Anzeige

Vermona Action Filter III Test

Die Marke Vermona hat ihren Ursprung in den volkseigenen Betrieben der Klingenthaler Harmonikawerke der ehemaligen DDR. Los ging es in den 1940er Jahren mit der Herstellung von Akkordeons. In den Siebzigern begann der Betrieb dann unter dem Markennamen „Vermona“ elektronische Orgeln und E-Pianos unters Volk zu bringen. Nach der Wende zerlegten sich die Klingenthaler Harmonikawerken schließlich wieder in zahlreiche selbstständige Unternehmen.

 
Die Marke „Vermona“ allerdings wurde erst im Jahre 2000 von der HDB Electronics GmbH wieder ins Leben gerufen. Die Firma mit Sitz im sächsischen Erlbach ist bekannt für ihre hochwertigen und handgefertigten analogen Synthesizer, Audiointerfaces und Effektgeräte. Bereits seit rund zehn Jahren im Programm ist das Action Filter, welches speziell für DJs entwickelt wurde und zum Preis von 359 € UVP über die Ladentheke geht. Die nun dritte Auflage dieses 19-Zoll-Rack-Gerätes beinhaltet ein Hoch- und Tiefpassfilter, bei denen jeweils mit einem eigenen Regler die Cutoff-Frequenz und die Resonanz stufenlos justiert werden können. Das Action Filter lässt sich wahlweise im Bandpass- oder im Notch-Modus betreiben. Ein Bypass-Button ermöglicht außerdem rhythmische Effekte. Neben einer Line-Quelle lässt sich aufgrund des integrierten Phono-Preamps auch ein Plattenspieler direkt anschließen.

Details

Erster Eindruck

Das circa anderthalb Kilogramm schwere Gerät macht auf Anhieb einen sehr guten Eindruck. Das Chassis wurde aus dickem Metall gefertigt und akkurat montiert und lackiert. Die Audiobuchsen sind vergoldet und die Taster, Schalter und Drehknöpfe präsentieren sich alle in sauber verchromtem Metall. Auch ohne das Filter in „Action“ gehört zu haben, gehen meinen Daumen für das Äußere definitiv schon einmal nach oben.

Fotostrecke: 2 Bilder Vermona Action Filter III: Das hochwertige Geru00e4t wird in einer schlichten Box ausgeliefert.

Anschlüsse

Wie man es von Rack-Geräten kennt, befinden sich die Anschlüsse auch hier auf dem Backpanel. Das integrierte Netzteil erhält seine Spannung über eine Kaltgerätebuchse. Als Audioquelle lässt sich entweder ein Gerät mit Line-Pegel oder ein Plattenspieler mit MM-System (Moving Magnet) an die separaten Cinch-Eingänge anschließen. Zum Befestigen des Phono-Massekabels dient eine griffige Erdungsschraube. Das Ausgangssignal wird über den Cinch-Out abgegriffen. In der Mitte des Backpanels befindet sich der Umschalter für den Filtermodus. Mit diesem lässt sich die allgemeine Klangcharakteristik einstellen. Der Modus „Rough“ steht dabei für den rauen Sound des ursprünglichen Action Filters 1, während sich das Gerät in die Stellung „Smooth“ am saubereren Klang des Folgemodells orientiert.

Fotostrecke: 3 Bilder Vermona Action Filter III: Alle Anschlu00fcsse des Action Filters befinden sich auf der Ru00fcckseite.

