Warwick Rockbass Streamer RB NT1 Test

Der Warwick Streamer wurde 1984 vorgestellt und ist sicherlich ein elementar wichtiger Grundstein für den Erfolg der deutschen Edelbass-Schmiede. Die erste Version des Erfolgsmodells, der Streamer Stage 1 mit durchgehendem Hals und EMG-Pickups, wurde noch ausschließlich in aufwändiger Handarbeit im schönen Frankenland hergestellt und war dementsprechend nicht gerade zu einem Schnäppchenpreis erhältlich. Heutzutage kommen erfreulicherweise auch Tieftöner mit knapperem Budget in den Genuss eines Streamer-Basses, denn Warwick bietet das beliebte Modell auch in ihrer in China gefertigten Rockbass-Serie zu einem deutlich günstigeren Kurs an. In diesem Test schauen wir dem viersaitigen Rockbass Streamer NT1 (eigentliche Schreibweise mit einer römischen “1”, also “I”) unter die Haube. Unser Testbass kommt – genau wie das kostspielige Original aus den Achtziger-Jahren – mit einem durchgehenden Hals, einer P/J-Tonabnehmer-Konfiguration, sowie einer wirkungsvollen Aktivelektronik daher.

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Details

Ein Grund für die große Beliebtheit des Streamer-Modells ist sicherlich nicht zuletzt seine ergonomische Formgebung: Der Korpus ist sehr kompakt und liegt aufgrund einer leichten Wölbung sehr angenehm am Körper. Für die Korpusflügel unseres Testbasses verwendet Warwick klassische Erle; als Finish kommt ein transparenter Hochglanzlack mit leicht gelblicher Tönung zum Einsatz – die exakte Bezeichnung ist “Honey Violin Transparent High Polish Finish”.
Das Herzstück des Rockbass Streamer NT1 ist ein aufwändig laminierter durchgehender Hals, der aus insgesamt fünf Teilen besteht. Für die stabile Konstruktion wurden drei breite Ahornstreifen mit zwei schmalen Furnieren aus Ekanga verleimt. Als Griffbrettmaterial setzt Warwick für die Großzahl ihrer Modelle Wenge ein, und auch beim günstigen Streamer aus chinesischer Fertigung besteht das Griffbrett aus dieser extrem harten Holzsorte. Im Wenge-Griffbrett parken 24 hochglanzpolierte Bünde aus Bronze im beliebten Jumbo-Format. Zur Orientierung gibt es kleine Dots an der Griffbrettflanke.

Fotostrecke: 6 Bilder Eine Gigbag ist im Lieferumfang des Warwick Streamer NT1 inbegriffen.

In Sachen Hardware geht Warwick auch bei der relativ preisgünstigen Rockbass-Serie keine Kompromisse ein und verwendet ausschließlich hochwertige und bewährte Komponenten aus eigener Entwicklung. Als Brücke kommt eine zweiteilige Warwick-Konstruktion zum Einsatz, die aus einem Saitenhalter und dem eigentlichen Steg besteht.
Die Saitenreiter der Bridge können einzeln sowohl vertikal für den Saitenabstand, als auch horizontal für die Saitenlage justiert werden. Außerdem kann auch der ganze Block mit vier Inbusschrauben in der Höhe angepasst werden. Wenn das Setup passt, werden anschließend alle beweglichen Teile mit zusätzlichen Inbusschrauben fixiert – mehr Funktionalität kann man von einer modernen Bassbrücke nicht erwarten!

Fotostrecke: 3 Bilder Die zweiteilige Warwick-Bassbrücke ist weltbekannt.

Die Saiten laufen von der Brücke über den ebenfalls höhenverstellbaren “Just a Nut III Tedur”-Sattel zur Warwick-typischen, kompakten und leicht abgewinkelten Kopfplatte, die vier gekapselte Stimmmechaniken und den Zugang zum Halsspannstab beherbergt.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf dem Headstock werden die Strings vom Warwick-typischen Sattel empfangen und …

Für die Tonübertragung setzt Warwick bei der Rockbass-Serie ausschließlich Produkte der deutschen Firma MEC ein. Mein Testkandidat kommt mit einem MEC Splitcoil-Pickup in der Halsposition, und vor der Bridge parkt ein aktiver MEC Singlecoil-Pickup.
Die MEC-Tonabnehmer leiten das Signal schließlich zu einer aktiven Elektronik weiter, die einen Zweiband-Equalizer für Bässe und Höhen bietet. Geregelt wird die Elektronik im Cockpit des Streamer NT mit einem Volume-Regler, einem Balance-Regler, und natürlich den beiden EQ-Reglern. Zum Betrieb genügt eine einzige 9-Volt-Batterie, die im rückwärtigen Elektronikfach untergebracht ist und dank des praktischen schwarzen Schnappdeckels im Notfall blitzschnell ausgetauscht werden kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Hals- und Steg-Tonabnehmer des Warwick Streamer-Basses …

Praxis

Ich bin es von Warwick gewohnt, dass die Testbässe mit einem sehr guten Setup bei mir ankommen und ohne lange Einstell-Arien – quasi aus dem Karton – super angenehm zu spielen sind. Der Rockbass Streamer NT bildet hier keine Ausnahme: Auspacken, umschnallen und schon kann es losgehen!
Dank der flachen Saitenlage gehen sämtliche Spieltechniken leicht von der Hand und der Bass lässt sich wirklich butterweich spielen. Lästige Schnarrgeräusche bleiben trotzdem außen vor, weil die Bundierung des Basses wirklich erstklassig ist.

