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Vermona PERfourMER MKII Test

Analog ist en vogue, keine Frage. Das Angebot an aktuellen Analogsynths ist so groß wie nie und äußerst vielfältig. Der renommierte deutsche Hersteller Vermona hat sich insbesondere mit seinem analogen Drummodul DRM1 einen guten Namen gemacht und spielte bereits mit der ersten Version des “Perfourmer” gut hörbar im Konzert der Analogfabrikanten mit. Und mit dem neuen “Perfourmer MkII” im neuen Design und mit einigen neuen Features unter der Haube, legt Vermona jetzt noch einmal nach.

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Während bei Analogsynths, ob alt oder neu, gemeinhin eine klare Grenze zwischen den monophonen und den polyphonen Vertretern der Zunft verläuft, steht der Perfourmer MkII mit je einem Fuß in beiden Welten. Man kann ihn sich vorstellen als vier einzelne vollständig analoge Synths klassischen Aufbaus (VCO, VCF, VCA sowie jeweils ein LFO und EG), die zufällig alle im selben Gehäuse stecken. Gleichzeitig aber lassen sie sich durch Verschaltung zu einem Monosynth mit vier Oszillatoren (mit jeweils eigenem Signalweg), zu zwei duophonen Synths oder einem vierfach polyphonen Synth kombinieren. Zweifellos eine spannende Idee mit vielfältigen Möglichkeiten.

DETAILS
Kennern der Produktlandschaft wird am Perfourmer MkII zunächst auffallen, dass sein Design im Vergleich zum Vorgänger vollständig überarbeitet worden ist. An der ersten Version wurde die recht enge Anordnung der Potis und auch deren farbliche Gestaltung bemängelt, die bei zunächst komplett silbernen Potiköpfen unübersichtlich war und bei der nachgereichten bunten Variante den Charme eines Defibrillators versprühte.
Der Perfourmer MkII präsentiert sich in einem ganz neuen Pultdesign, das sich von fünf auf sieben HE ausgedehnt hat und somit nicht nur Platz für die neuen Funktionen macht, sondern generell eine entspanntere Haptik liefert. Obwohl er nicht ganz die wertige Eleganz ausstrahlt, die etwa von den Moog-Potis ausgeht, kann man ihm ein auf seine Art gelungenes Design definitiv nicht absprechen. Die Plastikpotis sind farblich und größenmäßig differenziert, was die Übersicht sehr erleichtert. Genau wie das solide Stahlgehäuse lassen alle Bedienelemente keinerlei Zweifel an einer sehr guten Verarbeitung aufkommen. Sehr lobenswert und stimmig: Vermona verzichtet auf die so bühnenuntaugliche Lösung mit externem Netzteil – ein Kaltgerätestecker genügt. 

Der geübte Analogschrauber wird sicherlich keine Hemmungen haben, den Perfourmer sofort im Setup zu verdrahten und loszulegen. Weniger Beschlagene dürften kurz mit dem Zeigefinger an den Lippen den Blick schweifen lassen, um zu begreifen, wo bei diesem nicht unkomplexen Layout oben und unten ist. Nach kurzer Eingewöhnung aber macht der Perfourmer seinem Namen alle Ehre und erzeugt sofort Lust, mit dem logisch und gut strukturierten Instrument herumzuexperimentieren.
Kurz zu den Anschlüssen: Ein Stereo-Out in 6,35mm-Klinkenausführung sowie ein Kopfhörerausgang und ein MIDI-Duo bestehend aus In und Thru dürfen natürlich nicht fehlen. Gegen Aufpreis erhältlich sind zudem CV/Gate-Eingänge jeweils einzeln für die vier Synthkanäle – bei meinem Testgerät leider nicht an Bord. Außerdem bietet jeder der vier Synthzüge auf dem Bedienpanel noch einmal zwei Klinkenbuchsen, die je nach verwendetem Stecker unterschiedliche Funktionen erfüllen. Benutzt man Mono-Klinkenkabel, so fungiert die obere Buchse als External In und die untere als Einzelausgang für den jeweiligen Kanal. Mit einem Y-Kabel hingegen kann man der oberen Buchse das reine Oszillatorsignal entnehmen, die untere dient als Insert.