Features

Das Action Filter III ist ein Filtermodul mit zwei Sektionen für Stereosignale oder zwei getrennte Monosignale. Konzipiert hat die Firma Vermona dieses Tool hauptsächlich für DJs. Alle Ein- und Ausgänge des Gerätes sind unsymmetrisch. Am Line-In kann ich beispielsweise einen CD-Player, ein Audiointerface oder einen Synthesizer anschließen. Alternativ hat man die Möglichkeit über den Phono-Input einen Plattenspieler zu verbinden. Die Auswahl der Eingangsquelle erfolgt über den Mode-Schalter auf der Vorderseite des Gerätes. Ein Gain-Regler justiert den Eingangspegel. Den Ausgang kann ich zum Beispiel mit einem Mischer, einem Audiointerface oder einer Endstufe verbinden.
Insgesamt sind im Gerät vier Filter verbaut, nämlich zwei pro Kanal. Bei den Filtern handelt es sich um hochwertige, spannungsgesteuerte Integrator-Schleifenfilter, die jeweils mit vier VCAs aufgebaut sind. Unser Testkandidat vereinigt zwei Filtereinheiten (links und rechts), bei denen sich jeweils die Cutoff-Frequenzen sowie die Filterresonanzen stufenlos verstellen lassen. Beide Filter arbeiten mit einer Flankensteilheit von jeweils 24 Dezibel. Die Resonanz, auch Emphasis genannt, ist eine Betonung (Anhebung) der Frequenzkurve im Bereich der Grenz/Cutoff-Frequenz. Diese Betonung ist maßgeblich für die Klangfarbe des gefilterten Audiosignals.
Es gibt zwei verschiedene Betriebsarten, die mit der rückseitigen Taste aktiviert werden. Der Band-Mode lässt das linke Filter als Hochpass arbeiten, das Frequenzen unterhalb des Cutoffs wegschneidet. Die rechte Filtereinheit arbeitet in diesem Modus als Tiefpass und blendet Frequenzen oberhalb des Cutoffs aus. Kreuzen sich beide Cutoff-Frequenzen, wird das Audiosignal komplett ausgeblendet. Der zweite Filtermodus hat den Namen „Notch“. Diese Option ist das Gegenteil des Bandfiltermodus. Die linke Filtersektion arbeitet in diesem Fall als Tiefpass und die rechte Hälfte als Hochpass. So entsteht ein Loch im Frequenzband, dessen Breite und Position von den beiden Cutoff-Reglern bestimmt wird.
Mittels Bypass umgehe ich auf Wunsch den gesamten Signalweg des Action Filters. Ist der entsprechende Schalter in der Stellung „On“, sind die Filter wirkungslos. Der Trigger-Button neben dem Bypass arbeitet genau umgekehrt und schaltet „deaktivierte“ Filter kurzeitig immer wieder ein. Umgekehrt funktioniert das auch: Ist der Action-Filter aktiv, kann ich ihn mit der Trigger-Taste also auch temporär in den Bypass-Modus schalten. So lassen sich auf Knopfdruck rhythmische Filtereffekte produzieren.

Vermona Action Filter III: Sowohl bei Hoch- wie auch beim Tiefpass lassen sich Cutoff und Resonanz stufenlos justieren.
Anzeige

Praxis

Für meinen Testlauf habe ich die Ausgänge des Action Filters an mein MOTU 828 MKII Audiointerface angeschlossen. Ein Druck auf die verchromte Power-Taste haucht dem Effektgerät Leben ein und lässt eine blaue Kontroll-LED aufleuchten. Zunächst einmal deaktiviere ich beide Filter, indem ich den Bypass-Schalter in die Position „On“ bewege, denn ich möchte wissen, wie der im Action Filter integrierte Phono-Preamp klingt. Bevor ich aber mit der Aufzeichnung des Phono-Signals meines Technics 1210 MKII Turntable beginne, muss ich zunächst einmal den Eingangspegel mithilfe des Level-Drehreglers optimieren. Was meine Ohren dann wahrnehmen, ist äußert erfreulich, denn der Phono-Vorverstärker entpuppt sich als qualitativ sehr hochwertig. Das Signal zeichnet sich durch einen druckvollen Sound und einen sehr transparenten Höhenbereich aus. Daumen hoch und nix zu meckern!

Audio Samples
0:00
Phono-Preamp Action Filter (Bypass) Phono-Preamp Pioneer DJM-909 Mixer

