Valeton Dapper Bass Test

Die Firma Valeton ist noch sehr jung und dürfte vielen Bassisten hierzulande vermutlich noch nicht bekannt sein. Hinter der chinesischen Marke entdeckt man allerdings bei genauerer Betrachtung einige erfahrene Köpfe, die seit über zehn Jahren Produkte für die Musikindustrie entwickeln und herstellen. Mit der neuen Marke Valeton legt das Team nun den Fokus auf erschwingliche und einfach zu bedienende Effektgeräte, die mit ihrem überzeugenden Sound sowohl Anfänger als auch professionelle Musiker ansprechen sollen. Speziell für Bassisten wurde das Multieffekt-Board “Dapper Bass” entwickelt, das die Effekte Chorus, Octaver, Filter, Compressor, eine Amp-Sektion mit Equalizer sowie ein Stimmgerät in einem kompakten Gehäuse vereint. Ein ähnliches Konzept kennen wir bereits vom “Bass Fly Rig” der amerikanischen Ampschmiede Tech21 – man darf also gespannt sein, ob sich das deutlich günstigere Valeton gegen die Konkurrenz behaupten kann.

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Details

Gehäuse/Front

Der Dapper Bass Effects-Strip sieht stylish aus und macht einen soliden Eindruck: das Metallgehäuse wirkt stabil und die Verarbeitung des Gerätes ist sehr ordentlich. Mit den Abmessungen von 320 × 65 × 42mm verschwindet der Alleskönner aus China problemlos in jeder Gigbag und verursacht mit einem Gewicht von 690g kaum zusätzlichen Transportaufwand.
Trotz der großen Feature-Dichte ist der Aufbau durchaus logisch und klar strukturiert: Auf der unteren Reihe der Bedienfront sitzen fünf Fußtaster zum Aktivieren der einzelnen Effekte. Die obere Reihe ist mit kleinen Reglern für die Justierung der jeweiligen Parameter belegt. Status-LEDs für die fünf Fußtaster bietet das Dapper nicht, diese Funktion wird hingegen von den Potis übernommen. Wenn ein Effekt aktiviert wird, leuchten alle dem Effekt zugehörigen Potis – damit die Sektionen einfach zu unterscheiden sind, wurde jedem Effekt eine andere Farbe zugeordnet. Die Regler auf der Front sind prinzipiell sehr klein, durch die gummierten Ränder fühlen sich die Potis allerdings allerdings sehr griffig an und die Markierungen sind aus einer normalen Entfernung recht gut zu erkennen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der optische Eindruck des Dapper Bass stimmt schon mal und …

Jedem wird einleuchten, dass ein derart kompaktes Multi-Effektgerät mit fünf Effekten und einem Stimmgerät nur begrenzten Zugriff auf die Parameter erlaubt, weil die Front schlicht und einfach zu wenig Platz bietet. Einige Effekte, wie beispielsweise der Chorus auf der linken Seite des Boards, müssen deshalb mit nur einem Regler auskommen. Im Falle des Chorus-Effektes handelt es sich um einen “Depth”-Regler, der für Stärke der Verstimmung zuständig ist.
Der nachfolgende, analoge Octaver ist mit den Reglern “Dry” für den cleanen Sound, dem “Oct1”-Regler (eine Oktave unter dem gespielten Ton) und schließlich dem “Oct2”-Regler (zwei Oktaven unter dem gespielten Ton) schon flexibler aufgestellt und liefert damit sicherlich ein paar interessante Sounds – mehr dazu im Praxisteil.
Zentral auf dem Dapper parkt die Amp-Sektion mit ihrem Dreiband-Equalizer und den entsprechenden Reglern für Bässe, Mitten und Höhen. Zusätzlich stellt die Amp-Sektion einen Gain-Regler und einen Volume-Regler für die Ausgangslautstärke zur Verfügung.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Blick auf die unterschiedlichen Effekte: hier die Chors-Sektion, …

“Dirty Q” ist die Bezeichnung für den Envelope-Filter des chinesischen Alleskönners. Der “Dirty Q” ist mit einem “Sens”-Regler für die Empfindlichkeit und mit einem Volumen-Regler für die Ausgangslautstärke ausgestattet. Mithilfe eines kleinen “Fuzz”-Schalters kann der Filter außerdem angezerrt werden, falls man auf griffigere, obertonreichere Sounds steht.
Ganz rechts auf der Front des Dapper sitzt schließlich ein chromatischer Tuner und die sogenannte “Boost-Comp”-Sektion, die sich aus einem Gain-Regler (+12dB Boost) und dem “Comp”-Regler für die Kompressionsstärke des Onboard-Kompressors zusammensetzt. Das Stimmgerät bietet ein einstelliges Dislay zum Ablesen der Tonhöhe und drei LEDs zur Kontrolle der Stimmung – ein super präzises Tuning ist damit natürlich nicht möglich, für die schnelle Korrektur auf der Bühne reicht es aber allemal!