Der Aufbau des Perfourmer ist im Grunde leicht zu verstehen: Auf dem Bedienpanel sind übereinander vier mehr oder minder identische Synthsektionen angeordnet, welche, jede für sich, einen autonomen monophonen Analogsynth mit subtraktiver Klangsynthese darstellen. Die vier Einzelsynths lassen sich jedoch über die Einstellung von Modulation, Sync, MIDI-Kanal oder Spielmodus auf recht komplexe Weise miteinander verbinden. Hierdurch schwingt sich der Perfourmer zu einem vielschichtigen kleinen Analogmonster auf.
Die einzelnen Züge oder Sektionen dürften für Analogfreunde keine großen Überraschungen bergen. Wenn wir (fast) ganz links beginnen, empfängt uns als erstes die Oszillatorsektion. Hier kann zwischen den Wellenformen Sinus (eine Neuerung der MkII-Version), Dreieck, Rechteck, Sägezahn sowie White Noise und Extern gewählt werden – wobei in der Einstellung “Extern” ein Signal von außen über die oben beschriebene Buchse in den Weg eingespeist wird. Die Pulsbreite ist einstellbar, allerdings nur über MIDI per Modulation-Wheel. Das Tuning des Oszillators wird über einen Octave- (4′ bis 32′) und einen Tuning-Regler (±7 Halbtonschritte) besorgt. Mit den Einstellungen “Hi” und “Lo” am Octave-Regler kann der Oszillator auch auf eine feste Frequenz unabhängig von der gespielten Taste gestimmt werden. Da der Regelbereich des Tune-Potis in diesem Fall allerdings wie beim Vorgänger ziemlich groß ist, fällt es schwer, hier eine tonale Punktlandung zu bewerkstelligen.