Für die nachfolgenden Soundbeispiele speise ich das Action Filter mit dem Signal meines Audio 6 Interface von Native Instruments und Traktor Scratch Pro. Damit der Sound auch im Vermona-Gerät ankommt, schalte ich den Input von Phono auf Line. Nach erneutem Einpegeln mit dem Level-Drehregler kann der zweite Teil des Tests beginnen. Beim Umschalten mit der Filter-Mode-Taste auf der Rückseite des Gerätes zeigen sich deutliche Unterschiede in der Klangfärbung. Das macht sich besonders bei einer hoch eingestellten Filterresonanz bemerkbar. Es gibt die beiden Optionen „Smooth“ und „Rough“. Beide Einstellungen klingen sehr warm und musikalisch. Welchem Modus man persönlich den Vorzug gibt, ist eine reine Geschmacksfrage. Obwohl ich es sehr lobenswert finde, das dem User diese beiden Optionen zur Verfügung stehen, ist es doch schade, dass der entsprechende Schalter auf der Rückseite angebracht ist. Denn wird das Gerät in ein Rack moniert, ist es mit dem schnellen Umschalten zwischen den beiden Modi leider vorbei.

Audio Samples
0:00
Lowpass “Smooth vs. Rough”

Als Nächstes ist der Band-Mode an der Reihe. Zunächst interessieren mich die „reinen“ Hoch- und Tiefpassfilter. Dazu drehe ich den rechten Cutoff zunächst auf Rechtsanschlag und den linken Drehknopf komplett gegen den Uhrzeigersinn. In der Folge bewege ich den rechten Regler nun gegen den Uhrzeigersinn und eliminiere damit nach und nach den Höhenbereich. Das Ganze klingt sehr warm. Die Filterresonanz kann ich dabei auf Wunsch sehr hoch einstellen, was unter anderem den Vorteil hat, dass die rhythmischen Elemente der Musik auch dann noch „erkennbar“ bleiben, wenn eigentlich nur noch die Sub-Bässe zu hören sind. Umgekehrt funktioniert das genauso. Nutze ich den Band-Filtermodus als reinen Hochpass, so bleibt dank einer hohen Filterresonanz ein gewisser „Druck“ im Sound erhalten, obwohl die Bässe vielleicht schon ausgeblendet sind. Bewege ich beide Cutoffs und nutzte den Bandfiltermodus als genau das, nämlich als Bandfilter, ist auch in diesem Fall der Sound sehr überzeugend. Das gefällt. Die vier Regler der beiden Filtereinheiten sorgen für flexible Klangfärbungsmöglichkeiten.

Audio Samples
0:00
Highpass Lowpass Bandpass Highpass mit hoher Resonanz Lowpass mit hoher Resonanz

Als nächstes stelle ich den Mode-Schalter auf „Notch“. Die Ausgangsstellungen der Regler sind nun allerdings umgekehrt. Drehe ich beide Regler gegeneinander, entsteht ein Frequenzloch (Notch). Die Resonanzen lassen sich auch hier sehr extrem einstellen. Das kann temporär für relativ hohe Pegelspitzen sorgen, doch sie sind für die hochwertige, analoge Technik des Action Filters überhaupt kein Problem. Das Gerät zeigt auch bei extremen Filtereinstellungen keine Anzeichen von einer internen Übersteuerung des Signals. Top! Was mir ebenfalls sehr gefällt ist der sogenannte Trigger-Bypass, mit dem ich die Filter auf Wunsch temporär (de-) aktiviere. Dabei arbeitet der Trigger-Button immer umgekehrt zum Bypass-Schalter, was mir die Möglichkeit gibt, das Filter rhythmisch von Takt zu Takt ein- und auszuschalten. Das Audiobeispiel „Action Filter Freestyle“, zeigt euch, wie es klingen kann, wenn man mit dem Vermona-Gerät einfach mal improvisiert.

Audio Samples
0:00
Kleiner Notch Großer Notch Action-Filter Freestyle

Das Action Filter III ist nicht nur aus Design-Aspekten, sondern auch aus einem ergonomischen Betrachtungswinkel sehr gut gelungen. Dafür sorgen unter anderem die Cutoff-Drehregler, deren Abstand zueinander dem ungefähren Schulterabstand des Users entspricht. Die Bypass-Sektion in der Gerätemitte unterstützt den Workflow sehr. Alle Drehknöpfe und Schalter sind sehr griffig und daher wirklich gut zu bedienen. Kurzum: Der Spaßfaktor im Live-Einsatz des Action Filter III ist sehr hoch. Doch obwohl unser Testkandidat mit sehr hochwertigen Bauteilen bestückt ist, heißt das natürlich nicht, dass diese resistent gegen Schadeinwirkungen sind. Aber das ist kein „Beinbruch“. So kostet ein Ersatz-Potenziometer beispielsweise bezahlbare 25 € UVP. Dieser Regler kommt praktischerweise auf der Metallplatte montiert (Schnellwechselvorrichtung) und muss nicht verlötet werden. Stattdessen muss er lediglich aufgesteckt werden und das ist selbst einem handwerklichen Laien zuzutrauen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Vermona Action Filter III: Die Drehknu00f6pfe sind durch ihre geriffelten Ru00e4nder sehr griffig.
Anzeige

