann. Aber ansonsten lebe ich meine ausgeprägte „Reim-Neurose“ immer hemmungslos aus (lacht).”
Besonders allzu vorhersehbare und abgegriffene Reime sollte der anspruchsvolle Texter besser meiden, sie sind eher etwas für die Schlager-Klischee-Kiste. Gerade deswegen aber kann man solche Reime auch mal als zugespitzte Pointe einsetzen. Und auch eine Reim-Finte, ein vorbereiteter erwarteter Reim, der dann aber ausbleibt oder erst verzögert platziert wird, sorgt immer dafür, dass der Hörer aufmerksamer hinhört und sich eine Zeile auch besser einprägt. Nicht dass dieser Ballermann-Kalauer dem gewogenen Leser als Vorbild dienen soll, aber es ist einfach ein gutes Beispiel für eine Reim-Finte:
Der Halb-Reim, wie Simon Triebel ihn beschreibt, kann eine gute Alternative zum klassischen Reimen oder auch offensivem Nicht-Reimen sein. Beim Halb-Reim reimt man ähnlich klingende Wörter aufeinander. Auf diese Weise stehen einem erstens sehr viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung, und zweitens kann gerade auch in der Reibung, dass die Worte sich nicht 100% reimen, ein Reiz bestehen.
Und es ist, es ist o.k. Alles auf dem Weg, Und es ist Sonnenzeit Unbeschwert und frei Und der Mensch heißt Mensch Weil er vergisst, weil er verdrängt Und weil er staunt und stählt Weil er wärmt, wenn er erzählt (aus „Mensch“, Herbert Grönemeyer)
“Did I disappoint you or leave a bad taste in your mouth? You act like you never had love and you want me to go without” (aus “One”, U2)
Es gibt auch Lieder, die bestens mit einer Mischung aus Halb-Reimen und Nicht-Reimen funktionieren. Wie beispielsweise „Polly“ von Nirvana: Polly wants a cracker I think I should get off of her first I think she wants some water To put out the blow torch It isn’t me Have a seed Let me clip Your dirty wings Let me take a ride Hurt yourself Want some help Help myself Got some rope Have been told I promise you Have been true Let me take a ride Hurt yourself Want some help Help myself
(aus “Polly”, Nirvana)
Anzeige
2.2 – Deutsch oder Englisch?
Die deutsche Sprache ist längst im Mainstream Pop/Rock angekommen, viele Künstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichen heutzutage mit Texten in deutscher Sprache ein großes Publikum, auch wenn ihr Bekanntheits- und Tour-Radius meist dadurch auf die drei deutschsprachigen Länder beschränkt ist. Die weltweit bekannte deutsch-textende Band “Rammstein” ist eines der wenigen Gegenbeispiele, genauso wie der kurze Tokio Hotel Hype. Sich mehr oder weniger auf den deutschen Sprachraum zu beschränken, klingt aber viel negativer als es in Wirklichkeit ist. Denn in diesem Gebiet mit guter Medien- und Infrastruktur finden sich viele Hörer mit großem Interesse für Musik in ihrer Muttersprache. Und wer darüber hinaus die Gunst des Goethe-Instituts erlangt, das die Verbreitung der deutschen Kultur und Sprache fördert, wird mit etwas Glück sogar als “Kultur Gesandter” auf Welttournee geschickt!
