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Violet Design The Flamingo Test

Praxis

Vintage-Charakter mit Vorliebe für Frauenstimmen

Die optische Anlehnung an die Bottle von Blue habe ich ja bereits erwähnt, aber orientiert sich Violet Design mit dem Flamingo auch am Klangcharakter der blauen Flasche, oder gar am Original, der Neumann-Flasche? Grundsätzlich kann man diese Frage nicht verneinen, denn unser Paradiesvogel zielt schon ganz klar in die gleiche Vintage-Klangrichtung. Der Sound ist sehr präsent, mit einer leichten Betonung der Mitten im Bereich zwischen 1-3 kHz, die neben der Verbesserung der Sprachverständlichkeit eben auch Nähe vermittelt. Die unteren Mitten und Tiefen heben sich  ebenfalls etwas hervor, was das Signal auf sehr angenehme Art und Weise „andickt“ und ein tolles Fundament liefert. Die Höhen sind, wie wir es von Mikrofonen mit Vintage-Charakter kennen, zwar sehr offen und präzise, aber eben auch mit diesem speziellen Hauch Weichheit bedacht. Diese Klangeigenschaft harmoniert natürlich besonders gut mit weiblichen Vocals, da diese vom gebotenen Frequenzspektrum genau in diesen Bereich hinein reichen. Hört euch die Audio-Files, die wir aufgenommen haben, einmal in aller Ruhe an und achtet auf die Höhen. Hier könnt ihr dann (hoffentlich) bei den Takes mit Bahar und Alice sehr gut feststellen, dass die Höhen nicht gnadenlos über dem Rest liegen, sondern auf sehr edle Weise mit dem Signal verschmelzen. Das hat uns wirklich gut gefallen.

Audio Samples
0:00
female, 10 cm female, 30 cm female, 50 cm male, 10 cm male, 30 cm Bahar

Wenn es dem Mikro zu laut wird, macht es zu.

Auch die Auflösung der Mitten ist uns sehr positiv in Erinnerung geblieben, und das ist auch ein sehr wichtiger Aspekt bei einem Mikrofon, denn im Mittenbereich liegen bei fast allen Schallquellen (und beim Gesang sowieso) die meisten Informationen. Und um diese Informationsflut noch gut trennbar hören zu können, muss die Schallwandlung und ­übertragung entsprechend fein aufgelöst sein, und genau diese Disziplin meistert das Flamingo wirklich sehr gut. Kritik müssen wir allerdings am Dynamikverhalten des violetten Flattermanns üben, denn dieses Mikrofon reagiert sehr sensibel und empfindlich auf steigenden Pegel. Dass Bahar im letzten Drittel ihrer gesungenen Phrase lautstärketechnisch richtig loslegt, ist kein Geheimnis, und genau das wollten wir auch so, denn so konnten wir immer sehr schnell erkennen, was das jeweilige Mikro in den oberen Pegelregionen mit dem Signal macht. Das Flamingo zeigt hier zwar keine unangenehmen Kompressionseffekte in Form von Pumpen, es gleicht eher einer ziemlich rigorosen Limitierung. Vereinfacht gesagt: Wenn es dem Mikro zu laut wird, macht es zu. Leider äußert sich das auch in der ein oder anderen angehenden Verzerrung. Man sollte sich hier also beim Einstellen und der Positionierung des Mikrofons lieber etwas mehr Zeit nehmen, ein etwas größerer Abstand zur Kapsel schafft hier schnell Abhilfe, wodurch dann natürlich auch der Nahbesprechungseffekt verringert wird. Wir haben bei unserem Test aufgrund einer besseren Vergleichbarkeit der einzelnen Modelle den Abstand absichtlich für alle Mikros gleich gehalten, und das entlarvte dann natürlich diese Schwäche des Flamingo. Alles in allem ist der Gesamtsound aber sehr edel und mit einer gehörigen Portion Charakter versehen, der die Signale von Anfang an sehr angenehm aufwertet.

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