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Waves Abbey Road TG Mastering Chain Test

EMI, TG und Abbey Road – das gehört zusammen wie Waves, Emulationen und dicke, eingekaufte Namen. Kaum ein Plugin des US-israelischen Herstellers, was nicht irgendwo in den Annalen der Recording-Geschichte kramt. Verkauft sich halt auch gut.

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Es gibt aber auch noch einen Trend im aktuellen Audio-Prozessor Markt – und der heißt One-Stop-Trick. Es gibt immer mehr Plugins, die gleich mehrere klassische Bearbeitungsprozesse wie das EQing, Filtering und Komprimieren geschickt kombinieren und einen konkreten Einsatzzweck, wie das finale Mastering forcieren.

Details

Name Dropping

Das Waves Abbey Road TG Mastering Chain Plugin ist eine Emulation der EMI TG12410 Mastering und Transfer Console, welches seit den frühen 70er Jahren in den Mastering Suiten der Londoner Abbey Road Studios Verwendung finden. 

"OG" TG12410 Console: So sieht das Ding in echt aus. (Foto: Nick Mavridis)
“OG” TG12410 Console: So sieht das Ding in echt aus. (Foto: Nick Mavridis)

Und für alle, die die letzten 60 Jahre Musikgeschichte verpennt haben: Abbey Road, das ist das Studio der The Beatles. Und natürlich auch Pink Floyds „Dark Side of the Moon“, Nirvanas „In Utero“, Radioheads „OK Computer“ und Ed Sheerans „+“ wurden dort durch eine der vielen TG12410 gezogen. 

Vielfältigste Varianten, halb-modularer Aufbau

Das native Waves Plugin ist für die Formate VST2, VST3, AU, AAXnative, SoundGrid sowie für Windows und OSX erhältlich und Waves-typisch sowohl als Mono- als auch Stereo-Instanz ladbar. Außerdem gibt es noch eine etwas zeitfreundlichere „Live“-Variante ohne FIR-Filter.
Hinzu kommt ein zusätzliches Metering-Plugin mit Peak, PPM, Phase und VU-Meter-Anzeigen, das alle geladenen Abbey Road TG Mastering Chain-Instanzen via Drop-down auslesen kann.
Die TG Mastering Chain ist ferner halb-modular aufgebaut und besteht aus drei, in der Reihenfolge veränderlichen Prozessoren, die für das Filtering, den Tone-Shaping (EQ) und das Compressing/Limiting zuständig sind. Logisch, dass auch sie kryptische EMI-Bezeichnungen schmücken, die ich nicht vorenthalten möchte: TG 12412, TG 12413 und TG 12414. Einzel-Plugins gibt es nicht.  

Fotostrecke: 4 Bilder drag´n drop: Einfach ziehen und die drei mittleren Module lassen sich verschieben.

Alle Module sind Dual-Mono ausgelegt und lassen unterschiedliche Einstellungen für den linken und den rechten Kanal zu. Darüber hinaus kennen sie einen M/S- sowie einen Duo-Mode und es gibt zwei Ansichten: kompakt und detailliert.
Ein kleiner Schiebeschalter neben den einzelnen Modul-An/Aus-Schaltern aka Bypass vollführt den Trick und es werden deutlich mehr Optionen sichtbar. Allerdings verschwinden dann die anderen Module optisch, was bei heutigen Bildschirmgrößen nicht unbedingt hätte seine müssen. Generell mutet mir aber die ansonsten recht klar-strukturierte GUI etwas zu klein und „fisselig“ an. 


Tone TG 12412 aka der Equalizer


Der TG EQ ist vier-bandig, kennt jeweils einen Hub von +/-10 dB sowie Low- und High-Shelf-Charakteristik und drei verschiedene Glockenfilter (breit, mittel, eng). Die Einsatzfrequenzen sind unterschiedlich und überlappen sich nicht. Jedes Band kennt fünf Eckfrequenzen, sodass man insgesamt auf folgenden Frequenzen kommt: 32, 45, 64, 91, 128, 181, 256, 362, 512, 724, 1,02k, 1,45k. 2,05k, 2,6k. 3,25k, 4,1k, 5,8k, 8,1k, 11k und 16k, alles in Hz.

