Für Gitarristen ist der Effekt ein alter Hut, denn es gibt ihn schon seit Mitte der Sechziger, und die Auswahl an guten Wah Wah Pedalen geht mittlerweile in die Dutzende. Hendrix und Kollegen sorgten damals dafür, dass kein Gitarrist, der etwas auf sich hielt, ohne einen solchen Effekt einer Bühne nahe kommen durfte. Dabei ist das Prinzip des Wah Wah Effekts eigentlich recht simpel: ähnlich einer parametrischen Klangregelung lässt sich mit einem stimmbaren Filter die Arbeitsfrequenz stufenlos verändern. Was nicht nur bei der Gitarre, sondern auch am Keyboard und den meisten anderen Instrumenten wunderbar funktioniert, bleibt Bassisten aber leider weitestgehend verwehrt. Denn weil sich das Ganze vorwiegend in höheren Frequenzgefilden abspielt, werden bei aktiviertem Effekt genau die drückenden Tiefbässe radikal abgeschnitten, die einen amtlichen Bass-Sound ausmachen. Ob Dunlop mit der Kreation des Cry Baby Bass dieses Problem von der richtigen Seite angepackt hat, das soll unser bonedo Test klären.
DETAILS
Schneeweiß lackiert und aus schwerem Gusseisen gebaut, macht das 105Q Pedal schon beim ersten „Handanlegen“ einen sehr soliden Eindruck. Vier kleine Gummisockel auf der Unterseite sorgen, in Verbindung mit dem hohen Eigengewicht, für einen sehr stabilen Stand. Die Auflage der Pedalwippe besteht aus geriffeltem Hartgummi, auf dem zusätzlich an den Seiten die Kennzeichnungen „Amplifier“ und „Instrument“ als Wegweiser zu den seitlich angebrachten Klinkenbuchsen eingestanzt sind.
Rechts findet sich der Klinkeneingang für den Bass, auf der linken Seite der Ausgang zum Verstärker. Daneben haben zwei kleine Potentiometer zur Kontrolle der Funktionen Q (Filtergrad) und Level (Ausgangslautstärke bei aktiviertem Effekt) Platz genommen. Ebenfalls auf der linken Seite wartet eine Buchse auf den optionalen Anschluss eines 9V Netzteils. Das Batteriefach auf der Unterseite wird mit einer 9V Batterie bestückt. Bei geöffnetem Deckel kann man übrigens einen Blick auf die rot gefärbte Platine werfen, die ebenfalls einen ordentlichen Eindruck macht.
Das eigentliche Pedal wird von einer starken Feder permanent in Nullposition gehalten, wobei in dieser Stellung der Effekt ausgeschaltet ist. Will man das Pedal in Betrieb nehmen, reicht es, die Wippe zu bewegen. Dies ist ein grundlegender Unterschied zu vielen anderen Wah Wah Effekten, bei denen zur Aktivierung/Deaktivierung das Pedal zunächst einmal ganz durchgetreten werden muss. Kommt man beim 105Q – während man den Effekt verwendet – zurück in die Nullposition, so schaltet der Effekt erst nach einer kurzen Verzögerung wieder zurück in den Bypass Modus. Damit wird verhindert, dass er sich bei extremen Pedalbewegungen während des Spielens ungewollt verabschiedet. In der Praxis bewährt sich diese Logik hervorragend, man muss sich lediglich ein wenig daran gewöhnen.

Der Pedalweg wird ganz klassisch mit einer Zahnstange aus Kunststoff auf ein Nylon Zahnrad übertragen, das auf der Achse des Filterpotis sitzt und den eigentlichen Effekt steuert. Eines der beiden kleineren Potis auf der linken Seite reguliert die Ausgangslautstärke des Effektsignals. Hier ist vor allem interessant, dass man das Signal bis zu +20dB boosten kann, also lauter als das Bypass-Signal – ideal, um beispielsweise für den Soloeinsatz automatisch auch eine Sololautstärke zur Verfügung zu haben.