Fotostrecke: 2 Bilder “Dirty Q” nennt sich der Envelope Filter des Pedals, an welchen sich …

Anschlüsse/Rückseite

Wie wir sehen, hat unser Testkandidat trotz seiner kompakten Bauweise in Sachen Effekte einiges zu bieten. Erfreulicherweise geizt der Effects-Strip aus dem Hause Valeton auch nicht mit Anschlussmöglichkeiten. Essentiell ist bei derartigen Geräten ein DI-Ausgang, der ein symmetrisches Signal zum Pult oder zum Recording-Equipment schickt. Die entsprechende XLR-Buchse sitzt beim Dapper Bass auf der linken Seite, etwaige Einstreugeräusche können zudem mit einem kleinen Groundlift-Schalter eliminiert werden.
Alle anderen Buchsen parken auf der Rückseite des Effektboards. Hier finden wir ganz links den Klinkeneingang zur Verbindung mit dem Bass, darauf folgt ein “Thru”-Klinkenausgang zur Weiterleitung eines trockenen Signals und schließlich den Anschluss für die Stromversorgung. Valeton legt lobenswerterweise sogar ein passendes 9V-Netzteil mit in den Karton, der Betrieb mit Batterien ist nicht vorgesehen.
Den Abschluss auf der Rückseite macht eine Gruppe von drei weiteren Klinkenbuchsen. Zwei davon sind für den Effektweg des Multieffekt-Boards reserviert (Send/Return), die dritte Klinke mit der Bezeichnung “Out” leitet das Signal schließlich an den Amp weiter.

Fotostrecke: 3 Bilder Das chinesische Multieffekt-Pedal …

Praxis

Der Abstand zwischen den Fußschaltern und den Potis ist beim Dabber Bass bauformbedingt sehr kurz geraten. Ich hatte anfangs befürchtet, dass die Potis sicherlich mit der Zeit doch sehr in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Meine Bedenken erwiesen sich allerdings als unbegründet, denn die Regler sind sehr flach, sodass sie in der Regler gar nicht mit dem Fuß berührt oder im schlimmsten Fall zerquetscht werden.
Die Bedienung der kleinen Potis ist durch die griffige Gummierung in Ordnung und die kontrastreiche Beschriftung lässt sich gut erkennen, wenn das Gerät auf dem Boden vor den Füßen steht. Bezüglich der Bedienung des kompakten Effektboards gibt es also nichts zu meckern.

Zwar geht es auf der Oberfläche verhältnismäßig eng zu, die Bedienbarkeit ist aber dennoch in Ordnung.
Zwar geht es auf der Oberfläche verhältnismäßig eng zu, die Bedienbarkeit ist aber dennoch in Ordnung.

Chorus

Für die Aufnahme habe ich den Depth-Regler weit aufgedreht (3 Uhr), damit der Chorus deutlich zu hören ist. Ich finde den Effekt durchaus gelungen: der Chorus klingt warm und macht den Sound breiter, ohne zu matschen. Schade ist natürlich, dass der Effekt keinen Zugriff auf weitere Parameter (wie etwa die Modulationsgeschwindigkeit bzw. Rate) zulässt, aber das ist eben der Preis für die kompakte Bauweise des Boards.

Audio Samples
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Chorus, 3 Uhr

Octaver

Die Performance und die Praxistauglichkeit eines Octavers steht und fällt mit seinen Tracking-Fähigkeiten. Beim Octaver von Valeton gibt es hinsichtlich der Tonhöhenerkennung wirklich nichts zu meckern – selbst tiefere Töne, je nach Basssound teilweise bis zum G auf der E-Saite, werden zuverlässig umgesetzt und stabil gehalten. Der Klangcharakter des Valeton-Oktavers erinnert durchaus an den einen oder anderen analogen Klassiker. Seine klangliche Flexibilität würde ich, bedingt durch die stufenlose Mischbarkeit der beiden Octaver-Sounds mit dem trockenen Signal, als sehr hoch bezeichnen. Im ersten Beispiel hört ihr eine 50:50-Mischung des Oct1-Sounds mit dem trockenen Signal, beim zweiten Beispiel kommt noch der Oct2-Sound (zwei Oktaven unter dem gespielten Ton) dazu:

Audio Samples
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Oct1, Dry: 50% Oct1, Oct2, Dry: 50%
Ein vielseitiges kleines Helferlein!
Ein vielseitiges kleines Helferlein!

Bass Amp/Boost Comp

Als nächstes kommen wir zur Klangzentrale des Dapper Bass und hören uns dessen Amp-Sektion und den Kompressor an. Im ersten Beispiel spiele ich zuerst einen Durchgang ohne Dapper Bass, damit der Klangunterschied mit der Equalizer-Einstellung deutlich wird. Zusätzlich zu einer Bass-und Mittenanhebung kommt der Kompressor zum Einsatz; der Comp-Regler steht dabei auf 11 Uhr.