Mit „Glide“ lässt sich die Portamento-Zeit einstellen, deren Maximalwert für meinen Geschmack aber etwas bescheiden ausgefallen ist. Der Regler “EG INT” eröffnet weiterhin die Möglichkeit, den Effekt der Hüllkurve auf die Tonhöhe des Oszillators zu bestimmen, und zwar positiv wie negativ. Und schließlich will auch der LFO beim Oszillator zu seinem Recht kommen: Sein Einfluss auf Tonhöhe oder Pulsbreite kann natürlich ebenfalls eingestellt werden, interessant gelöst mit einem Poti, das aus der Mittelstellung nach links gedreht das Erste, nach rechts das Zweite regelt. Hier hätte allerdings eine Mittelraste nicht geschadet …
Als nächstes passiert das Signal des Oszillators ein resonanzfähiges 24db-Tiefpassfilter, bei dem sich logischerweise Cutoff und Resonance einstellen lassen. Darüber hinaus können sich LFO und/oder die Hüllkurve in regelbarer Intensität auf die Filterfrequenz auswirken, letztere wiederum positiv oder negativ. In der Filtersektion begegnet uns außerdem einer der sehr schönen Metallkippschalter. Mit ihm kann man “Track” für die Cutoff-Frequenz einstellen, also den Wert, der bestimmt, wie sehr diese Frequenz der auf einer Tastatur gespielten Tonhöhe folgt. Einstellbar sind hier 0%, 50% und 100%. Im Handbuch wird hierzu auch eine nützliche Anwendung erwähnt: Lässt man das Filter selbst resonieren, sodass es einen Sinuston erzeugt, und stellt den Track-Parameter auf 100%, kann man den Sinus-Ton über ca. drei Oktaven gestimmt spielen.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Vermona für das mitgelieferte Handbuch sehr zu loben ist. Man ist ja geschlagen mit Handbüchern diverser Hersteller, die die Möglichkeiten der deutschen Sprache entweder ärgstens strapazieren oder überhaupt kein deutsches Handbuch liefern. Wie man es sich von einem deutschen Hersteller erhofft, legt Vermona ein zwar einfach hergestelltes, aber schön, klar und einleuchtend formuliertes Handbuch vor, das auch dem Nicht-Nerd einen guten Einstieg ermöglicht.
Das letzte Element im Signalweg jeder Synthsektion des Perfourmer ist der VCA, der uns mit der Tatsache, dass hier Lautstärke und Pan zu regeln sind, wenig überrascht. Zusätzlich kann der Einfluss der Hüllkurve auf die Lautstärke bestimmt werden, indem dieser per Kippschalter ein- oder ausgeschaltet wird. In einer dritten Einstellung des Schalters wird die Lautstärke mittels einer fest eingestellten Gate-Hüllkurve geformt. Dies erspart es einem, die Hüllkurve für kurze, perkussive Sounds extra hinschrauben zu müssen.
Für einen ersten Überblick fehlen uns noch der (ansprechend flotte) Hüllkurvengenerator, der mit seiner gewöhnlichen ADSR-Architektur keiner näheren Beschreibung bedarf, und der LFO. Dieser kann als Sägezahn, Dreieck oder Sample & Hold betrieben werden, natürlich mit einer per Drehregler einstellbaren Geschwindigkeit. Über die erweiterte LFO-Einstellung kann zudem zwischen Sägezahn und Rechteck gewählt werden. Spannend ist auch die Tatsache, dass der Drehregler verschiedene Funktionen übernimmt, je nachdem, in welchem Modus der LFO arbeitet rsp. wie er synchronisiert ist. Im normalen, unsynchronisierten Betrieb regelt er autonom die Frequenz. Wird der LFO zur internen oder einer externen MIDI-Clock synchronisiert, fungiert der Regler als Divider und bestimmt das metrische Verhältnis zwischen MIDI-Clock und LFO-Frequenz. Schließlich können die LFOs der vier Sektionen aber auch noch untereinander synchronisiert werden, sodass ein LFO sich mit dem jeweils darüberliegenden harmonisiert. Ist dies aktiviert, lässt sich über den Drehregler die Phase einstellen, wodurch sich der Startpunkt der Welle verschiebt. Bei Rechtsanschlag ist der jeweilige LFO im Vergleich zu seinem Master genau um eine Halbwelle versetzt. 

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PRAXIS
Was an einem Analogsynth natürlich zuallererst interessiert, ist der Sound der Oszillatoren. Können sie nicht überzeugen, ist durch kein Filter der Welt und auch durch kein anderes Funky-Feature noch etwas zu retten. Schon die erste Version des Perfourmer fuhr auf diesem Gebiet Bestnoten ein, und daran hat sich beim MkII nichts geändert. Die Oszillatoren klingen richtig gut. Im Vergleich mit zwei anderen modernen Analogen, dem Alesis Andromeda und dem Minimoog Voyager – beides Geräte der Luxusklasse –, müssen sie sich, was Charakter und Durchsetzungsfähigkeit angeht, nicht verstecken. Für meinen Geschmack hat Vermona hier vor allem einen sehr guten Mix bei den Wellenformen gefunden, der bei einem sehr warmen und gefälligen Sinus beginnt und bei einem schön knarzenden Sägezahn endet. Beim Sägezahn ist der Vermona im übrigen sehr nah dran am Voyager.