Dass der Streamer so angenehm zu spielen ist, liegt aber logischerweise nicht nur am Setup, sondern auch am grundsätzlichen Design des Instruments. Am Gurt hängt der Streamer nämlich perfekt ausbalanciert, und der leicht gewölbte Korpus schmiegt sich sehr angenehm an den Körper des Players, sodass man den Viersaiter stundenlang ohne Ermüdungserscheinungen spielen kann – dabei ist mein Testexemplar mit 4,1kg noch nicht mal ultra leicht!

Fotostrecke: 2 Bilder Das Instrument ist wunderbar ausbalanciert und …

Mein einziger Kritikpunkt am Design ist das Cutaway am unteren Korpushorn, durch das einem – wenn man nicht gerade Riesenhände im Jaco-Format sein Eigen nennt – der Zugang zum letzten Bund leider versperrt bleibt. Schade, denn ich persönlich würde gerne den kompletten Tonumfang nutzen, wenn ich schon einen Bass mit 24 Bünden umhängen habe.

Am Hals-Korpus-Übergang könnte durchaus noch etwas mehr Platz für die Greifhand sein.
Am Hals-Korpus-Übergang könnte durchaus noch etwas mehr Platz für die Greifhand sein.

Beim Thema “Klangkultur” gibt es hingegen nichts zu meckern – das ist zumindest mein erster Eindruck mit dem Streamer NT ohne Amp. Typisch für einen Bass mit durchgehendem Hals klingt der Streamer NT sehr ausgewogen und gleichmäßig in allen Lagen. Die Töne schwingen ebenmäßig aus und auch über Deadspots muss man sich beim Rockbass Streamer NT1 wirklich keine Sorgen machen.

Klanglich präsentiert sich dieser Warwick Streamer ungemein satt und ausgewogen!
Klanglich präsentiert sich dieser Warwick Streamer ungemein satt und ausgewogen!

Außerdem entwickelt der elegante Viersitzer schon rein akustisch einen relativ lauten, sehr klaren und definierten Sound – ohne Zweifel Qualitäten, die sich auch am Amp positiv bemerkbar machen sollten. Um das zu überprüfen, hören wir uns einige Audiobeispiele an, die ich mit verschiedenen Einstellungen am Bass aufgenommen habe.

Audio Samples
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Beide Pickups, flat

Wer auf modern-klare Sounds mit viel Durchsetzungskraft steht, kommt mit dem Streamer aus der Rockbass-Serie ohne Frage voll auf seine Kosten! Mit beiden Pickups in gleicher Lautstärke und neutralem EQ liefert mein Testkandidat einen ausgewogenen und vollen Basssound mit sehr präsenten Hochmitten und transparenten Höhen.

Typischerweise sind Bässe, die eine P/J-Tonabnehmer-Konfiguration an Bord haben, ziemlich flexibel und können sowohl Jazz-Bass – als auch Precision-mäßige Sounds liefern. Für die nächste Aufnahme habe ich mit dem Balance-Regler komplett auf den Spiltcoil in der Halsposition des Streamer geblendet und mit dem Preamp leicht die Höhen abgesenkt. Keine Frage, hier befinden wir uns nun in Preci-Gefilden, der Streamer klingt allerdings auch mit dieser Einstellung sehr aufgeräumt und eher modern.

Audio Samples
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Neck-Pickup, Treble-Cut
Der Streamer ist DAS Erfolgsmodell des deutschen Traditionsherstellers!
Der Streamer ist DAS Erfolgsmodell des deutschen Traditionsherstellers!

Gleiches gilt für den Stegtonabnehmer-Sound: Der trocken-knochige Charakter, den ein typischer Jazz Bass auf dem hinteren Pickup liefert, ist zweifellos erkennbar, der Streamer klingt allerdings deutlich kühler und analytischer als ein Vintage-Jazz-Bass. Bei der Aufnahme habe ich das schlanke Fundament des Stegtonabnehmers mit einem Bass-Boost zusätzlich ordentlich aufgepumpt. Dabei kann man mit der Rockbass-Elektronik ruhig beherzt zu Werke gehen, denn der Equalizer erzeugt keinerlei unangenehme Frequenzen und zeigt sich zudem ausgesprochen nebengeräuscharm!