Das zweite Poti bestimmt die Filterstärke des Wah Wah Effekts und macht vom leichten Einfluss auf den Ton bis hin zu extremen Quaksounds alles möglich. Das Filter arbeitet dabei durchgehend sauber und ohne unangenehme Sprünge. Einziges Manko ist das Fehlen einer Beschriftung oder einer Skalierung der seitlichen Mini-Potentiometer, mit deren Hilfe man sich gegebenenfalls Einstellungen merken oder notieren könnte.
Der absolute Clou des Cry Baby 105Q liegt jedoch im Verborgenen. Während, wie Eingangs bereits erwähnt, nahezu alle Wah Wah Pedale die Bassfrequenzen beschneiden und so den Einsatz für Bassisten nahezu ausschließen, bearbeitet das Cry Baby 105Q nur die Mitten und Höhenfrequenzen – die tiefen, druckvollen Bassfrequenzen lässt es unbearbeitet vorbeiziehen! Daraus resultiert ein sehr runder, druckvoller Bass-Wah Wah Sound, der zwar bis ins absolute Extrem reichen kann, jedoch nie an Fundament verliert und dabei stets so deutlich auflöst, dass jeder Ton wahrnehmbar bleibt.
FAZIT
Als ein speziell auf den Bass abgestimmtes Wah Wah Pedal macht das Dunlop Cry Baby 105Q genau das, was man von ihm erwartet – und einiges mehr! Dank einer frei einstellbaren Filterkurve und einer mit bis zu +20dB justierbaren Effektlautstärke bietet es alle Spielarten des Wah-Biz – von dezent bis kreischend. Da eine interne Frequenzweiche dafür sorgt, dass nur Mitten und Höhen vom Effekt bearbeitet werden, Bässe aber voll erhalten bleiben, geht dabei nie der Druck verloren. Die Bauweise im Gussgehäuse ist so stabil, dass das Cry Baby auch den härtesten Bühnenattacken gewappnet ist. Fazit: Wer an den Einsatz eines Wah Wah Pedals am Bass nachdenkt, der kommt am Cry Baby Bass nicht vorbei. Ein Effekt, wie man ihn sich für den Bass wünscht, flexibel justierbar, und in Verbindung mit der extrem soliden Bauweise und einem günstigen Preis absolut empfehlenswert.
- solide Bauweise
- wahlweise 9V Batterie-/Netzbetrieb
- einstellbarer Filter
- Lautstärkeregler mit bis zu +20dB Effektboost
- intuitive Bypass-Schaltung in Nullposition, Effekt schaltet an bei Pedalbewegung
- druckvolle Bass-Sounds, da Effekte durch Frequenzweiche nur im Höhen/Mittenbereich greifen
- gutes Preis-/Leistungsverhältnis
- keine Beschriftung
- Skalierung der seitlichen Minipotentiometer


- UVP 199,- €
diving_bassman sagt:
#1 - 07.12.2011 um 22:40 Uhr
Hallo!Ich habe das Pedal jetzt seit ca. 1,5 Jahren.
Ich war echt begeistert, der Wah-Effekt ist der dominant und lässt sich über die Potis gut einstellen - auch wenn diese ein wenig klein sind.
Trotzdem hätte ich mir ein Wah-Pedal gewünscht, wie für Gitarristen auch: mit An- und Ausschalter über das Pedal und nicht nur mit Sensor.
Zu guter letzt ist mir das Pedal aber bereits nach einem Jahr kaputt gegangen. Der Effekt hat nur noch übel gekreischt; es war nicht mehr mit anzuhören!
Nach Reparatur OK, aber nach 8 Monaten darf ich es nun schon wieder zur Reparatur schicken. Fazit: geiles Pedal in Scheiß-Qualität!
masterbass sagt:
#2 - 26.06.2014 um 16:53 Uhr
Also, ich hab das Teil seit mindestens 15 Jahren und es hat mich noch niemals im Stich gelassen. Und der TEST sagt alles, was ich schon wußte. Ich fühle mich in meinem Urteil bestätigt. Ich geb ihn nicht mehr her.