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Sinus (Alesis Andromeda) Sinus (Vermona PERfourMER MKII) Dreieck (Alesis Andromeda) Dreieck (Moog Minimoog Voyager) Dreieck (Vermona PERfourMER MKII) Rechteck (Alesis Andromeda) Rechteck (Moog Minimoog Voyager) Rechteck (Vermona PERfourMER MKII) Sägezahn (Alesis Andromeda) Sägezahn (Moog Minimoog Voyager) Sägezahn (Vermona PERfourMER MKII)

Da offenbar eine gute analoge Soundbasis gelegt ist, wenden wir den Blick in Richtung Filter, dem nächsten wesentlichen Soundkriterium. Vermona kann in diesem Bereich z. B. mit dem “Action Filter” auf Kompetenz im eigenen Hause verweisen. Dennoch gehört das Filter für mich nicht zu den absoluten Prunkstücken des Perfourmer. Es verrichtet sicherlich ordentlich seinen Dienst, zeigt sich aber z. B. im Vergleich mit dem Moog-Filter (das ich im Soundbeispiel mit dem gleichen Signal gefüttert habe) als etwas aseptisch und charakterschwach. Außerdem rauscht es komischerweise merklich, sobald man bei tiefer Cutoff-Frequenz die Resonanz reindreht. Viele hatten wohl auch die Hoffnung, Vermona würde den Perfourmer MkII mit einem Multimode-Filter ausstatten, was die Soundmöglichkeiten natürlich noch einmal beträchtlich vergrößert hätte. Die Filter des Perfourmer als Minus zu werten, wäre aber sicherlich unangebracht. Dennoch lässt der Hersteller hier für mich ein paar Punkte beim Spiel um die Analog-Meisterschaft liegen.

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Filter (Vermona PERfourMER MKII) Filter (Moog Minimoog Voyager)

Wie nun lassen sich die vier Einzelsynths zum Zusammenspiel bewegen? Vermona sieht hierfür einige Optionen vor, die insgesamt eine durchaus komplexe Verdrahtung ermöglichen. Relativ naheliegend ist die Verbindung über das Zuordnen von MIDI-Kanälen. Stellt man z. B. Sektion 1 bis 3 auf MIDI-Kanal 1 und Sektion 4 auf Kanal 2, so erhält man de facto zwei unabhängige Mono-Synths, und zwar einen mit drei Oszillatoren – die allerdings den Luxus eines jeweils eigenen Signalwegs genießen können – und einen mit einem Oszillator.

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Vier Einzelsynths

Apropos Einstellen des MIDI-Kanals: Bei einem Gerät ohne Display und folglich ohne Menüs (was ja durchaus zu begrüßen ist) kann die Manipulation verborgener Parameter schon mal abenteuerlich sein. Vermona hat hier eine verblüffend einfache und effektive Bedienung entwickelt. Beispiel MIDI-Kanal: Man betätigt den Taster “MIDI CH”, wählt an einem Drehrad eine Zahl von 1 bis 16 und drückt anschließend den Taster jener Synthsektion, der man diesen Kanal zuordnen möchte. Einfach und logisch. Drückt man zu Anfang nicht MIDI-CH, sondern EDIT, kann man über das Drehrad verschiedene Parameter anwählen, deren jeweiliger Status sich dann wiederum mit dem Taster der jeweiligen Sektion ein- oder ausschalten lässt. So ist zum Beispiel wählbar, ob eine Sektion auf Pitchbend reagiert oder nicht, ob die Hüllkurve sich anschlagsdynamisch verhält (neues Feature), ob der LFO Rechteck oder Sägezahn liefert und so fort. 10 Parameter sind so einstellbar, und die Handhabung wird durch eine kleine Liste auf dem Bedienpanel denkbar einfach gehalten. Ich finde das vorbildlich gelöst.

Fotostrecke: 2 Bilder Select-Schalter zur Parametereinstellung

Will man dem Perfourmer nun Polyphones entlocken, kommt man über die schlichte Lösung mit MIDI-Kanälen nicht weiter. Hier kommen die Spielmodi zum Zuge. Es gibt derer sechs Stück, je 2 für den monophonen, den duophonen und den polyphonen Betrieb. Die Modi P1 und P2 machen den Perfourmer vierfach polyphon und unterscheiden sich lediglich darin, ob der Perfourmer sich die Reihenfolge gleichzeitig gehaltener Töne merkt oder nicht. Für den monophonen Betrieb bieten sich M1 und M2 an, wobei M1 alle vier Kanäle zu einem 4-Oszillator-Powerhouse schichtet. Im Modus M2 hingegen spielt der Perfourmer die Kanäle nacheinander ab, also Kanal 1 für den ersten eintreffenden Note-Befehl, Kanal 2 für den zweiten und so weiter. Dies sorgt bei Arpeggios für ganz schönen Wirbel.