Fazit

Vermonas Action Filter III überzeugt mit hochwertiger Analogtechnik und hervorragendem Klang. Das optisch und ergonomisch gelungene Design sorgt außerdem für einen enormen Spaßfaktor. Besonders der Trigger-Button für manuell produzierte, rhythmische Filtereffekte macht wirklich Laune. Sehr schade finde ich allerdings, dass ein tonstudiotaugliches Gerät wie das Action Filter III keine symmetrischen Anschlüsse vorweist. Das schränkt die möglichen Einsatzbereiche des Gerätes leider (unnötigerweise) etwas ein. Professionellen DJs und Plattenreitern mit Profi-Ambitionen ist Vermonas Filter dennoch ohne Einschränkungen zu empfehlen. Besonders wenn sie in Sachen House, Minimal, Reggae, Dub (-step), Drum´n´Bass oder sonstigen Club-Sounds unterwegs sind. Außerdem ist unser Testkandidat, trotz fehlender symmetrischer Anschlüsse, besonders für Hip-Hop Produzenten als nützliches Studio-Tool zu empfehlen. Zum Beispiel um Samples vorab analog zu bearbeiten, bevor sie der AD-Wandler eines Samplers in Zahlenwerte konvertiert. Das ist besonders zum Extrahieren von Basslines sehr praktisch. Aufgrund der hohen Material- und Verarbeitungsqualität und des tollen analogen Sounds geht der recht stolze Preis von 360 € UVP unterm Strich dann auch in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hohe Material- und Verarbeitungsqualität
  • Hochwertiger Klang dank spannungsgesteuerten Integrator-Schleifenfiltern
  • Integrierter Phono-Preamp mit druckvollem Sound
  • Vergoldete Cinch-Anschlüsse
  • Ergonomisch günstige Anordnung der Bedienelemente
  • Sehr Übersteuerungsfest
  • Trigger-Button ermöglicht rhythmische Filtereffekte
  • Integriertes Schaltnetzteil
  • Cutoff-Potis mit Schnellwechselvorrichtung
  • Sehr griffige Drehknöpfe
Contra
  • Keine symmetrischen Ein- und Ausgänge
  • Rückseitiger Schalter für den Filtermodus
Artikelbild
Vermona Action Filter III Test
Für 319,00€ bei
Vermona Action Filter III – DJ-Effektgerät mit hochwertigen, spannungsgesteuerten Integrator-Schleifenfiltern.
Technische Daten
  • Zweikanaliges, analoges Multimode DJ-Filter
  • Betriebsarten: Bandpass und Notch
Line In:
  • Max. Eingangsempfindlichkeit: -16 dBu
  • Max. Eingangspegel: +22 dBu
  • Eingangswiderstand: 10 kOhm
Phono:
  • Max. Eingangsempfindlichkeit: -50 dBu
  • Max. Eingangspegel: -24dBu
  • Eingangswiderstand: 22 kOhm
  • Max. Ausgangspegel: +15 dBu
  • Frequenzgang: Bypass: 20 Hz – 20 kHz
  • Filter Low (ACF2): 40 Hz – 10 kHz
  • Filter Hi (ACF2): 100 Hz – 21 kHz
  • Flankensteilheit Filter Lo/Hi: 24 dB/Oktave
  • Gewicht: 1,6 kg
  • Gehäuse: 19 Zoll, 1 HE
  • Maße: 482 mm x 45 mm x 92 mm (Breite x Höhe x Tiefe)
  • Einbautiefe: 75 mm
  • Preis: 359 € UVP
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.