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost, Treble-Cut

Die Wirkung der Rockbass-Elektronik könnt ihr auch in den letzten beiden Clips deutlich hören. Beim Slapsound kommt wieder ein starker Bass-Boost zum Einsatz, und für den gescoopten Fingerstyle-Sound habe ich zusätzlich die Höhen zu etwa 80% angehoben.

Audio Samples
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Slapsound, strong Bass-Boost Beide PU, 100% Bass-Boost, 80% Treble-Boost
Der Warwick Streamer erblickte im Jahr 1984 das Licht der Welt und avancierte schnell zum Erfolgsmodell.
Der Warwick Streamer erblickte im Jahr 1984 das Licht der Welt und avancierte schnell zum Erfolgsmodell.

Fazit

Für einen Preis unterhalb der 1000-Euro-Marke bietet Warwick mit dem Rockbass Streamer NT1 einen tollen Viersaiter mit durchgehendem Hals an, der es locker mit kostspieligeren Bässen aufnehmen kann. Die verwendeten Materialien sind für ein Instrument dieser Preisklasse ausgesprochen hochwertig, und auch in Sachen Verarbeitung achtet Warwick bei den in China gefertigten Bässen penibel auf die Qualität. Mein Test-Streamer präsentierte sich fehlerlos und zudem erstklassig eingestellt! Klanglich bewegt sich der preisgünstige Streamer NT grundsätzlich eher auf der modernen Seite und liefert sehr aufgeräumte und transparente Sounds. Dank der klassischen P/J-Tonabnehmer-Konfiguration und einer effektiven Klangregelung ist der Rockbass Streamer allerdings sehr vielseitig und kann in sämtlichen Musikrichtungen eingesetzt werden. Wer einen flexiblen und sehr leicht zu spielenden Viersaiter sucht und nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hat, der sollte den Rockbass Streamer NT1 deshalb auf jeden Fall auf der Checkliste haben!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • flexibles P/J-Setup mit klaren, modernen Sounds
  • sehr gute Ergonomie, hoher Spielkomfort
  • 1a Verarbeitung
  • solide, hochwertige Hardware
  • effektiver Equalizer
Contra
  • kein passiver Betrieb möglich
  • höchste Bünde nicht bequem zu erreichen
Artikelbild
Warwick Rockbass Streamer RB NT1 Test
Für 999,00€ bei
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Deutliche Reminiszenz: Die Optik unseres Testbasses ist …

Für einen Preis unterhalb der 1000-Euro-Marke bietet Warwick mit dem Rockbass Streamer NT einen tollen Viersaiter mit durchgehendem Hals an, der es locker mit kostspieligeren Bässen aufnehmen kann. Die verwendeten Materialien sind für ein Instrument dieser Preisklasse ausgesprochen hochwertig, und auch in Sachen Verarbeitung achtet Warwick bei den in China gefertigten Bässen penibel auf die Qualität. Mein Test-Streamer präsentierte sich fehlerlos und zudem erstklassig eingestellt! Klanglich bewegt sich der preisgünstige Streamer NT grundsätzlich eher auf der modernen Seite und liefert sehr aufgeräumte und transparente Sounds. Dank der klassischen P/J-Tonabnehmer-Konfiguration und einer effektiven Klangregelung ist der Rockbass Streamer allerdings sehr vielseitig und kann in sämtlichen Musikrichtungen eingesetzt werden. Wer einen flexiblen und sehr leicht zu spielenden Viersaiter sucht und nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hat, der sollte den Rockbass Streamer NT1 deshalb auf jeden Fall auf der Checkliste haben!

Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Warwick
  • Modell: RockBass Streamer NT1 Viersaiter
  • Herstellungsland: China
  • Mensur: 34“ (Long Scale)
  • Korpus: Erle, Honey Violin Transparent High Polish Finish
  • Hals: durchgehend, dreistreifig laminierter Ahorn-Hals mit Ekanga-Furnierstreifen, Wenge-Griffbrett, 20″-Radius, 24 extra hohe Bronze Jumbo-Bünde, Sattelbreite: 38,5 mm
  • Tonabnehmer: aktive MEC P/J-Tonabnehmer
  • Elektronik: aktive RockBass 2-Band-Elektronik
  • Regler: Volume, Balance, Treble, Bass
  • Hardware: gekapselte Warwick-Mechaniken, zweiteilige Warwick-Brücke
  • (Saitenabstand: 19 mm), „Just a Nut III Tedur“-Sattel, chrom
  • Saiten: Warwick RED Strings (42200 M) .045“-.105″
  • Zubehör: Gigbag Rockbag Student Line Plus RB 20515 B/PLUS, Warwick Security Locks, Manual, Werkzeug inkl. Sechskant-Halsstab-Schlüssel
  • Gewicht: ca. 4,1 kg
  • Preis: 949,- Euro (Ladenpreis im März 2020)
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