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Polyphon Sequence Play Mode 2

Die duophonen Modi schließlich spalten den Perfourmer in zwei Synths mit je zwei Oszillatoren, so dass Kanal 1 & 2 sowie 3 & 4 zusammenspielen. Um die Komplexität zu vervollkommnen, können hier die Stimmen gleichzeitig oder – wie in M2 – hintereinander zum Zuge kommen.
Mit diesem Portfolio lässt sich schon eine Menge anstellen. Verrückt wird das Ganze dann zusätzlich dadurch, dass sich alle Stimmen vollkommen autonom behandeln lassen. Wenn ich also den Perfourmer vierstimmig spiele, für jede Stimme aber eine andere Wellenform, unterschiedliche Releasezeiten, Cutoff-Frequenzen und Pan-Einstellungen wähle, kommt dabei natürlich etwas völlig anderes heraus, als wenn ich dies auf einem “gewöhnlichen” vierstimmig polyphonen Synth tue. Allein, dass ich die Oszillatoren ja gegeneinander verstimmen kann, wie ich will – und zwar nicht pro Ton, sondern pro Stimme – sorgt schon für spannende Reibungen. Zwar ist es gar nicht so leicht, vierstimmige Chords so zu (de)tunen, dass es am Ende aufregend und nicht einfach nur schief klingt. Aber ich mochte diesen Effekt sehr, denn er lässt ein tolles Analogfeeling aufkommen, gerade so wie bei alten Synths, wo ja viel Charme dadurch entsteht, dass die Mehrklänge eben nicht so lupenrein gestimmt daherkommen.Nehmen wir jetzt noch hinzu, dass sich noch externe Signale einspeisen oder Effekte einschleifen lassen, muss man schon mal tief Luft holen, um zu begreifen, wie breit gefächert die Optionen sind, die einem der Perfourmer anbietet. Toll finde ich, dass er dabei tatsächlich auf eigenes Terrain vorstößt, auf das ihm ein konventioneller polyphoner Synth oder vier Monophone nicht so ohne weiteres folgen können.

Gekrönt wird diese Artenvielfalt auch dadurch, dass Vermona den Perfourmer mit viel kluger Praxistauglichkeit ausgestattet hat. Beispiel: Wer mit Analogen arbeitet, wird die Problematik kennen, dass man die Dinger halt stimmen muss und zwar gerne mehrmals am Abend. So banal diese Sache ist, so blöde steht man damit manchmal im Regen. Nicht selten habe ich mir beim Voyager mit einer iPhone-Stimmapp behelfen müssen. Der Prophet 5 hat vorgemacht, dass ein einfacher 440Hz-Stimmton an Bord Wunder wirkt. Als neues Feature der MkII-Version kann der Perfourmer per Kippschalter ebenfalls einen solchen Ton erzeugen, was die Stimmung der Oszillatoren ermöglicht. Ein weiteres Beispiel: Möchte man den Sound des Perfourmer einstellen, fällt einem natürlich auf den Fuß, dass das Instrument keine Tastatur besitzt. Wie aber soll man ihm einen Ton entlocken, ohne gleich den Computer zur Hilfe nehmen zu müssen? Ganz einfach: Jede Synthsektion verfügt über eine Trigger-Taste. Betätigt man diese, spielt der Perfourmer entweder einzelne Töne oder sogar ganze Sequenzen ab. 16 Optionen sind hier über das bereits erwähnte Drehrad wählbar. Eine schlichte und elegante Lösung für das Problem. Und weil so etwas beim Live-Gefuchtel auch schon mal unbeabsichtigt ausgelöst werden kann, lässt sich diese Funktionalität auch abschalten. Toll gemacht. Einzig auf die Sequenzen selbst hätte Vermona sehr gerne ein wenig mehr Kreativität verwenden können. Technisch machen die Tonfolgen mit verschieden hohen und langen Tönen durchaus Sinn, aber musikalisch bewegen sie sich auf Augenhöhe mit “Alle meine Entchen” und laden nicht gerade zu stundenlangem, genussvollem Schrauben ein.
Es gibt sogar noch weitere Optionen, um das System in Wallung zu bringen. Jeder Synth-Strang lässt sich nämlich über FM vom darüberliegenden modulieren – und zwar in einstellbarer Intensität, entweder mit Auswirkung auf die Tonhöhe oder die Filterfrequenz. Auf das dann als Modulator arbeitende Signal des ersten Stranges wirken sich dabei alle eingestellten Parameter aus, also auch Filter und EG, was die Sache schon vielgestaltig macht. Noch wilder wird es, wenn man bedenkt, dass der so modulierte zweite Strang seinerseits als Modulator für den dritten und dieser für den vierten zu Werke gehen kann. Man mag sich kaum vorstellen, welche Art Wellenformen da am Ende herauskommen können. Gleichzeitig lassen sich, wie schon erwähnt, auch die LFOs der einzelnen Sektionen miteinander synchronisieren, so dass weitere Fäden zwischen den 4 Sektionen gesponnen werden.