Till Huber
Till Huber:„Ein bemerkenswerter Trend, der Popmusik in Deutschland in den letzten Jahren erfasst hat, besteht vor allem darin, dass es wieder en vogue ist, auf Deutsch zu singen – und das auch jenseits von Schlagern wie Matthias Reims „Verdammt ich lieb dich“ und den dadaistischen Experimenten der Neuen Deutschen Welle. Nicht nur, dass deutsche Songtexte derzeitig eine Hochkonjunktur erleben, man könnte meinen, sie hätten ein noch nie da gewesenes Maß an Normalität erlangt.“
Wer hierzulande deutsche Liedtexte verfasst, hat nicht nur den Vorteil, sich textlich auf dem sicheren Terrain seiner Muttersprache bewegen zu können, er findet vor allem schnell Aufmerksamkeit. Denn wo deutsch gesungen wird, da wird hingehört. Besonders Hörer, denen es in erster Linie um die Texte geht, erreicht man mit ihrer Muttersprache natürlich viel besser. Dieses genaue Hinhören bei deutschen Texten kann allerdings auch zum Bumerang für zweifelhafte Texter/innen werden. Denn wer nicht gut textet, kommt damit in der Regel nicht durch. Kitsch, Konstruiertes, Plattitüden, (ernst gemeinter) Nonsens sowie Unstimmigkeiten bei Wort- und Bildwahl werden sofort entlarvt. Das meist als lässig empfundene Englische beispielsweise kann solche Dinge für das “deutsche Ohr” sicherlich etwas kaschieren, auch wenn passables Englisch zur Allgemeinbildung gehört und man dem Verlauf einer Geschichte im Groben folgen kann. Und es soll wohl auch viele Hörer hierzulande geben, die bei englischen Texten gar nicht wirklich zuhören …
Vergleicht man die englische und deutsche Sprache miteinander, stellt man fest, dass das Englische oftmals kürzere Wörter bereithält, Formulierungen oft weniger Wörter bedürfen, es erstaunlich viele Reim- und Halbreim Möglichkeiten gibt, Vokale melodischer und Konsonanten weicher ausgesprochen werden. Und ganz generell gibt es hier weniger hart oder kratzig klingende Konsonanten als im Deutschen. Das wirkt sich natürlich auf den Klang und das Zusammenspiel von Melodien und Worten aus.
Vergleicht man die Ausdrucksweise von englisch- und deutschsprachige Songtexten miteinander, fallen auch hier feine Differenzen auf. Verallgemeinert man das Ganze etwas, kann man sagen: im Englischen drückt man sich oft direkter aus, ungezwungener und freizügiger als viele deutsch textende Künstler/innen aus dem sprichwörtlichen “Land der Dichter und Denker” es gern zu tun pflegen. Heißt: Hierzulande ist man viel damit beschäftigt die textlichen “Peinlichkeitsklippen” zu umschiffen. Bis es groovt und glaubwürdig klingt kann es etwas dauern. Ein Beispiel für diesen Unterschied zwischen den Sprachen liefert Sasha im Interview mit dem Amy Winehouse Song “Rehab”.
Auch lässt sich vermuten, dass die “Geschmackspolizei” im angloamerikanischen Sprachraum wohl einfach etwas gnädiger mit “Textsündern” ist. Denn wer würde glauben, dass man mit Zeilen wie diesen einen Welthit schreiben kann: “Heile die Welt, mache sie zu einem besseren Ort, für dich und mich und für die ganze Menschheit”? Letzteres war eine freie Übersetzung ins Deutsche von Michael Jacksons “Heal The World”. Andererseits wird auch nicht alles bedingungslos geschluckt, wie Bosse unten berichtet. Auch dort weiß man, wie ein anspruchsvoller Text auszusehen hat – wie soll es auch anders sein, wo doch so viel gute Musik von dort kommt!
Und letztlich kann auch die potentielle Reichweite des Englischen ein guter Grund dafür sein, Songtexte in dieser Sprache zu verfassen. Wer möchte, dass seine Texte international verstanden werden (insbesondere das Internet bietet ja beste Möglichkeiten, per Mausklick die Landesgrenzen zu überwinden und Hörer in der ganzen Welt zu gewinnen), hat mit der “Allerweltssprache” Englisch einen klaren Vorteil gegenüber einer weniger verbreiteten Sprache wie Deutsch. Oder auch Isländisch. Die Künstlerin Björk wäre sehr wahrscheinlich nicht weltbekannt geworden, hätte sie ihre Hits in ihrer Muttersprache getextet. Gleiches gilt für die Franzosen Air und Phoenix, die Kolumbianerin Shakira, die Schweizerin Sophie Hunger und schier unzählige Künstler aus Schweden, Norwegen und Dänemark. Und natürlich auch für die international erfolgreichen deutschen Künstler “The Notwist”, “Scorpions” oder “Sarah Connor”.
Simon Triebel
“(….) das ist bei englischen Texten etwas anders, zumindest hier im deutschsprachigen Raum, wo die wenigsten Hörer die Texte verstehen oder nicht sonderlich darauf achten.” Beschäftigst du dich viel mit den Songtexten anderer Künstler?
Simon Triebel: “Auf jeden Fall! Gerade im Deutschen, aber auch im Englischen. Aber im Deutschen natürlich noch viel intensiver, ich habe da viel eher eine konkrete Meinung dazu.”