Der vierband EQ.
Der vierband EQ.

Der Limiter/Kompressor TG 12412


Die Dynamiksektion ist bescheiden wie das Original gehalten und kennt nur jeweils fünf Recovery-Zeitsätze. Der offizielle Chandler Nachbau und auch dessen Universal Audio Clone sind da flexibler. Dafür gibt auch hier drei Modi namens Original, Modern und Limit. Hinzu kommt eine Ratio von 1 bis 100, die aber eher das Verhältnis von Input zu Output bestimmt, sowie auch ein Mixregler für etwaige Parallel-Compression. Außerdem hat Waves auch noch den Sidechain modifiziert und FIR-Filter zur Detektor-Begrenzung spendiert.

Der "Zener".
Der “Zener”.

Der Original-Mode ist der bekannte TG Limiter mit der Zener Diode, welche für ihren aggressiven und dreckigen Sound geschätzt wird. Der Limit-Mode hingegen mach das Knie des Zeners härter und der Modern-Mode erreicht eine nochmals höhere Loudness. Wie genau bleibt Waves uns schuldig.

TG 12414 Filter-Module


Das Filter-Modul rundet den Prozess ab und stellt neben dem Tone/EQ-Modul weitere Klangformungen bereit: Es bietet einen Low Pass (8k, 10k, 12k, 15k, 20k, High) und einen High Pass (Low, 40, 63, 80, 110) sowie einen Presence-Filter mit 0,5k 0,8k 1,2k 1,8k 2,8k 4,2k 6,5k und 10 kHz Einsatz und +/- 10 dB Gain-Hub.

Das Filter kennt einen High- und einen Low-Pass sowie ein zusätzliches Presence-Filter (+/- 10dB).
Das Filter kennt einen High- und einen Low-Pass sowie ein zusätzliches Presence-Filter (+/- 10dB).

Rein, raus und breiter


Zu den oben genannten Features kommt das permanent sichtbare Output-Modul mit dem TG12416 V.A.L Stereo-Spreader und einigen Monitoring-Funktionen sowie das ebenfalls Postitions-fixe TG12411 Eingangsmodul hinzu. Neben einer Gain-Regelung und 180°-Phase-Switch kennt letzteres u.a. auch die Möglichkeit linken und rechten Kanal um 90° bzw. -90° gegeneinander zu verschieben.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Input-Modul in der Vollansicht. Wie alle Module kennt es einen L/R-Mode, …

Im modernen Produktionsalltag dürften solche Phasenprobleme eher selten anzutreffen sein – aber es geht hier Waves offensichtlich mehr um den Vibe der Originalität anstatt um tieferen Sinn und praktischen Verstand. Trotzdem ist der Effekt ganz angenehm. Ähnliches gilt für die emulierten Tape-EQs, die genutzt wurden, um von IEC nach NAB und umgedreht zu überspielen. Diese Ergebnisse sind zwar durchaus eher unmusikalisch, was aber nicht heißen soll, dass einmal der Tag kommen wird, wo man dies kreativ einzusetzen vermag.

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Praxis

Allgemeines


Das Waves Abbey Road TG Mastering Chain Plugin ist schnell heruntergeladen und aktiviert. Die Bedienung erklärt sich von selbst und auch dass man die Module verschieben kann, hat man ohne weiteres Studium des Handbuchs schnell kapiert. Nichtdestotrotz ist mir alles ein wenig zu klein und fummelig geraten. Waves, gib mir endlich einen Zoom-Mode!
Wer meine Tests kennt, weiß auch, was als Nächstes kommt: Ich kann Vintage-GUIs bei Plugins absolut nicht leiden. Dinge, die an der Hardware prinzipbedingt und vorteilhaft sind, müssen meiner Meinung nach nicht unbedingt stumpf der Originalität wegen in ein Plugin überführt werden. Doch dazu später noch etwas mehr. Was bleibt, ist ein guter EQ und ein toller Kompressor – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Aber schaut und hört doch lieber wieder selbst, jetzt sogar in 4k!