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FAZIT
So viel kann ich sagen: Der Perfourmer MkII ist kein Testgerät, das man besonders gerne wieder hergibt. Er macht auf ganzer Linie Spaß, sowohl mit seinen gut klingenden Oszillatoren als auch durch seine durchdachte, einfach zu bedienende und doch ziemlich komplexe Architektur. Diese macht ihn auch, soweit ich das sehe, zu einem Unikum in der Riege moderner Analoger, was ihm eine ganz eigene Fangemeinde bescheren dürfte. Einzig die Filter haben mich nicht vollständig überzeugt, auch wenn das seinem sehr guten Gesamtsound keinen Abbruch tut. Die Nachrüstbarkeit der CV/Gate-Eingänge macht aus finanzieller Sicht sicher Sinn, da diese nicht für alle Musiker interessant sind. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der Preis ohne diese Eingänge etwas bescheidener ausfällt. Will heißen: Das Preis-/Leistungsverhältnis des Perfourmer ist sicher in Ordnung, das Gerät ist jedoch in einem Preissegment unterwegs, in dem man sicherlich über – z. B. auch gebrauchte – Alternativen nachdenkt.
Insgesamt ist der Perfourmer MKII ein großartiger, eigenständig klingender Synth mit ebenso großartigen Möglichkeiten. Bedenkenlos zu empfehlen!

Vermona_perFOURmer_MKII_043FIN
TECHNISCHE DATEN
  • vier diskret aufgebaute monofone Analogsynthesizer mit beliebiger Verknüpfungsmöglichkeit
  • monophon oder polyphon spielbar (6 Spielmodi)
  • klassische VCO-VCF-VCA-Struktur
  • LFO und ADSR-Hüllkurvengenerator pro Synthkanal
  • 24 dB Tiefpassfilter
  • Kopfhörerausgang
  • Line Ausgang 2x 6,3 mm Klinke
  • pro Synthkanal Buchsen für External In, Kanal-Out, Oszillator-Out und Insert
  • MIDI-In / MIDI Thru
  • 440Hz Stimmton
  • Bauform: Desktop
PREIS
  • UVP: 1.390,00 Euro
Kommentieren
Profilbild von Tom

Tom sagt:

#1 - 14.05.2012 um 00:41 Uhr

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Also ich find die internen Sequenzen Klasse! Die mögen zwar kein spezielles Genre abdecken, aber gerade das macht sie so vielseitig einsetzbar. Sowohl für Bass und Sequenzerläufe, als auch für Percussions. Und sie grooven!
Und natürlich kann man jeden der vier Synthstränge einzeln anstarten lassen.

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