Sasha
“Von Anfang an war für mich klar, dass Englisch die Sprache der Musik ist, die ich gerne mag. (…)” Ist vielleicht auch der Klang das Geheimnis, warum die englische Sprache so gern in der Popmusik verwendet wird? Sasha: “Sie klingt besser, finde ich, sie klingt weicher. Mittlerweile gibt es allerdings auch viele deutschsprachige Künstler, die es schaffen, mit der Aussprache so zu spielen, dass man es gut ertragen kann. Und die natürlich auch lyrisch sehr begabt sind!” Gibt es weitere Unterschiede zwischen den beiden Sprachen Deutsch und Englisch? Sasha: “Man traut sich auf Englisch einfacher zu schreiben, weil die Engländer und Amerikaner das auch tun. Wenn man auf Deutsch einfach schreibt, läuft man schnell Gefahr ins Schlagereske abzurutschen. Nimm zum Beispiel den Amy Winehouse Hit “Rehab”. Wenn du das so auf Deutsch singen würdest, lachen dich die Leute aus: “Sie wollen, dass ich in die Reha gehe, aber ich sage nein, nein, nein”. Das könnte dann Mickie Krause singen oder so. Im Englischen klingt so ein Text lässiger, natürlich auch, weil es die coole Drogenbraut singt, aber auch weil einfache Worte im Englischen irgendwie anders wirken.”
Wie hast du Englisch gelernt? Sasha: “Ich habe Englisch in der Schule gelernt, muss aber auch gestehen, dass ich dieses Fach nicht bis zum Abi durchgezogen habe. Das meiste Englisch habe ich später von meinem Produzenten gelernt, mit dem ich meine ersten Platten gemacht habe. Pete Smith heißt er, hat auch “Dream Of The Blue Turtles” von Sting produziert. Pete, als Londoner mit leichtem Cockney Akzent, hat mir dann im Studio eine gute Aussprache beigebracht, da hat er sehr drauf geachtet. Mit ihm habe ich dann 1-3 Monate nur Englisch geredet, solange die Produktionen halt dauerten, das hat meinem Englisch sehr gut getan. (…)”
Lässt du deine Texte von Muttersprachlern oder Übersetzern checken? Sasha: “Manchmal mache ich das. Dank des Internets ist man da ja mittlerweile recht chefig unterwegs, da kann man ja immer schnell mal jemand aus England oder USA drübergucken lassen. Obwohl es da auch wieder Unterschiede gibt: Ein Amerikaner würde einen Text ganz anders beurteilen als ein Engländer, in den USA gibt es Bilder, die es in England nicht gibt und umgekehrt. Das sollte einem immer bewusst sein! (….) Dann gibt es die Leute, die sagen “das geht nicht”, wobei ich dann auch oft denke: Wieso geht das nicht? Im ganz Groben handelt es sich hier um Lyrik, und da geht eigentlich alles! Es muss nicht immer alles grammatikalisch ganz korrekt sein oder einen Sinn haben. Paul McCartney hat einmal gesagt: “It has to sound good”. Ein tierischer Satz, finde ich, genau darum geht es. (…) Viel besser ist es, wenn der englische Produzent da ist und nachfragt, was ich mit einer bestimmten Zeile sagen wollte. Dann kann schon mal rauskommen, dass ein Wort vielleicht nicht ganz 100%ig passte oder es bessere Möglichkeiten gibt.”