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Mehr Informationen

Original vs. Originell


Unnötige Limitierungen wie fixe Bänder nerven mich bei Software-EQs beispielsweise immer. Klar, man kann eine weitere Instanz öffnen, wenn man ein weiteres Band braucht. Aber wäre es nicht toll, wenn man das direkt in der Instanz entscheiden könnte – gerade bei einem ohnehin schon halb-modular angelegten Plugin wie es hier der Fall ist?!
Apropos: Pro Instanz kann man hier auch nur ein Tone-, Filter- oder Limiter-Modul verwenden. Wer glaubt, ein Filter vor dem Kompressor und ein Filter danach packen zu können – in einer Instanz wohlgemerkt –, der irrt. Das ist sicherlich alles auch Geschmacksache – nur eben nicht meiner. Immerhin gibt uns Waves Link-Modes, A/Bs und Band-Solos an die Hand. 
Schön wäre es dennoch, wenn man Zusatzinfos wie beispielsweise Q-Faktor bei einem Mousover oder andere Bedienhilfen erhalten würde. So sollte es möglich sein, bei gerasterten Potis per Klick diskret durchschalten zu können, um nicht umständlich mit der Maus ziehen oder schieben zu müssen – das ist nämlich anstrengend und sorgt auf Dauer, in der Summe aller Plugin-Bearbeitungen in einer Session, schnell für eine Sehnenscheidenentzündung aka die “fiese Maushand“.

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Fazit

Mit dem TG Mastering Chain Plugin liefert uns Waves wieder einmal authentische Sounds in einem gut klingenden EQ und Kompressor – nicht nur für den Master, sondern vor allem auch als One-Stop-Trick für Einzelspuren oder gar Gruppen. Das halb-modulare Drumherum ist nett gemeint, aber nicht bis zu Ende gedacht. Drei, vier zusätzliche Einzelinstanzen wären sicherlich sinnvoller gewesen, aber nun gut. Für den Einführungspreis ist der Deal ja trotzdem ein No-Brainer und liefert vor allem wegen des Zener-Compressor/Limiter eine interessante weitere Farbe für den Klangmalkasten. Ein echtes Essential ist diese Waves Plugin aber dennoch nicht.

Pro
  • kerniger Sound

  • halb-modularer Aufbau

  • schicke Peak/VU-Meter
bridge
  • Top Einführungspreis
Contra
  • zu kleine GUI
  • 
etwas unflexibel
  • kryptisches Handbuch
Waves_AbbeyRoads_TG_Mastering_Chain_Test_00_Aufmacher
Features

  • Emulation der EMI TG12410 Transferkonsole
  • 
5 Module für Mastering- und Mixaufgaben

  • FIR-Sidechainfilter mit 48 dB/Okt Flankensteilheit

  • zusätzliches Metering über Meterbridge-Komponente
  • 
Stereo, Duo und MS-Modus
  • 
Monitoring-Modi Stereo, Mono, Links, Rechts, Mitte und Seite

  • unterstützt die Formate: VST2/VST3/AU/AAXnative/SoundGrid
Systemvoraussetzungen: ab Win7 (64 Bit), ab Mac OSX 10.11, Intel Core i5, 8 GB RAM, 8 GB HD, Internetverbindung

Preis

  • EUR 39,- ( Einführungspreis am 22. Oktober 2018)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kerniger Sound

  • halb-modularer Aufbau

  • schicke Peak/VU-Meter
bridge
  • Top Einführungspreis
Contra
  • zu kleine GUI
  • 
etwas unflexibel
  • kryptisches Handbuch
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Waves Abbey Road TG Mastering Chain Test
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Profilbild von Der Dingens

Der Dingens sagt:

#1 - 29.10.2018 um 08:12 Uhr

0

Vielleicht auch einfach mal etwas über den Klang schreiben und nicht außschließlich über das subjektiv vermurkste GUI.

    Profilbild von Wolfgang Schnermann

    Wolfgang Schnermann sagt:

    #1.1 - 09.12.2019 um 08:41 Uhr

    0

    Sehe ich ganz genau so... Der Test sagt über die Klangqualität gar nix aus; dann lieber das Video von White Sea Studio...

    Antwort auf #1 von Der Dingens

    Antworten Melden Empfehlen
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