Audio Samples
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Amp Bypass, dann Amp mit Bass- und Mid-Boost, Comp: 11 Uhr

Mein Jazz Bass klingt durch den Bass-Amp des Dapper deutlich mächtiger und gleichzeitig präsenter. Der Equalizer greift sehr effektiv an den richtigen Bereichen und verstärkt keine nervenden Frequenzen – der Sound bleibt stets transparent! Mir gefällt der Dreiband-Equalizer des Dapper Bass wirklich sehr gut, und auch der Kompressor erledigt seinen Job ausgezeichnet. Er verdichtet den Sound und erhält dabei den Klangcharakter des Basses – viel mehr kann man von einem Kompressor, der mit nur einem Regler bedient wird, wohl kaum erwarten.
Mit der Bass-Amp-Sektion des Dapper Bass sind auch verzerrte Basssounds möglich – dank der Boost-Möglichkeit am Anfang des Signalweges sogar mit pegelschwachen Passiv-Bässen. Im ersten Audiobeispiel wird der Bass nur leicht angezerrt, im zweiten Clip geht es etwas härter zur Sachen. Der Equalizer erzeugt hierbei zusätzlich einen deutlichen Mitten-Scoop, der den Sound größer und etwas stackmäßiger wirken lässt.

Audio Samples
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Amp, Bass-Boost, Heavy Mid-Boost, Gain: 11 Uhr Amp, Gain: 12 Uhr, Bass- und Treble-Boost, Mid-Cut, Comp: 12 Uhr

Dirty Q

Den schwächsten Eindruck von allen Effekten hinterlässt bei mir der Envelope Filter. Er erzeugt schmatzende Sweep-Sounds, die etwas an den Klang des Bassball-Pedals von Electro-Harmonix erinnern. Die Bandbreite unter dem Sens-Regler (Empfindlichkeit) ist jedoch nicht wirklich hoch – ab der 12-Uhr-Stellung produziert der Dirty Q mit meinem passiven Jazz Bass nur noch merkwürdige Klickgeräusche und keine wirklichen Filter-Sounds mehr.
Mit dem Fuzz-Schalter lässt sich der Filter-Sound bei Bedarf noch verzerren, zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten für das recht dünn klingende Fuzz gibt es allerdings nicht. Ich muss gestehen: Der Dirty Q ist nicht wirklich meine Welt, aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Wer auf den Bassballs von EHX steht, kommt mit dem Filter des Dapper Bass vielleicht auch klar.

Audio Samples
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Dirty Q Dirty Q mit Fuzz
Einzig die Dirty-Q-Sektion konnte unseren Tester nicht zu 100% überzeugen.
Einzig die Dirty-Q-Sektion konnte unseren Tester nicht zu 100% überzeugen.

Zum Abschluss gibt es noch zwei Clips, bei denen mehrere Effekte des Dapper Bass gleichzeitig zum Einsatz kommen. Im ersten Beispiel hört ihr einen leicht verzerrten Sound mit beigemischtem Octaver, und für den Sound im letzten Clip habe ich zusätzlich den Dirty-Q inklusive Fuzz aktiviert.

Audio Samples
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Amp mit Oct1 Amp mit Oct1 + Dirty-Q und Filter

Fazit

Der Valeton Dapper Bass Effect Strip bleibt trotz der vielen Features äußerst einfach in der Bedienung, sodass auch Multi-Effekt-Anfänger im Handumdrehen zu guten Ergebnissen kommen können. Die Soundqualität der Effekte ist – vielleicht mit Ausnahme des Dirty-Q – als sehr gut zu bezeichnen und besonders die Amp-Sektion überzeugt mit einem effektiven und musikalischen Equalizer, der drastische Klangveränderungen erlaubt und den Basssound wirklich aufwerten kann. Darüber hinaus bietet das kompakte Effektboard viele Anschlussmöglichkeiten; es kann sogar über den Effektweg mit zusätzlichen Pedalen erweitert werden. Bassisten, die eine super kompakte und preiswerte Alternative zu einem Board mit Einzelpedalen suchen, sollten den Dapper Bass von Valeton deshalb auf jeden Fall anchecken – für einen Preis von deutlich unter 200,- Euro bekommt man von Valeton hier wirklich viel geboten!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kompakte Bauweise
  • solide Konstruktion, ordentliche Verarbeitung
  • einfache Bedienung
  • gute Qualität der Effekte
  • gute Anschluss-Ausstattung inklusive Effekt-Weg
  • sehr gutes Preis-Leisungs-Verhältnis
Contra
  • Tuner sehr simpel
Artikelbild
Valeton Dapper Bass Test
Für 93,00€ bei
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Der optische Eindruck des Dapper Bass stimmt schon mal und …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Valeton
  • Modell: Dapper Bass
  • Herstellungsland: China
  • Effekte: Chorus, Octaver, Envelope Filter+Fuzz, Compressor
  • Sonstiges: Dreiband-Equalizer, chromatisches Stimmgerät
  • Regler/Schalter: Depth, Dry, Oct1, Oct2, Vol, Bass, Mid, Treble, Sens, Gain, Comp, Fuzz, Groundlift, 5 x On/OFF-Fußtaster
  • Anschlüsse: In, Out, Thru, Send, Return, XLR-Out, Netz (9V, minus innen)
  • Stromverbrauch: 85mA
  • Abmessungen: 320 × 65 × 42 mm
  • Gewicht: 690g
  • Zubehör: Netzteil
  • Preis: 169,- Euro (Ladenpreis im Januar 2018)
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