Bosse
Beschäftigst du dich auch mit den Songtexten anderer Künstler, hörst du den Texten zu? Bosse: “Ja, andauernd! Das ist eben auch der Grund, warum ich viele englische Sachen eben schlecht finde. Ich finde es teilweise richtig übel, was sich jemand zu singen traut! Ich will jetzt eigentlich keine Namen nennen, aber zum Beispiel „Dance With Somebody“ von Mando Diao. Die 1:1 Übersetzung ist echt zu hart! Wenn man das als deutscher Texter machen würde, dann weiß ich auch nicht … dann weiß ich nicht, wer man dann wäre! (…) Englisch ist halt so schön einfach, da musst du nichts umschreiben und so. Auf jeden Fall nicht für uns Deutsche, und für die Schweden auch nicht. Aber die Engländer wackeln da schon mit den Ohren. (…)”
“Dance With Somebody”, Mando Diao “Break your happy home Learn to sing along to the music, to the music Clap your hands and shake on a summer’s day To the music, to the music
I’m falling in love with your favourite song I’m gonna sing it all night long I’m gonna dance with somebody Dance with somebody Dance, dance, dance I’m gonna dance with somebody
When you’re all alone we become your home We’re the music, we’re the music When your love’s away and you feel betrayed We’re the music, sweet music” Stört dich ein hörbarer Akzent im Englischen (nicht nur bei deutschsprachigen Künstlern)? Bosse: “Nein, nur ganz selten, wenn man denkt: „Entschuldigung, mach doch einfach noch mal die 5. Klasse und fang dann wieder ganz von vorne an!“ oder so. Aber eigentlich stört mich das gar nicht, ich mag das teilweise sogar ganz gern. Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich früher ja auch mal zwei Jahre lang auf Englisch gesungen habe, mit dem deutschesten Akzent und wohl auch Wörtern, die es gar nicht gibt, Kauderwelsch halt. Deswegen darf ich mich da sowieso nicht beschweren. Aber auch einige Skandinavier wie Björk oder Emiliana Torrini haben einen sehr charmanten Akzent, finde ich! Letztens war ich mit einer Band aus Frankreich unterwegs, The Teenagers, die genau damit kokettieren, dass sie einen französischen Akzent im Englischen haben. Ich glaube, die funktionieren in England auch genau deswegen so gut. Ich weiß nicht, inwieweit wir Deutschen mit unserem Akzent da drüben durchkommen, aber vielleicht funktioniert das ja irgendwann. Dann werden bestimmt viele Leute ganz erfolgreich! (lacht)”
Anzeige
2.3 – Texten im Team
Viele Text- und Liedschreiber arbeiten nicht allein – man denke an beispielsweise an weltberühmte Schreiber-Teams wie Lennon & McCartney, Jagger & Richards, Elton John & Bernie Taupin, Robbie Williams & Guy Chambers oder auch Stock, Aitken, Waterman, die für viele typische 80er Jahre Hits verantwortlichen waren (Kylie Minogue, Jason Donovan, Mel & Kim, Rick Astley, Bananarama uvm. ). In der “Schreiber-Branche” arbeitet man sowieso generell selten allein, wenn es um Auftragsarbeiten für andere Künstler geht. Große Musikverlage arrangieren dafür Zusammenkünfte von Interpreten, Textern und Komponisten – oder auch reine „Songwriter Meetings“. Da wird dann meist nach recht konkreten Vorgaben des Musikverlags oder der Plattenfirma getextet, komponiert und vorproduziert. Es gibt sogar regelrechte „Hitfabriken“, in denen Autoren in Studios tagein tagaus Lieder schreiben.
Die Herausforderungen im Team sind es, sich letztlich einigen zu müssen, Kompromisse zuzulassen oder auch einfach, sich vor anderen zu trauen, die meist noch recht rohen Entwürfe zu präsentieren. Das ist nicht jedermanns Sache. Allerdings produziert man auch ungleich mehr Ideen, als wenn man alleine schreibt – und hat gleichzeitig meist auch eine funktionierende Geschmacks- und Plagiatvermeidungskontrolle. Besonders in Bands kann das Teamwork in Bezug aufs Texten noch durchaus willkommene Nebeneffekte haben, denn die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Songtexten schweißt die Bandmitglieder noch mehr zusammen. Das kollektive Texten schafft über die Musik hinaus eine zusätzliche Möglichkeit, sich als Bandmitglied zu profilieren bzw. sich mit den in Gemeinschaftsproduktion entstandenen Texten zu identifizieren. Nicht nur bei Olympia, sondern auch hier gilt: „Sport ist im Verein am schönsten!“
Bosse
Du arbeitest beim Songwriting ja auch im Team. Wie funktioniert das? Bosse: “Also bei meinen eigenen Sachen arbeite ich nicht im Team. Wenn ich dann ins Studio gehe, ist da mein Produzent, Jochen Naaf, ein guter Typ und auch ein guter Songwriter. An diesem Punkt ist es dann schon so, dass wir Töne und Texte noch mal gemeinsam durchgehen. Aber das Grundgerüst passiert schon bei mir zu Hause.”
Aber für andere Leute schreibst du auch – und dann auch im Team? Bosse: “Ja, am allerliebsten im Team! Ich muss aber dazu sagen, dass ich das auch gar nicht so megalange mache. Wenn man für andere schreibt, geht einem das so mit links von der Hand. Ich muss es ja nicht singen, will es aber natürlich trotzdem so gut machen, dass ich es singen würde. Es fällt mir aber viel leichter, als für mich selber zu schreiben. Und dann gibt es im Team ja auch immer noch ein Gegenüber, jemand, der auch texten kann.”
Sasha
Du schreibst viel im Team zusammen mit Ali Zuckowski und Robin Grubert. Wie funktioniert das? Sasha: “Wenn wir zusammen schreiben, arbeiten wir generell als Team, also alle sind gleichberechtigt. So haben wir schon viele Songs beziehungsweise Texte gemeinsam geschrieben, diese Konstellation funktioniert einfach sehr gut. Wenn ich mit Themen ankomme, ist unsere Arbeitsweise meist so, dass Ali und Robin noch mehr aus mir herauskitzeln oder mich ermutigen, mich zu trauen. Wenn man ganz tief in sich bohrt, dann ist das ja eher ein Prozess. Ein Text kann daher in einer Frühfassung schon mal etwas oberflächlich oder vorsichtig sein, aber im Laufe der Zeit merkt man dann: Das muss noch ein bisschen mehr “Eier“ haben. Es gibt aber auch andere Fälle, in denen wir das Songwriting ganz klar aufteilen. Jeder sammelt für sich Ideen, dann kommen wir zusammen und jeder spielt seine Sachen vor. Das sind meist rein musikalische Ideen. Und wenn wir uns auf Sachen geeinigt haben, dann fangen wir an zu texten. Oder überlegen zunächst nach Themen: Soll der Text eine negative oder fröhliche Aussage haben, was stellt er mit mir emotional an? Manchmal entstehen auch Situationen im Studio, dass einer mal für ’ne Viertelstunde in ein anderes Zimmer abhaut, weil er gerade einen “Durchmarsch” hat. So mit den Worten “Ich glaube, ich habe eine Idee …” und raus aus der Tür. Das muss man dann so geschehen lassen, solche Momente sind Gold wert, meistens sind danach Texte zu größten Teilen fertig. Einmal habe ich zusammen mit dem schwedischen Songwriter Peter Kvint geschrieben. Er ist dann irgendwann mal kurz aufs Klo, und als er wiederkam, hatte ich den ganzen Text fertig: zwei Strophen und einen Refrain. Es hat sich gereimt, es war einfach, es war gut … ich dachte: Das ist das Lied, mehr brauche ich nicht! Das ist mir bisher leider aber erst einmal passiert.”
Ist Teamarbeit eine gute Methode um gewisse „Klippen zu umschiffen“, die 2. Strophe oder den verflixten C-Teil zum Beispiel? Sasha: “Ich bin großer C-Teil Freund und auch ziemlich gut darin (lacht), man könnte mich also auch nur für den C-Teil engagieren! Der C-Teil ist zwar nicht das Hauptding in einem Lied, aber den braucht man trotzdem immer. Nicht so gut bin ich im Schreiben von Hooks, also griffigen Refrainzeilen, die ja in Popsongs sehr wichtig sind. Melodien für Hooks gehen mir immer ganz gut von der Hand, aber die Texte für die Refrains überlasse ich gern anderen. (….) Strophen texte ich dagegen sehr gerne, das liegt mir mehr. Aber oftmals sind die Strophen dann schon so “hookig”, dass ich absolut nicht mehr weiß, wie ich da nun noch einen Chorus draufsetzen soll. Und dann kommen meine Schreibe-Partner ins Spiel und übernehmen. Und ich denke mir: Ja, genau so funktioniert Teamarbeit! (lacht).”
Simon Triebel
Gibt es bei deiner Band Juli eine Arbeitsteilung beim Songwriting? Simon Triebel: “Bei uns schreiben ja hauptsächlich Jonas, Eva und ich. Wir entwickeln Ideen meist allein und arbeiten sie in der Regel erstmal so weit aus, dass wir sie den anderen zeigen können. Dann ist es oft so, dass die anderen die Songs noch mal in die Hand nehmen und hier und da Dinge ändern. Durch so eine Patchwork-Arbeitsweise profitieren die Songs von den Stärken der einzelnen Bandmitglieder.”
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.